Freitag, 10. Mai 2024

Tolle Neuigkeiten! Wirklich?

Ich hab ja nichts gegen E-Autos an sich, mich stört nur der Hype, der darum gemacht wird.

Neues Beispiel:



Diese Überschrift ist schlicht dummes Zeug. Fake News! Ein schönes Beispiel, wie man mit richtigen Zahlen falsche Informationen produzieren kann.

Die Wirtschaftswoche berichtet über die jüngste Pannenstatistik des ADAC. Und laut dieser Statistik gab es im Jahr 2023 je 1.000 E-Autos 2,8 Pannen, während es bei Verbrennern je 1.000 Autos 6,4 Pannen gab.

Soweit, so richtig. Die Zahlen werden schon stimmen.

Aber wie immer, steckt der Teufel im Detail!

Der Autor des Kommentars beklagt, daß die Stimmung in Deutschland einfach schlecht sei für E-Autos, während die Autos selbst doch technisch überlegen sein. Dann bringt er ein paar "typische Argumente" gegen das E-Auto bzw. gegen die Aussagefähigkeit der Pannenstatistik und glaubt, diese widerlegen zu können.

Und wahrscheinlich ist er selbst so sehr von der Ideologie rund ums E-Auto vereinnahmt, daß bei ihm irgendwann das Denken an der Stelle endet, wo es für ihn gut aussieht.

Laut Pannenstatistik ist der mit Abstand häufigste Pannengrund die Starterbatterie. Zu diesem Punkt nimmt er den angeblichen Kritikpunkt auf, daß ja Verbrenner häufiger fahren und deswegen auch mehr Pannen haben. Und da zieht er seinen Joker aus dem Ärmel und triumphiert, daß es gerade die Wenigfahrer sind, die Probleme mit den Starterbatterien haben. Also die, die das Auto häufiger stehen lassen und bei denen sich die Batterie dann entlädt.

Also abgesehen davon, daß kaputte Starterbatterien nichts über die Zuverlässigkeit von Verbrennern aussagen, sondern wenn überhaupt, dann etwas über die Zuverlässigkeit von Starterbatterien (E-Autos haben übrigens auch Starterbatterien!), übersieht der WiWo-Kommentator völlig, daß die Probleme mit den Starterbatterien nun gerade nicht durch die Nutzung von Autos mit Verbrenner-Autos verursacht sind, sondern vor allem durch die Nicht-Nutzung. Also all jene, die ein Auto gar nicht so nutzen, wie man es nutzen sollte, nämlich regelmäßig damit zu fahren, haben Probleme mit der Starterbatterie. Wer regelmäßig fährt, wie ich zum Beispiel, hat höchstens bei alten Autos mal Probleme mit der Batterie, wenn die irgendwann ihr "Lebensende" erreicht hat. Ansonsten sind Starterbatterien für regelmäßige Fahrer kein Problem, egal ob nun E-Auto oder Verbrenner.

Also obwohl der Kommentator den Grund eigentlich schon fast selbst erkennt, gelingt ihm der kurze intellektuelle Schritt bis zur Lösung nicht.

Das gleiche Prinzip, nur andersrum, sieht man beim zweithäufigsten Pannengrund: Reifen!

Also wieder mal abgesehen davon, daß Reifen nichts über die Qualität der Antriebstechnologie aussagen, sondern nur über die Qualität der Reifen, versagt bei dem Kommentator wieder jegliche Logik.

Bei wem wird man wohl Reifenpannen vor allem erwarten? Bei Vielfahrern! Genau! Und wer fährt wohl mehr Kilometer, vor allem auf Autobahnen und mit hohem Tempo, was zu höherem Reifenverschleiß führen kann? Richtig: Autos mit Verbrennermotor! Die Dienstwagenflotten bestehen noch immer zum übergroßen Teil aus Dieselfahrzeugen oder Benzinern mit Hybrid-Motoren. Wer regelmäßig auf der Autobahn fährt, wird das bestätigen: es gibt selten teure und leistungsstarke Verbrenner-Autos, die mit 110 oder 120 km/h auf der rechten Spur schleichen, am besten noch im Windschatten eines LKW, um Reichweite zu sparen. E-Autos sieht man da viel häufiger. Also wo ist die Wahrscheinlichkeit wohl höher für eine Reifenpanne?

Also während es beim Pannengrund Starterbatterie vor allem die Wenigfahrer sind, sind es bei den Reifenpannen wohl eher die Vielfahrer. Beides hat jedoch mit der Antriebstechnik nichts zu tun!

Na gut, in Bezug auf die Vielfahrer indirekt doch, denn nur mit Verbrennern kann man viele Kilometer in kurzer Zeit abreißen.

Und tatsächlich liegen die beiden Antriebsarten bei den Reifenpannen auch nur 0,5 Pannen je 1.000 Autos auseinander. Bei den Verbrennern sind es 1,4 Reifenpannen und bei den E-Autos 0,9 Reifenpannen je 1.000 Autos. Wer daraus eine Überlegenheit der E-Autos ableiten will, ist entweder dumm oder ein Ideologe. Oder beides.

Die weiteren Pannengründe sind dann tatsächlich Kleinteile, die bei einem E-Auto kaum vorkommen, allerdings ist die Häufigkeit je 1.000 Autos so gering, daß das eigentlich gar keiner Erwähnung Wert wäre.

Überhaupt sind die genannten Zahlen von 6,4 oder 2,8 Pannen je 1.000 Autos so gering, daß das zwar statistisch signifikant sein mag, aber eben nicht relevant im Gesamtmarkt. Ich habe noch nie gehört, daß irgendein Autokäufer seine Kaufentscheidung davon abhängig macht, ob sein Lieblingsmodell 1 oder 2 Pannen je 1.000 Autos mehr oder weniger hat. Diese Pannenzahlen sind also für Autokäufer völlig irrelevant! Erst recht, wenn man sich die Details ansieht.

Viel aussagekräftiger als die Pannenstatistik des ADAC wären Auswertungen der Werkstätten. Denn mal ehrlich, wer ruft den ADAC, wenn irgendein Assistenzsystem oder ein Blinker ausfällt? Niemand! Da ruft man in seiner Werkstatt an und macht einen Reparaturtermin. Davon erfährt der ADAC gar nichts.

Also von der Pannenstatistik des ADAC auf die Zuverlässigkeit von Autos zu schließen, ist an sich schon sinnlos.

Dazu kommt dann noch, daß auch unter Verbrenner-Modellen selbst die Unterschiede groß sein können. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Dacia fahre oder einen Audi. Man müsste also die Pannenstatistik der Kleinteil-Probleme noch nach Marken aufschlüsseln, um Unterschiede zwischen den Marken zu sehen.

Wenn zum Beispiel - und ich übertreibe jetzt absichtlich zur Veranschaulichung - alle Pannen von Verbrennern nur auf Dacia oder Renault oder von mir aus auf Audi zurückzuführen wären, dann wäre das kein Problem der Verbrenner an sich, sondern ein Problem des jeweiligen Herstellers. Ich bin mir ziemlich sicher, daß in der Pannenstatistik nicht alle Verbrenner-Modelle gleich häufig auftreten.

Also wie bei jeder Statistik steckt der Teufel im Detail und ich weiß wieder, warum ich E-Autos nicht mag: wegen des ideologischen Hypes.



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