Dienstag, 31. Dezember 2019

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Wenn der Staat mit guten Absichten irgendwas regeln will, dann passiert es allzu oft, dass genau das Gegenteil von dem eintritt, was politisch gewollt war.

Amüsant ist das historische Beispiel aus Indien, wo nach einer Schlangenplage beschlossen wurde, dass eine "Schlangenprämie" ausbezahlt wird an alle, die tote Schlangen bei einer Behörde abliefern würden. Was war das Ergebnis? Findige Menschen begannen, Schlangen zu züchten und zu töten, um die Prämie zu kassieren. Da man Schlangen auf Dauer nicht einsperren kann, verbreiteten sich diese noch viel mehr in der Natur und die Schlangenplage verstärkte sich noch. Zusätzlich ging den Behörden vor Ort, die die Prämie auszahlen sollten, das Geld aus.

Auch in Deutschland findet man so etwas immer wieder. Aktuell im Rahmen des Wahns um das "Klimagift" CO2 und immer strengere Abgasnormen, weil die Regierenden den unmündigen Bürger wieder mal vor etwas beschützen wollen.




(Auto-Bild, 49/2019)

Die künftigen Abgasnormen verursachen so hohe Kosten für technische Modifizierungen, dass die ohnehin geringen Gewinnmargen im Segment der Sprit sparenden Kleinstwagen weiter sinken. Da in diesem preissensiblen Segment die Kosten nicht beliebig auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden können, wird die Produktion eben eingestellt.

Und somit verschwindet vielleicht ausgerechnet die Sorte PKW, die aufgrund des geringen Gewichts den niedrigsten Treibstoffverbrauch hat, die aufgrund der Größe den geringsten Ressourceneinsatz hat und den wenigsten Platz in den überfüllten Städten benötigt.

Wenn der Staat mit guten Absichten eingreift...

Sonntag, 29. Dezember 2019

Schon GEZahlt?

"Ohne eine Anhebung der Gebühren können wir die Qualität nicht halten."

(Thomas Bellut, Intendant des ZDF, 2018)

Na dann...




WDR-Kinderchor: Meine Oma ist ne alte Umweltsau

Studentenchor powered ny NDR/funk: Fick die Bullen


Samstag, 21. Dezember 2019

Oh Du fröhliche...

... oh, Du absurde...

Nicht mal in der Weihnachtszeit verschonen uns die Politiker im Allgemeinen und die Grünen im Besonderen mit absurden Ideen.




katrin-goering-eckardt-fordert-strafen-fuer-post-und-paketdienste-a-1302488.html

Bußgelder für Paketdienste, wenn mal ein Paket verschwindet oder beschädigt wird. Bei 1 Beschwerde auf 1,7 Mio. Paketsendungen ganz sicher ein drängendes Problem, das unbedingt von unseren Politikern gelöst werden muss.

Was kommt als nächstes? 

Bußgelder für den Obsthändler, wenn mal ein Wurm im Apfel ist?

Bußgelder für Gastronomen, wenn sie mal jemandem versehentlich das Bier über's Hemd kippen?

Bußgelder für Fußballvereine, wenn sie verlieren?

Bußgelder für Sänger, wenn sie mal einen Ton nicht treffen?

Wie wäre es eigentlich mal mit Bußgeldern für Politiker, wenn sie unsere Steuern verschwenden oder Wahlversprechen nicht halten oder der versprochene Erfolg ihrer segensreichen Handlungen nicht eintritt?

Ich bin sicher, die Quote dort ist schlechter als 1 zu 1,7 Mio...




Dienstag, 10. Dezember 2019

"Gerechtigkeit" und "Solidarität"

In Diskussionen über Steuern und gesetzliche Sozialabgaben fallen immer wieder die Begriffe "gerecht" und "solidarisch".

Steuern wären "gerecht", weil damit in Infrastruktur und soziale Projekte "investiert" wird und eine gesetzliche, verpflichtende Krankenversicherung zum Beispiel wäre "solidarisch", weil sich ja sonst Arme und chronisch Kranke keine medizinische Versorgung leisten könnten.





Allerdings: wie kann etwas gerecht sein, das unter Androhung von Gewalt zwangsweise eingetrieben wird? 

Entscheide ich mich, keine Steuern zahlen zu wollen oder weniger, so muss ich mit staatlichen Repressalien rechnen, die im Extremfall auf den Gebrauch von Waffen seitens des Staates hinauslaufen, wenn ich mein Vermögen verteidigen will. Und sei es aus dem einfachen Grund, dass ich mit der verschwenderischen Verwendung meines Geldes durch den Staat oder dem Verwendungszweck nicht einverstanden bin.

Unter Privatleuten wäre die Idee absurd, dass ich Person A Geld wegnehmen dürfte, um damit etwas für Person B zu zahlen. Jeder würde logischerweise sagen, dass das Raub ist. Niemand würde das für gerecht halten. Jeder würde mich für einen Dieb halten.

Der Staat tut nichts anderes. Er nimmt Person A etwas weg und gibt es Person B. Ohne dass Person A sein Einverständnis gegeben hat. Aber dort sagen alle, das wäre "gerecht".

Nun kann man einwenden, unsere Staaten/Gesellschaften, wie sie nun mal heute organisiert sind, lassen sich nicht anders finanzieren. Okay, das kann sein, aber das liegt dann eben an der Organisation der Gesellschaft. Und nur weil es halbwegs funktioniert, muss das nicht die denkbar beste Organisation sein. Und gerecht wird es dadurch immer noch nicht. Es kann niemals gerecht sein, jemandem unter Androhung von Gewalt etwas wegzunehmen. Auch nicht, wenn es in einem Gesetz steht, welches der "Dieb" dazu noch selbst verfasst hat.

Da das derzeitige Steuersystem nicht gerecht ist, wäre die eigentliche Diskussion dahingehend zu führen, wie man eine Gesellschaft organisieren muss, damit es gerecht zugeht. Dass also niemandem etwas weggenommen wird. 

Aber schon die Erweiterung der Diskussion um die Forderung, niemand dürfe ausgebeutet werden, ist schwierig, weil "Ausbeutung" ein subjektiver Begriff ist. Der eine, der für den Mindestlohn arbeitet, ist damit zufrieden, der andere fühlt sich "ausgebeutet".

Jemandem etwas wegnehmen ist kein subjektiver Begriff. Es ist ein sehr objektiver Begriff. Und sehr einfach zu beurteilen.

Und wegnehmen ist nicht "gerecht". 

Es ist übrigens auch nicht "gerecht", dass alle Menschen gleich gut leben. Oder niemand arm ist. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Die Ansprüche der Menschen an das Leben sind so vielfältig, wie es Menschen gibt. Der eine kommt mit 1.500 Euro im Monat gut aus, dem anderen reichen 5.000 nicht.

Der erste hat vielleicht keine Schulden, der zweite hat hunderttausende Schulden, weil er mit seinem Einkommen nicht auskommt oder ein Unternehmen gegründet hat, was nicht erfolgreich läuft.

Man müsste nur einmal 10 verschiedenen Menschen jeweils 100.000 Euro schenken und sie könnten damit tun und lassen, was sie wollen. Und nach 1 Jahr wird geschaut, was daraus geworden ist. Ich bin sicher, wir werden 10 verschiedene Ergebnisse sehen. Einer wird vielleicht 200.000 oder 300.000 Euro draus gemacht haben und einer wird 500.000 Euro Schulden haben. Und dazwischen reihen sich alle anderen irgendwo ein. Und für jedes Ergebnis gibt es unterschiedliche Gründe.

Ist es nun "ungerecht", dass alle 10 Menschen nach 1 Jahr 10 unterschiedliche Vermögenssituationen haben? Wohl kaum. Es sei denn, der eine hätte einem anderen dessen 100.000 Euro gestohlen.

Dass es Armut und Schulden und Sorgen im Leben gibt und dass die einen unfassbar reich sind und die anderen unfassbar arm, mag traurig stimmen und es ist sicher manchmal zum Kopfschütteln und ruft Mitleid hervor oder das Gefühl, helfen zu wollen, aber es hat mit "Gerechtigkeit" nichts zu tun. Denn niemand hat per se Anspruch auf das, was einem anderen gehört. So groß die Vermögensunterschiede auch sein mögen.

