Mittwoch, 17. August 2022

Fehler des Systems



Der RBB hat nun seine Intendantin Schlesinger abberufen.

Zu groß waren ihre Verfehlungen (private Parties auf Firmenkosten, Luxusausstattung von Büros, explodierende Baukosten, teure Dienstwagen...) und zu gering ihr Schuldbewusstsein.

Ihr Kollege vom WDR, Tom Burow, steht nun auch in der Kritik. In einem Interview gab er sich empört und enttäuscht und versprach Aufklärung. Ebenso beschwor er, daß das Verhalten Schlesingers nicht typisch für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk sei und daß das ein Fehler im System wäre.

Falsch! Es ist ein Fehler des Systems! Oder das System ist der Fehler.

Zu lange haben sich die Verantwortlichen des ÖR in ihrem System eingelebt und eingerichtet. 

Zu lange haben sie in der Überzeugung gelebt, das Geld, das von den Bürgern über einen Vertrag zu Lasten Dritter unter Androhung von Gewalt eingetrieben wird, stehe ihnen zu.

Zu lange haben sie in dem Glauben gelebt, im Besitz der Wahrheit zu sein und dem verunsicherten Bürger ein Ankerpunkt in der verwirrenden Welt der Informationsvielfalt zu sein. Sie verstiegen sich sogar zu der Aussage, die GEZ-Gebühr sei eine "Demokratieabgabe" (Jörg Schönenborn, damals WDR-Chefredakteur, im Dezember 2012).

Können Anmaßung und Selbstverherrlichung größer ausfallen?

Tom Burow wurde in dem erwähnten Interview auch gefragt, ob sein Auto auch Massagesitze habe. Er bejahte und fügte hinzu, daß er sie ja nie nutzt und das auch gar nicht gewusst habe. Dafür wurde er auch kritisiert.

Nun, daß er nicht weiß, was alles in seinem Dienstwagen an Sonderausstattung enthalten ist, glaube ich ihm sogar. Der Wagen wird sicher nicht von ihm selbst bestellt und konfiguriert worden sein, sondern von irgendeinem Mitarbeiter im Einkauf oder in der Abteilung "Beschaffung" oder wie das halt beim WDR heißt.

Das Problem ist, daß die Einkäufer so ein Budget haben, um dem Chef einen Wagen im Wert von etwa 150.000 Euro vor die Tür zu stellen. Gern vergleichen sich die Intendanten des ÖR mit den Chefs von großen Konzernen mit ähnlich vielen Mitarbeitern und ähnlichem "Umsatz".

Nur: DAS IST KEIN UMSATZ! Der ÖR verkauft keine Produkte an interessierte Nutzer. Er hat keine Konkurrenten um das Geld, das er bekommt. Er bekommt per Gesetz durch Zwang mehr als 8 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist nicht vergleichbar mit einem Unternehmen, daß sein Geld im Wettbewerb verdienen muss, das dem Kunden einen Vorteil bieten muss, damit dieser freiwillig bezahlt.




Dieses Bewusstsein ist dem ÖR völlig abhanden gekommen.

Er sieht sich als Wahrheitsinstanz, die es verdient, per Gesetz garantierte Einnahmen zu bekommen. Und er verschwendet das Geld weit über seinen ursprünglichen Auftrag hinaus mit 21 TV- und 73 Radiosendern.

Das Problem des ÖR sind nicht Verfehlungen einzelner Repräsentanten. Das Problem ist der ÖR selbst, mit seinen vom Bürger erpressten Einnahmen, seinem selbstherrlichen Selbstverständnis und vom Staat, also den Parteien geprägten Entscheidungsgremien.




Dienstag, 16. August 2022

Gasumlage . die neue Folge aus dem Schmierentheater

Nun steht die Gasumlage fest. 




2,4 Cent werden auf jede verbrauchte kWh draufgeschlagen.

Damit der Gasmarkt nicht zusammenbricht, so jedenfalls der sog. Wirtschaftsminister Habeck.

Er spielt damit den Warner, den "bad guy". 

Den "good guy" in diesem neuerlichen Schauspiel mimt Christian Lindner, der in Wahrnehmung seiner sozialen Verantwortung für die Bürger dieses Landes die Umlage von der Mehrwertsteuer, der Fachmann sagt Umsatzsteuer, ausnehmen wollte.

Die Lieferung von Gas unterliegt dem Regelsteuersatz von 19%.

19% von 2,4 Cent sind 0,45 Cent, also weniger als ein halber Cent.

Bei 1000 kWh wären das also 456 Cent, also 4,56 Euro. Zusätzlich zu den 2.400 Cent, also 24 Euro Umlage.

100 qm Wohnfläche verbrauchen im Schnitt ca. 14.000 kWh Gas im Jahr, wenn man nur mit Gas heizt. Wird das Warmwasser auch mit Gas erzeugt, kommen etwa 16.000 kWh zusammen.

Die Umlage bei 14.000 kWh Verbrauch im Jahr beträgt also (14.000 kWh*2,4 Cent/kWh=) 33.600 Cent oder 336 Euro. Ob darauf nun noch (336*19%=) 63,84 Euro Umsatzsteuer draufkommen, ist für die meisten Haushalte völlig egal.

Aber Christian Lindner ist ja fein raus. Die EU hat schon mitgeteilt, daß sie die Befreiung der Gasumlage von der Umsatzsteuer ablehnt.

Da hat Christian Lindner wirklich alles versucht, aber die EU hat es verhindert. Was soll er da noch machen? Er hatte aber die Absicht, zu helfen.

Nicht helfen wollte er bisher bei der Verdopplung bis Verdreifachung der Gaspreise, die wir inzwischen erleben, auf die der Staat natürlich auch USt. erhebt. Diesen "Übergewinn" nimmt der Staat gern mit.

Nun also auch die USt. auf die Gasumlage. Bei einem Gasverbrauch der Haushalte von etwa 310 Mrd. kWh im Jahr, kommen also bei der Gasumlage nochmal etwa 1,4 Mrd. Euro in die öffentlichen Kassen. Geld, das die öffentlichen Haushalte nach dem Einnahmeausfall und den erhöhten Ausgaben infolge der staatlichen Maßnahmen wegen Corona gut gebrauchen können.

Aber ehrlich, Christian Lindner hat alles versucht! Wirklich! Großes Politiker-Ehrenwort.

In den nächsten Tagen wird uns dann sicher irgendeine Schranze im Tagesschau-Kommentar erklären, daß die Aufgabe der Steuerhoheit zugunsten der EU eben der Preis dafür ist, daß wir im "Friedensprojekt EU" leben dürfen. Und dafür, daß wir uns im Urlaub in Italien oder Spanien nicht mit so lästigen Dingen wie Währungsumrechnung befassen müssen und dafür, daß unsere Jugendlichen ein Erasmus-Semester ablegen können und dafür, daß wir uns nicht über unterschiedliche Maße von Traktorensitzen oder Bananen ärgern müssen.

Na das sollte uns die Mehrwertsteuer auf die Gasumlage doch Wert sein. Zumal wir es ja damit auch Putin zeigen...

Achso, noch etwas zum Mahner, zum "bad guy" Habeck: daß der Gasmarkt erst zusammenbricht, wenn gar kein Gas mehr fließt und daß es, solange noch Gas fließt, Unternehmensübernahmen und einen Konsolidierungsprozess auf dem Gasmarkt geben würde, vergisst der grüne Tausendsassa. Oder es kommt ihm gar nicht erst in den Sinn. Denn ein Teil der Player auf dem Gasmarkt verdient gerade so viel wie nie zuvor.

Tja, wenn man Grünen das Regieren überlasst...



E-Auto-Hype... es nervt!



Was stört mich am E-Auto?

Es ist nicht das Auto an sich. Das sind genauso kleine technische Meisterwerke wie ein V6-TDI-Motor oder ein V8-Biturbo. Die ununterbrochene Beschleunigung ist toll, ich habe das schon 2013 in einem Tesla Roadster (damals noch ein umgebauter Lotus) erfahren dürfen. Bei derselben Fahrt habe ich aber auch den Nachteil erlebt. Die Reichweite. Der Fahrspaß auf dem ersten Teil der Strecke wurde erheblich getrübt durch den rapiden Reichweitenabfall und die Angst auf dem Rückweg, es nicht mehr bis zum Hotel zu schaffen. Denn dort war die Ladesäule für das Auto. Und als quasi "Verkehrshindernis" mit so einem Auto durch die Gegend zu fahren, während man weiß, wieviel Spaß dieses Ding eigentlich bieten kann, nervt auch ganz schön.

