Freitag, 29. Dezember 2017

Und schon wieder eine Revolution!





Die sog. "Ökostrom"-Branche steht vor der nächsten Revolution. 

Nach dezentralen kleinen, autarken Einheiten (die dann doch nicht so autark waren), nach allen möglichen neuen Technologien für Solarzellen (die dann doch nur eine winzig kleine Erhöhung der Effektivität zu horrenden Kosten brachten), nach Repowering-Märchen für Windkraftanlagen (die ohne Subventionen nicht finanzierbar sind), nach Offshore-Windparks (die irgendwie nicht so recht in Gang kommen wollen), nach Nord-Süd-Stromtrassen (die an finanziellen, geologischen und baurechtlichen Hindernissen und Bürgerinitiativen scheitern), nach diversen Strom-Speicher-Visionen (die dann doch nur Fördermittel verbrauchten und in der Praxis viel zu unterdimensioniert sind), nach dem Versuch, durch Ausschreibungen etwas Wettbewerb in die subventionsabhängige "Ökostrom-Branche zu bringen (die dann an der Bevorzugung von sog. Bürgerwindparks scheitert) kommt jetzt aber wirklich die neue Revolution, die sogar die Milliarden an Subventionen überflüssig machen soll.

Ah ja...

Im Energie-Briefing-Newsletter des Handelsblattes kam der "Direktor für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bei der Grünstromsparte des amerikanischen Mischkonzerns General Electric", Uli Südhoff zu Wort.

Uli Südhoff ... geht davon aus, dass das System milliardenschwerer Subventionen für Ökoenergie vor dem Ende steht. Weil die Fördergelder allerorten erodieren, liefern Windparkbetreiber ihren Strom immer öfter direkt an energieintensive Großkunden wie Apple, Amazon oder Microsoft.

„Wir stehen hier vor einem Durchbruch“, sagt Südhoff.

Er ist überzeugt: Sogenannte Power Purchase Agreements (PPA), bei denen Ökoenergieproduzenten völlig unabhängig vom Staat mit der Industrie langfristige Stromabnahmeverträge abschließen, werden „massiv zunehmen“.

Tech-Riesen wie Google, Microsoft oder Facebook und deutsche Großkonzerne wie BMW, SAP oder die Commerzbank eint die Vision, sich künftig zu hundert Prozent mit grünem Strom versorgen zu wollen. PPA-Verträge sind für sie der beste Weg, um dieses ambitionierte Nachhaltigkeitsziel zu erreichen.


PPAs, also Power Purchase Agreements, also Stromlieferverträge, sollen jetzt das ganz große neue Ding sein. Dass konventionelle Kraftwerksbetreiber schon seit eh und je einen Teil ihrer erzeugten Strommenge per PPA an industrielle Großverbraucher verkaufen, interessiert da nicht. 

Okay, wer vorher von versteckten Subventionen (EEG-Umlage) gelebt hat, für den mag es revolutionär sein, seinen Strom ohne staatliche Förderung direkt an Unternehmen zu verkaufen. Nur war das bisher auch schon möglich. Niemand hat Windparkbetreiber daran gehindert, Verträge mit industriellen Großabnehmern zu schließen. Warum haben sie das nicht getan?

Nun, zum einen lebte es sich von den versteckten Subventionen der EEG-Umlage viel besser (denn es gab garantiert höhere Einnahmen als wenn man sich am Markt behaupten müsste), zum anderen sind Windparks nicht in der Lage, rund um die Uhr Strom zu liefern. In der Nähe von Großverbrauchern liegen sie auch nicht zwangsläufig. Ein Kohlekraftwerk kann man hinbauen, wo man will. Auch direkt neben große industrielle Abnehmer. Ein Windpark muss da stehen, wo der Wind weht. So viele industrielle Großverbraucher in Ost- und Nordsee sowie im brandenburgischen Flachland sind mir aber nicht bekannt.

Zudem konkurrieren die Windparks, wenn sie ihren Strom direkt verkaufen wollen, mit ihrer unstetigen Erzeugung mit den permanent produzierenden Kohlekraftwerken, was sich natürlich auf die Kosten auswirken muss. Da die Stromverbraucher rund um die Uhr Strom benötigen, müssten sie zwei Lieferverträge abschließen, einen mit dem Windstromerzeuger, der immer dann Strom liefert, wenn der Wind weht und einen mit dem konventionellen Stromerzeuger für den großen Rest des Jahres. 

