Dienstag, 16. Mai 2017

"Trumps Amerika" bei RTL

"Lügenpresse" oder "Lückenpresse" oder wie man auch immer das nennen will... RTL hat gestern wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass jeder dieser Titel berechtigt ist.

In der Nachrichtensendung um Mitternacht ging es u.a. mal wieder um Trump. 

Und obwohl es mit der Entlassung von FBI-Chef Comey und den angeblichen Enthüllungen der Washington Post um eine angebliche Weitergabe von angeblich geheimen Informationen an Russland durchaus interessante Dinge zu berichten gäbe, beschränkte man sich auf Trump-Bashing der albernsten Sorte. Man musste wohl noch Sendezeit füllen.

Das knallharte Investigativ-Team der RTL-Spätnachrichten hat, wahrscheinlich nach wochenlanger Recherche herausgefunden, dass ein US-Präsident den Steuerzahler Geld kostet und dass er manchmal Stress verursacht.

Ach was!

RTL hat genau aufgeschlüsselt, wie teuer es ist, wenn Trump zu seiner Villa im vornehmen Miami Bal Harbour fährt. "Secret Service", "The Beast" und die Flüge, blablabla ... alles schön zusammengerechnet seit seinem Amtsantritt.

Hat jemals vorher irgendwer im deutschen Fernsehen eine Kostenaufstellung darüber gesehen, wenn Obama oder Clinton nach Marthas Vineyard oder Hawaii oder sonst wohin ins Wochenende oder in den Urlaub gefahren sind?

Wäre mal interessant.

Ebenfalls herausgefunden haben die Spitzenjournalisten des RTL-Nachtjournals, dass es für die Anwohner in Bal Harbour Stress wäre, wenn der US-Präsident vorbei kommt und wenn sie bewaffnete Soldaten und den Secret Service sehen müssten, die zu seinem Schutz abgestellt sind. 

Und ganz schlimm hat es eine Pensionärin getroffen, die ihren wohlverdienten Ruhestand in einem eigenen Appartement in einem der zahlreichen Hochhäuser in Miami Beach genießt und die nun den Anblick ertragen muss, wenn draußen auf See ein Schiff der US Coast Guard patroulliert.

Da haben die Enthüllungsprofis von RTL buchstäblich wohl jeden Stein umgedreht, um an diese Informationen zu gelangen, die die Sinnhaftigkeit eines US-Präsidenten, seines Schutzes und seiner Urlaubstrips in ihren verfassungsmäßigen Grundlagen erschüttern.

Ob Trump das politisch überleben wird?

Danach gab es dann noch den üblichen Schwenk aus der Welt der Reichen und Schönen hinüber in ein nicht weit entferntes Problemviertel, ohne den eine Reportage über die USA nicht auskommen kann. Motto: während es sich Trump in seiner Luxusvilla im vornehmen Bal Harbour gut gehen lässt, darben seine Landsleute nur einen Steinwurf entfernt in ihrer Hoffnungslosigkeit. 

Schonungslos legt RTL "die Gegensätze in Trumps Amerika" offen! Wie kann er das nur mit seinem Gewissen vereinbaren. Schließlich habe er ja versprochen, die schlimmen Zustände in vielen Städten zu bekämpfen. Aber so ist das eben in "Trumps Amerika".

"Trumps Amerika"? Was soll das denn bitte? 

Es ist ja nun nicht so, als wären North Miami, Opa Locka oder Downtown bis zum Januar 2017 Viertel gewesen, in denen die Menschen in Wohlstand und frei von Sorgen und fernab von jeglicher Kriminalität ein unbeschwertes Dasein genossen haben.

Man kommt sich beinahe schon blöd vor, darauf hinzuweisen, dass es Ghettos und Problemviertel so lange gibt, wie es Amerika gibt.

Und mal nebenbei: der Mann ist seit Januar im Amt, jetzt haben wir Mai.

Aber das zu berücksichtigen wäre wohl zu viel verlangt von den neutralen und faktenorientierten Journalisten und Redakteuren bei RTL. Trump ist doof und deswegen müssen schlechte "Nachrichten" her, wo es gar keine gibt. Das ist jetzt "Trumps Amerika" und deswegen ist er persönlich Schuld, dass es unweit des vornehmen Bal Harbour auch Ghettos gibt.

Zum Glück müssen wir dafür nicht auch noch GEZ-Gebühren zahlen. Für absolute Non-Infos, die zu einem Skandälchen hochgepuscht werden.

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