Sonntag, 26. Mai 2024

Woke to the max!

Bestimmte Leute fragen mit klugscheißerischer Mimik und Tonart gern mal, wo denn dieser "Wokismus" zu finden sei, der angeblich so gefährlich ist und von Regierungen oder "dunklen Mächten" propagiert wird.

Nun, das ist natürlich kein Vorgang, den man mit einem Gesetz oder einer Erklärung von heute auf morgen in Gang gesetzt hat, sondern es ist ein Prozess, der über Jahrzehnte seinen Weg über Aktivisten durch Unis und Medien gefunden hat und heute schon viele normale Leute "infiziert" hat. Wo und wie das alles mal angefangen hat, ist eigentlich ziemlich egal. 

Ich hab ja meine ganz persönliche Meinung zur Entstehung, aber dazu ganz am Ende.

Aber was heutzutage "woke" bedeutet, konnte man gestern abend wieder im Fernsehen sehen.

Die ARD übertrug das DFB-Pokalfinale zwischen Kaiserslautern und Leverkusen.

Vor allem die Fans des 1. FCK begeisterten mit einer phantastischen Choreographie zu Spielbeginn.



Soweit, so gut. 

Später brachten die Fans beider Mannschaften ihren Enthusiasmus auch noch durch Pyro und Feuerwerkskörper zum Ausdruck.

Eine schöne Zusammenfassung des Ganzen gibt es hier in diesem Video.

Nun kann man über Pyro und Feuerwerk denken, was man will, aber es gehört irgendwie schon immer zum Fußball dazu. Ich persönlich mag Pyro, bei Feuerwerk hab ich schon gemischt Gefühle, aber solange die Fans die Leuchtspur-Raketen in den Himmel schießen und nicht in den gegnerischen Fanblock, ist es noch auszuhalten. Egal, meine Meinung ist hier nicht wichtig.

Wichtig ist der Kommentar des Reporters der ARD Gerd Gottlob.

Als die Feuerwerkskörper Richtung Himmel flogen, sagte der wirklich: "In Zeiten, in denen wir Kriege haben, braucht das kein Mensch."

Also wer mal wissen will, was "woke" heutzutage bedeutet... DAS ist "woke"! Auf höchstem Level!

Überhaupt auf die Idee zu kommen, bei Feuerwerk eine Verbindung zum Krieg herzustellen, ist schon absurd. Sich dann aber nicht zu blöd zu sein, sowas in einer Sportübertragung zu sagen, zeigt schon das Level, das diese "Wokeness" inzwischen erreicht hat. Diese Leute sind sich echt nicht zu blöd, ihre möglicherweise berechtigte Kritik an irgendwas mit einem moralischen Pathos vorzutragen, wo jegliche intellektuelle Selbstzensur versagt. Der Hintergrund dieser "Kritik" ist ja, daß sich womöglich irgendjemand bei diesen Feuerwerkskörpern an den Krieg erinnert fühlt und eine Art Trauma erleidet. 

Wahrscheinlich die vielen Kriegsflüchtlinge, die das Spiel im Stadion oder vorm Fernseher verfolgt haben und sich eigentlich auf einen friedlichen und entspannten Fußballabend gefreut hatten. Und dann kommen da diese unsensiblen FCK-Fans und erinnern sie an Belgrad, Aleppo oder den Donbass.

Oder die spießigen links-grünen Wohlstands-Kasper, die mit dieser Referenz zum Krieg ihr eigenes langweiliges und ungefährdetes Dasein ein wenig mit Dramatik und Aufregung garnieren wollen.

Und damit sind wir beim Kern des Wokismus: bei jedem Vorgang im realen Leben, ob nun Aktion oder Sprache, irgendeine emotionale Verletzung bei irgendwem zu vermuten und deswegen diese Aktion oder Sprache zu unterlassen bzw. bei anderen zu kritisieren.

Und dabei kann die Spanne zwischen Ereignis (Feuerwerk) und traumatisierender Analoge (Krieg) gar nicht groß genug sein!

Das ist so, als ob jemand sagt, er liebt das Meer und ein woker Schwachkopf entgegnet ihm: "Wie kannst du nur? Im Meer sterben Flüchtlinge!"

