Montag, 29. Juli 2019

Heldengeschichten der Moderne

Nach der Heldengeschichte der ARD über die Kapitänin der Herzen vor ein paar Wochen (ich bin jetzt noch ganz aufgewühlt), ausgestrahlt bei "Monitor", können wir uns jetzt auf das nächste Heldenepos freuen.





Copyright: 



Klima-Greta, die "Erleuchtete", fährt zum nächsten Weltklima-Gipfel nach New York im September 2019 mit dem Schiff.

Greta fährt Schiff

Sie wird begleitet von ihrem Vater - wie fürsorglich - und einem Fotografen - wie passend.

Beide müssen in einem zweiten Boot mitfahren, da auf der millionenschweren Rennyacht, auf der Greta mitfährt, kaum Platz für sie selbst ist.

Zitat aus dem Beitrag:

"Dabei ist das Boot, mit dem der Hamburger von Sonnabend an das Rolex Fastnet Race bestreiten wird und in einem Jahr die "Vendée Globe", alles andere als eine Fahrtenyacht: "Malizia" ist ein bis zur Schonungslosigkeit optimierter Renner.

Der Imoca 60 mit Tragflügeln zählt zu den derzeit modernsten und leistungsfähigsten Einrumpfyachten weltweit. Konzipiert für den Solo-Betrieb, bietet er unter Deck kaum Platz und null Komfort – eine enge, nackte, düstere Carbon-Höhle, durchzogen von einem kniehohen Gerüst aus Stringern und Spanten.

Es gibt nur zwei Rohrkojen, kein Klo, keinen Wassertank. Als Pantry steht lediglich ein winziger Gaskocher aus der Expeditionsausrüstung zur Verfügung. Ab 15 Knoten Geschwindigkeit versteht man unter Deck kaum sein eigenes Wort, ab 20 Knoten wird es infernalisch. Und die Schläge und das Rucken im Seegang können einen ohne Vorwarnung von den Füßen holen."


Wieso fährt ein Fotograf auf dieser Reise in einem separaten Boot mit?

Wenn Greta einfach nur nach New York mit einem Boot fahren will, dann kann sie das gern ankündigen und dann machen und sich von mir aus auch bei Abfahrt und Ankunft fotografieren lassen. Tue Gutes und rede darüber... ihr Clan und die beteiligten Medienprofis wissen ja, wie sowas geht.

Aber extra einen Fotografen mitnehmen?

Sowas macht man nur, wenn man hinterher eine Fotostory plant, mit der man die entschlossene Greta in Nahaufnahmen zeigt, wie sie den widrigen Umständen an Boot der teuren Superyacht trotzt - zu unser aller Wohl. Eine moderne Heldin, im riskanten und ungemütlichen Einsatz zur Rettung unserer Welt, um uns alle wach- und aufzurütteln. Perfekt festgehalten in high-definition-Profifotos... eine Heldengeschichte der Moderne.

Interessant wäre, wenn sich jemanden finden könnte, der einfach nebenher mitfährt und den Alltag während der zweiwöchigen Überfahrt beobachtet. Vielleicht wechselt ja Greta unterwegs mal schnell ins komfortablere Beiboot. Sowas kann man ja in einer Fotostory einfach rauslassen.

Aber wer hat schon soviel Zeit und Geld, um einfach so zwei Wochen über den Atlantik zu fahren?

Achso, Pierre Casiraghi, Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco hat soviel Geld. Er finanziert das Ganze wohl, so wie er auch die millionenteure Superyacht als Besitzer eines Rennteams, passenderweise "Syndikat" genannt, finanziert. 

Da hat man dann alle Zutaten beisammen: ein kleines Mädchen für's Gefühl, ein A-Promi für den Glamour, ein erfolgreicher Leistungssportler für die Glaubwürdigkeit und eine aufregende Bootsfahrt für den Thrill. Und einen Profi-Fotografen für die Bilder des Jahres.

Die globalen Preise für den besten Film, das beste Foto, die beste journalistische Story, die besten Haupt- und Nebendarsteller und der Bambi sind für 2019 oder 2020 praktisch schon vergeben.

Ich kann es kaum erwarten.

In jedem Falle sieht man hier wieder mal, dass "Klimaschutz" nicht mehr ist als ein Spleen für westliche Wohlstandsbürger.

Es könnte ja mal jemand ausrechnen, wieviel CO2-Emissionen die Herstellung der teuren Yacht aus Kohlefaser verursacht hat. Schließlich ist die Produktion von Kohlefasern ein extrem energieintensiver Prozess. Kennt man aus der Automobilherstellung.

Und während die Hobbies der Reichen vorher als großes Übel für unser Klima angeprangert wurden, ist diese Yacht jetzt plötzlich total cool und hilfreich für's Klima.

Ich wäre im übrigen dafür, dass alle Teilnehmer der Klimakonferenzen mit solchen Booten anreisen.



Samstag, 20. Juli 2019

Zensierst du noch oder "correctivierst" du schon?

Die Meinungsfreiheit ist in Deutschland natürlich gesichert und eine Zensur findet nicht statt. Soweit das Grundgesetz. Soweit die Theorie.