Egal, ich erinnere mich trotzdem gern dran.

Also mich stört nicht das E-Auto, nicht die Technologie.

Was mich stört, ist zum einen der politische und ideologische Druck, der rund ums E-Auto aufgebaut wurde. Ohne politische Vorgaben zum CO2-Ausstoß, ohne massive Subventionen und ohne das transportierte Gefühl, "etwas Gutes für die Umwelt" zu tun, wäre es wohl kaum zu einer Renaissance des E-Autos gekommen. Zu groß sind die Nachteile im Alltag.

Noch immer, auch nach vielen Jahren der Entwicklung von E-Autos sind sie überwiegend ein Spielzeug für wohlhabende Leute, die entweder eine eigene Ladesäule haben oder das Auto über die Firma laufen lassen oder einen Tesla fahren und damit in den exklusiven Genuss der Supercharger kommen, der anderen E-Autos vorenthalten bleibt. Für Millionen von Menschen, die in Mietshäusern wohnen und keine eigene Lademöglichkeit haben, ist ein E-Auto keine Alternative. Selbst wenn sie mit der geringeren Reichweite klarkommen würden. Sie hätten schlicht keine Gelegenheit, ihr Auto dann "aufzutanken", wenn sie es wollen. Im Gegensatz zu einem Verbrenner-Auto.

Allerdings bieten E-Autos auch den Wohlhabenden keinen besonderen Vorteil, abgesehen von staatlichen Vergünstigungen und der Befriedigung der Eitelkeit, "etwas Gutes für die Umwelt" zu tun. Ohne diese staatlichen Eingriffe und die mediale Manipulation wären E-Autos niemals vom Markt nachgefragt worden.

Was mich weiterhin stört, ist die gerade angesprochene mediale Manipulation, die Schönrederei von E-Autos in den Medien.

Die Auto-Bild testete zum Beispiel in einer der letzten Ausgaben den neuen ID.5 von VW gegen den bereits bekannten Polestar 2.




Technisch ganz sicher tolle Autos. Die Auto-Bild preist die beiden Wagen an, daß damit der Umstieg ins E-Auto klappen könnte. 

Moment mal... wir reden hier über Autos, die auch nach Abzug der staatlichen Subventionen immer noch etwa 46.000 Euro kosten, wenn man nicht die zurückhaltend ausgestatteten Basismodelle kaufen will, sondern noch ein wenig in der Sonderausstattungsliste stöbert.

46.000 Euro! Das sind gut 10.000 Euro mehr, als die Deutschen in 2021 im Schnitt für einen Neuwagen ausgegeben haben. Wobei zu sagen ist, daß der Durchschnittspreis eines Neuwagens im Jahr 2019 noch bei 33.580 Euro lag. Der Anstieg in 2020 und 2021 lag zum einen an der Unsicherheit wegen der staatlichen Einschränkungen wegen Corona (vor allem Gutverdiener haben sich noch neue Autos gekauft, während die Zahl der Gesamtzulassungen zurückging, was den Durchschnittspreis anhebt) und am Zusammenbruchs der Lieferketten und des Chipmangels, ebenfalls hervorgerufen durch staatliche Interventionen (Lockdowns).

Es werden also Autos angepriesen, die mehr als ein Drittel über dem Durchschnittspreis eines Neuwagen liegen. Und damit soll also der Umstieg aufs E-Auto erleichtert werden.

Schaut man sich die Zulassungsstatistiken an, so sieht man schnell, daß die Mehrzahl der Neuwagen unterhalb des Durchschnittspreises liegt und die teureren Modelle den Schnitt heben. Also für einen Großteil der Bevölkerung wird ein E-Auto schlicht nicht bezahlbar sein, von den Beschränkungen durch die Ladeinfrastruktur ganz zu schweigen. Damit soll also der Umstieg aufs E-Auto versüßt werden?

In einem weiteren Artikel wird über den Alltagstest eines Tesla Model 3 berichtet.




Die Überschrift ist schon vielsagend. "Nicht perfekt, aber beeindruckend."

Also ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas beeindruckend fand, was nicht perfekt oder nahezu perfekt war. Das ist doch gerade der Grund, weshalb man von etwas beeindruckt ist, wenn etwas perfekt ist.

Okay, man kann auch beeindruckt sein, wenn sich jemand ganz viel Mühe gibt und das Ergebnis trotzdem nicht perfekt ist, aber das sollte ja wohl kaum der Anspruch eines E-Autos sein.

Mal sehen, was den Autor so im Detail beeindruckt hat:

"... und beginne, die klare Darstellung der Navi-Karte zu schätzen. Die Kameras erkennen Radfahrer, Laster, andere Autos, Ampeln, Hütchen. Man kann dem Model 3 quasi beim Analysieren der Verkehrssituation zugucken..."

Hm, nun ja, gute Navis mit tollen Anzeigen bieten auch andere.

"Und auch wenn sich die Lenkung ein bisschen anfühlt wie damals das Lenkrad an der Play-Station 2, das Fahrgefühl ist entspannt bis lässig."

Wow, also ein Auto mit einer Lenkung wie bei der PS2 möchte ich eigentlich nicht fahren und ein entspanntes, lässiges Fahrgefühl kriege ich auch mit einem schönen fetten TDI-Motor hin, von amerikanischen Big Blocks ganz zu schweigen. Auch ein Mercedes soll von Hause aus ein entspanntes Fahrerlebnis bieten. Also was genau beeindruckt den Autor bisher?

"... und programmiere mein Ziel in Süddeutschland ins Navi. Und dann beginne ich zu verstehen, was Tesla-Fans an diesem Auto so begeistert. Eigenständig schlägt mir das Model3 eine Route von Supercharger zu Supercharger vor. Sagt mir auch, daß ich für die schnellste Ankunftszeit am Ziel vorerst nicht schneller als 120 km'h fahren sollte."

Man kauft sich also für etwa 50.000 Euro ein modernes Auto, das 325 PS anbietet, 225 km/h schnell fahren kann und dann sagt einem das Auto, daß man bitte nicht schneller als 120 km/h fahren soll? Also wie in einem Renault Zoe?

Okay, hier tut das Auto doch eigentlich nichts anderes, als den Fahrer vom großen Nachteil von E-Autos, nämlich der Reichweite, so gut wie möglich zu entlasten. Wenn dein Auto dir extra eine Route anzeigen muss, wo du am besten "tankst", dann sagt das doch alles über die Nachteile von E-Autos.

Wenn ich bei meinem Diesel das Ziel ins Navi eingebe, dann interessieren mich Tankstellen unterwegs nicht. Ich will den Weg zum Ziel sehen. Die Tankanzeige reicht mir doch, um zu wissen, wann ich tanken muss. Bestenfalls tanke ich vorher voll und muss mir keine Sorgen mehr darüber machen. So etwa 800-1000 Kilometer lang, abhängig von meiner Fahrweise. Und ich darf dabei auch schneller als 120 km/h fahren, ohne daß ich mir irgendwelche Sorgen machen müsste. Denn die "schnellste Ankunftszeit", die der Tesla errechnet, berücksichtigt ganz sicher einen höheren Stromverbrauch bei schnellerer Fahrt, was zu mehr "Tankstopps" und damit zu Zeitverlust führt. Vielleicht sagt mir das Auto ja auch noch, daß ich noch weniger "tanken" muss, wenn ich das Radio auslasse und die Klimaanlage? Und wenn ich auch noch aufs Navi verzichte und mich stattdessen das Navi im Handy benutze oder nach Väter Sitte den ADAC-Atlas benutze, dann spare ich mir noch einen "Tankstop".

In einem anderen Artikel in einer früheren Ausgabe der Auto-Bild haben die mal einen Test gemacht, wie lange man für eine Strecke quer durch Deutschland braucht. Oder war es gar bis nach Italien? 