Denn noch immer haben es alle Subventionen der Welt nicht geschafft, dass der Wind im Schnitt nur an etwa 2.000 Stunden im Jahr Strom liefert. Und das Jahr hat etwa 8.760 Stunden. Die Lösung wären gigantische Speicheranlagen, die weder technologisch noch finanziell darstellbar sind und die ein Kohlekraftwerk eben nicht braucht.

Ob die angesprochenen Großabnehmer Google, Microsoft, Facebook, BMW usw. sich wirklich dessen bewusst sind? Ich denke schon. Nur schwimmen sie derzeit im Strom der Zeit mit und jaulen mit den Wölfen. Öko ist eben Zeitgeist und man kann damit Emotionen beim Kunden wecken. Am Ende will der Kunde aber günstige Produkte, egal ob nun von Microsoft oder BMW und die Aktionäre wollen Ergebnisse.

Weiter im Handelsblatt-Energie-Briefing:


Es gibt aber noch ein weiteres Motiv für Unternehmen, Ökostrom-Abnahmeverträge mit bis zu 20 Jahren Laufzeit abzuschließen: So können sie sich gegen das Risiko steigender Strompreise wappnen.


Haha, der war gut. Die Strompreise sind in den letzten Jahren vor allem wegen der EEG-Umlage gestiegen. Die Erzeugungs- und Vertriebskosten liegen seit Jahren auf fast demselben Niveau. Was angestiegen ist, sind die staatlichen Abgaben und die EEG-Umlage. Wenn jetzt also die Windparkbetreiber keine Subventionen mehr in Anspruch nehmen, sinkt die EEG-Umlage für alle Verbraucher. Völlig egal, ob sie ihren Strom aus dem Kohlekraftwerk oder einem Windpark beziehen. Das ist also gar kein Vorteil für die Windparks.

Im Übrigen laufen die ersten Subventionen sowieso im Jahre 2021 aus. In den Folgejahren dann die weiteren, denn die garantierten Vergütungen nach EEG laufen 20 Jahre plus dem Jahr der Errichtung. 

Am Ende sieht es also so aus, als würde das, was da als große Revolution der Ökobranche gepriesen wird, nur Einsicht in die Notwendigkeit ist, dass man sich nach dem Ende der Subventionsära neue Einnahmequellen suchen muss. Wirklich belastbar sieht dieses Konzept nicht aus. Dafür muss man nicht mal Kraftwerkstechnik oder Mathematik studiert haben. 

Und für eine Revolution reicht es schon mal gar nicht.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

"Schatz, ich hätte gern Sex. Kannst Du bitte hier mal unterschreiben..."

Schweden, ausgerechnet Schweden! :-)

In meiner Jugendzeit galt Schweden als Land mit sexuell besonders freizügigen Menschen. Die blonde, offenherzige Schwedin war eines der typischen Sexsymbole damals. Die Mädels haben ihrerseits von großen blonden skandinavischen Naturburschen geträumt.

Nun ja, in Schweden ist es das halbe Jahr lang kalt und dunkel, da muss man sich irgendwie beschäftigen und im kurzen Sommer die Zeit umso besser nutzen.

Das war einmal. 

Okay, die Winter sind immer noch lang und die Sommer kurz, aber das mit den offenherzigen Schwedinnen und den blonden Naturburschen wird wohl bald ein Klischee aus früheren Zeiten sein. Demnächst wird es wohl weniger warm im zwischenmenschlichen Bereich in Schweden.

Ab Juli 2018 gilt ein neues Gesetz, welches ausdrücklich vorschreibt, dass vor einer "sexuellen Zusammenkunft" ein ausdrückliches "Ja", also eine wie auch immer geartete Zustimmung gegeben werden muss. Erfolgt das nicht, gilt es als Vergewaltigung.

Schaut man sich den schwedischen Ministerpräsidenten an, der das Gesetz zur Chefsache gemacht hatte, vergisst man eh sofort jegliche erotische Assoziation mit Schweden:





Das Gesetz gilt für jegliche Formen von Zweisamkeit. Also One-Night-Stand, junges Glück oder auch Ehe und auch für alle Geschlechter. Natürlich! 

Soweit die Theorie.

