Samstag, 14. Januar 2017

"(B)Lindenstraße"

Das Serien-Flachschiff, ähm... Flagschiff der ARD, die "Lindenstraße", meldet zwei Neuzugänge im Ensemble der Darsteller.

Normalerweise wäre mir diese Info verborgen geblieben, denn ich schaue dieses Gutmenschen-Machwerk aus der sozialistischen Wärmestube ARD, in der Frauen die besseren Menschen und Schwule die besseren Männer sind, nicht. 

Zum einen widert mich der elende, naive Moralismus der Autoren der Serie an, zum anderen erinnerte die schauspielerische "Leistung" einiger Darsteller doch an Aufführungen aus meiner Schulzeit. Und Georg Ücker kann ich auch nicht leiden.

Früher, als ich noch Sonntags die Sportschau geschaut habe, hatte ich so einen internen Wettbewerb mit mir selbst, aus dem sich ein eigenes Zeitmaß entwickelt hat. Ein "Lindenstraße" war die Zeitspanne, die ich benötigte, um von der Couch aufzuspringen oder von irgendwo in der Wohnung zum TV zu eilen, die Fernbedienung zu suchen und umzuschalten. Die Zeitspanne begann mit dem Erklingen der Titelmusik. Und die kam nach der Sportschau immer ohne eine Ansage oder einen Hinweis völlig unvermittelt. Meist war ich drauf vorbereitet und hatte den Finger schon "am Abzug". Aber manchmal wurde ich überrumpelt und dann entwickelte ich plötzlich Kräfte und eine Schnelligkeit, die mir Mut für andere Extremsituationen in meinem Leben machten.

Wie gesagt, ich hab das nie gesehen und war deshalb auch nie im Bilde über diverse Neuzugänge dieser Großmutter aller schlechten deutschen Soaps.

Jetzt jedoch kam selbst ich nicht an dieser Meldung vorbei. So ziemlich alle Nachrichtenportale vermeldeten die frohe Botschaft. Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der elektronischer Speicherplatz noch teuer war.



Neuzugänge in der Lindenstraße

Die Neuzugänge im Ensemble sind die beiden älteren der drei Personen auf dem Bild. Der jüngere ist ein Flüchtlingsjunge aus Tunesien, von dem ich natürlich nicht wusste, dass er in der Serie überhaupt mitspielt (aber ich hätte blind drauf gewettet) und die beiden anderen sind seine Eltern!

Die Eltern galten als auf der "Flucht aus Nordafrika" verstorben. In einem LKW wie es heißt. Möglicherweise gab es einen Unfall mit einem Reisebus, der deutsche Touristen Richtung Nordafrika fahren wollte. Okay, den letzten Satz hab ich mir ausgedacht, aber immerhin flüchteten Jamal (so heißt der nette junge Mann) und seine Eltern aus Tunesien und dorthin fahren nun mal viele Deutsche in den Urlaub.

Na jedenfalls haben die Eltern doch überlebt und sind in Österreich gelandet. Die Szene, in der das bekannt gegeben wird und die schauspielerische Schlechtleistung der Beteiligten möchte ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich müsste ich danach meinen TV vom Schleim und meinen Teppich vom Mageninhalt reinigen.

Wenn die Drehbuchautoren doch wenigstens Syrien als Herkunftsland ausgewählt hätten, da gibt es noch ein bisschen Krieg. Am besten Ost-Aleppo, dann hätten sie gleich noch eine Prise Putin-Bashing in der Serie unterbringen können, der ja nach aufrechter Meinung vieler deutscher Fernsehmacher am gesamten Flüchtlingsstrom aus Nordafrika Schuld hat. 

Aber nein, sie wählten Tunesien. Wahrscheinlich steckt dahinter die Idee, dem besorgten Serienzuschauer klar zu machen, dass man kein Kriegsflüchtling sein muss, um nach Deutschland zu kommen. Nein, jeder ist bei uns als Flüchtling willkommen! 

Wo kämen wir denn hin, wenn wir zwischen den Armen und Verlorenen dieser Welt auch noch Unterschiede machen würden? Und vielleicht wollten die aufrechten Macher der Serie auch ein Zeichen setzen: Nicht alle Nordafrkaner sind "Nafris".