Egal, mir ist jedenfalls als Erinnerung hängengeblieben, daß der Trip viel länger als mit einem Verbrenner dauerte, daß die Suche nach einer Ladesäule manchmal zum Alptraum wurde, also vor allem in Städten und daß der Autor später die 20-30minütigen Stopps beim Laden als "Entschleunigung" anpries.

Da wären wir wieder beim Schönreden, was mir so auf die Nerven geht.

Wenn ich in ein Auto steige und eine längere Strecke vor mir habe, dann will ich ankommen! So schnell wie möglich. Und wenn ich Entschleunigung brauche, dann entscheide ich selbst, wann ich mich entschleunigen will. Von einem technischen System quasi vorgegebene Momente der "Entschleunigung" sind kein Vorteil. Das ist eher ein Nachteil, denn diese Entschleunigung wird mir aufgezwungen, wenn ich sie evtl. weder brauche noch haben will. Wie gesagt, ich will ja ankommen, wenn ich in ein Auto steige. 

Und wenn ich Zeit habe und mich "entschleunigen" will, kann ich jederzeit mit einem Verbrennermotor eine Pause einlegen. Wann ich will...

Zurück zum "beeindruckenden Tesla".

Ganz toll findet der Autor das schnelle Laden an den Tesla-Superchargern.

"Freie Tesla-Lader werden in Echtzeit im Navi angezeigt... Ich rolle stets an eine leere Säule, lade in der Spitze mit fast 160 kW und bin wieder weg, bevor ich mich langweile. Mal 15 Minuten, mal 20. So funktioniert E-Mobilität."

Wow, stellen Sie sich mal einen Fahrer eines Verbrenner-Autos vor, der folgendes sagt: "Ich fahre an eine beliebige Tankstelle, die mir nicht mal im Navi angezeigt werden muss, finde fast immer sofort eine leere Säule, tanke 50 Liter in 2 Minuten, bezahle und bin wieder weg. So funktionieren Verbrenner-Autos."

Undenkbar eigentlich. Der Autor lobt also eines der selbstverständlichsten Dinge, die mit einem Auto möglich sein müssen, nämlich das "Auftanken" und freut sich dabei noch, daß er sich nach 15-20 Minuten Ladezeit nicht langweilt? Oh man...

Im Test wird dann noch das stuckerige Fahrwerk erwähnt und die tollpatschige Verkehrszeichenerkennung und Assistenzsysteme, die in manchen Fällen nicht wissen, was sie machen sollen. Und das alles bei einem Auto für über 50.000 Euro. Ein Fahrer eines Audi A6 TDI oder eines 5er BMW wird hier nur den Kopf schütteln. 

Aber diese Probleme sind angeblich vergessen, "sobald die Vorkonditionierung ein paar Kilometer vor der nächsten Ladung den Akku vorbereitet". Also wenn das Auto sich selbst auf das "Laden" vorbereitet.

In meinem TDI bereitet sich mein Auto nicht auf den nächsten Tankvorgang vor, sondern gibt mir den eher überflüssigen Hinweis, daß ich noch 80 Kilometer Restreichweite habe, was ich aber anhand der Tankanzeige und der Erfahrung mit meinem Auto selbst weiß.

Am Ende resümiert der Autor, daß "Laden im Tesla beeindruckend ist und gute Laune macht - im Gegensatz zu vielen anderen E-Autos".

Das ist also das Besondere an einem Tesla? Daß er gut laden kann? Wow.

Soll ich jetzt nach jedem Tankvorgang mit meinem TDI auf den Boden knien, ob der genialen Erfindung, einen flüssigen Energieträger in einem Bodentank zu lagern, diesen mit Hilfe einer technischen Einrichtung (Tanksäule) und einem Tankschlauch mit einem Auto zu verbinden und in 2 Minuten 50 Liter Flüssigkeit ziehen zu können? Und zwar mit JEDEM Verbrenner? Egal von welcher Marke?

Übrigens will Tesla jetzt nach und nach seine Supercharger auch für andere Marken freigeben. Ob es sich dann immer noch problemlos laden lässt wie jetzt, bleibt noch abzuwarten.

Also ein wenig mehr Ehrlichkeit und Realitätssinn wäre bei der Berichterstattung über E-Autos schon angebracht. Es ist noch immer so: trotz hoher Subventionen und einem ideologisch eingefärbten guten Gewissen sind E-Autos noch immer vor allem etwas für Wohlhabendere mit eigener Ladesäule oder für Leute, die das Auto netto bezahlen und über die Firma laufen lassen. Für die Masse der Bevölkerung ist das E-Auto keine Alternative.

Aber vielleicht ist es ja wirklich so, wie mal irgendwer gesagt hat: E-Mobilität bedeutet nicht, daß 90% der Menschen ein E-Auto fahren werden, sondern daß 90% der Menschen gar kein Auto mehr fahren werden.

Und wenn die Automobilindustrie irgendwann die Herstellung von Verbrennungsmotoren eingestellt hat und dann evtl. die Rohstoffe für die Batterien knapp werden, erfüllt sich sogar der grüne Traum vom Ende des Individualverkehrs.

Immerhin warnen immer mehr Autobosse davor, daß ein Mangel an Batterie und Rohstoffen drohen könnte. So etwa der Chef von Stellantis, Carlos Tavares. Oder auch der scheidende VW-Chef Herbert Diess. Auch BMW-Chef Oliver Zipse sieht ein Problem in der Rohstoffversorgung.

Der Chef von Toyota Akio Toyoda warnt zudem vor einem massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen in der Automobil- und Zuliefererindustrie, weil E-Autos vergleichsweise weniger komplex in der Konstruktion und Herstellung sind.

Zwar gab es schon immer Warnungen, daß durch neue Technologien Arbeitsplätze verloren gehen und schon immer wurden dabei auch neue Arbeitsplätze geschaffen, allerdings waren diese Umbrüche stets getrieben vom Markt. Unternehmen boten den Kunden mit neuen Technologien einen Vorteil, der wiederum zu neuen Arbeitsplätzen rund um die neue Technologie oder ihre Erweiterung/Verbesserung führte.

Beim E-Auto haben wir es allerdings mit einem politisch und ideologisch getrieben Wechsel zu tun, der nicht durch eine Nachfrage oder Verbesserung eines bestehenden Produktes verursacht wurde. Denn der simple Austausch des Antriebskonzeptes bedeutet nicht zwangsläufig eine Verbesserung. Die Probleme (Reichweite, Ladeinfrastruktur, Rohstoffe) sind ja sichtbar. Und E-Autos sind ja genaugenommen keine neue Erfindung. Es gab sie bereits zu Beginn der Geschichte des Automobils. Ihre Nachteile im Alltag, die eben für die meisten Menschen entscheidend sind, haben jedoch dazu geführt, daß sich der Verbrennungsmotor als Otto- oder Dieselmotor durchgesetzt hat.

Staatlich verursachte Änderungen im Markt haben noch nie nachhaltig gewirkt und haben immer zu einer Fehlallokation von Ressourcen geführt. Es gibt eigentlich keinen Grund anzunehmen, daß es diesmal nicht auch so sein wird.



Freitag, 12. August 2022

"Wo ist Lotte?"

"Wo ist Lotte?" ist nicht etwa der Titel einer neuen deutschen Komödie von Till Schweiger, sondern ein Codewort.

Ja, richtig. Ein Codewort.

Codewörter dienen meist dazu, irgendwo Einlass zu bekommen, weil man mit diesem Wort zum Ausdruck bringt, zum "Inner Circle" derjenigen zu gehören, die einfach dazugehören.

Manchmal verwendet man Codewörter auch, um irgendwas zu umschreiben, was man nicht direkt aussprechen will, sei es aus sprach-ästhetischen oder humoristischen Gründen.

"Wo ist Lotte?" ist nun ein Codewort im Stadion. Im Fußballstadion. Nicht in jedem, sondern in dem vom sog. "Big City Club" Hertha BSC aus Berlin.




Dieses Codewort gehört zu einem sog. "Schutzkonzept", daß der Verein ab dieser Saison eingeführt hat.

https://jungefreiheit.de/kultur

https://www.tagesstimme.com

https://www.herthabsc.com

Der Verein äußert sich dazu so:

"Diskriminierung jeglicher Art - wie Sexismus, Rassismus oder Queerfeindlichkeit - ist leider immer noch ein Problem in unserer Gesellschaft und auch im Fußball. Diskriminierenden und grenzüberschreitenden Übergriffen am Spieltag wollen wir als Verein von nun an noch entschlossener entgegenwirken und den Betroffenen Hilfe bieten."