Da wir natürlich heutzutage in unseren Gesellschaften, wie sie nun mal organisiert sind, nicht von heute auf morgen Steuern abschaffen können, ohne tatsächlich soziale Verwerfungen zu bekommen, kann es nur darum gehen, Schritt für Schritt in die Richtung "gerechter" Gesellschaften zu kommen, also nach und nach Zustände zu erreichen, in denen der Staat immer weniger von seinen Bürgern zwangsweise "raubt". Zustände, in denen es mehr Freiheit und Selbstverantwortung gibt. Denn jeder Mensch hat nur dieses eine Leben und er sollte es so frei und selbständig und ohne fremden Zwang führen können. Die Zwänge des realen Lebens und des Daseins sind schon groß genug. 

Und natürlich wären Gesellschaften ohne staatlichen Zwang auch nicht perfekt und es wären nicht alle Probleme gelöst, nur das sind unsere heutigen Gesellschaften mit massivem staatlichen Zwang auch nicht. Nur dass eben der Zwang allgegenwärtig ist und damit "Ungerechtigkeit. Organisierte, staatliche und durch Gesetze abgesicherte "Ungerechtigkeit".

Literatur dazu, wie Gesellschaften ohne oder nur mit wenig staatlichem Zwang aussehen könnten, gibt es zuhauf. Baader, Hoppe, Bastiat, Fridman... um nur einige zu nennen. Und um die ersten Schritte in die richtige Richtung machen zu können, muss man sich das Idealbild der Freiheit vor Augen halten, auch wenn das Idealbild möglicherweise nicht komplett umsetzbar ist. Aber man braucht einen Maßstab, an welchem man den gegenwärtigen Status messen kann. Und es kann wohl keinen besseren Maßstab geben als die Freiheit des Individuums.

Der Begriff "Solidarität" oder "solidarisch" wird häufig genannt im Zusammenhang mit allgemein verpflichtenden gesetzlichen Krankenkassen. Es wäre solidarisch, wenn alle für alle bezahlen, denn es könne ja jeden mal treffen mit einer schweren Krankheit.

Richtig, es kann jeden mal mit einer schweren Krankheit treffen, aber das hat mit Solidarität nichts zu tun.

Solidarität kann immer nur freiwillig entstehen. 

Wir kennen alle den Satz: "Ich/ wir erkläre/n uns solidarisch mit jemandem oder einer Sache".

Noch nie jedoch hat man irgendwo den Satz gehört: "Ich erkläre Herrn X solidarisch mit Frau Y". Oder: "Ich erkläre Gruppe X solidarisch mit Gruppe Y".

Aber genau das passiert in Zwangsversicherungen. Dort werden Menschen solidarisch mit anderen erklärt. Unfreiwillig. Gegen ihren Willen.

Darauf wird dann manchmal entgegnet: "Ja, aber ich bin dafür, dass wir alle in eine gemeinsame Krankenversicherung einzahlen. Ich bin für diese Solidarität. Ich finde das gut."

Das ist schön, aber es funktioniert auch nur, weil man keine Alternative hat. Wer sich nämlich nicht solidarisch mit allen erklären will, hat keine Möglichkeit, sich der "Zwangs-Solidarität" zu entziehen. Ich kann nicht sagen: Ich will mich selbst versichern. Ich will nicht für andere zahlen und will auch nicht, dass andere für mich zahlen müssen.

Diese Alternative gibt es nicht. Deswegen ist zwangsweise Solidarität keine wirkliche Solidarität. Ich erkläre mich nämlich nicht selbst mit anderen solidarisch, sondern ein Dritter erklärt mich mit allen solidarisch. Ich kann mich dem nicht entziehen. Die Zustimmung zu diesem System ist also eigentlich nur die Einsicht, dass es gar keine Alternative dazu gibt. Also jedenfalls nicht so, wie unsere Gesellschaften organisiert sind.

Oft kommt auch der Einwand, dass sich arme Leute ja keine teuren Versicherungen leisten können. 

Nun, das ist Unsinn. 

Zum einen kann man die Preise und Kosten in einem staatlich regulierten Gesundheitswesen mit unzähligen Missbrauchsmöglichkeiten nicht zum Maßstab machen und sagen, dass sie in einem freien Markt genauso hoch wären. 

Zum anderen gab es schon lange vor den staatlichen Zwangsversicherungen Modelle, in denen sich Menschen gegenseitig versichert und geholfen haben. Die sog. Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sind ein Beispiel dafür. 

Zudem sind Menschen soziale Wesen und die große Anzahl an caritativen Einrichtungen sind Beleg dafür, dass Menschen bereit sind, für andere etwas zu tun. Und wer aufgrund einer nur sehr geringen Steuerlast mehr Geld übrig hat, ist auch besser in der Lage, freiwillig anderen zu helfen. Dieses menschliche Sozialverhalten ist nicht abhängig von hohen Steuern. Im Gegenteil, es verwässert den individuellen sozialen Anspruch durch eine anonyme "Solidarität", die teilweise mit anonymen Steuermitteln finanziert wird und wo es auch regelmäßig zu unsinnigen und absurden Auswüchsen kommt.

Oft wird auch mit Extremfällen argumentiert wie Arbeitslosigkeit, Behinderungen oder schweren Krankheiten. Tatsächlich werden aber über das staatliche Zwangsversicherungssystem eben nicht nur diese Extremfälle finanziert, die einem Großteil der Menschen in ihrem Leben weitgehend erspart bleiben, sondern es wird vor allem der Normalfall zwangsfinanziert. 

Die Menschen finanzieren sich gegenseitig. Zwangsweise. Zu Kosten, die tatsächlich viel niedriger sein würden, würde mehr Wettbewerb um die Beitragszahler bestehen. Denn eine Krankenkasse, die zu hohe Beiträge verlangt, wird eben weniger freiwillig Versicherte finden als eine mit günstigen Beiträgen. 

Jeder, der sich privat krankenversichert, kennt das. Es wählt genau das Angebot aus, das ihm gefällt. Und da man auch in privaten Krankenversicherungen in einem Pool mit anderen ist, ist auch das Risiko schwerer Krankheiten und hoher Kosten durchaus kalkulier- und bezahlbar. Und wer selbst wählen kann, welche medizinische Versorgung er will, der wird sich auch Gedanken machen, wie er den Risiken, die er nicht versichert, begegnet. Es liegt an jedem selbst, wie gesund man lebt. Und wer in voller Eigenverantwortung jegliches Risiko für schwere Krankheiten auf sich nimmt und sich entsprechend nicht versichert, der kann eben in letzter Konsequenz nur auf die Mildtätigkeit anderer hoffen.

Jedenfalls kann man abschließend sagen, dass die Begriffe "gerecht" und "solidarisch" im Zusammenhang mit Steuern oder staatlichen Zwangsversicherungen völlig fehl am Platz sind. Etwas, das nur über Zwang funktioniert, kann nicht gerecht oder solidarisch sein. 

Es sind Worthülsen, die nur dazu benutzt werden, moralischen Druck aufzubauen und das bestehende System "Staat" zu erhalten, in dem auch einige wenige sehr profitieren, weil es eben so ist wie es ist. Und dieser Profit beruht nicht auf eigener Leistung, sondern auf Zwang.

Und das ist weder gerecht noch solidarisch.




Freitag, 15. November 2019

Ruhe bitte! Auch bei Abschiebungen gilt Nachtruhe.

Die Berliner Polizei muss sich bei Abschiebungen ab sofort an die Nachtruhe halten. Zwischen 21 und 6 Uhr darf nicht abgeschoben werden.




(Symbolbild)


Keine Abschiebung während der Nachtruhe

Richtig so! Der Schlaf ist gerade für Asylbewerber wichtig, müssen sie sich doch von einem anstrengenden Tagwerk erholen.

Aber das reicht noch nicht!

Nachtruhe ist ja gut und schön, aber was ist mit dem Frühstück?

Es kann ja wohl nicht sein, dass ein abgelehnter Asylbewerber ohne kräftiges Frühstück in einen Abschiebeflieger gesetzt wird und dort auf den üblichen Müsliriegel und Kaffee der Fluggesellschaft angewiesen ist. Eventuell sogar noch kostenpflichtig.

Und wenn morgens halb zehn in Deutschland ein jeder sein Knoppers zu sich nimmt, dann muss das auch für Asylanten gelten.

Aber da geht noch mehr Grundrechteschutz!

In Deutschland gibt es ja wohl noch so etwas wie eine Mittagsruhe! Also ist abschieben zwischen 12 und 15 Uhr ja wohl auch tabu!

Und was ist mit Kaffee und Kuchen? 15 bis 17 Uhr wird wohl niemand ernsthaft einen Kameruner von seiner Schwarzwälder Kirschtorte wegreißen wollen.