Wie auch immer, in der aktuellen Folge soll ein Adi (wahrscheinlich ein langjähriges Mitglied des Ensembles) versuchen, Jamals Eltern illegal über die Grenze nach Deutschland zu holen. Da die Eltern als Neuzugänge der Serie angekündigt werden, wird dieses Unterfangen auch gelingen, denn nur für einen einzigen Auftritt der Eltern in einer Folge wird die ARD kaum so viel die Werbetrommel rühren. 

Immerhin wissen die Autoren, dass es sich um ein illegales Unterfangen handelt. Dieses Zugeständnis an geltendes Recht mussten die Werber im Begleittext wohl unterbringen.

Im Serienwohnzimmer wird man dem Zuschauer dann schon klar machen, dass manche Gesetze der Humanität nur im Wege sind und dass es moralische Menschenpflicht ist, sich über solche Gesetze hinwegzusetzen.

Wieso man den Buben nicht nach Österreich zu seinen Eltern bringt, sondern die Eltern nach Deutschland, ist auch klar. In Österreich gibt es die FPÖ, in Österreich gibt es einen Hofer, der mal fast Präsident geworden wäre und außerdem kann es nur ein Land auf der Welt geben, in dem sich jeder Flüchtling am besten aufgehoben fühlt - die Bunte Republik Deutschland.

Die Darstellerin der Flüchtlingsmama ist eine in Deutschland geborene tunesisch-stämmige Frau. 

Darf man das in der Lindenstraße so sagen? Also tunesisch-stämmig? Und Frau? 

Muss man davon ausgehen, dass ihr gefühltes Geschlecht mit ihrem natürlichen Geschlecht übereinstimmt? Ich denke schon, denn in Nordafrika hat man wohl derzeit noch kein Verständnis für solcherlei dekadente Empfindlichkeiten des Westens. Aber man wird es ihr in der Serie schon noch beibringen.

Jedenfalls freut sie sich auf die Rolle und sagt: 

"Ich freue mich sehr, die "Neyla" zu spielen, weil damit in die "Lindenstraße" eine selbständige, starke, typische tunesische Frau einzieht, wie ich sie aus meiner Familie kenne."

Na klar. Wir kennen sie alle, diese typischen starken, selbständigen tunesischen Frauen. Auch gäbe es doch nur solche Frauen!

Ich habe mal kurz "Frauen in Tunesien" gegoogelt und bin sofort auf eine interessante Seite gestoßen, die sich ernsthaft mit Partnerschaften zwischen Tunesiern und Deutschen befasst. 

Deutsch-tunesische Beziehungen

Also eine augenscheinlich seriöse Ratgeberseite mit Hinweisen für Leute, die eine deutsch-tunesische Beziehung eingehen möchten. Und da findet sich dann unter anderem für den Fall, dass eine deutsche Frau einen Tunesier heiraten und in Tunesien leben will, folgender Hinweis:

"Lebt ein Paar also in Tunesien, dann ist es unausweichlich, sich der Umgebung anzupassen (ebenso wie ja auch in Deutschland, nur dass da die soziale Kontrolle und damit der Druck wesentlich geringer ist) - und das bedeutet in den meisten Fällen eine große Anpassungshürde für die Frau."

Ah ja... alles klar. Wahrscheinlich sind deutsche Frauen weniger stark und selbständig als tunesische und können mit der neu gewonnen Freiheit in Tunesien nicht umgehen.

Der Darsteller des Flüchtlingspapas hat natürlich auch eine Meinung zu seiner Rolle:

"Für mich als gebürtiger Deutscher ist es eine sehr wichtige Erfahrung, sich mit der Rolle "Yussuf" auseinanderzusetzen", dagt der 33-jährige. Denn diese sei das beste Beispiel für "Was wäre, wenn...?". Was wäre, wenn mein Vater sich damals nicht entschieden hätte, in seinem Leben voran zu gehen und sein Glück zu suchen?", fragt Cherif. "Dann würde ich heute nicht Yussuf spiele - ich wäre Yussuf. Das gibt einem schon zu denken."