Boah, da muss man ja aufpassen, daß man nicht schon beim Lesen auf diesem woken Schleim ausrutscht. Was soll dieser Scheiß?

Da haben sich wieder mal Leute in den Vordergrund gedrängelt, die im richtigen Leben nichts Anständiges auf die Reihe kriegen und mit dem Zug des Zeitgeistes mitfahren und von Fußball oder der Realität in einem Fußballstadion keine Ahnung haben. 

Und wow! Da muss es ja im Berliner Olympiastadion in der Vergangenheit mächtig zur Sache gegangen sein, wenn man solch eine Aktion startet. Mitbekommen hab ich als interessierter Fußballfan davon nicht viel, abgesehen von den üblichen, gelegentlichen Kloppereien zwischen entsprechenden Fangruppen und der Fußballfolklore auf den Rängen, wo es einfach zu einem guten Fußballspiel dazu gehört, den Gegner, seine Fans und den Schiri zu beleidigen.

Soll das jetzt der Vergangenheit angehören? Will die Hertha jetzt dagegen angehen?

"Der Schutz von Betroffenen steht hierbei im Mittelpunkt. Am Spieltag sind Helferinnen und Helfer vom „Team Lotte“ in auffälligen pinken Westen im Stadionumlauf unterwegs, zudem gibt es einen Schutzraum."

Gute Güte... da laufen jetzt also Menschen in Pink durch's Stadion und sollen irgendwie zur Stelle sein, wenn jemand belästigt, beleidigt, bedroht usw. wird? Aber erst im Nachhinein, also wenn die Belästigung, Beleidigung, Bedrohung schon passiert ist. Oder greifen die auch ein, wenn sich ein paar Kategorie C-Fans uneins sind?

Muss ich mir das dann im Extremfall so vorstellen, daß ein Besucher, der irgendwie eins auf die Nase bekommen hat, zum nächsten Ersthelfer in Pink läuft und ihm "Wo ist Lotte?" zuruft, während er sich das Blut von der Nase wischt? Ich meine, er könnte ja auch einfach um Hilfe rufen oder einem der bereits in großer Zahl vorhandenen Stewards und Fanbetreuer sagen, daß er gerade verprügelt wurde. Aber nein, das Codewort lautet "Wo ist Lotte?".

Was ist, wenn ein Betroffener von dieser neuen Aktion nichts weiß und einen pinkfarbenen Helfer um Hilfe bittet? Sagt der dann: "Wie ist das Codewort? Sag das Codewort!" 

Und der arme Verprügelte weiß nicht, wie das Codewort ist und wird dann allein zurückgelassen? Und er darf dann nicht in den Schutzraum, weil er das Codewort nicht kennt. Oder was, wenn er den Namen vergessen hat und fragt "Wo ist Hotte?" Darf er dann auch nicht in den Schutzraum?

Und vor allem: "Schutzraum". Geht's noch?

Wenn ich das Wort Schutzraum höre, denke ich an einen Bunker, in dem man Bombenangriffe überlebt oder im weiteren Sinne an sowas wie Frauenhäuser, in denen Frauen vor ihren gewalttätigen Männern sicher sind. Von mir aus auch umgekehrt.

Aber ein "Schutzraum" in einem Stadion? Was soll dieser Scheiß? "Schutzraum"? Können diese Weicheier mal die Kirche im Dorf lassen?

Wie groß ist dieser Schutzraum eigentlich und wieviele Leute haben darin Platz und hängt dort ein Fernseher? Also wenn es zu einer Klopperei zwischen Fans kommt, können dann hinterher die Unterlegenen den Rest des Spiels im Schutzraum sehen? Und wer geht überhaupt in ein Stadion, um in einen Schutzraum zu gehen, wenn er doch ein Spiel sehen will?

Mir fällt es wirklich schwer, Beispiele zu finden, wo dieses tolle "Schutzkonzept" Anwendung finden könnte. Ich hab ja mit dem Extrembeispiel einer Prügelei begonnen. Das fällt aber an sich schon aus, weil bei jeder Prügelei im Stadion (die eh so selten ist wie ein queerer Fußballfan) die Ordner oder gar die Polizei sofort einschreiten. Und dann landen die Delinquenten ohnehin erstmal in einem "Schutzraum". Bei der Polizei. Und wenn ich vor dem Stadion eine auf's Maul kriegen würde, dann suche ich doch nicht nach einem pinkfarbenen Helferlein, sondern im Zweifel nach einem Sanitäter, der meine blutende Lippe oder Nase versorgt. Und danach gehe ich ins Stadion und schaue das Spiel, wenn ich noch kann.

Glauben die im Ernst, eine Gestalt in Pink würde jemanden abschrecken, Gewalt auszuüben? Und wenn Gewalt ausgeübt wird, gibt es jetzt auch schon Hilfe und Möglichkeiten. Ordner, Polizei, Sanitäter... wer braucht da noch einen pinken Seelsorger?

Also muss es wohl um "Vorfeldaggressionen von Gewalt" gehen, wie Beleidigungen oder Bedrohungen.

Wie darf ich mir das bitte vorstellen? Geht der komplette Gästeblock von RB Leipzig geschlossen in den Schutzraum, wenn der allgemein beliebte Schmähgesang "Ihr seid Sachsen, asoziale Sachsen, ihr schlaft unter Brücken oder in der Bahnhofsmission" angestimmt wird? Oder gehen dann die pinkfarbenen Betreuer in den Block und weisen die Schmäh-Sänger darauf hin, daß ihr Gesang bei den gegnerischen Fans Unwohlsein auslösen könnte?

Oder was ist gar bei dem beliebten Gesang "Alle Bullen sind Schweine", bei dem gleichzeitig die Fans von RB Leipzig (wegen Red Bull) beschimpft werden und auch (versteckt) die Polizei im Stadion? Werden die Einsatzkräfte in ihrer martialischen Schutzkleidung dann von pinken Mitgliedern vom "Team Lotte" in den Schutzraum des Stadions begleitet? Braucht die Polizei dann Hilfe und Betreuung? Oder gar die Spieler von RB Leipzig?

Was ist, wenn der Schiedsrichter mal wieder, wie üblich, beleidigt oder massiv ausgepfiffen oder des Betrugs verdächtigt wird? Laufen dann pinke "Lotterinchen" auf den Platz und geleiten den Schiedsrichter in den Schutzraum, von wo aus er dann den Rest des Spiels leitet?

Was ist mit dem beliebten Schlachtruf "Scheiß DFB", der gern gemeinsam auch von gegnerischen Fanlagern angestimmt wird? Stehen pinke Helferlein auf Abruf bereit, um etwa den Bundestrainer, der evtl. im Stadion und ja auch irgendwie Vertreter des DFB ist, zu "betreuen"?

Also physische Gewalt oder die zur Stadion-Folklore gehörenden Schmährufe werden wohl kaum Gegenstand dieses "Schutzkonzepts" sein. Nein, es wird viel mehr wieder mal um den Graubereich der Beleidigungen gehen. Das ist die Spielwiese der woken Weltverbesserer, die überall Mikroaggressionen wittern und sich von Worten verletzt fühlen.

Wenn also der Schichtarbeiter aus dem Schlachthof, der den Stadionbesuch zum Dampfablassen nutzt und braucht, dem gegnerischen Spieler, der sich nach einem Foul vermeintlich zu lange auf dem Rasen suhlt "Steh auf, du Schwuchtel!" entgegen brüllt und sich in Hörweite ein Vertreter der sog. "LGBT"-Fraktion befindet und vom Wort "Schwuchtel" beleidigt fühlt, obwohl er, für jeden deutlich erkennbar, nicht gemeint ist, dann geht der in seinem "sicheren Stadionerlebnis" gestörte Homo zum pinken Helferlein und beschwert sich darüber, daß das Wort "Schwuchtel" gerufen wurde?