Und Abendbrot? Zwischen 18 und 21 Uhr wird gegessen! Und dann ist Nachtruhe!

Abschiebungen sind also verfassungsgemäß nur noch zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 17 und 18 Uhr möglich.

Soviel Menschenrecht muss sein.

Und natürlich nicht am Wochenende, an Feiertagen (also auch im Ramadan) und natürlich wenn sich der Asylant krank meldet. Flugangst ist ja auch eine anerkannte Krankheit, oder?

Um ganz sicher zu gehen, sollte man die Polizei anweisen, zu den oben genannten Zeiten erst gar nicht tätig zu werden. Dann kann wirklich gar nichts schief gehen. Eine dann noch erfolgreiche Abschiebung (also wenn der Asylant schlicht zu blöd ist, sich zwischen 10 und 12 Uhr sowie zwischen 17 und 18 Uhr zu verstecken) sollte verfassungsgemäß unbedenklich sein.

Natürlich sollte das Tätigkeitsverbot für die Polizei zu den genannten Zeiten nur für Asylbewerberheime und Asylanten gelten.

Falschparker und Geschwindigkeitsübertreter können zu diesen Zeiten natürlich weiter verfolgt werden. Der Bürger soll ja das Gefühl haben, dass etwas für seine Sicherheit getan wird.

Eine Möglichkeit wäre zudem, Polizisten zu Steuerexperten weiterzubilden, so dass sie in den Zeiten, in denen Asylbewerber nicht belästigt werden dürfen, den Finanzbeamten beim Aufspüren von Steuerhinterziehern behilflich sein können. Amtshilfe quasi. Von einer Effizienzerhöhung der Verwaltung profitiert der Bürger ja schließlich auch.

Die dann zusätzlich eingetriebenen Steuern können zur Verbesserung der Wohnsituation in den Asylbewerberheimen eingesetzt werden.

Oder man gibt den Drogendealern im Görlitzer Park einen Zuschuss, wenn sie nicht genug Geld verdienen. Die wären dann sowas wie Aufstocker.

Ich bin sicher, die Berliner Politik lässt sich noch so einiges einfallen, was in diese Richtung gehen wird.




Dienstag, 12. November 2019

Wenn ein politisches Märchen zur "Studie" erhoben wird...

Die Wahlen in Thüringen sind vorbei und die AfD hat alle erschreckt. 

Also auf jeden Fall alle "aufrechten Demokraten". Sie sind bestürzt und beschimpfen die Partei und ihre Wähler.



Und natürlich wissen auch alle, woran es lag und wie es kommen konnte, dass die AfD nun zweitstärkste Partei in Deutschlands grünem Herzen geworden ist. Und wo die Grünen übrigens nur knapp die 5%-Hürde gemeistert haben. Aber egal, um die Grünen geht es hier nicht.

Hier geht es um eine sogenannte "Studie" von sogenannten "Wissenschaftlern" vom sogenannten "Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft" in Jena, in Auftrag gegeben von... Achtung: der Amadeu Antonio-Stiftung.

Der SPIEGEL, das Flaggschiff des deutschen Qualitätsjournalismus berichtete darüber.

Beitrag zur Studie zur Thüringen-Wahl im SPIEGEL

Die Studie hat laut SPIEGEL-"Begleittext" zwei Kernaussagen.

Erstens: die NPD hat der AfD den politischen Weg geebnet. Und zwar durch eine "politische Stimmung" in den "Hochburgen" der NPD, wo man demokratiefeindlich sei.

Zweitens: Die AfD schneidet besonders dort gut ab, wo die NPD früher ihre "Hochburgen" hatte.

Ich hab mir mal die Mühe gemacht und diese Kernaussagen der Studie mit den Wahlergebnissen verglichen. Eine Mühe, die sich offenbar keiner der gutbezahlten Journalisten-Darsteller der deutschen Qualitätsmedien gemacht hat.

Dabei kam ich zu interessanten Erkenntnissen.

Zur ersten Kernaussage der sog. "Studie" muss man sagen, dass es sich bei den sogenannten "NPD-Hochburgen" um Orte handelt, in denen die NPD in der Spitze 6% der Zweitstimmen erzielt hat. Das war in 2014 der Wahlkreis "Wartburgkreis 2". Dort übrigens erzielte die CDU damals 37,4 % und die LINKE 33,6% der Zweitstimmen.

Wenn man diese Zahlen sieht: welche politische Stimmung mag da wohl in diesem Wahlkreis vorherrschen? Eine demokratiefeindliche Stimmung, die durch die NPD geprägt wird? Wohl kaum.


Aber für die sog. "Wissenschaftler" ist das so. Nun gut.

Die weiteren 4 höchsten Wahlergebnisse der NPD waren dann 5,8%, 5,4%, 4,8% und 4,7%

Und mit diesen Ergebnissen soll dann die NPD eine vorherrschende demokratiefeindliche politische Stimmung erzeugt haben, auf der die AfD aufbauen konnte. Dieselbe AfD, die schon 2014 mehr als das Doppelte der Stimmen der NPD bekam.


Nun ja, auch das glauben die sog. "Wissenschaftler" aus Jena.

Zur zweiten Kernaussage: das ist ganz einfach zu prüfen.

Ich habe schlicht die Top 5-Wahlkreise der AfD aus 2019 mit den Top 5-Wahlkreisen der NPD aus 2014 verglichen. Die Aussage war ja, dass die AfD vor allem dort stark ist, wo die NPD früher stark war.

Und Überraschung: keiner der Top 5-Wahlkreise der AfD in 2019 gehörte 2014 zu einem der Top 5-Wahlkreise der NPD.

Wenn man sich nur den besten Wahlkreis der AfD in 2019 ansieht (Gera 2 mit 29,9%), dann handelt es sich sogar um einen Wahlkreis, in dem die NPD 2014 ein Ergebnis erzielte, dass unterhalb ihre damaligen Durchschnittsergebnis aller Wahlkreise lag. Letzteres betrug 3,6%, die NPD erreichte damals aber nur 2,6% in dem Wahlkreis, der in 2019 der beste der AfD war.

Zwei der Top 5-Wahlkreise der AfD in 2019 lagen 2014 mit ihrem NPD-Ergebnis unterhalb des NPD-Schnittes, einer lag nahe am NPD-Schnitt und zwei lagen darüber.

Na sowas!

Das Ergebnis ist angesichts der politischen Stimmung im Land und angesichts des Auftraggebers nicht weiter verwunderlich. Es ist eben nur ein weiteres Teil im großen Puzzle des betreuten Denkens und des Aufbaus von Leitplanken des Denkens, das die herrschende Politik zusammen mit den Mainstreammedien des Landes da zusammenbaut.

Auf gut deutsch: diese sogenannte "Studie" ist nichts weiter als eine Mischung aus gequirlter Scheiße (schwammiges Palaver über irgendwelche ominösen politischen Stimmungen in Thüringen) und Lügen (dass die AfD dort besonders stark sei, wo früher sog. "NPD-Hochburgen" waren).

Finanziert übrigens aus den üppigen Steuermitteln, die die Hauptabteilung Propaganda in Berlin (die AA-Stiftung) regelmäßig erhält.

Dafür geht man doch gern arbeiten.

Übrigens: das sogenannte "Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft" in Jena, also das ausführende Organ dieser sogenannten Studie, sagt auf seiner Homepage über sich selbst:

"Das „Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft – Thüringer Dokumentations- und Forschungsstelle gegen Menschenfeindlichkeit“ ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung."

Alles klar?

Auftraggeber der sog. "Studie": die Amadeu Antonio-Stiftung.

Ausführender: ein Institut in Trägerschaft der Amadeu Antonio-Stiftung.

Wow! Da kann man nur noch staunen!




Donnerstag, 17. Oktober 2019

WEIL. SIE. ES. KÖNNEN!





Als nächstes kümmert sich die deutsche Regierung dann um die Plattentektonik und die kosmische Hintergrundstrahlung.

Ich bin so stolz!

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Zu viel ist zu viel oder "linke Enteignungsphantasien"



Die Idee war nie tot, doch seit ein paar Jahren und besonders derzeit ist sie wieder groß in Mode: Superreiche besitzen zu viel und zerstören damit die Grundlage unseres demokratischen Zusammenlebens.

Oder so ähnlich. Jedenfalls müssen Superreiche enteignet werden und dann wird alles besser.