Nach dem ersten Kopfschütteln und Lachen über dieses völlig irre Gesetz fängt man an, über die praktische Umsetzung nachzudenken. Ein Gesetz wird ja erfunden, damit es eingehalten und natürlich auch überwacht wird. Und da wird's dann amüsant...

Laut Gesetz soll die Zustimmung ja auch mündlich möglich sein. Ob Oralsex schon als mündliche Zustimmung gilt, ist nicht bekannt. Aus Beweisgründen empfiehlt sich aber die Schriftform. 

Vorstellbar ist etwa ein amtliches Formular, auf dem beide potentiellen Sexpartner schriftlich ihre Zustimmung geben.

Es erhöht den Grad der sexuellen Erregung sicherlich ungemein, wenn man die Suche nach einem Stift in das Vorspiel einbaut. Wer den Film "Ghost - Nachricht von Sam" zum ersten Mal gesehen hat, konnte sich bis dahin sicher auch nicht vorstellen, welchen Reiz gemeinsames Töpfern ausüben kann.

Auf dem Formular müssen das Datum, der Ort und die handelnden Personen angegeben werden sowie eventuelle Zeugen. 

Links unterschreibt der "Antragsteller", rechts derjenige, der seine Einwilligung gibt. Man könnte den Detaillierungsgrad des Formulars noch erweitern, in dem man separate Abschnitte aufnimmt, also für Vorspiel, sexuelle Vereinigung und Kuscheln danach. Für jede dieser drei Phasen könnte dann eine separate Zustimmung erforderlich sein. Sollte der Mann (Frauen haben dieses Problem eher nicht), auf das Kuscheln danach verzichten, also selbiges nicht beantragen, könnte das schon ein Indiz auf eine Vergewaltigung sein. Das gleiche gilt für eine fehlende Beantragung eines Vorspiels. Es empfiehlt sich also, alle drei Phasen zu beantragen und genehmigen zu lassen.

Denkbar wäre auch eine weitere Bestätigung nach Beendigung jeder einzelnen Phase.

Was soll dann aber mit dem Formular geschehen? Man könnte es entweder per Post zu einer noch zu gründenden Behörde schicken, welche die Formulare dann abheftet und archiviert. Aus den Erfahrungen der sogenannten #metoo-Kampagne, in deren Ergebnis dieses irre Gesetz entstanden ist, sollten Aufbewahrungsfristen bis zu 30 Jahren angemessen sein. Natürlich geht das Einsenden des Formulars auch per e-Mail.

Nachdenken könnte man noch darüber, ob das Formular einfach nur nachträglich an die Behörde geschickt wird oder man dies schon im Vorfeld machen muss, um sich den geplanten Beischlaf von der Behörde genehmigen zu lassen. 

Wer also auf ein wenig Spaß am Wochenende hofft, sollte rechtzeitig vor Behördenschluss am Freitag seinen Antrag eingereicht haben. Für den Notfall könnte die Behörde auch eine Art Rufbereitschaft für das Wochenende einsetzen.

Vorteil der Genehmigungs-Variante: der fürsorgliche Staat könnte damit ungewollte Promiskuität beim verantwortungslosen Bürger verhindern. 

Man könnte auch ein Sammelformular entwerfen, auf dem die eine Seite im Voraus ihr Einverständnis zum Sex mit bestimmten Personen erklärt, maximal 5. Die Namen der Personen werden dann einfach eingetragen. Das Formular könnte es für einen Zeitraum von drei oder sechs Monaten geben oder auch gleich für ein ganzes Jahr, abhängig vom Beziehungsstatus und früheren Anträgen. Also eine Art Vorratsbeschluß. Da tut sich ein völlig neues Betätigungsfeld für kreative Bürokraten auf!

Da Schweden in Sachen moderner Kommunikationstechnik immer vorneweg war, könnte die Zustimmung zum Sex auch mit dem Smartphone aufgezeichnet und per Whattsapp an die Behörde gesendet werden. Um dabei ganz sicher zu gehen, lässt man die Videokamera einfach laufen. Für die allermeisten Fälle sollte auch eine nur noch geringe Ladung des Smartphone-Akkus ausreichend sein.