Und der arme Schichtarbeiter, der im wahren Leben vielleicht mit einem schwulen Kollegen super zusammenarbeitet kriegt dann Stadionverbot, weil er mal "Dampf abgelassen hat"? Denn Sinn dieses "Schutzkonzeptes" kann ja nicht nur sein, im Nachhinein die sog. "Betroffenen" zu betreuen, sondern es soll ja auch künftig derartige Vorfälle verhindern. Also läuft es auf's Anscheißen hinaus. Und da ja nun wirklich jeder behaupten kann, sich von irgendetwas beleidigt zu fühlen, sind der Denunziation im Stadion Tür und Tor geöffnet.

Tatsächlich wird es am Ende nicht so weit kommen, jedenfalls nicht sehr oft. Denn wer ins Stadion geht, weiß meistens, was ihn erwartet. Und oft regeln die Fans die Dinge auch einfach unter sich. Ein permanenter Pöbler wird dann einfach mal mit einem "Jetzt halt doch mal deine Fresse" zur Ordnung gerufen. Ganz ohne pinkes Leibchen oder Schutzraum.

Wer einen Helfer mit pinkfarbenem Leibchen oder einen Schutzraum wegen Beleidigungen benötigt, geht sowieso eher selten ins Stadion.

Und ganz ehrlich: die Zeiten, wo schwarze Spieler mit Affenrufen begleitet wurden, sind so gut wie vorbei. Und wenn so etwas doch ausnahmsweise mal passiert, dann wird das heute eh schon meistens gemeldet und im Sportfernsehen wird daraus ne große Nummer gemacht, weil jeder bei diesem "Wettrüsten des Gutseins" dabei sein will.

Und schwarze oder asiatische oder arabisch aussehende Fußballfans sind heute eine Selbstverständlichkeit im Fanblock und keiner wird deswegen mehr angepöbelt, es sei denn, es ist Alkohol im Spiel, wo man dann das "Gesagt" eh nicht ernst nehmen sollte.

"Vor Ort gibt es eine psychosoziale Notfallbetreuung und es bestehen Kontakte zum Sanitätsdienst. Darüber hinaus können wir Betroffene an ausgebildete Partnerorganisation weiterleiten, die über die „erste Hilfe“ und den Spieltag hinaus professionelle Betreuung gewährleisten."

Oh Mann... "psychosoziale Notfallbetreuung" und "erste Hilfe" und "professionelle Betreuung über den Spieltag hinaus".

Geht's noch?

Hören sich diese Leute eigentlich mal selbst zu? Man könnte meinen, die reden über traumatische Ereignisse aus dem aktuellen Krieg in der Ukraine. Aber nein, die reden von einem Fußballspiel!

"Und, wie war das Spiel am Samstag?"

"Ach, hör bloß auf. Mein Nachbar hat mich als Arschloch beschimpft, weil ich ihm aus Versehen etwas Stilles Wasser auf sein Trikot gekippt habe - die haben da ja nicht mal Chai Latte - und jetzt hab ich 10 Termine beim Psychiatrischen Dienst. Ich bin noch ganz durcheinander."

"Ach, du Armer. Ich kenn' das. Ich hab letztens beim Torjubel Bier abbekommen und meine Haare waren ganz nass und haben nach diesem ekligen Zeug gerochen und als ich den Mikroaggressor gebeten habe, doch bitte etwas vorsichtiger zu sein, hat er mich angeschnauzt und gesagt, ich solle mich doch verpissen. Ich kriege heute noch Herzrasen, wenn ich daran denke."

"Ja schrecklich, diese Fußball-Asis."

Nochmal zurück zu diesem Codewort "Wo ist Lotte?"

"Die Nutzung des Codewortes soll die Hemmschwelle senken, einen Übergriff anzusprechen. Das informierte Personal stellt dann Kontakt zum geschulten “Team Lotte” her, das euch entweder zum Schutzraum bringt oder anderweitig hilft, je nach euren Bedürfnissen. Darüber hinaus könnt ihr selbst auf direktem Weg das “Team Lotte” kontaktieren oder den Schutzraum in Block O aufsuchen."

"Hemmschwelle, einen Übergriff anzusprechen?"

Was denn für eine Hemmschwelle? Ich soll also "Wo ist Lotte?" rufen, wo doch eh irgendwann jeder weiß, daß damit ein Übergriff gemeldet werden soll. Wem ist damit geholfen? Es weiß doch dann jeder, was mit "Wo ist Lotte?" gemeint ist. Da kann ich doch gleich sagen, was los ist.

Und wieso soll ich mich nicht trauen, einem Ordner zu sagen, daß mich gerade jemand beleidigt oder bedroht hätte? Wenn ich das "Codewort" verwende, muss ich ja später eh sagen, was vorgefallen ist, um den Sachverhalt aufzuklären. Oder reicht es etwa, das Codewort zu sagen und man bekommt seelsorgerische Betreuung? Ist das ein weiterer Auswuchs dieses gestörten Ansatzes, jeden, der sich in der Opferrolle wohlfühlt, als Opfer ernst zu nehmen? Egal, was eigentlich passiert ist?

Und wenn mich ein paar andere Fans bedrohen, dann gehe ich entweder weg oder bitte die Umstehenden um Hilfe (wobei Fans im Stadion eh meist eingreifen, wenn sich zwei oder drei streiten und versuchen, zu schlichten) oder rufe die Ordner. Und die klären das dann. Da gehe ich doch nicht zu einem Männchen/Weibchen in pink und sage "Wo ist Lotte?", nur um mir dann seelische Streicheleinheiten abzuholen.

In welcher Welt leben diese Spinner eigentlich? Die sehen überall nur Opfer und Gefahren und traumatisierende Ereignisse. Dabei reden wir immer noch von einem Fußballstadion, wo gern mal 60-70.000 Menschen versammelt sind. Da kommt es eben immer wieder mal zu Reibereien. Die sind aber so selten, daß das kaum jemandem auffällt.

Also eigentlich handelt es sich hier mal wieder nur eine neuen Auswuchs des woken Zeitgeistes, bei dem jeder ein Opfer der Gesellschaft sein und sich darin so richtig ausleben darf. Und dann sind da Leute, die sich den ganzen Unsinn ausgedacht haben und eine Beschäftigung gefunden haben, bei der sie sich total wichtig und gut vorkommen und dann gibt es die Heuchler des Vereins, die sich mit dieser Aktion schmücken und Sozialpunkte verdienen wollen.

Der Verein ist sich nicht mal zu blöd, darauf hinzuweisen, daß ein ganzes Projektteam dieses "Hilfsangebot" in einem Zeitraum von anderthalb Jahren "ausgearbeitet" hat.

Anderthalb Jahre für pinke Westen und einen Schutzraum, den kaum jemand braucht? Wow! Mir wäre das peinlich, wenn ich anderthalb Jahre über so einem Nicht-Thema hocken und den Kopf zerbrechen würde und dann pinke Westen und ein Schutzraum das Ergebnis sind.

Geht's noch lächerlicher? Dabei auch noch von einem "Konzept" zu sprechen, grenzt schon an Größenwahn.

"„Als Hauptstadtclub ist es unser Ziel und unsere Verantwortung, allen Stadionbesuchenden ein schönes Spieltagserlebnis zu bieten, bei dem sie sich wohl und sicher fühlen. Das Konzept „Wo ist Lotte?“ stellt einen wichtigen Schritt zu einem sicheren Stadionerlebnis für alle dar“, unterstreicht unser Geschäftsführer Thomas E. Herrich die Wichtigkeit einer solchen Initiative. Unser Projektteam wird das Hilfsangebot nach und nach weiterentwickeln und, wenn nötig, weiter anpassen."

Das Hilfsangebot nach und nach weiterentwickeln? Das klingt ja nach einer Drohung. Was soll da noch kommen? 

Gibt es da eine Waschstation, wenn mir jemand Senf auf die Kleidung schmiert? Oder kann ich mir einen Schirm gegen Bierduschen ausleihen? Oder Werden vor dem Spiel und in der Halbzeitpause verbotene Wörter auf der Anzeigetafel angezeigt oder gibt es Kurzfilme über die Opfer von Beleidigungen in früheren Spielen? Man könnte eine Art Reality Soap daraus machen und bei jedem Heimspiel gibt es eine neue Folge in der Halbzeit. "Mein Weg aus der Krise - wie ich durch das "Team Lotte" zurück ins Leben fand."