Eine etwas niedrigeres Level von "Wokeness" gab es dann noch im Anschluss zu sehen, als die ARD die Kurzserie "Wir Weltmeister" über den WM-Titel der Deutschen 2014 zeigte. 

Zusammen mit Benedikt Höwedes, damaliger Abwehrspieler im DFB-Team, fuhr ein Kamerateam nochmal nach Brasilien ins Campo Bahia, also der damaligen Unterkunft der deutschen Nationalmannschaft und zu anderen wichtigen Orten. Unter anderem nach Südtirol, wo die deutsche Mannschaft ein Trainingslager zur Vorbereitung auf die WM durchführte. Dabei kam es bei einer PR-Aktion für den Sponsor Mercedes zu einem Unfall mit Urlaubern. Benedikt Höwedes war auch in dem Auto und man ließ diesen Unfall nochmal Revue passieren. Und natürlich kam dann auch der Satz, wie es ihm jetzt persönlich dabei geht, wo er nochmal am Unfallort steht. Gern auch in der Formulierung "was das mit einem macht" von Sportreportern oder anderen Interviewern verwendet, wenn sie Sportler oder andere Leute befragen.

Ganz ehrlich: der Unfall damals war ein tragischer Vorfall, so wie jeder andere Unfall auch! Der wird nicht tragischer oder schlimmer, nur weil er quasi in der Öffentlichkeit passiert ist, unter der Aufmerksamkeit, die einem DFB-Team nun mal zuteil wird. 

Wen interessiert denn genau, wie sich Höwedes jetzt, 10 Jahre danach, fühlt? Wem bringt es irgendwas, zu wissen, wie es Höwedes in dem Augenblick geht, wo er an der Unfallstelle steht? Was ändert das oder wem hilft das? Den Unfallopfern? Höewedes selbst? Wohl kaum.

Es ist pure Inszenierung, um simple emotionale Instinkte des Zuschauers anzusprechen.

Jeder weiß, daß man bei Erinnerungen an schlimme Ereignisse emotional werden kann. Nichts ist dabei besonders oder berichtenswert, nur weil es einem Prominenten passiert. Und damit bin ich bei meiner Ansicht, wo dieser ganze "Wokismus" ursprünglich begonnen hat. Jedenfalls, wo er seinen Weg zu den Massen gefunden hat. Ist nicht zu 100% ernst gemeint, aber ein wahrer Kern steckt mit drin.

Schuld sind Oprah Winfrey und Margarethe Schreinemakers! :D 

Und ihre namenlosen Kollegen im Trash-TV, die irgendwann vor Jahrzehnten auf die Idee kamen, völlig namenlose Freaks und bedeutungslose Spinner vor die Kamera zu zerren und sie "ihre Geschichte" erzählen zu lassen. Ob es die Liebe zum Hund war oder die Beziehungsprobleme von Leuten aus dem Unterschichtenmilieu... auf einmal hatten sie ihren kurzen Moment der großen Aufmerksamkeit und sie hatten das Gefühl, jemand würde sich für ihr Leben und ihre Gefühle oder Meinungen interessieren und sie hätten ein Recht darauf, den Rest der Welt damit zu belästigen. Die TV-Macher waren schlau genug, diesen Eindruck aufrecht zu erhalten und so nahmen Oprah und Margarethe jeden noch so dämlichen Schwachkopf in den Arm und zeigten Verständnis und vergossen sogar gespielte Tränen des Mitgefühls.

Natürlich ist das alles nur pure Heuchelei und Absicht und baut auf profunder Menschenkenntnis auf: das TV-Publikum will solche Freaks sehen, um sich selbst etwas besser zu fühlen. Normale menschliche Verhaltensweisen der meisten Menschen. Das ist ja auch okay, so ist der Mensch nun mal, aber man muss eben nicht alles, was funktioniert, auch machen. Man muss nicht erbärmliche Gestalten vor die Kamera zerren, um sich über sie lustig zu machen und ihnen gleichzeitig vorheucheln, sie hätten ein Recht darauf, daß andere von ihrem erbärmlichen Leben erfahren.

Aber andererseits: so funktioniert der Markt. Was funktioniert, wird gemacht.

