Sonntag, 21. Juli 2024

God save the Queen/King

Die Fußball-EM ist zu Ende und mit ihr auch die Zeit der vielen Hymnen.

Vor jedem Spiel gab es immer zwei und die meisten Hymnen sind tatsächlich schöne Stücke Musik. Sie handeln von der Schönheit eines Landes, von Mut, Tapferkeit und Fleiß seiner Einwohner und werden zumeist voller Stolz mitgesungen. Laut und begeistert und manchmal auch begeisternd.




Oder man hört ergriffen zu, wenn wie bei der spanischen Hymne kein Text vorhanden ist.

Viele der Hymnen kennt man schon seit Jahrzehnten und kann sie fast mitsingen oder mitsummen. Eine der bekanntesten ist zweifellos die britische Hymne "God save the... ", je nach dem, welches Geschlecht gerade den Thron innehat.

Seit ich lebe, hieß es "God save the Queen", weil seit ich lebe, Queen Elizabeth auf dem britischen Königsstuhl saß. Interessant ist, daß ich so sehr an diese Hymne gewöhnt war, daß ich nie auf den Text geachtet hab, ihn manchmal aus Spaß mitgesungen habe. Das lief automatisch, wie wahrscheinlich bei den meisten englischen Fußballfans.

Da ist mir auch gar nicht aufgefallen, daß sich diese Hymne völlig von den meisten anderen unterscheidet, die ich kenne.

Ins Stocken bin ich geraten, als ich zum ersten Mal nach Elizabeths Tod die Hymne hörte, die nun "God save the King" lautet. 

War das vorher für mich nur eine Phrase, die ob der generellen Beliebtheit von Queen Elizabeth auch irgendwie passend war, bekam das nun ein persönliche Note. Auf einmal sollte Gott nicht mehr die Queen schützen, sondern eine andere Person. Also auch tatsächlich, buchstäblich eine andere Person. Also unabhängig davon, wer da auf dem Thorn sitzt und wie beliebt, fähig, weise, verlässlich und vertrauenswürdig er/sie ist, der Brite muss singen, daß Gott diese Person schützen soll.

Nun kann man berechtigterweise entgegnen, daß ja damit das Amt gemeint ist. Richtig, aber auch das Amt wird von einer Person ausgeübt. Es ist ja nicht weniger absurd, ein Amt zu bejubeln, daß von einer Person bekleidet wird, die unfähig oder unbeliebt ist. 

Und weiß Gott, Charles ist um Längen unbeliebter als Queen Elizabeth.

Es gibt für mich also keine andere Hymne, die den Sänger, also den Briten, so sehr zum Untertanen macht wie die britische. Egal, wer auf dem Thron sitzt: Gott möge ihn beschützen.

Also ich könnte nicht das Amt von der Person trennen und sagen, Gott möge dafür sorgen, daß wir immer einen König oder eine Königin haben.

Auch textlich kommt das klar und deutlich zum Ausdruck, welche Rolle dem Briten an sich zugedacht ist.

Die vorletzte Zeile der ersten Strophe lautet: "long to reign over us", also "auf daß er lange über uns regieren soll".

Mehr Untertanenmentalität geht ja gar nicht.

Klar wird dann später im Text noch gesagt, daß der König die Gesetze und die Freiheit der Untertanen beschützen soll, dennoch ist es ein ganz klares Unterordnungsverhältnis, das in der Hymne seinen Ausdruck findet. 

Welch Gegensatz zum amerikanischen "Over the land of the Free and the home of the Brave!" Wenngleich die verschiedenen Administrationen der USA in den letzten Jahrzehnten fleißig daran arbeiten, daß "Land of the Free" bald nur noch eine Idee aus der Vergangenheit sein wird.

Am Ende wird die die britische Hymne sogar noch realsatirisch. Die Hymne hat offiziell 6 Strophen, wobei nur die ersten drei heute noch öffentlich gesungen werden.

Die letzten drei gehören aber noch dazu. Und was steht in der letzten Strophe:




Haha... ob das die Schotten wissen, die auch immer die englische Hymne mitsingen?




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