Diesen moralischen Zeigefinger kann keiner übersehen! Wir Deutschen müssen uns immer und überall glücklich schätzen, in Deutschland geboren zu sein. Wir müssen uns immer in die Welt der anderen hinein versetzen, die weniger Glück haben und müssen Verständnis aufbringen für alle, die zu uns wollen. Message understood!

Und damit sind wir auch schon bei dem, wie es in der "Lindenstraße" demnächst weiter gehen könnte.

Wahrscheinlich erlebt Jamal demnächst sein Coming-Out. Es stellt sich heraus, dass er schwul ist. Seine Eltern haben damit natürlicherweise gar kein Problem, denn dass Homosexualität in nordafrikanischen Gesellschaften ein Problem wäre, ist nur ein Schauermärchen aus rechten Kreisen.

Die Eltern veranstalten aus Freude über das Coming-Out ein großes Fest, zu dem alle Einwohner der Straße eingeladen werden. Es wird ein Lamm geopfert, denn die deutschen Bewohner der Lindenstraße nehmen Rücksicht auf die "kulturelle Besonderheit" der Flüchtlingsfamilie, kein Schweinefleisch zu essen und auch der transsexuelle Freund von Jamal, ein junger, freundlicher Mann namens Andreas, der früher mal auf den Namen Andrea hörte, wird von allen Seiten freudig begrüßt. Blöderweise bekommt der örtliche Ableger der AfD (der natürlich in der Serie anders genannt wird) Wind von der unzüchtigen Veranstaltung und organisiert eine Demo gegen das multi-kulturelle und multi-sexuelle Straßenfest. Natürlich kommt es dabei auch zu Gewalt gegen Jamal, seinen Freund und seine Eltern, aber schließlich gelingt es der Polizei, das junge Glück zu retten und die Feier nimmt dann doch ihren geplanten Lauf. Am Ende tanzen alle um ein Feuer, das Jamals Eltern mitten auf der Straße entfacht haben. 

Ach was sind wir Deutschen spießig, wir sollten viel öfter Freudenfeuer auf der Straße entfachen.

Aus Dankbarkeit über den rettenden Einsatz der deutschen Polizei geht Jamal am nächsten Tag zum Revier und meldet drei seiner fünf verschiedenen Identitäten ab, die er in Deutschland nutzt.

Auf dem Rückweg findet er noch eine Geldbörse mit 1.000 Euro, die er umgehend wieder zur Polizei bringt.

In den weiteren Folgen könnte ich mir dann durchaus folgende Handlungsstränge vorstellen:

- Jamals Vater bekommt eine Stelle als Oberarzt im örtlichen Krankenhaus.

- Jamals Mutter macht sich selbständig mit einem Bistro, in dem ausschließlich Flüchtlinge und ihre Helfer Zutritt haben. Sie erhält dafür umfangreiche Fördermittel.

- Die Flüchtlingsfamilie holt den Rest, also Omas, Opas, diverse Onkel und Tanten, Brüder, Schwestern und Cousins im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland. Alle finden sofort Arbeit und zahlen fleißig in die Rentenkasse ein. Auf Betreiben der Großeltern, die auch arbeiten wollen, erreicht die Familie eine Gesetzesänderung, nach der Flüchtlinge sofort und ältere Menschen länger arbeiten dürfen. Außerdem wird Deutschland zum einzigen sicheren Herkunftsstaat auf der Welt erklärt.

- Jamal verhindert die Spontanradikalisierung eines deutschen Freundes und damit ein rechtsradikales Attentat auf ein Flüchtlingsheim.

- Die "Lindenstraße" wird umbenannt in eine Straße, die den Namen eines typischen arabischen Baumes trägt.

- Ab 2019 wird die umbenannte "Lindenstraße" dann abwechselnd in Deutschland und Tunesien gedreht.

Die Grünen werfen den Machern der Serie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vor und fordern eine aktuelle Stunde des Parlaments, da der sehr einseitige Bezug zu Tunesien einer Ausgrenzung anderer Gruppen von Flüchtlingen gleichkommt.

Die Kanzlerin, Frau Dr. Petry weist die Grünen daraufhin, dass sie als nicht im Parlament vertretene Partei gar nichts fordern dürfen. Die Macher der umbenannten "Lindenstraße" geben entnervt auf.

Wir schaffen das!