Wo das dann am Ende hinführt, wusste damals niemand. Keiner hat sicher damals geahnt, daß dieses geheuchelte Mitgefühl seinen Weg aus dem Trash-TV ins landesweite Abendprogramm findet, wo dann Feuerwerkskörper zum Kriegssymbol umgedichtet werden.




Samstag, 25. Mai 2024

Die Erben des "Stürmer"

Mir wurde gestern morgen in den Email-Posteingang geschissen.

Die Kotschleuder war dieser Herr, sogenannter Chefredakteur der "WirtschaftsWoche".




Er hat seine hetzerische und verleumderische Kackscheiße in den wöchentlichen Newsletter "Weekender" gestopft, den ich abonniert habe.

Kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so eine widerliche Propaganda-Schmiererei in deutschen Mainstream-Medien gelesen habe. Selbst die Hetzpostillen der links-grünen Politmafia wie Süddeutsche oder Tagesspiegel erreichen selten dieses Level.

Bitte setzen, anschnallen und lesen. Es folgt ein Stück "Meinungsfreiheit", die in weniger drastischen Worten anderen schon zur Last gelegt wird. Aber dieser Schmierfink hier hetzt eben auf "der richtigen Seite".


"Lieber Herr...,

schon das Phänomen Björn Höcke, der Nazi-Parolen verwendet, aber angeblich nicht kennt, hat in den vergangenen Monaten eines nochmal deutlich gemacht:

Die AfD zieht Gestalten an und macht sie groß, die aus den dunkelsten Ecken dieses Landes hervorgekrochen kommen. Ich habe mich immer gefragt, ob Höcke seine Goebbels-Posen erst auf Youtube schaut und dann vor dem Spiegel übt. Er wäre lächerlich, wenn er nicht so gefährlich wäre.

Maximilian Krah, der Europa-Spitzenkandidat der AfD, der nicht mehr vorgezeigt werden darf und Ämter verliert, hat noch eine andere Qualität: Er gehört zu jener Gruppe an zwielichtigen und gescheiterten Figuren, die in der Partei eine Bühne, Heimat und vor allem eine Existenz finden. Sie müssen den Hass am Laufen halten aus Selbsterhaltungstrieb, weil sie sonst in das Loch fallen, aus dem sie geklettert sind.

Die Kaskade von Skandalen, Entgleisungen und Grenzüberschreitungen, die die AfD diesem Land seit Wochen zumutet, hat hoffentlich manche potenziellen Wähler und Sympathisanten noch einmal nachdenken lassen: Eine Protestwahl mit einer Stimme für die AfD ist kein Denkzettel für die „Altparteien“, sondern ein Blick in den Abgrund.

Ich fürchte, den harten Kern und viele Wähler im Osten, wo sich die Ablehnung des Berliner „Establishments“ verfestigt hat, werden die Skandale weniger stören – und die Anhänger eher bestätigen. Nicht wenige glauben, dass diese Vorfälle eine Kampagne oder gar Verschwörung seien – und die AfD ein Opfer.

Spätestens seit dem „Geheimtreffen“ in Potsdam, von dem Anfang des Jahres berichtet wurde, sind viele nachdenklich geworden, was diese Bewegung treibt und antreibt. Ob selbst ein Denkzettel bei diesen Leuten wirklich in guten Händen ist. Das Treffen wurde zwar semantisch reichlich überstrapaziert – vor allem durch die geografische Nähe zur „Wannsee-Konferenz“ –, und aus Geplapper und Gerede wurde recht übertrieben ein angeblicher „Masterplan“.

Das Ganze aber hat wachgerüttelt, es gab über Wochen Demonstrationen in deutschen Städten, und seitdem sinkt die AfD zumindest in den Umfragen.

Die AfD wird seit Wochen doppelt demaskiert: Es gibt diese nicht ganz ausgeleuchtete, dubiose Nähe zu China und Russland (und die mögliche Korrumpierbarkeit) und die Übermacht der Radikalen und Regellosen, die zunimmt – und die Partei verschlingt.