Nicht nur, dass diese Idee eine offene Befürwortung krimineller Machenschaften sind (nämlich Raub des Vermögens anderer Menschen), sie ist auch unlogisch und empirisch falsch.

Trotzdem finden sich immer wieder Intellektuelle, also studierte Menschen, die sich dafür aussprechen. Selbst Ökonomen sind darunter.

Ein neues Beispiel ist der österreichische Ökonom und "Individualpsychologe" Martin Schürz. Er hat ein Buch mit dem Titel "Überreichtum" geschrieben und dazu dem österreichischen "ThinkTank" Momentum-Institut ein Interview gegeben.

Über den Autor erfahren wir dort kurz:

"Martin Schürz forscht seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Vermögenskonzentration. Er ist Lektor an der Wirtschaftsuniversität Wien u
nd Autor des Buches "Überreichtum", das im August 2019 im Campus Verlag erschienen ist. Schürz ist individualpsychologischer Analytiker und behandelt PatientInnen am Ambulatorium für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen "Die Boje"."

Das komplette Interview kann man hier nachlesen:


Ich habe mir dieses Interview durchgelesen und möchte ein paar Gedanken dazu äußern.

Der Eingangstext zum Interview lautet wie folgt:

"In seinem Buch "Überreichtum" beschreibt der Ökonom und Individualpsychologe Martin Schürz, wie zuviel Reichtum in den Händen Weniger die Demokratie aushöhlt und gefährdet. Er zeigt dabei, wie mit Gefühlen die Privilegien reicher Menschen gefestigt werden. Weniger Vermögenden werde Neid und Zorn vorgeworfen, die "Überreichen" für vermeintliche Großzügigkeiten gewürdigt. Will man Ungleichheit bekämpfen, bräuchte es eine Obergrenze für Vermögen. Im Interview mit Moment sagt Schürz: "Eine Politik, die die Ärmeren verachtet, tut alles dafür, dass die Ungleichheit bestehen bleibt.""


Die Fragen der Interviewer sind in grün, die Antworten in rot. Dazwischen habe ich meine Anmerkungen in blauer Schrift eingefügt.

Moment: Sie fordern eine Obergrenze für Privatvermögen. Käme das nicht einer Enteignung gleich?

Martin Schürz: Nein, wenn einige Menschen Milliardäre sind, aber Millionen Menschen nichts haben, ist es lächerlich von Enteignung zu sprechen. Luxusvillen und Yachten würden den Reichen ja bleiben. Aber in einer Demokratie muss es irgendwo in der Vermögenskonzentration einen Endpunkt geben, wo die Gesellschaft sagen kann: Jetzt ist es genug, ab hier kippt die Demokratie.

Falsch! Schon der erste Satz ist falsch! Für eine Enteignung kommt es überhaupt nicht darauf an, ob jemand viel oder wenig besitzt. Wenn jemand ein Vermögen von 200 Millionen Dollar hat und man nimmt ihm 100 Millionen Dollar weg, dann ist es trotzdem immer noch eine "Enteignung", auch wenn er danach noch immer 100 Millionen Dollar übrig hat.

Auch der Besitzer eines Ein-Familienhauses kann "enteignet" werden, auch wenn das Haus sein einziger Besitz ist. Wenn der Staat oder die Gemeinde das Grundstück für eine neue Straße benötigt, kann der "kleine Mann" genauso enteignet werden. Auf die Höhe des Vermögens kommt es überhaupt nicht an.

Außerdem stellt sich schon die Frage, worüber der Ökonom eigentlich redet. Meint er wirklich Enteignung?

Enteignung ist ein Begriff aus dem Staatsrecht oder Verwaltungsrecht. Man kennt den Begriff aus Verfassungen und Gesetzen (in Deutschland zum Beisiel Artikel 15 Grundgesetz). Diesen Begriff gibt es nur in einem Über- Unterordnungsverhältnis zwischen Staat und Bürger. Unter Privatleuten ist so etwas nicht denkbar. Jeder würde die Idee für absurd halten, dass eine Person einer anderen etwas wegnehmen könnte, nur weil es dritte Interessen an dem Vermögensgegenstand gibt.

Eine Enteignung geht im Staatsrecht immer mit einer Entschädigung einher. Niemandem kann vom Staat einfach so etwas weggenommen werden, es sei denn, als Strafe. Reden wir von Enteignung, was keine Strafe ist, dann hat der Enteignete immer eine Entschädigung zu bekommen. Diese bemisst sich zunächst mal grundsätzlich nach dem Marktwert des Vermögensgegenstandes.

Wenn also Superreiche ab einer bestimmten Grenze "enteignet" werden sollen, dann müssen sie eine angemessene Entschädigung erhalten. Nimmt man ihnen ein Grundstück weg, erhalten sie dafür Geld. Ebenso bei Firmenanteilen oder Kunstgegenständen. Sie wären also nach der Enteignung noch immer reich, nur hätten sie jetzt Geld statt des Vermögensgegenstandes. Was hätte sich dadurch an der Vermögenskonzentration geändert? Nichts. Oder nur wenig.

Geht es dem Ökonomen also eigentlich um eine entschädigungslose Enteignung? Denn er möchte ja etwas an den Vermögensverhältnissen ändern. Geht es also tatsächlich um reine Wegnahme und Minderung des Vermögens?

Wenn mir doch nur einfallen würde, wie man so etwas nennt? Ich komme einfach nicht drauf! Ach halt, warte, doch... jetzt hab ich es: man nennt das "Diebstahl".

Unter Privatleuten würde jeder normal denkende Mensch so eine Sache als Diebstahl und als unrecht anerkennen.

Und kein Gesetz der Welt kann daraus eine gerechte und allgemein anzuerkennende Tätigkeit machen. Diebstahl bleibt Diebstahl. Auch wenn der Dieb die Macht hat, seinen Diebstahl zum Gesetz zu erheben.

Also redet der Ökonom eigentlich von Diebstahl, statt von Enteignung?

Juristen gesteht man zu, dass sie nicht rechnen können. "Juris non calculat" heißt es. Kann man dann von Ökonomen erwarten, dass sie sich mit dem Recht auskennen? Im Detail ganz sicher nicht, aber wenn jemand zwei Jahrzehnte zu Vermögenskonzentration forscht, dann sollte er schon mal die grundlegendsten Begriffe rechtlich einordnen können.

Ich gehe im Folgenden davon aus, dass der Ökonom staatlichen Diebstahl fordert. Denn eine Enteignung würde kaum etwas an den vorherigen Vermögensverhältnissen ändern. Und das ist ja sein Ziel.

Die logische Verknüpfung "wenn einige Menschen Milliardäre sind und Millionen Menschen nichts haben" ist übrigens weder logisch noch richtig. Denn ein amerikanischer Milliardär hat wohl kaum etwas mit Millionen Habenichtsen in Afrika oder Südostasien oder mit einem deutschen Hartz IV-Empfänger zu tun. Das ist das alte linke Märchen von "nur weil ich arm bin, bist du reich". Dieses Märchen geht von einem bestehenden "Kuchen" aus, der nur ungleich verteilt ist. 

Weder empirisch noch logisch lässt sich diese Behauptung aufrecht erhalten. Dennoch lebt dieser linke Lehrsatz weiter fort.

Moment: Sie schreiben, dass Erbschaften und Vermögenskonzentration die Demokratie zersetzen. Wie passiert das?

Schürz: Bei großen Erbschaften wirkt die Macht des eigenen Vermögens über das Ableben hinaus. Und zwar so, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse zugunsten mächtiger Vermögender zementiert werden. 

Schon wieder falsch. Auch bei kleinen Erbschaften wirkt die Macht des Vermögens über das Ableben hinaus. Nur auf niedrigerem Niveau. Das ist das Prinzip von Erbschaften. Dass dadurch gesellschaftliche Verhältnisse zementiert werden, ist eine rein populistische Behauptung. In den westlichen kapitalistisch geprägten Rechtsstaaten herrscht eine beispiellose Durchlässigkeit in der Gesellschaft. Und zwar in beide Richtungen. Von unten nach oben und umgekehrt. Es gibt die Beispiele, wo sich großer Reichtum in große Schulden umgewandelt hat. Oder dass Erben ein Vermögen verjubelt haben oder durch falsch getroffene unternehmerische Entscheidungen schlicht vernichtet. Zudem fällt in den meisten Fällen ein großes Vermögen im Falle einer Erbschaft nicht einer einzelnen Person zu. Gerade alte Familienunternehmen "zerfallen" oft in verschiedene Familienstämme, mit allen daraus erwachsenden Problemen bei der Unternehmensfortführung.