Wird auf eine schriftliche oder elektronische Beweissicherung verzichtet, stellen sich prozessuale Fragen. Fällt zum Beispiel einem/einer der beiden (oder mehreren) Beteiligten irgendwann später ein, dass er/sie den vormaligen Sexualpartner jetzt doch nicht mehr so toll findet und ihn möglichst einfach loswerden will, verklagt er/sie sie/ihn einfach. Im Gegenzug erhebt der Angeklagte Widerklage. Da ja von beiden Seiten keine Zustimmung gegeben wurde, handelt es sich genau genommen um eine gegenseitige Vergewaltigung. Beide Seiten ins Gefängnis zu schicken, wird in solchen Fällen die gerechteste Lösung sein. Bleibt fraglich, ob sich dieses Modell durchsetzen wird.

Interessant wäre auch, ob eine der beteiligten Personen zivilrechtliche Schadenersatzansprüche anmelden kann, wenn es nicht zu einem vorher beantragten Beischlaf kommt. Oder wenn das Vorspiel oder das Kuscheln danach entgegen dem Antrag weggelassen wird.

Man könnte das Ganze jetzt noch endlos weiter ins Groteske steigern. Das traurige daran ist aber, dass durch dieses absurde und völlig irre Gesetz ein bedrückendes Thema der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Und anstatt sich auf die tragischen Ausnahmefälle zu konzentrieren und dort alle Anstrengungen von Justiz und Sozialdiensten zu bündeln, um den bedauernswerten Opfern tatsächlicher Vergewaltigung soviel Hilfe wie möglich zu geben, nimmt man ALLE Bürger des Landes in Generalverdacht und zwingt ALLE Bürger zu einem völlig unnatürlichen und absurden  Verhalten.

Und nur darum geht es den völlig degenerierten und politisch überkorrekten Politikern Schwedens, die allesamt, egal aus welcher Partei, diesem Gesetz zugestimmt haben. Es geht um die Bevormundung und Erziehung der Bürger.

Denn obwohl die Regierung weiß, dass auch künftig in den allermeisten Streitfällen vor Gericht Aussage gegen Aussage stehen wird, hofft sie, "mit dem auch „pädagogisch gemeinten“ Gesetz gerade auch ein Umdenken bei den Männern zu erreichen. Die müssten „lernen“, dass Frauen nicht zum Sex überredet werden dürfen." Sagt der derzeitige schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven. 



Haha, da muss ich nochmal albern werden, trotz des an sich ernsten Themas: wieviel Spaß wäre den Schweden bisher entgangen, wie verknöchert und langweilig wäre dieses Volk, wenn es das Spiel des "Überredens" bisher nicht gespielt hätte. Natürlich müssen Frauen auch mal "überredet" werden. Für viele Frauen gehört das zum genetischen Programm. Für Männer auch. Das ist natürlicher Bestandteil des Spiels und hat mit "Vergewaltigung" soviel zu tun wie das Polieren eines Autos mit Raserei!

Da lebt der alte sozialistische Traum von der Bevormundung und Erziehung des dummen und falsch handelnden Bürgers im Sinne der Regierenden fort. Da sind die linken Gesellschaftsklempner offensichtlich wieder mal im Drei-Schicht-Betrieb aktiv gewesen!

Furchtbar! Schrecklich! Was für eine traurige und reizlose Gesellschaft soll das sein? Hoffen wir, dass wir in Deutschland von solchen Extremen verschont bleiben. Denn immerhin sind wir schon ein gehöriges Stück auf diesem Weg der Bevormundung voran gekommen.

Ein schwedischer Kollege von mir nimmt das übrigens mit Humor. Als ich ihm spaßeshalber geschrieben habe, wie er das künftig mit seiner Frau regeln wird, antwortete er, dass dieses Gesetz für ihn persönlich gar nichts Neues bringe. Er kenne das Bitten um Zustimmung von zuhause schon seit 10 Jahren. :-) :-) :-)

Na dann, vielleicht sollte man es wirklich mit Humor nehmen. Denn wie so viele andere linke Gesetze und Aktivitäten handelt es sich auch hier wieder nur um puren sinnlosen Aktionismus, der in der Praxis nichts verändern und die eigentlichen Probleme nicht verringern wird. Denn welcher richtige Vergewaltiger wird ab Juli 2018 sein Opfer um Erlaubnis fragen?

Und nebenbei und im Ernst: durch die Klassifizierung völlig normalen menschlichen Sexualverhaltens als "Vergewaltigung", werden die wirkliche Vergewaltigung relativiert, verharmlost und ihre Opfer lächerlich gemacht.