Der Rauswurf aus der rechten ID-Fraktion im Europa-Parlament ist eine Zäsur, denn sie enthüllt einmal mehr das Wesen der AfD im Konzert des europäischen Rechtspopulismus: Die AfD hat nicht nur einen expansiven radikalen, sondern auch destruktiven Charakter. Während viele rechtspopulistische Parteien in Europa ihre extremen Flügel versuchen zu bändigen, zu stutzen oder gar zu kappen, bewegt sich die AfD in die entgegengesetzte Richtung – sie ist sogar manchen Politikern der italienischen Lega Nord zu krass.

Die rechtspopulistischen Parteien haben in vielen Ländern Europas Verantwortung übernommen, als kleiner oder großer Koalitionspartner – oder sich anders „etabliert“. An der Macht erleben sie oft das, was Populisten entzaubert: den Realitätscheck. Sie müssen Kompromisse machen, gestalten – und oft scheitern sie.

Im Bundestag und vielen Landesparlamenten ist die AfD vor allem noch auf Störung und Zerstörung aus; es geht fast nie um Gestaltung, sondern um Zersetzung, Belästigung und Verächtlichmachung. Viele Abgeordnete berichten, dass mit immer mehr AfD-Politikern oft nicht mal das möglich ist, was man „Gepflogenheit“ nennt: die Regeln des politischen Betriebes, des Anstandes. (Was inzwischen sogar die Fußballmannschaft des Bundestages erfasst hat, wie die „FAZ“ berichtet hat – die AfD darf nicht mehr mitspielen.)

Ob die Aufrufe von immer mehr Unternehmern und Konzernchefs gegen Extremismus und die AfD wirklich helfen? Darüber haben wir in der Redaktion viel diskutiert. Mein Kollege Thomas Stölzel findet, dass „mahnende Worte von oben herab“ „kaum der richtige Weg“ seien. „Sie können am Ende gar kontraproduktiv sein.“ Konrad Fischer schreibt in seiner aktuellen Kolumne (Link zum eMagazin), Bekenntnisse von CEOs hätten „den gleichen Schwachpunkt“, wie „all die anderen, die seit den großen Anti-Rechts-Demonstrationen im Winter getätigt wurden: Sie gehen nicht dorthin, wo es wehtut.“




Falls sich ein Medienanwalt finden würde, der diese Hetze vor ein Gericht bringt, so wird sich sicher ein guter Demokrat als Richter finden, der diese Sudelei als Meinungsäußerung durchgehen lässt. Ist ja okay für mich, nur dann bitte gleiches Recht für alle!

Dieser Klugscheißer hat wahrscheinlich vorher noch nie von der Höcke zur Last gelegten "Nazi-Parole" gehört, so wie sicher 99% der Leute in diesem Land. Jeder kennt "Arbeit macht frei" und "Jedem das Seine" und weiß es einzuordnen und verwendet diese Slogans nicht, außer natürlich die Werbefuzzis der Telekom.

Und in was für einem Land leben wir eigentlich, wenn ein deutscher Politiker nicht sagen darf, daß er alles für dieses Land tut. Ich erwarte genau das von einem gewählten Politiker.

Und wenn Politiker anderer Parteien genau dasselbe sagen, dann ist das natürlich etwas völlig Anderes.




Und natürlich ist es auch etwas völlig Anderes, wenn das sogenannte Nachrichtenmagazin "Spiegel" die gleichen Worte in eine Überschrift bringt.




All das weiß dieser Schmierfink der "WirtschaftsWoche" nicht oder es ist ihm egal. Besser kann man den Zustand der Systemmedien und der Politik nicht zeigen. Linkslastige Heuchelei und Doppelmoral und Hetze.

So gesehen: für dieses Deutschland sollte man tatsächlich nicht mehr alles geben!



Freitag, 10. Mai 2024

Tolle Neuigkeiten! Wirklich?

Ich hab ja nichts gegen E-Autos an sich, mich stört nur der Hype, der darum gemacht wird.

Neues Beispiel:



Diese Überschrift ist schlicht dummes Zeug. Fake News! Ein schönes Beispiel, wie man mit richtigen Zahlen falsche Informationen produzieren kann.

Die Wirtschaftswoche berichtet über die jüngste Pannenstatistik des ADAC. Und laut dieser Statistik gab es im Jahr 2023 je 1.000 E-Autos 2,8 Pannen, während es bei Verbrennern je 1.000 Autos 6,4 Pannen gab.