Zudem ist die menschliche Entwicklungsgeschichte voll mit gesellschaftlichen Veränderungen und Brüchen, an denen Superreiche nichts ändern konnten.

Welche gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich denn in Deutschland oder den USA zementiert, durch die Quandts oder Albrechts oder Schwarz' oder Henkels und so weiter. Man muss sich nur die Liste der Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen und deren Lebenswege ansehen. Oder die Lebenswege deutscher Miliardäre. 

Oder welche gesellschaftlichen Zuständen wurden denn zementiert durch einen Bill Gates, Steve Jobs oder Mark Zuckerberg? Oder will der Ökonom etwa auf die Hochfinanz an der Wall Street hinaus? Vorsicht, da gerät man in gewissen Kreisen schnell in den Verdacht der Benutzung antisemitischer Stereotype.

Eine extreme Vermögenskonzentration erschwert auch zukünftiger Wirtschaftspolitik dem etwas entgegenzuhalten. Und die Politik sieht sich dann einer normativen Kraft des Faktischen gegenüber. Die Vermögenskonzentration kann kaum verkleinert werden, solange die Fluchtmöglichkeiten der Vermögenden so groß sind.

Warum soll eigentlich die Politik die Vermögen von Menschen kontrollieren? Warum soll Politik sich dort einmischen und irgendetwas "entgegenhalten"? Und wieso soll Politik mächtiger sein als die Bürger? Ich finde, es sollte genau umgedreht sein. Nicht die Bürger sollten sich vor der Politik fürchten, die Politiker sollten sich vor den Bürgern fürchten. Und dann gibt es gar keinen Grund, dass Politik in die Privatsphäre der Bürger mehr als wirklich notwendig eingreift und irgendwas "entgegensetzt".

Der letzte Satz ist dann irgendwie unlogisch und an dieser Stelle auch unpassend. Wenn Vermögen "flüchtet", dann verliert es auch seine Macht an dem Ort, wo es vor der Flucht war. Das sollte dem Ökonomen doch eigentlich gefallen, will er doch etwas gegen Vermögens- und Machtkonzentration tun. Wer mit seinem Vermögen aus Deutschland "flieht", verliert auch seine theoretischen Einflussmöglichkeiten.

Was will er uns mit "Fluchtmöglichkeiten, die so groß sind", sagen? 

Den Satz des Ökonomen konsequent zu Ende gedacht, bedeutet es die totale Einschränkung der Freiheit von Vermögenden, mit ihrem Vermögen zu tun und zu lassen, was sie wollen. Wo sie wollen. Es bedeutet eine quasi "Beschlagnahme" von Privatvermögen und ihre ausschließliche Verwendung im Rahmen eines bestimmten Gesellschaftssystems. 

Überspitzt formuliert heißt das "deutsches Geld nur für Deutschland". Mal ganz abgesehen davon, dass sich dadurch ja gesellschaftliche Verhältnisse erst recht zementieren, wenn das Vermögen an einen bestimmten Ort gebunden ist. Aber dafür hat der Ökonom ja den Diebstahl vorgesehen.

Also kurz gefasst bedeutet das: Beschränkung von Vermögen und Freiheit ab einem bestimmten Niveau und Einbehalt des Vermögens innerhalb der "Volksgemeinschaft".

Wonach klingt das nun schon wieder? Wer weiß es?

Moment: Reiche Menschen wie Heidi Horten und Hans-Peter Haselsteiner fördern verdeckt oder offen politische Parteien. Warum ist das problematisch? Dürfen sie mit ihrem Geld nicht tun, was sie wollen, solange es transparent ist?


Schürz: Die politischen Gestaltungsmöglichkeiten reicher Menschen sind viel größer als jene der Ärmeren. Und die Politik reagiert mit ihren Maßnahmen auch stärker auf die Interessen der Reichen. In demokratiepolitischer Hinsicht ist das jedenfalls problematisch.

Okay, das kann sein, dass die politischen Gestaltungsmöglichkeiten von Reichen größer sind als die von Armen. Nur, die Ursache liegt dabei nicht in Arm und Reich, denn nicht alle Reichen nehmen Einfluss auf die Politik, sondern im System. Solange es Politiker, Beamte und andere Entscheidungsträger gibt, die die Macht haben, darüber zu entscheiden, was Menschen tun dürfen und lassen sollen, solange wird es den Versuch geben, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. Und so etwas tun übrigens nicht nur Superreiche, so etwas tun ganz normale Menschen. Überall auf der Welt. "Korruption", "Bestechung" oder harmloser ausgedrückt, der Wille, Dinge zum Laufen zu bringen oder zu beschleunigen, sind keine Frage großer Summen.


Aber immerhin haben wir hier schon mal einen Anhaltspunkt, wie das in der Praxis aussehen könnte, was sich der Politiker vorstellt. Also der Diebstahl. Denn es stellt sich ja bei dieser Diskussion immer sofort die Frage: wieviel darf jemand haben? Wieviel ist zu viel? Wieviel darf man einem Menschen wegnehmen, damit er keinen Einfluss mehr nehmen kann?

Wenn es also um die Verhinderung politischer Einflussnahme geht, dann darf ein Mensch eigentlich nur soviel Vermögen haben, dass er nicht in der Lage ist, einen Politiker oder anderen Entscheidungsträger zu beeinflussen. Jedenfalls nicht mit Geld. Im Prinzip müssten alle Menschen dann von der Hand in den Mund leben.

Man kann sich leicht vorstellen, wie Beeinflussung dann aussehen würde.

Und wenn der Ökonom nun nicht so weit gehen möchte, den Menschen im Prinzip alles zu nehmen, sondern nur Milliardäre um ein paar hundert Millionen zu erleichtern, was würde sich dann ändern? Dann wären die Superreichen eben etwas weniger reich, hätten aber immer noch genug, um Einfluss zu nehmen. Auch mit einem Vermögen von 900 Millionen kann man Entscheidungsträger beeinflussen.

Und auch auf niedrigerem Niveau wird es halt immer irgendjemanden geben, der reicher oder vermögender ist als andere. 

Und das Leben dreht sich ja weiter. Irgendwo wächst immer ein neuer Bill Gates oder Steve Jobs heran.

Wie will man hohe Vermögen für die Zukunft verhindern, nachdem man einmal alle Superreichen enteignet hat? Soll eine staatliche Behörde die Vermögensentwicklung seiner Bürger überwachen und alles abschöpfen, was den Betrag übersteigt, den "die Gesellschaft" als akzeptabel ansieht?

Das nenne ich mal eine Zukunftsvision für das menschliche Zusammenleben!

Viele Politiker schauen darauf, wer für die eigene Karriere wichtiger ist. Und das sind eben die Reichen, nicht die Armen.

Also das grenzt schon an Realitätsverweigerung. Jedenfalls, wenn man sich die entwickelten westlichen Industrienationen mit ihren Sozialstaaten ansieht. Wenn jedes Jahr mehr für soziale Belange ausgegeben wird, die Staatsquote 50% übersteigt und immer mehr Menschen in Abhängigkeit von staatlichen Almosen gelangen, dann muss man schon sehr konzentriert an der Realität vorbeischauen, wenn man dort ein besonderes Interesse der Politik an den Superreichen ausmachen will. Reiche mögen den Wahlkampf finanzieren oder unterstützen, wählen tun aber andere. 


Moment: Aber warum reagiert die Politik so stark auf deren Interessen? Reiche sind ja unter der Wählerschaft klar in der Minderheit.


Schürz: Einerseits können Politiker und Reiche eine konservative Ideologie teilen. Andererseits können Politiker, die fortschrittliche Ideen haben, diese nicht zuletzt aus Angst vor den Mächtigen abschwächen. Sie fürchten, dass ihnen fehlende Wirtschaftskompetenz vorgeworfen wird. Oft predigen Politiker, dass es gerechter zugehen soll, wissen aber genau, dass das Geschäft anders läuft. Viele denken wohl schon an die Zeit nach ihrer politischen Laufbahn, egal, ob sie von rechts oder links kommen. Wohin gehen heute Politiker? Da wird man die wenigsten finden, die wieder Sozialarbeiter werden. Der Karriereanreiz ist evident: ein gutdotierter Job im Immobilien- oder Finanzsektor.

"Konservative Ideologie"... Also Konservative sind von allen im politischen Spektrum am weitesten davon entfernt, eine Ideologie zu teilen.