Am Ende der Saison werden die berührendsten Momente als DVD verkauft oder zum Download im Fanshop angeboten. Ein Euro der Einnahmen geht ans "Team Lotte".

Man könnte in der Halbzeit auch kurze Filmchen wie "Der Mensch Schiedsrichter" zeigen, wo man Ausschnitte aus dem Privatleben der Schiris sehen kann, um eine emotionale Nähe aufzubauen und kränkende Beleidigungen zu verhindern.

Am Eingang bekommt man ein Merkblatt mit zulässigen und unzulässigen Sprüchen und Rufen und man muss eine Erklärung unterschreiben, daß man Beleidigungen jeglicher Art unterlässt.

Die moderne Technik bietet sicher auch gute Überwachungsmöglichkeiten, um wirklich jeden Anflug von verbaler oder physischer Mikro-Aggression im Keim zu ersticken.

Das wird ein Spaß. Da geht man dann noch gern ins Stadion.




Dienstag, 9. August 2022

"Opferlose Vergehen" oder "Der Staat, Dein fürsorglicher Freund"

Der Staat kümmert sich um Dich. Ob Du willst oder nicht.

Überall, wo er eine Gefahr für den unmündigen Bürger wittert, schreitet er ein und will den Bürger vor Unheil beschützen. Mit Gesetzen und Verboten. Und auf keinen Fall, wirklich auf gar keinen Fall sind die Sanktionen bei Verstoß gegen Gesetze und Verbote - also die Geldbußen - der Grund für die Gesetze und Verbote. Nur ein Anti-Demokrat oder gar ein "Reichsbürger" würden dem Staat so niedere Absichten unterstellen.

Das Verbot, am Steuer eines PKW zu telefonieren, also mit dem Handy in der Hand, ist ein solches Beispiel. Nachdem 2017 die Strafen für die verbotene Nutzung erhöht wurden (zur Zeit werden bis zu 2 Punkte in Flensburg, 200 Euro und ein Monat Fahrverbot fällig), erprobt jetzt das Land Rheinland-Pfalz ein Verfahren, das in den Niederlanden bereits angewendet wird. Man sieht, der Staat ist überall fürsorglich und kreativ.

Darüber berichtet die Auto-Bild in einer ihrer letzten Ausgaben.




"Hochauflösende Monocam"-Kameras sind oberhalb der Fahrbahn - zum Beispiel auf Autobahnbrücken - angebracht. Sie sind schräg nach unten gerichtet, sodass sie durch die Frontscheibe in das Auto hineinfotografieren können. Die Kameras sind mobil einsetzbar und arbeiten auch bei Regen oder Schnee.

Das System erkennt Mobiltelefone im Bereich des Fahrers/der Fahrerin und die Handhaltung. Ist beides verdächtig, löst die Kamera aus. Anschließend werten geschulte Polizisten die Bilder aus, denn nicht alle Aufnahmen seien eindeutig..."

Der Staat scheut also weder Kosten noch Mühen, um unser Leben sicherer zu machen.

Und wofür?

Auf den ersten Blick erscheinen diese Verbote ja durchaus sinnvoll. Wer nicht auf die Straße schaut, kann nicht rechtzeitig reagieren, wenn es gefährlich wird. Schließlich lenkt der Blick auf's Handy ja ab und natürlich darf der Hinweis auf den "Blindflug" nicht fehlen. Wenn man bei 50 km/h 1 Sekunde auf's Handy schaut, fährt man 14 Meter ohne Blick auf die Fahrbahn. "Blindflug".

"Blindflug" klingt ziemlich schlimm und erfüllt wahrscheinlich bei den meisten seinen Zweck. Aber mal ehrlich: jeder, der Auto fährt und sein Auto im Griff und die Verkehrssituation im Blick hat, schaut ständig während der Fahrt mal von der Fahrbahn weg. Auch gern mal länger als eine Sekunde. Häuser, Geschäfte, andere Autos, schöne Frauen oder Männer am Straßenrand oder auch hässliche und skurrile Menschen, Hunde, die einem gefallen, Werbeplakate... es gibt unzählige mögliche Gründe, weshalb sich Autofahrer ständig ablenken lassen und nicht permanent auf die Fahrbahn starren. Selbst das Gespräch mit dem Beifahrer lenkt ab oder Kinder im Auto, nach denen man sich umdreht. Und immer ist man ein paar Sekunden im "Blindflug" unterwegs.

Die einzigen, die eigentlich permanent auf die Fahrbahn starren sind die, die fest eingeklemmt im Gurt und völlig verspannt hinter ihrem Lenkrad "eingepfercht" sind und denen man das Unwohlsein beim Fahren schon ansieht. Und diese Leute würden nie auf die Idee kommen, während der Autofahrt, die schon die gesamte Hirnkapazität benötigt, noch die Ablenkung eines Handys hinzuzufügen. 

Verboten ist ja schon das Halten des Handys in der Hand. Also wenn man nur eine Hand am Lenkrad hat. Die einzigen, die ständig beide Hände am Lenkrad haben, sind die eben beschriebenen, völlig verkrampften Autofahrer, die mit starrem Blick noch vorn glotzen und sich am Lenkrad eher festhalten, als damit das Auto zu steuern.

Wenn es danach geht, daß man beide Hände am Lenkrad haben soll, dann müsste jeder Autofahrer, der den linken Arm entspannt auf der Innenverkleidung der Tür liegen hat und das Auto mit nur einer Hand steuert, schon etwas "Verbotenes" tun. Oder essen während der Fahrt. Geht auch nur, wenn man nur eine Hand am Steuer hat. Ist aber erlaubt. Das Handy dagegen nicht.

Ich fahre fast täglich Auto und fast täglich sehe ich Leute, die telefonieren oder Nachrichten lesen/schreiben. Und meistens fahren diese Leute langsamer und halten größeren Abstand. Das nervt zwar, aber eine Gefahr sind diese Leute nicht.

Und es gibt eben Menschen, die können während der Fahrt telefonieren und Nachrichten schreiben und es gibt welche, die können es nicht. Und letztere werden es irgendwann selbst bemerken und es lassen.

Ich kenne sogar Leute, die sind durch das bloße Gespräch mit dem Mitfahrer oder ein Telefonat, selbst mit einer Freisprechanlage abgelenkt und fahren unkonzentrierter oder langsamer und (über)vorsichtiger als sonst.

Aber mal ehrlich: wie oft passiert es, daß das Auto vor einem plötzlich so stark bremst, daß man einfach drauffährt, weil man nicht permanent auf die Straße geglotzt hat? In meinen mehreren Jahrzehnten des Autofahrens ist da nicht ein einziger Fall zustande gekommen. Denn wer während der Fahrt das Handy nutzt, der ist nämlich gerade nicht unaufmerksam, sondern ist noch konzentrierter und beobachtet den Verkehr um sich herum meist aufmerksamer als vorher. Denn niemand will ja einem anderen hinten drauffahren. So jedenfalls meine persönliche Erfahrung.

Und wofür all die Verbote?

Okay, eines ist klar: Städte und Gemeinden kassieren Bußgelder. Und zwar ordentlich. Die Zahl der erfassten Verstöße gegen das Handyverbot bewegen sich seit Jahren so um die 400.000 bis 500.000.

https://www.bussgeldrechner.org

Im Jahr 2020 waren laut KBA 413.277 registrierte Verstöße.

Da kommen für die Kommunen so etwa 100 Mio. Euro im Jahr zusammen.

Und außer diesen Einnahmen, die natürlich überhaupt nicht Zweck der ganzen Verbote sind? Welchen Erfolg haben diese Verbote?

Man weiß es nicht.

Nun könnte man sagen, das Verbot der Handynutzung am Steuer reduziert doch die Zahl der Unfälle. Klingt erstmal logisch, lässt sich aber aus den Zahlen nicht belegen.

Die absolute Zahl der Verkehrsunfälle steigt seit Jahren leicht, aber kontinuierlich an. Der Rückgang in den Jahren 2020 und 2021 liegt vor allem an den Lockdowns und Beschränkungen durch die Corona-Politik. Davor stieg die Zahl mit leichten Aufs und Abs bis zum Jahr 2019 kontinuierlich. Und schon 2021 gab es wieder mehr Unfälle als 2020, aber immer noch weniger als 2019.