Soweit, so richtig. Die Zahlen werden schon stimmen.

Aber wie immer, steckt der Teufel im Detail!

Der Autor des Kommentars beklagt, daß die Stimmung in Deutschland einfach schlecht sei für E-Autos, während die Autos selbst doch technisch überlegen sein. Dann bringt er ein paar "typische Argumente" gegen das E-Auto bzw. gegen die Aussagefähigkeit der Pannenstatistik und glaubt, diese widerlegen zu können.

Und wahrscheinlich ist er selbst so sehr von der Ideologie rund ums E-Auto vereinnahmt, daß bei ihm irgendwann das Denken an der Stelle endet, wo es für ihn gut aussieht.

Laut Pannenstatistik ist der mit Abstand häufigste Pannengrund die Starterbatterie. Zu diesem Punkt nimmt er den angeblichen Kritikpunkt auf, daß ja Verbrenner häufiger fahren und deswegen auch mehr Pannen haben. Und da zieht er seinen Joker aus dem Ärmel und triumphiert, daß es gerade die Wenigfahrer sind, die Probleme mit den Starterbatterien haben. Also die, die das Auto häufiger stehen lassen und bei denen sich die Batterie dann entlädt.

Also abgesehen davon, daß kaputte Starterbatterien nichts über die Zuverlässigkeit von Verbrennern aussagen, sondern wenn überhaupt, dann etwas über die Zuverlässigkeit von Starterbatterien (E-Autos haben übrigens auch Starterbatterien!), übersieht der WiWo-Kommentator völlig, daß die Probleme mit den Starterbatterien nun gerade nicht durch die Nutzung von Autos mit Verbrenner-Autos verursacht sind, sondern vor allem durch die Nicht-Nutzung. Also all jene, die ein Auto gar nicht so nutzen, wie man es nutzen sollte, nämlich regelmäßig damit zu fahren, haben Probleme mit der Starterbatterie. Wer regelmäßig fährt, wie ich zum Beispiel, hat höchstens bei alten Autos mal Probleme mit der Batterie, wenn die irgendwann ihr "Lebensende" erreicht hat. Ansonsten sind Starterbatterien für regelmäßige Fahrer kein Problem, egal ob nun E-Auto oder Verbrenner.

Also obwohl der Kommentator den Grund eigentlich schon fast selbst erkennt, gelingt ihm der kurze intellektuelle Schritt bis zur Lösung nicht.

Das gleiche Prinzip, nur andersrum, sieht man beim zweithäufigsten Pannengrund: Reifen!

Also wieder mal abgesehen davon, daß Reifen nichts über die Qualität der Antriebstechnologie aussagen, sondern nur über die Qualität der Reifen, versagt bei dem Kommentator wieder jegliche Logik.

Bei wem wird man wohl Reifenpannen vor allem erwarten? Bei Vielfahrern! Genau! Und wer fährt wohl mehr Kilometer, vor allem auf Autobahnen und mit hohem Tempo, was zu höherem Reifenverschleiß führen kann? Richtig: Autos mit Verbrennermotor! Die Dienstwagenflotten bestehen noch immer zum übergroßen Teil aus Dieselfahrzeugen oder Benzinern mit Hybrid-Motoren. Wer regelmäßig auf der Autobahn fährt, wird das bestätigen: es gibt selten teure und leistungsstarke Verbrenner-Autos, die mit 110 oder 120 km/h auf der rechten Spur schleichen, am besten noch im Windschatten eines LKW, um Reichweite zu sparen. E-Autos sieht man da viel häufiger. Also wo ist die Wahrscheinlichkeit wohl höher für eine Reifenpanne?

Also während es beim Pannengrund Starterbatterie vor allem die Wenigfahrer sind, sind es bei den Reifenpannen wohl eher die Vielfahrer. Beides hat jedoch mit der Antriebstechnik nichts zu tun!

Na gut, in Bezug auf die Vielfahrer indirekt doch, denn nur mit Verbrennern kann man viele Kilometer in kurzer Zeit abreißen.