Abgesehen davon: das kann ja alles sein, was der Ökonom da sagt und es passiert auch hin und wieder. Nur wedelt hier der Hund mit dem Schwanz. Er pickt sich hier ein paar Ausnahmen raus und erklärt die zum Regelfall.

Es gibt auch linke Reiche, oder liberale oder "fortschrittliche", wie sich die Linken gern sehen. Es gibt nicht nur "konservative Reiche". Gerade in den USA, dem Land mit den meisten Superreichen, gefallen diese sich gern in einer Nähe zu den "liberalen" Demokraten. Findet Einflussnahme dort nicht statt, sondern nur bei "Konservativen"?

Abgesehen davon ist den Superreichen weitgehend egal, wer regiert. Sie sind meist sehr mobil mit ihrem Vermögen. Sie haben ja "Fluchtmöglichkeiten", wie der Ökonom selbst schon festgestellt hat. 

Außerdem haben sie soviel Vermögen, dass wohl nur eine Revolution oder ein Wirtschafts-Crash ihr Vermögen gefährden könnten. Und gegen Revolution und Wirtschaftscrash sind nicht nur Superreiche. Auch normale Menschen sind dagegen und würden da versuchen, Einfluss zu nehmen.

Also diese Begründung des Ökonomen steht auf sehr wackligen Füßen.

Moment: Handeln PolitikerInnen also egoistisch in ihrem Interesse, beispielsweise für die Karriere nach der Politiklaufbahn?


Schürz: Ich glaube, dass es nur wenige Politiker gibt, die tatsächlich überzeugt davon sind, dass es eine Enteignung wäre, wenn man bei den Milliardären eine demokratisch legitimierte Vermögensgrenze zieht. Es schauen wohl eher viele opportunistisch darauf, wer für die eigene Karriere wichtiger ist. Und das sind eben die Reichen und nicht die Armen.

Moment: Einfach gefragt: Kaufen Reiche Politik?

Schürz: Ich glaube nicht, dass ein paar reiche Menschen Politik bestimmen. Aber Politiker wissen, was sich gehört. Sie wissen, was sie am Abend Gesellschaftskritisches sagen können, wie aber dann die Gesetzesvorhaben konkret aussehen müssen. Es ist der Eintritt in eine Welt verinnerlichter Regeln, eine reichenfreundliche politische Kleiderordnung. 


Ja wie denn nun? Wenn Reiche die Politik nicht bestimmen, wieso soll man sie dann enteignen? Weshalb sieht er dann große Vermögen als Problem? 

Und dann deutet er an, dass über entsprechende Ausgestaltung von Gesetzen doch wieder der Einfluss von Superreichen spürbar wird, denn Politiker "wissen, was sich gehört".

Kann er sich mal entscheiden?

Ein Beispiel: ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian hat mit seinem Ausspruch zu Heidi Horten genau diese politische Kleiderordnung verletzt und sich danach entschuldigt (Anm.: Katzian hatte in Richtung der ÖVP-Großspenderin gesagt: "An Neid auf die Aufg'spritzte mit ihre Zwa-Millionen-Ketten ham mir ned."). Niemand sprach danach über exzessiven Reichtum, aber alle über den nicht vornehmen Stil der Kritik. Es wird viel mehr über Neid und Hass gesprochen als über Überreichtum und Oligarchie.

Hm, das klingt jetzt alles ein wenig wirr. 

Wenn Politiker "wissen, was sich gehört", geht es dann nur um Etikette oder um die Ausgestaltung von Gesetzen? Wenn ein Politiker ein Gesetz zugunsten Superreicher beeinflussen würde, wäre dem Superreichen wahrscheinlich ziemlich gleichgültig, was der Politiker öffentlich über ihn sagt.

Also irgendwie ist das ein Sammelsurium von wichtig klingenden Floskeln, die scheinbar den Eindruck erwecken sollen, der Ökonom hätte tieferen Einblick hinter die Kulissen.

Offensichtliches sollte ausgesprochen werden: Einige wenige Menschen haben zu viel.

Okay, das ist mal ne Ansage.


Aber dann stellt sich die Frage (und wir hatten das ja schon weiter oben): wieviel ist zu viel? Wieviel darf jemand behalten? Wer entscheidet das?

Liest man die Kommentare zu diesem Thema bei Facebook oder Twitter, dann gibt es fast so viele Höchstgrenzen wie Kommentatoren.

1 Mio? 10 Mio? 100 Mio? Oder 237,48 Mio? Weil das der Mittelwert aller abgegebenen Stimmen ist?

Moment: Die SPÖ hat zuletzt Konzepte vorgelegt für Erbschafts- und Vermögenssteuern, allerdings äußerst zaghaft. Warum fällt es denen so schwer, eine klare Position zu beziehen?

Die folgende Antwort ist wieder so eine Sammlung von Sätzen, die Vorherigem widersprechen, in sich unlogisch sind und ein ziemlich beschränktes Weltbild zeigen. Ein Weltbild, in dem staatlich organisierter Diebstahl legitim zu sein scheint.


Schürz: Die SPÖ vermutet ihr Glück wohl in der Mitte und versucht meist nach allen Richtungen zu besänftigen. 


Das widerspricht seiner vorherigen Behauptung, dass Politik die Interessen der Superreichen vertritt.

Sie erzeugt aber mit ihrem eigenen Zittern vermutlich auch Ängste bei Menschen in der Mitte. Wenn ich für eine Erbschaftssteuer eintrete und als erstes sage, das betrifft ohnehin fast niemanden, nicht die kleinen Häuslebauer, nicht die Landwirte und auch nicht die Unternehmer, dann werden Menschen wohl zurecht misstrauisch und fragen: Wen wollen die dann besteuern? Sind die Reichen nicht die Unternehmer? 

Ernsthaft? Menschen haben Angst, dass niemand besteuert wird? 

Also ich kenne keinen, der Angst davor hat, dass niemand besteuert wird. Vor allem keinen, der Angst davor hat, dass kleine Häuslebauer besteuert werden. 

Und Betriebsvermögen von Landwirten oder Unternehmern zu besteuern ist ein Eingriff in die Substanz der Betriebe.

Also meint er eher das Privatvermögen von Unternehmern und Landwirten?

Ehrlich wäre es zu sagen: Ein ererbter Euro ist im Vergleich zu einem erarbeiteten Euro leistungslos und Erbe gehört höher besteuert als Arbeit. 

Falsch! Einfach falsch! Auch ein ererbter Euro musste vorher erarbeitet werden. Hinter jedem vererbten Euro steht eine Leistung, die vorher erbracht wurde. Und vor allem: jeder vererbte Euro ist bereits versteuertes Vermögen! Wie oft will der Ökonom das erarbeitete Geld der Bürger versteuern?

Und die Frage sei erlaubt: welche Leistung haben denn die anonymen Empfänger von Sozialleistungen erbracht, die mit den eingenommenen Erbschaftssteuern bezahlt werden? Was haben die zu dem vererbten Vermögen beigetragen? Die Antwort ist: NICHTS!

Also mit welchem Recht sollen dann andere, die nichts dazu beigetragen haben, einen Anteil vom Privatvermögen anderer Leute bekommen?

Außerdem müsste man mit der Logik des "leistungslosen Einkommens" sofort Lottogewinne in Millionenhöhe verbieten. Denn die Gegenleistung für einen 10-Mio-Gewinn beträgt ein paar Euro für den Kauf des Lotterieloses.

Es ist eine Unverschämtheit, zu fordern, dass bereits versteuertes Privatvermögen nochmals besteuert und dann unter Dritten verteilt wird. Und die Forderung nach Substanzbesteuerung von Betriebsvermögen lässt mich an der Qualifikation dieses "Ökonomen" zweifeln.

Bei einer Erbschaftssteuer so viele Ausnahmen und einen so hohe Freibetrag vorzusehen, lässt einen angesichts der Daten zum Erbgeschehen nur wundern.

Ich wundere mich auch. Aus Gründen. 


Moment: Diejenigen, die selbst gar nicht von Erbschaftssteuern betroffen sind, sind mitunter dennoch gegen diese, manchmal sogar in größerem Maße als die Reichen.Warum?

Schürz: Arm und Reich eint, dass sie ihren Kindern etwas Gutes tun wollen. 


Und das ist schlecht, oder wie? Diese Einstellung ist schädlich für eine Gesellschaft?

Politik, die für Gleichheit eintritt, müsste zuerst das Vertrauen in eine solidarische Gesellschaft stärken. Ist der Sozialstaat schwach, bleibt vor allem für Ärmere ein großer Anreiz zuerst auf die eigenen Kinder zu schauen und soziale Gerechtigkeit nachzureihen. 