Also ein Rückgang der Unfälle wegen des Handyverbots am Steuer ist nicht direkt ersichtlich. Nun könnte man sagen, daß es ohne Handyverbot noch mehr Unfälle gewesen wären, aber dies ist eine hypothetische Aussage, die niemand beweisen oder widerlegen kann.

Im Allgemeinen wird der Anstieg der Unfälle vor allem mit der Zunahme des PKW-Verkehrs zusammenhängen.




Schaut man auf die Zahl der Verkehrstoten, so nimmt diese seit Jahren kontinuierlich ab. Also eigentlich seit Jahrzehnten.

Das Statistische Bundesamt bietet diese schöne Grafik an, wo gesetzliche Regelungen im Zeitablauf eingefügt sind:




Man sieht, daß eigentlich den größten Effekt die Einführung von Tempo 100 auf Landstraßen hatte. Natürlich neben den immer sicherer werden Autos. Knautschzonen, Sicherheitsgurte, Airbags, ABS und die neuen Assistenzsystem wie Abstandswarner oder Tempomat tragen dazu auf jeden Fall bei.

Ein Einfluss des Handyverbotes oder gar der Verschärfung der Strafen ist nicht ersichtlich!

Man sieht aber auch, daß die vom Staat eingeführten Verbote oder Gebote immer nur dem bereits vorhandenen Trend hinterher liefen. Airbags, Sicherheitsgurte und andere Assistenzsysteme wurden von Ingenieuren aus der Industrie erfunden, nicht von Politikern. Politiker schreiben dann gern allen Autoherstellern vor, die Erfindungen der Industrie in allen Autos einzubauen, obwohl sich sinnvolle Erfindungen auch ohne politischen Einfluss am Markt durchsetzen würden.

Und wer auf einen Airbag oder ABS verzichten will, soll das doch bitte gern tun dürfen. Was geht es eine Regierung an, in welchem Auto man unterwegs ist? Schließlich sind Millionen Menschen mit Autos ohne all diese Sicherheits-Features großgeworden. Servolenkung? Mein erster Golf 1 hatte keine. Von Airbag und ABS ganz zu schweigen. 

Und den einzigen Unfall, den ich damit hatte, hat ein anderer verursacht.

Übrigens sind weniger als die Hälfte der Verkehrstoten PKW-Fahrer. Die anderen sind Motorrad- und Radfahrer oder Fußgänger. Und sie sind ja nicht alle gestorben, weil ein Autofahrer auf's Handy geschaut hat.

Unfallstatistik 2020

Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer sind übrigens eine Ordnungswidrigkeit. Im Jahr 2020 registrierte das KBA wie schon gesagt 413.277 solcher "Verstöße". Und wahrscheinlich waren die meisten davon völlig harmlose Situationen, in denen der Autofahrer dabei "erwischt" wurde, wie er niemanden gefährdet!

Denn wie schon gesagt, aus den Zahlen der Verkehrsunfälle und der Toten lässt sich nicht erkennen, daß Handynutzung am Steuer einen negativen Einfluss hat.

Zwischen 2011 und 2015 gingen die registrierten Verstöße gegen das Handyverbot deutschlandweit insgesamt übrigens zurück, um dann später wieder anzusteigen. Die Verschärfung der Strafen bei Verstoß gegen das Handyverbot traten 2017 inkraft. Ein Effekt ist auch hier nicht erkennbar.

Übrigens sind diese 413.277 Verstöße im Jahr 2020 nur etwa 10% aller Verkehrs-Ordnungswidrigkeiten. Die mit Abstand meisten Vergehen waren Geschwindigkeitsübertretungen. Über 2,6 Mio. gab es davon im Jahr 2020. Und das trotz gesetzlicher Geschwindigkeitsbeschränkungen. Und die Zahl der Toten und Verletzten geht dennoch Jahr für Jahr zurück.

Den 413.277 registrierten Verstößen gegen das Handyverbot in einem Jahr stehen übrigens mehrere Millionen Autofahrten pro Tag (!!!) gegenüber. Nun kann man sagen, daß ja nicht alle Verstöße bemerkt und geahndet werden, aber das bedeutet ja auch, wie hoch auch immer diese Dunkelziffer sein mag, daß diese "Verstöße" im Gesamtbild nicht auffallen. Niemand bemerkt irgendwo einen Effekt von Handynutzung am Steuer in den Zahlen der Unfälle oder der Toten und Verletzten. Der einzige Effekt ist in den Geldbörsen der Autofahrer und den Kassen der Kommunen spürbar. Und im Selbstbild der Politiker, die sich wieder selbst auf die Schulter klopfen können, weil ihre Gesetze und Verbote und Gebote Menschenleben gerettet haben, was aber niemand nachweisen kann.

Oft hört man dann noch das Argument: jedes gerettete Leben zählt. Aber wenn ich dieses (schwachsinnige) Argument anerkenne, dann müsste ich den Autoverkehr komplett verbieten, denn dann könnte man die Zahl der Verkehrsopfer drastisch reduzieren. Auf diese absurde Idee kommt allerdings kein Politiker. Aus Gründen.

Man sieht jedenfalls, daß Millionen von Autofahrern mit ihren mehreren Milliarden einzelnen Autofahrten pro Jahr wieder mal in ihrem Leben eingeschränkt werden mit dem Ergebnis von etwa 400.000 bis 500.000 registrierten Verstößen gegen das Handyverbot im Jahr. Mehrere Milliarden Fahrten gegen 500.000 registrierte Verstöße, die noch nicht mal einen spürbaren Effekt auf die Unfallzahlen und -opfer haben.

Ich verweise an dieser Stelle wieder auf den Effekt in den Kassen der Kommunen und das Selbstwertgefühl von Politikern. Politiker sind entweder Angsthasen, die ihre eigenen Ängste vor dem Leben auf die Bürger projizieren oder sie sind Kontroll- und Überwachungs-Fetischisten. Vielleicht sogar beides.

Man schießt wieder mit Kanonen auf Spatzen und fühlt sich als Politiker gut, weil man wieder etwas geregelt hat.

Und immer legt der Staat noch einen drauf. 50 Euro, dann 100, dann 200, dann Fahrverbote, dann technische Aufrüstung wie die oben beschriebene Verkehrsüberwachung mit Kameras... niemals ist dem Staat der "Schutz der Bürger" ausreichend. Die Unfall- und Opferzahlen können auf so vergleichsweise niedrige Niveaus sinken, wie es nur geht (null Unfälle und Opfer wird es eh nie geben), der Staat verschärft trotzdem die Maßnahmen. Und jede Maßnahme muss auch kontrolliert werden, was zu neuen Maßnahmen führt. Und es fehlt meist jeglicher Beleg für die Wirksamkeit der Überwachung und Kontrolle.

Und mal ehrlich: auf welches Niveau soll denn die Zahl der Unfälle und Opfer sinken, bis der Staat sein "Schutzbedürfnis" als befriedigt ansieht?

In Berlin warnen sie derzeit auf den elektronischen "Plakatwänden" mit dem Hinweis, daß in diesem Jahr bereits 11 Radfahrer ums Leben gekommen sind und daß man vorsichtig fahren soll.

Wir haben August und sie reden von "bereits 11". Wie niedrig soll die Zahl denn werden? Berlin hat fast 4 Mio. Einwohner und Mio. von Autofahrern, die auch jeden Tag Millionen Einzelfahrten zurücklegen. Und dabei sind in etwas mehr als 7 Monaten 11 Radfahrer ums Leben gekommen. Sicher ist jeder einzelne Fall für die Angehörigen tragisch, aber das ist kein Grund für den Staat, noch mehr einzugreifen! Es ist keine Epidemie, keine Seuche. Und dabei wird völlig ausgeblendet, daß oft Radfahrer selbst nicht ganz unschuldig sind an ihren Unfällen. Jeder Autofahrer, der Rücksicht auf Radfahrer nimmt, kann viele Geschichten davon erzählen, daß Radfahrer gern mal diese Rücksicht oder Aufmerksamkeit selbst unterlassen.

Übrigens ist das Benutzen des Navis im Touchscreen im Auto erlaubt, solange die Bedienung des Navis nicht die Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr ablenkt. Ich darf also eine neue Adresse während der Fahrt eingeben, darf aber nicht eine Telefonnummer im Handy wählen. Ich darf regelmäßig auf's Navi schauen und mich über den Weg und die Umgebung informieren, aber nicht auf dem Handy Nachrichten lesen oder schreiben.