Und tatsächlich liegen die beiden Antriebsarten bei den Reifenpannen auch nur 0,5 Pannen je 1.000 Autos auseinander. Bei den Verbrennern sind es 1,4 Reifenpannen und bei den E-Autos 0,9 Reifenpannen je 1.000 Autos. Wer daraus eine Überlegenheit der E-Autos ableiten will, ist entweder dumm oder ein Ideologe. Oder beides.

Die weiteren Pannengründe sind dann tatsächlich Kleinteile, die bei einem E-Auto kaum vorkommen, allerdings ist die Häufigkeit je 1.000 Autos so gering, daß das eigentlich gar keiner Erwähnung Wert wäre.

Überhaupt sind die genannten Zahlen von 6,4 oder 2,8 Pannen je 1.000 Autos so gering, daß das zwar statistisch signifikant sein mag, aber eben nicht relevant im Gesamtmarkt. Ich habe noch nie gehört, daß irgendein Autokäufer seine Kaufentscheidung davon abhängig macht, ob sein Lieblingsmodell 1 oder 2 Pannen je 1.000 Autos mehr oder weniger hat. Diese Pannenzahlen sind also für Autokäufer völlig irrelevant! Erst recht, wenn man sich die Details ansieht.

Viel aussagekräftiger als die Pannenstatistik des ADAC wären Auswertungen der Werkstätten. Denn mal ehrlich, wer ruft den ADAC, wenn irgendein Assistenzsystem oder ein Blinker ausfällt? Niemand! Da ruft man in seiner Werkstatt an und macht einen Reparaturtermin. Davon erfährt der ADAC gar nichts.

Also von der Pannenstatistik des ADAC auf die Zuverlässigkeit von Autos zu schließen, ist an sich schon sinnlos.

Dazu kommt dann noch, daß auch unter Verbrenner-Modellen selbst die Unterschiede groß sein können. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Dacia fahre oder einen Audi. Man müsste also die Pannenstatistik der Kleinteil-Probleme noch nach Marken aufschlüsseln, um Unterschiede zwischen den Marken zu sehen.

Wenn zum Beispiel - und ich übertreibe jetzt absichtlich zur Veranschaulichung - alle Pannen von Verbrennern nur auf Dacia oder Renault oder von mir aus auf Audi zurückzuführen wären, dann wäre das kein Problem der Verbrenner an sich, sondern ein Problem des jeweiligen Herstellers. Ich bin mir ziemlich sicher, daß in der Pannenstatistik nicht alle Verbrenner-Modelle gleich häufig auftreten.

Also wie bei jeder Statistik steckt der Teufel im Detail und ich weiß wieder, warum ich E-Autos nicht mag: wegen des ideologischen Hypes.



Die OECD empfiehlt!

Manchmal kann man sich wirklich nur noch wundern über die sog. "Experten". Und dann wundert man sich wiederum gar nicht mehr über den Zustand der Ökonomien in den meisten Ländern dieser Welt.




Die OECD hat eine Wachstumsprognose für Deutschland abgegeben, verbunden mit Anregungen, wie man das quasi nicht vorhandene Wachstum in Deutschland wieder ankurbeln könne.

OECD Prognose

Laut dieser letzten Wachstumsprognose ist Deutschlands Wirtschaft das Schlusslicht unter den Industrienationen mit einem prognostizierten Wachstum für 2024 von gerade mal 0,2 Prozent.

Die Prognose der "Experten" ging übrigens seit November von damals 0,6 Prozent Wachstum über 0,3 Prozent im Februar auf jetzt 0,2 Prozent zurück. Soviel zum Wert von Prognosen der Experten. Warten wir mal ab, was am Ende tatsächlich dabei rauskommt.

Aber zum Glück kennen die Experten der OECD die Gründe und auch den Ausweg.

Zum einen, soweit richtig, ist Deutschland noch ein Land mit einer wesentlichen energieintensiven Industrieproduktion. Da machen sich natürlich die hohen Energiepreise negativer bemerkbar als in Ländern, in denen der Anteil der energieintensiven Industrie geringer ist.

Dann kommt aber schon als Grund für den quasi Stillstand die Fiskalpolitik, genauer die Schuldenbremse, also die Sparpolitik der aktuellen Regierung und das verfassungsrechtliche Verbot von beliebigen Sondervermögen. Also diese schwarze Kasse der Politik, wo man Schulden nicht mehr als Schulden bezeichnen muss.