28.12.2017, Update:


Schweden-zittert-vor-Gruppenvergewaltigungen


Zum Glück ist sowas ab Juli 2018 nicht mehr möglich. Denn dann ist ja die Einverständniserklärung des Opfers nötig.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Freier Markt... uuuuh... aaaah... böse!




In Diskussionen über den Zustand der Wirtschaft/Gesellschaft bemerkt man immer wieder eine weit verbreitete Angst der Menschen vor dem "freien, unregulierten Markt", in dem böse und egoistische Kapitalisten andere ausbeuten und sich auf Kosten der Armen bereichern und bei dem am Ende die Schwachen hintüber fallen.

Aber was bedeutet denn überhaupt "freier Markt"?

Das Wort "frei" in "freier Markt" bedeutet ja nicht, dass Unternehmer oder Unternehmen tun und lassen können, was sie wollen, ohne Konsequenzen zu befürchten, insbesondere den Kunden überhöhte Preise aufzuzwingen.

Das Wort "frei" in "freier Markt" bedeutet viel mehr, dass jeder Mensch, egal ob selbst Unternehmer oder nur "Konsument" frei ist in seinen Entscheidungen, seine jeweiligen Bedürfnisse aus den Angeboten des Marktes zu befriedigen. Und alle Unternehmer sind verpflichtet, gute Produkte anzubieten, die die Bedürfnisse von Kunden befriedigen können.

Dabei geht es bei den Bedürfnissen nicht nur um die lebensnotwendigen Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung oder Behausung. Die Menschheit hat inzwischen einen Punkt erreicht, wo unsere Bedürfnisse weit über das unbedingt Lebensnotwendige hinausgehen. Jedenfalls in einem großen Teil der Welt. Und dieser Teil wird nebenbei bemerkt, immer größer - allen Behauptungen von Linken und Kapitalismuskritikern zum Trotz. Aber das ist nicht das Thema hier.

In einem freien Markt kann jeder entscheiden, welches Produkt er zur Bedürfnisbefriedigung auswählt. Ein wesentliches Kriterium für diese Entscheidungen ist oft der Preis. Allerdings gibt es daneben noch weitere Kriterien. Diese können sein

  • das Ästhetikempfinden, 
  • die Freude an technischen Neuerungen/Spielereien, auch wenn sie nicht unbedingt notwendig sind, 
  • der Wille, zu einer sozialen Gruppe gehören zu wollen
  • Status und andere...


Das iPhone von Apple zum Beispiel ist kein Produkt, welches unsere Grundbedürfnisse befriedigt. Selbst das Bedürfnis nach einem internetfähigen Telefon lässt sich günstiger befriedigen als mit einem iPhone. Dennoch gelingt es Apple mit einem Paket aus gutem Design und cleverem Marketing seine Smartphones teurer zu verkaufen als die Konkurrenz. Dabei ist der Preis offensichtlich nah am Optimum gewählt. Das bedeutet, dass die optimale Menge von Kunden sich ein iPhone leisten kann. Würde Apple die Preise erhöhen, würden viele Kunden nicht mehr bereit sein, diesen Preis zu bezahlen. Natürlich würden die höheren Preise das bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, aber eben nicht unbegrenzt. Ansonsten könnte Apple ja auch 10.000 Euro für das iPhone nehmen und es würde immer noch genügend Menschen geben, die sich das theoretisch leisten könnten. Nur kann man wohl davon ausgehen, dass Kunden, die sich ein Smartphone für 10.000 Euro leisten können auch rechnen können und irgendwann wären auch sie nicht bereit, diesen Preis für ein solches Produkt zu zahlen.

In anderer Richtung kann Apple auch nicht einfach so die Preise senken, um noch mehr Kunden zu gewinnen. Würde ein iPhone preiswerter werden, würde es seinen Status als begehrenswertes Produkt verlieren. Viele wohlhabendere Kunden, die sich noch immer mit einem iPhone von anderen absetzen wollen, vor allem mit dem jeweils neuesten Modell, würden das Interesse verlieren, wenn ein iPhone ein Produkt für jedermann sein würde.

