Mittwoch, 17. August 2022

Fehler des Systems



Der RBB hat nun seine Intendantin Schlesinger abberufen.

Zu groß waren ihre Verfehlungen (private Parties auf Firmenkosten, Luxusausstattung von Büros, explodierende Baukosten, teure Dienstwagen...) und zu gering ihr Schuldbewusstsein.

Ihr Kollege vom WDR, Tom Burow, steht nun auch in der Kritik. In einem Interview gab er sich empört und enttäuscht und versprach Aufklärung. Ebenso beschwor er, daß das Verhalten Schlesingers nicht typisch für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk sei und daß das ein Fehler im System wäre.

Falsch! Es ist ein Fehler des Systems! Oder das System ist der Fehler.

Zu lange haben sich die Verantwortlichen des ÖR in ihrem System eingelebt und eingerichtet. 

Zu lange haben sie in der Überzeugung gelebt, das Geld, das von den Bürgern über einen Vertrag zu Lasten Dritter unter Androhung von Gewalt eingetrieben wird, stehe ihnen zu.

Zu lange haben sie in dem Glauben gelebt, im Besitz der Wahrheit zu sein und dem verunsicherten Bürger ein Ankerpunkt in der verwirrenden Welt der Informationsvielfalt zu sein. Sie verstiegen sich sogar zu der Aussage, die GEZ-Gebühr sei eine "Demokratieabgabe" (Jörg Schönenborn, damals WDR-Chefredakteur, im Dezember 2012).

Können Anmaßung und Selbstverherrlichung größer ausfallen?

Tom Burow wurde in dem erwähnten Interview auch gefragt, ob sein Auto auch Massagesitze habe. Er bejahte und fügte hinzu, daß er sie ja nie nutzt und das auch gar nicht gewusst habe. Dafür wurde er auch kritisiert.

Nun, daß er nicht weiß, was alles in seinem Dienstwagen an Sonderausstattung enthalten ist, glaube ich ihm sogar. Der Wagen wird sicher nicht von ihm selbst bestellt und konfiguriert worden sein, sondern von irgendeinem Mitarbeiter im Einkauf oder in der Abteilung "Beschaffung" oder wie das halt beim WDR heißt.

Das Problem ist, daß die Einkäufer so ein Budget haben, um dem Chef einen Wagen im Wert von etwa 150.000 Euro vor die Tür zu stellen. Gern vergleichen sich die Intendanten des ÖR mit den Chefs von großen Konzernen mit ähnlich vielen Mitarbeitern und ähnlichem "Umsatz".

Nur: DAS IST KEIN UMSATZ! Der ÖR verkauft keine Produkte an interessierte Nutzer. Er hat keine Konkurrenten um das Geld, das er bekommt. Er bekommt per Gesetz durch Zwang mehr als 8 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist nicht vergleichbar mit einem Unternehmen, daß sein Geld im Wettbewerb verdienen muss, das dem Kunden einen Vorteil bieten muss, damit dieser freiwillig bezahlt.




Dieses Bewusstsein ist dem ÖR völlig abhanden gekommen.

Er sieht sich als Wahrheitsinstanz, die es verdient, per Gesetz garantierte Einnahmen zu bekommen. Und er verschwendet das Geld weit über seinen ursprünglichen Auftrag hinaus mit 21 TV- und 73 Radiosendern.

Das Problem des ÖR sind nicht Verfehlungen einzelner Repräsentanten. Das Problem ist der ÖR selbst, mit seinen vom Bürger erpressten Einnahmen, seinem selbstherrlichen Selbstverständnis und vom Staat, also den Parteien geprägten Entscheidungsgremien.




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