Wie? Es ist besser, wenn Familien die Sorge füreinander aufgeben und dies dem anonymen Staat überlassen?

Da tut sich ein ganz klares, linkes, totalitäres Weltbild auf. Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Sorge um Familie und Schaffung von Werten für die Zukunft sollen zugunsten eines allumfassenden Sozialstaats aufgegeben werden.

Gruselig!

Rational betrachtet müssten die weniger Vermögenden ein Interesse an Vermögens- und Erbschaftssteuern haben. In einer Demokratie sind wohl 99,9 Prozent nicht überreich. Aber die fordern leider nur selten vehement Pflege und Kindergärten über Steuereinnahmen von den Superreichen zu finanzieren.

Moment: Wie kann das funktionieren? Etwa mit einer Steuer, die für alle gilt und umso höher steigt, je größer das Vermögen ist?


Schürz: Ein globales Vermögensregister ist notwendig. Es erscheint mir als beste Voraussetzung, Vermögen und Erbschaften progressiv zu besteuern. Je größer das Vermögen, desto höher der Steuersatz. Und Offensichtliches sollte einfach ausgesprochen werden: Einige wenige Menschen haben zu viel. Dies ist ungerecht und macht angesichts von Armut auch zornig. Die Politik wendet sich aber meist gegen den Zorn und nicht gegen dessen Ursache: eine ungerechte Vermögenskonzentration.

Okay, da haben wir es dann. Ein globales Vermögensregister soll her. Also eine neue Behörde, die weltweit sämtliche wirtschaftlichen Aktivitäten von Menschen verfolgt, dokumentiert und am Ende beschränkt. Denn wer vorher weiß, dass er vom nächsten erwirtschafteten Dollar oder Euro immer mehr abgeben muss, wird irgendwann aufhören, mehr zu erwirtschaften.

Im Erben steckt keine Leistung, trotzdem wird aber weiter von Leistung schwadroniert.

Nein! Niemand behauptet, dass im Erben irgendeine Leistung steckt. 

Die Leistung steckt im Erbe selbst. Das Erbe wurde schließlich irgendwann erarbeitet. Nicht selten unter Verzicht durch die Kinder. Denn viel Vermögen erforderte in vielen Fällen viel Arbeitszeit der Eltern, unter der vor allem Kinder oft leiden. Wenn dieser Ökonom sich mit Vermögensforschung beschäftigt hat, dann sollten ihm die Sorgen von Kindern reicher Eltern durchaus bekannt sein. Viele müssen auf ihre Eltern verzichtet. Das ist, wenn man so will, ihre Leistung, ihr Beitrag.

Und nochmal ganz grundsätzlich: es handelt sich um bereits versteuertes Vermögen! Privatvermögen. Das bestenfalls von Generation zu Generation weitergereicht wird und den betroffenen Menschen ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben ermöglicht. Wieso das schädlich für eine Gesellschaft sein soll, konnte mir bisher noch niemand erklären. Dem einen Geld wegzunehmen und es einem anderen zu geben, der nichts dafür getan hat, hat jedenfalls mit Gerechtigkeit nichts zu tun.

Moment: Reiche beschwören die Leistungsgesellschaft. Beim Erben wird leistungsloses Einkommen aber akzeptiert.


Schürz: Der Widerspruch ist evident: beim Erben steckt keine Leistung drinnen, trotzdem wird aber weiter von Leistung schwadroniert. Das Wort Leistung meint dann etwas anderes: Den Verdienst des Verstorbenen oder den Zusammenhalt der Familie vielleicht.

Moment: Vermögende FirmeninhaberInnen werden einerseits als ArbeitgeberInnen und GönnerInnen gesehen, der Menschen Lohn und Brot gibt. Andererseits als AusbeuterInnen, die die Arbeitskraft ihrer Beschäftigten für ihren Profit ausnützen. Beides sind dieselben Handlungen. Es überwiegt die erste Sichtweise.


Schürz: Ja, der sprachliche Rahmen wird zum Vorteil der Vermögenden gezogen. Sie werden als Arbeitgeber bezeichnet, aber im Grunde nehmen sie ja die Arbeitskraft Anderer, um Profit zu erzielen. Weitere Begriffe, die den Eindruck vermitteln, dass die Reichen die besseren Leute sind, sind “der Steuerbeitrag”, “verdienter Reichtum” oder “Superreiche”. Aber sogar „Steuerflüchtling“ ist beschönigend. Es wird ja nur das Vermögen in „Steueroasen“ transferiert. Das heißt an Orte, die für Vermögende Oasen sind.

Puhhh, es fällt tatsächlich schwer, auf so einen Unsinn zu antworten. Unternehmer nehmen also die Arbeitskraft anderer, um Profite zu erzielen. Sie sind Ausbeuter. Fertig. Alles andere ist sprachliche Schönfärberei.


Hat dieser Ökonom eigentlich jemals in ein Ökonomie-Lehrbuch geschaut? Oder einfach in die Realität? Oder hat er je darüber nachgedacht, was es heißt, wenn er selbst Unternehmer wird?

Zuallererst heißt es, Risiken eingehen. Dann heißt es, in finanzielle Vorleistung zu treten. Denn eine Fabrik oder der Arbeitslohn der Arbeiter müssen sofort bezahlt werden. Kein Arbeiter verzichtet freiwillig auf den vollen Lohn und ist bereit, sein Geld über Jahre verteilt zu bekommen. 
Die Erträge für den Unternehmer kommen aber erst über Jahre oder Jahrzehnte verteilt zurück. Investiert er eine Million, dann wird er in den allermeisten Fällen das Geld nicht sofort im ersten Jahr wieder zurück bekommen. 

Der Unternehmer muss das Geld, das er für den Aufbau des Unternehmens benötigt, also vorher erwirtschaftet haben oder es sich leihen, von anderen, die es erwirtschaftet haben. Im Normalfall leiht er es sich über den Umweg einer Bank, deren ursprünglichste Aufgabe es ist, gespartes Kapital mit dem Bedarf nach Kapital in Übereinstimmung zu bringen.

Wenn ein Unternehmer eine Idee für ein Produkt hat, muss er zwangsläufig Arbeiter einstellen, die das Produkt herstellen. Die Arbeiter bekommen dafür einen Lohn. Und da auch die Arbeitskraft und die Kenntnisse und Fähigkeiten, die ein Mensch anbieten kann, auf einem Markt in Konkurrenz zu anderen angeboten werden, hat Arbeitskraft einen Marktpreis. Und zunächst muss ein Unternehmer auf seine Kosten achten, da kaum jemand am Markt immer die höchstmöglichen Preise erzielen kann. Denn genau die Leute, die höhere Löhne und mehr Anteil für die Arbeiter fordern, achten auch beim Einkauf darauf, dass sie nicht zuviel bezahlen. Und bei hohen Preisen regen sie sich auf. Dass hohe Preise aber zuerst ihre Ursache in hohen Kosten haben, wollen sie nicht glauben. Für sie sind hohe Preise ausschließlich Ausdruck hoher Profite von Unternehmern.

Natürlich gibt es Unternehmer, die den Arbeitern so wenig wie möglich zahlen und so viel wie möglich für sich selbst behalten wollen. Nur das ist kein Problem des Kapitalismus, sondern ein Problem von Menschen. Und es betrifft vor allem nicht die Mehrheit der Unternehmer. Und kein anderes System als das einer freien, kapitalistischen Marktwirtschaft mit Wettbewerb auf allen Ebenen konnte so gut für massenhaften relativen und absoluten Wohlstand sorgen wie der Kapitalismus. Das hat die Geschichte gezeigt.

Und im übrigen konnte auch kein Sozialismus oder Kommunismus die negativen Eigenschaften von Menschen beseitigen. Auch im Sozialismus gibt es Bereicherung auf Kosten anderer. Die kommunistischen Parteien in den ehemaligen Ostblock-Ländern oder jetzt in China sind das beste Beispiel. Und am Ende sind alle anderen gleich arm oder "vermögend" auf relativ geringem Niveau. Auch das hat die Geschichte gezeigt.

Jedenfalls ist die pauschale Bezeichnung von Unternehmern als Ausbeuter nicht nur inhaltlich falsch (denn wie sonst als mit Hilfe fremder Arbeitskraft sollen Produkte hergestellt werden?), es ist auch eine unverschämte Beleidigung.