An diesem Beispiel sieht man auch, dass es so etwas wie einen "unregulierten Markt" nicht gibt. Ein Markt mag unreguliert sein im Sinne, dass es keine staatlichen Eingriffe gibt, dennoch ist er nicht unreguliert. Denn es wirkt immer das mächtigste Regulierungselement von allen - der Preis. Denn über diesen stimmen am Ende die Konsumenten ab, ob sie ein Produkt haben wollen oder nicht. Jeder Kauf ist eine Stimme!

Viele Kritiker eines "freien Marktes" behaupten immer gern, der freie Markt würde zwangsläufig zu einem Monopol führen und der Monopolist würde dann die Preise erhöhen und die Leute ausbeuten. Viele könnten sich dann bestimmte Produkte nicht mehr leisten, bis hin zu den lebensnotwendigen Dingen wie Nahrung, Kleidung, Behausung, Energie.

Mal abgesehen davon, dass sie den Widerspruch nicht erkennen, dass Leistungen, die ein Staat anbietet immer teurer sind als vergleichbare Leistungen, die private Unternehmen anbieten und sie dennoch nach mehr Staat rufen, zeugt das von einem absoluten Unverständnis der Funktionsweise von Märkten.

In einem freien und vom Staat nicht regulierten Markt kann es ein Monopol eigentlich nicht geben. Ein Monopol kann es eigentlich nur dann geben, wenn der jeweilige Unternehmer sein Produkt zum besten Preis für alle anbietet oder sein Produkt einfach das beste ist, das die Bedürfnisse fast aller Menschen am besten befriedigt. Nur: was sollte daran schlecht sein?

Aber wie schon gesagt, in einem freien Markt kann das eigentlich nicht geschehen, denn in einem freien Markt wird es immer Anbieter geben, die ein vergleichbares Produkt günstiger oder besser anbieten aus dem einfachen Grund, weil sie dem anderen Unternehmer sein Geschäft wegnehmen wollen und das Geld selbst verdienen wollen. Immer da wo ein Bedürfnis entsteht, wird sich in einem freien Markt jemand finden, der es bedienen kann. Denn es gibt dort Geld zu verdienen. Erhöht er seine Preise, bietet er also zu teuer an, verliert er die Kunden, die ein Bedürfnis nach günstigeren Produkten haben.

Als Gegenbeispiele oder Belege für die These, dass in einem freien Markt ein Unternehmer die Preise bestimmen kann, werden immer nur völlig weltfremde theoretische Konstruktionen gewählt, die einem vernünftigen und logischen Check nicht standhalten können.

Es gibt kein empirisches oder theoretisch belastbares Beispiel, in dem ein Monopolist in einem freien oder relativ freien Markt seine Stellung zum Nachteil ausnutzt. Jedenfalls nicht dauerhaft. Preisabsprachen wären natürlich auch auf einem freien Markt möglich, nur sind sie es jetzt auf unseren mehr oder weniger stark regulierten Märkten ebenfalls.

Solche Verhaltensweisen haben ihre Ursache allerdings nicht in einem freien Markt, sondern in menschlichem Verhalten. Auf einem freien Markt jedoch ist die Macht der Konsumenten weitaus mächtiger, da es schon prinzipiell weniger große Untermehmenseinheiten, dafür aber mehr kleinere Wettbewerber gibt.

Eines der absurden Beispiele, die gewisse Bekanntheit erreicht haben, ist ein Bonmot von Gregor Gysi in einer Bundestagsdebatte über die Privatisierung von Straßen.

An Wolfgang Schäuble gerichtet meinte er, er würde dann die Straße vor Schäubles Haus kaufen und die Durchfahrtsgebühr so hoch ansetzen, dass Schäuble sie nicht mehr benutzen könne. Für einen Lacher sind solche Kommentare durchaus gut, leider meint ein Herr Gysi das aber ernst. Und seine Anhänger klatschen Beifall und rufen: siehst du, so würde es aussehen, wenn Straßen privatisiert würden.

Gysi will Schäubles Straße kaufen

Welchen Sinn das für einen Unternehmer ergeben würde, eine Straße zu bauen und die Gebühr dann so hoch anzusetzen, dass keiner sie nutzen kann, können die albernen Kapitalismuskritiker aber nicht erklären.

Gysis "Beispiel" funktioniert ja auch nur, wenn man ihm eine gewisse Boshaftigkeit und das Bedürfnis, Wolfgang Schäuble zu schädigen, unterstellt. Und das zeigt eigentlich auch, was Linke über Unternehmer denken. Sie denken, Unternehmer wären boshafte Menschen, die andere Menschen schädigen wollen.