Übrigens rühmte sich die Auto-Bild im oben genannten Artikel noch, zusammen mit der DEKRA im Jahr 2017 die Kampagne "Handy weg! Dein Leben zählt!" gestartet hatte. Eine ziemlich übertriebene und alarmistische Kampagne, wie ich anhand der Zahlen gezeigt habe.

Das Verkehrsministerium ließ sich natürlich nicht lumpen und setze mit dem Spruch "tipp tipp tot" auf Plakaten an Autobahnen noch einen drauf.

Daß die Politik solche völlig übertriebenen "Nudging"-Kampagnen startet, ist nicht Neues, aber daß sich die größte Autozeitung Europas noch der Gängelung ihrer Zielgruppe anschließt und das noch als Einsatz für Leben und Gesundheit feiert, wo doch nichts den "Erfolg" dieser Gängelung belegen kann, ist schon ziemlich ärgerlich.

Aber Journalismus ist in Deutschland liegt ja schon lange im Bett der Politik.




Mittwoch, 3. August 2022

Olaf und die Suche nach der verschollenen Turbine

Nachdem die Gazprom-Turbine seit Tagen als verschollen galt, hat Kanzler Scholz persönlich die Suche nach der Gazprom-Turbine in die Wege geleitet.

Ein Spezialteam aus Ingenieuren, Geologen, Schatzsuchern und Wünschelrutengängern startete umgehend eine Expedition und fand die Turbine überraschenderweise auf dem Gelände von Siemens Energy in Mühlheim an der Ruhr.

Das Team informierte den Kanzler über den bedeutsamen Fund und dieser machte sich umgehend auf nach Mühlheim an der Ruhr, um den Fund auch offiziell bestätigen zu können.




Mit geschultem Blick identifizierte der Turbinen-Kanzler das Stück Technik als das gesuchte Objekt. Er überflog auch die zugehörigen Dokumente und reckte den Daumen nach oben. 

"Alles in Ordnung! Ich hab alle Dokumente geprüft."

Er ließ es sich auch nicht nehmen, die Turbine einer kurzen Sichtprüfung zu unterziehen und zog noch ein paar Schrauben nach, stellte ein Ventilspiel ein und pustete vorn in die Turbine herein, um zu sehen, ob hinten etwas rauskam.

Und es funktionierte: ein großer Schwall heißer Luft entfleuchte der Turbine. Also auch hier: "Alles in Ordnung!"

Gerüchten zufolge hat sich ein großes Filmstudio bereits die Rechte an der Verfilmung der aufregenden Suche nach der Turbine gesichert. Harrison Ford sei im Gespräch, die Rolle des Kanzlers und obersten Turbinen-Suchers zu übernehmen.

Für seine bisherige schauspielerische Leistung hat Olaf Scholz jedenfalls schon mal einen Oscar verdient.



Dienstag, 2. August 2022

Was soll der Scheiß?

Das aktuelle Drama rund um den Besuch der US-Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan zeigt die ganze  Gefährlichkeit und Nutzlosigkeit und Kostspieligkeit von Regierungen!




Vorneweg: ich kenne mich mit dem China-Taiwan-Konflikt nicht besonders gut aus. Ich weiß, daß es irgendwas mit dem Chinesischen Bürgerkrieg Ende der 1940er Jahre zu tun hat. Die Verlierer zogen sich auf die Insel Taiwan zurück und gründeten dort ihre eigene Republik, Festland-China erhebt seitdem Ansprüche auf die Herrschaft über Taiwan.

Soweit, so gut. Solange ich jedenfalls denken kann, also seit einigen Jahrzehnten habe ich keine besonderen militärischen Auseinandersetzungen zwischen China und Taiwan erlebt. Es gab mal alle paar Jahre ein wenig diplomatisches Geplänkel und mal hier und da eine Verletzung irgendeines Hoheitsgebietes, aber nichts Dramatisches. China hält seine Ansprüche aufrecht, Taiwan besteht auf seiner Unabhängigkeit und die Welt schaut zu. 

In dieser Zeit hat sich Taiwan zu einer sehr stabilen und wohlhabenden, wirtschaftlich freien Gesellschaft entwickelt. Im Prinzip ein Gegenstück zum "großen Bruder" auf dem Festland.

Nun hat sich die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses entschieden, der kleinen Insel einen Besuch abzustatten. Warum auch immer? Für Außenpolitik gibt es ja schließlich Außenminister. Auch die USA sollen so einen haben, habe ich gehört. Irgendwann in den 1990ern soll zum letzten Mal ein US-Politiker Taiwan besucht haben.

Egal. Sie hat sich entschieden, Taiwan zu besuchen.

Und da geht das Problem los.

Einerseits: was hat eine Nancy Pelosi in Taiwan zu suchen? Andererseits: wieso reagiert China so extrem und kündigt harte, auch militärische Konsequenzen an, wenn eine 82jährige Polit-Saurierin diese Reise nun mal machen möchte? 

Was ändert sich für China am Status Taiwans, wenn dieser Besuch stattfindet. China empfindet das natürlich als eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas, weil sie Taiwan als ihr Hoheitsgebiet betrachten und es kann ja nicht einfach ein ausländischer Politiker in seiner politischen Funktion ins Land einreisen, ohne das mit Peking besprochen zu haben. Aber meine Güte, kann man das nicht anders regeln?

Also ich habe sowohl Verständnis als auch Unverständnis für beide Seiten.

Und was passiert jetzt?

Auf Kosten der Steuerzahler Amerikas, Chinas und Taiwans wird eine Unmenge Geld verbrannt. Die Pazifikflotte der USA ist in Bewegung, China schickt Militär in den Süden, Taiwan rüstet auf, es finden militärische Übungen statt und die Welt wird in Atem gehalten. Medien berichten quasi rund um die Jahr von dieser Reise.

Und in Deutschland stellt sich die Besetzung der Rolle des Außenministers, die sprachgestörte und naturwissenschaftlich ungenügend bis gar nicht gebildete Frau Baerbock hin und droht China damit, daß Deutschland stramm an der Seite Taiwans steht und den Inselstaat im Zweifel auch militärisch oder wirtschaftlich unterstützen wird. Ob sie weiß, daß Deutschland das kleine Taiwan noch nicht mal als Staat anerkannt hat?

Und redet sie von dem Deutschland, daß nicht mal eine ausreichende Anzahl von Waffen in die Ukraine schicken kann, um nicht komplett wehrlos dazustehen? Und von dem Deutschland, in dem gerade nach und nach ein Wirtschaftszweig nach dem anderen vor die Hunde geht?

Merken die noch irgendwas? Leben diese gestörten Existenzen wirklich auf demselben Planeten wie ich?

Ich meine, wenn sich Deutschland in dieser Sache zu Wort meldet, dann interessiert das China wahrscheinlich so sehr wie es mich interessiert, wenn mir eine Fliege an den Fensterrahmen pinkelt. Selten war auch der berühmte Sack Reis so angesagt.

Und was wird am Ende der Nutzen sein? Was steht am Ende auf der Haben-Seite dieses Besuches? Welche positiven Ergebnisse, welche Verbesserungen in irgendeinem Teil der Welt wird es dadurch geben?

Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, es wird keine einzige positive Auswirkung für irgendeinen Menschen auf diesem Planeten geben.

Politiker hauen sich verbal die Köpfe ein, es droht eine militärische Auseinandersetzung zwischen Nuklearmächten und es werden wieder Milliarden an Geld aus dem Fenster geworfen und niemand außerhalb des Politikbetriebes hat irgendwas davon. Im Gegenteil!

WAS. FÜR. EIN. SINNLOSES. SCHAUSPIEL!

Und solche Schauspielaufführungen sind möglich, weil Politiker mit fast unbegrenztem Zugang zu finanziellen und anderen Ressourcen ausgestattet sind und weil die Menschen es zulassen.

Vielleicht geht es ja bei der ganzen Veranstaltung tatsächlich nur um ein Schauspiel, um von irgendeiner anderen Schweinerei abzulenken, die Politiker an anderer Stelle gerade aushecken.