Moment: Arme und LeistungsempfängerInnen werden oft als „SozialschmarotzerInnen“ bezeichnet, SteuervermeiderInnen dagegen nicht. Warum ist das Bild bei den Ärmeren so negativ?

Also Arme werden nicht pauschal als Sozialschmarotzer bezeichnet. 

Sozialschmarotzer werden so bezeichnet. 

Es gibt auch arme Menschen, die arbeiten gehen und keine Sozialschmarotzer sind. Es gibt aber auch Menschen, die sich eine Existenz darauf aufbauen, vom gestohlenen Geld anderer zu leben. Und der Sozialstaat bringt es praktischerweise mit sich, dass die Sozialschmarotzer nicht selbst stehlen müssen. Der Staat übernimmt den Diebstahl für sie.

Und dass Reiche, die Steuern vermeiden wollen, als "positive Beispiele" dargestellt werden, ist eine Erfindung aus einer Parallelwelt. Legale Steuervermeider werden von Politik und Medien als unmoralisch oder asozial dargestellt. 

Steuerhinterzieher werden vor laufenden Kameras verhaftet, ihre Fälle werden tage-, wochen-, monate- oder jahrelang in den Medien angeprangert und auf eine Stufe mit Schwerstkriminellen gestellt.

Schürz: Ich habe da wenig Hoffnung. Soziale Beschämung ist eine Herrschaftstechnik. Leute beantragen keine Mindestsicherung, obwohl sie ihnen zusteht, weil sie stigmatisiert werden und sich sozial beschämt fühlen. Und eine Politik, die sie verachtet, tut alles dafür, dass es so bleibt. Die Idee, reiche Steuerflüchtlinge zu beschämen, funktioniert nicht, weil der Staat sich seit Jahrzehnten als ineffiziente Bürokratie schmähen lässt und Steuern als Enteignung und Raubzug diskreditiert werden.

Also in den europäischen modernen Sozialstaaten werden Arme von der Politik nicht verachtet. Sie werden umworben und mit Rechten ausgestattet, die, wenn sie direkt unter Privatpersonen verhandelt werden müssten, niemals zustande kämen. Es gibt kein allgemeines Menschenrecht, auf Kosten anderer zu leben. Punkt. Es gibt auch kein Menschenrecht auf Mindestsicherung. Das ist eine Erfindung der Neuzeit. Ein Menschenrecht auf Mindestsicherung bedeutet in letzter Konsequenz, ein Recht auf ein Leben auf Kosten anderer zu gestalten. Im übrigen nicht nur auf Kosten von Reichen, sondern auch auf Kosten von Mittelstand und Geringverdienern bis zur Steuerfreigrenze.

Philanthropie ist kein Ersatz für den Sozialstaat. Ohne demokratische Festlegung sind Menschen der Willkür und den Präferenzen ihrer Gönner ausgeliefert.

Das ist gut. Als Alternativen werden hier nur willkürlich handelnde Gönner und ein umfassend wohlmeinender Staat angeboten. Die riesige Zone dazwischen, in der auch normale Menschen soziale Hilfe geben, wird völlig ausgeblendet. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen. Und der Mensch empfindet Empathie und Mitleid und ist bereit, zu helfen. Wenn ihm allerdings etwa 70 bis 80% seines Einkommens (inklusive aller nachgelagerten Konsumsteuern) weggenommen werden, ist die Möglichkeit, zu helfen, arg beschränkt.


Und als ob Empfänger staatlicher Transferzahlungen nicht von der staatlichen Kassenlage und den Präferenzen der jeweiligen herrschenden Parteien abhängig sind. Die Gesetze können auch ständig geändert und damit die Ansprüche der Bürger eingeschränkt werden. Die Geschichte bewiest, dass es auch so ist.

Moment: Warum gibt es keinen gesellschaftlichen Kampf von Arm gegen Reich, obwohl die Ungleichheit immer größer wird?

Schürz: In meinem Buch zeige ich, wie politisch auf der Ebene der Gefühle davon abgelenkt wird: etwa mit Neid auf noch Ärmere und Zorn gegen Flüchtlinge. Gegenüber den Mächtigen wird dankbare Demut dann zur Überlebenstechnik und die Politik begnügt sich mit symbolischen Gesten. Sie mahnen zu mehr Menschlichkeit und fordern bescheiden Beiträge von den Reichen. Dabei sollte die Politik ehrlich eingestehen, dass sie ins Hintertreffen geraten ist. Änderbar wäre es nur, wenn massiver Druck aus der Bevölkerung kommt. Ich beschreibe in meinem Buch, wie die Sozialisten in Frankreich symbolische Gerechtigkeitspolitik verfolgten. Sie sprachen von einer Reichensteuer und meinten aber nicht die Vermögenden, sondern nur die Einkommensreichen. So hat man Fußballstars und erfolgreiche Schauspieler besteuert, die viele Menschen bewundern. Das Problem des Überreichtums blieb ausgespart, er blieb unsichtbar.

Okay, das "Überreichtum" kein Problem ist bzw. nur ein theoretisches auf sehr wackeligen Grundlagen, habe ich bereits versucht, zu erläutern.


Und das "Überreichtum" unsichtbar sein soll, verstehe ich auch nicht. Wenn man ihn nicht wahrnimmt, wie soll er dann überhaupt ein Problem sein?

Moment: Wie kann man den Überreichtum sichtbar machen?

Schürz: Es braucht ein globales Vermögensregister, national funktioniert das nicht. Denn dann wäre nicht sichtbar, was in Steueroasen gebunkert wird. Wenn man sagt, dass das nicht geht, hat man auch zugestanden, dass die Demokratie bereits beschädigt ist. Wenn man nicht einmal die Information darüber hat, wer wie viel besitzt, kann die Politik nicht wissen, wie sich ihre Maßnahmen der Besteuerung, Sozialausgaben und Subventionen auf die Menschen auswirken.

Oh Gott, hier zweifle ich tatsächlich an der Qualifikation des "Ökonomen". Welche Auswirkungen Steuern, Sozialausgaben und Subventionen haben, ist in vielen Abhandlungen ausführlich beschrieben.


Und was das globale Vermögensregister angeht, dabei handelt es sich tatsächlich um eine düstere Zukunftsvision.

Moment: Ist wohltätiges Geben der Reichen eine Lösung Ungleichheiten auszugleichen?


Schürz: Nein, der Sozialstaat bekommt über Philanthropie eine gefährliche Konkurrenz. Und ohne demokratische Festlegung sind Menschen der Willkür und den Präferenzen ihrer Gönner ausgeliefert. Diese können ihre milden Gaben trotzdem jederzeit einstellen. Letztlich steckt bei den Spenden und der inszenierten Großzügigkeit immer ein soziales Gefälle drinnen. Da braucht man nur ins 19. Jahrhundert der Arbeitshäuser in England zurückschauen. Wenn ich angewiesen bin auf die Gnade des Herrn Grafen, dann ist dies herabwürdigend. Anders ist das bei einer sozialstaatlichen Versicherungsleistung, auf die ich Anspruch habe.

Puhhh, wieder harter Tobak!

Philantropie, also freiwillige Fürsorge für Menschen stellt eine gefährliche Konkurrenz zu einem System dar, welches nur unter Zwang und Diebstahl funktioniert. Und ein System, dass trotz steigender Einnahmen aus Diebstahl die Leistungen für den Einzelnen permanent kürzt. Man muss sich nur das beschämende Ergebnis staatlicher Rentenpolitik ansehen, bei der es sich der Staat selbst zur Aufgabe gemacht hat, den Bürgern die Zeit nach der Erwerbsfähigkeit zu finanzieren und die im Lauf der Jahre tatsächlich zu immer niedrigeren Renten geführt hat bis hin zu beschämender Altersarmut. Das Gesundheitssystem oder das Bildungssystem sind weitere Beispiele für staatliches Versagen.

Und unsere heutigen Staaten mit denn des 19. Jahrhunderts zu vergleichen zeugt von völlig fehlendem Verständnis menschlicher Entwicklungsgeschichte.

Zusammengefasst sehen wir hier ein extrem linkes, extrem diktatorisches, unfreiheitliches Weltbild, das mit der Realität nur sehr schwer bis gar nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Der allumfassende und regulierende Staat wird als Quasi-Gottheit und einzige mögliche Organisationsform für Menschen angesehen. 

Und wir sehen einen Ökonomen, der diesen Titel kaum verdient und einen "Vermögensforscher", der seine Hausaufgaben offensichtlich nicht gemacht hat.