Absurder und weltfremder kann die Vorstellung von einem Unternehmer nicht sein. Denn wie erfolgreich wäre wohl ein Geschäftsmodell, dass darauf aufbaut, dass kein Kunde in der Lage ist, das Produkt zu kaufen oder das mit dem Vorsatz betrieben wird, Kunden zu schädigen?

Welcher Unternehmer würde eine ganze Straße bauen oder kaufen, nur damit die Anlieger sie danach nicht benutzen können?

Wird die Nutzungsgebühr zu hoch, werden die potentiellen Kunden Ausweichhandlungen vornehmen. Sie werden das Autofahren beschränken, werden Fahrgemeinschaften bilden oder es wird sich ein externer Dienstleister finden, der die Mobilitätswünsche der Anlieger erfüllt. Und an irgendwen muss der Eigentümer seine Straße ja gegen Entgelt überlassen. Es sei denn, er tut das alles aus Boshaftigkeit, nur hat das mit "freiem Markt" nichts zu tun.

Im schlimmsten Fall zieht Wolfgang Schäuble einfach um.

Ein anderes Beispiel gibt es in einem Interview mit der Grand Old Lady des Libertarismus, Ayn Rand.

Der Interviewer kommt nach einer Weile zu der ultimativen Frage, was denn wäre, wenn er der einzige Anbieter von Öl wäre und den Preis nach Belieben festsetzen würde.

Ayn Rand Interview

Dieses Beispiel ist sowohl theoretisch, als auch praktisch falsch.

Theoretisch ist es falsch, weil es niemals, außer in einer verstaatlichten Industrie, nur einen einzigen Anbieter eines Produktes geben wird. Wenn ein freier Zugang zu allen Produktionsfaktoren gegeben ist, wird es immer mehrere Anbieter einer Ware geben. Die westlichen kapitalistischen (oder sollte man sagen, die weniger sozialistischen) Gesellschaften beweisen es. Es gibt keine dauerhaften Monopole, bis auf die, die der Staat für sich beansprucht.

Praktisch falsch ist das Beispiel, weil ein Unternehmer immer nur maximal einen solchen Preis ansetzen kann, dass auch noch so viele Leute sich sein Produkt leisten können, wie er zur Deckung seiner Kosten und zur Erzielung eines Gewinns benötigt.

Wäre der amerikanische Showmaster tatsächlich der einzige Anbieter, dann würde ihm sein ganzer "Reichtum" an Öl nichts nutzen, wenn der Preis so hoch ist, dass sich niemand Öl leisten kann.

Man findet diese Argumentation auch häufig in der Politik, wenn z.B. davor gewarnt wird, dass Putin Westeuropa den Gashahn zudrehen könnte.

Wem sollte er dann sein Gas verkaufen?

Und zu welchem Preis? Er würde ja dann mit seinem Produkt auf einen Markt drängen, auf dem weniger Kunden vorhanden sind. Westeuropa gehört ja nicht mehr dazu. Was wird wohl mit dem Preis geschehen?

Es gibt also kaum eine realistische Situation, in der uns Putin den Gashahn oder die Ölländer den Ölhahn zudrehen könnten. Schlicht deshalb, weil sie dann kein Geld mehr verdienen würden. Und wenn sie das doch tun, dann hätten wir eh ganz andere Probleme und befänden uns schon längst in einer Situation, in der man lange nicht mehr von freiem Handel reden kann.

Komisch, dass man dieselbe Argumentation, die in einer Wirtschaft falsch ist, in Bezug auf Politik findet, wo wirtschaftlicher Sachverstand selten besonders ausgeprägt ist.

Vor einem freien Markt muss sich kein Mensch fürchten. Außer vielleicht die, die jetzt auf einem regulierten Markt davon leben, immer neue Regularien einzuführen. Viele von denen würden auf einem freien Markt sicher nicht ein so angenehmes Leben mit bester Versorgung erreichen.

Und so etwas wie einen "unregulierten Markt", in dem böse Unternehmer auf Kosten anderer tun und lassen können, was sie wollen, gibt es nicht. Denn der freie Wille der Konsumenten und der Preis sind die mächtigsten Regulatoren eines freien Marktes. Und sie wirken immer.