Der Staat soll also wieder mehr Schulden machen und damit Geld ausgeben, das er nicht hat. Man kann ja an die Keynesianische Theorie glauben, daß es sinnvoll wäre, daß der Staat in Krisenzeiten Schulden aufnimmt, mit sog. "Konjunkturprogrammen" die Wirtschaft ankurbelt und dann später, in besseren Zeiten, diese Schulden wieder zurückzahlt.

Nur: den zweiten Teil dieser Theorie haben die Fiskalpolitiker in so ziemlich allen Ländern der Erde immer irgendwie vergessen. Anders ist der katastrophale Anstieg der Staatsverschuldungen nicht zu erklären.

Deutschland hat es ja nicht mal in den guten Jahren, wo der Finanzminister noch Geld bekommen hat, wenn er Schulden gemacht hat, geschafft, die Schulden spürbar zu senken.




Und immer neue Schulden laufen ja auch der Theorie von Keynes entgegen. Die Theorie geht ja so: in schlechten Zeiten Schulden machen, Wirtschaft stimulieren und danach von den gestiegenen Steuereinnahmen die Schulden tilgen. Und natürlich die Zinsen! Nur hat die Sache einen Haken: es werden eben nicht nur die Schulden mehr, sondern eben auch die Zinsen! Und höhere Zinsen begrenzen eben den Spielraum des Staates, die Schulden zu tilgen oder selbst finanziell handlungsfähig zu sein, also Geld für Investitionen zu haben. Im Jahr 2023 waren es etwa 40 Mrd. Euro, knapp 10% des Bundeshaushaltes.

Dazu kommen die Auswirkungen von Bilanzierungstricks vergangener Jahre, für die jedes normale Unternehmen wegen Bilanzbetrug verklagt worden wäre. Schön erklärt in diesem Artikel hier.

Grundsätzlich empfiehlt also die OECD, die Staatsausgaben zu erhöhen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dies kann im Wesentlichen durch Investitionen in die Infrastruktur geschehen, wovon im Wesentlichen die Bauwirtschaft profitiert und der Rest der Wirtschaft eher weniger. Die gesamte restliche Wirtschaft durch Entlastungen zu stimulieren, scheint da irgendwie keine Lösung zu sein. Im Gegenteil, die OECD befürwortet sogar die Abschaffung sog. "Steuervergünstigungen", was eine Kostenerhöhung für die gesamte Wirtschaft bedeutet! Klingt nicht nach einem guten Plan, um Wachstum zu generieren, zumal staatliche Investitionen ja immer nur einen kurzfristigen Effekt haben. Die Bauwirtschaft boomt ein, zwei Jahre und dann ist es wieder vorbei.

Ein bisschen Bürokratieabbau empfiehlt die OECD natürlich auch, aber das ist ja eh ein Dauerprojekt aller Regierungen der vergangenen Jahre. Das Ergebnis der vergangenen Jahre lässt da nicht viel Raum für Zuversicht.

Im Rahmen der kleinen Recherche für diesen Beitrag bin ich übrigens noch auf etwas Schönes gestoßen, nämlich wie ernst man die Aussagen sogenannter "Experten" nehmen kann, in diesem Falle eine Ökonomin der Boeckler-Stiftung, die noch im März 2021 folgenden Satz zustande brachte:

"Solange die Zinsen relativ niedrig bleiben – und im Moment deutet nichts darauf hin, dass sie in den nächsten 10 bis 20 Jahren massiv ansteigen werden –, "

Wie gesagt, März 2021!

Bei solchen Experten muss man sich wirklich nicht mehr wundern.

Zum Schluss noch eine interessante Grafik, die eher Schlimmes für die Zukunft erahnen lässt. Man schaue sich mal die Zinskurve Deutschlands seit 1850 an und finde heraus, was auf starke Anstiege der Staatsverschuldung immer folgte:



Wenn also angefangen wird, mit den neuen Schulden die Rüstungsindustrie zu finanzieren, was derzeit in den USA schon der Fall ist, dann sollte man sich auf Schlimmeres gefasst machen! Hoffen wir mal, daß es diesmal nicht so kommt...