Da sich an diesen Grundsatz vor allem der Staat halten muss, kann er nicht ganz so einfach unliebsame Meinungen löschen oder verbieten oder sonstwie zensieren.

Aber es geht ja auch anders.





Bei Facebook funktioniert das jetzt so:

Die selbsternannten "Faktenprüfer" von Correctiv scannen die Beiträge auf Facebook und "prüfen" ob es sich um Fake News handelt oder nicht. Natürlich "Fake News" im Sinne von Correctiv und den dahinter stehenden Auftraggebern.

Und so picken sie sich dann Beiträge raus und setzen unter den Beitrag einen Hinweis, dass die "unabhängigen Faktenprüfer" keinen Beleg dafür finden konnten, dass die im Beitrag genannten Argumenten oder Behauptungen richtig sind.

Zum Beispiel wurde letztens in einer Facebook-Gruppe ein Beitrag veröffentlicht, in dem der freie Journalist Daniel Matissek darüber nachdachte, ob die filmische Begleitung der sogenannten "Rettungsaktion" der Sea Watch 3 unter Kapitänin Rackete im Mittelmeer durch die "Panorama"-Redaktion nicht eine vorher abgesprochene und weitgehend geplante Aktion gewesen war. 

Die Überlegungen des Journalisten waren folgende:

"Carola Rackete und kein Ende: Seit gestern nimmt seit Fall eine spektakuläre Wendung, nachdem bekannt wurde, dass sich an Bord der „Sea-Watch 3“ durchgehend ein TV-Team des ARD-Magazins „Panorama“ befand. War etwa alles nur ein Fernsehspiel für die ARD, war die gesamte „Rettungsaktion“ möglicherweise nur eine riesige Medienshow?

Was sich hier abzeichnet, ist ein ungeheuerlicher Skandal - denn anscheinend handelte es sich bei der ganzen Fahrt der Sea-Watch bis hin zur Verhaftung der Kapitänin um nichts weiter als ein geniales Propagandastück; immer mehr deutet darauf hin. Seit der Freitagssendung des ARD-Magazins ist bekannt, dass die beiden „Panorama“-Reporter Nadia Kailouli und Jonas Scheijäg die ganze Zeit über an Bord der „Sea Watch 3“ waren – und zwar vom ersten Moment ihres Ablegens in Sizilien bis zur Festnahme Carola Racketes auf Lampedusa. Rückschauend gleicht die gesamte Aktion einer Inszenierung - wohl mit dem von vornherein geplanten Ziel, um jeden Preis auf Konfrontation mit den italienischen Behörden zu gehen. Soviel Nähe zum gelenkten Geschehen lässt sogar CNN vor Neid erblassen.

Der „Panorama“-Beitrag beginnt mit einer für Anchorwoman Anja Reschke so typischen spöttelnden Anmoderation: Es sei „interessant zu beobachten, wie hierzulande jetzt plötzlich alle Experten für Seenotrettung und Seerecht sind, die genau wissen, was zu tun und zu lassen ist, wenn man auf Schlauchboote mit Flüchtlingen trifft - ohne irgendwelche Kenntnisse, was sich da genau abgespielt hat“. Zum Glück gibt’s dafür ja „Panorama“. Das Kamerateam habe „alles beobachtet und gefilmt - die ganze Odyssee der Sea Watch“, verkündet Reschke ganz unbescheiden. Den beiden Reportern war dabei nicht klar, so Reschke, dass ihre „Reise“ (sie nennt es ernsthaft so) „weltweit Schlagzeilen machen würde“. Denn: „Zu dieser Zeit interessierte sich kaum einer für Rettungsschiffe“ (auch das eine abenteuerliche Lüge im Nebensatz, denn über die Mittelmeer-Seenotrettung wird seit Jahren emotional gestritten, doch solche Details fallen bei Reschkes Agitprop-Duktus schon gar nicht mehr ins Gewicht).

Der sodann folgende knapp zwanzigminütige Einspieler mit den Aufnahmen von Bord ist ein Paradestück von Berechnung und inszenatorischer Ruchlosigkeit, wie man es auf hoher See seit der Dauerbegleitung der „KdF“-Kreuzfahrtschiffe der 1930er Jahre durch die Kamerateams des NS-Propagandaministeriums nicht mehr gesehen hat. Mit Journalismus hat dies nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun, was hier geschieht. Grenzen werden überschritten, es ist eine neue Dimension von „embedded coverage“, die über das Dabeisein weit hinausreicht: Es ist Mittäterschaft durch Unterlassen. „Mittendrin statt nur dabei“ 2.0 – eine wahrhaftige Perversion von Vor-Ort-Berichterstattung.

Zu sehen ist immer wieder Rackete. Dynamisch, aktiv, unerschrocken, fast schon sexy. Inszeniert wie ein Popstar. „Zufällig“ hält die Kamera gerade auf ihr Gesicht in Großaufnahme, als der angebliche „Hilferuf“ eingeht. Und was für ein Zufall – wäre der Notruf der Schiffbrüchigen nämlich nicht eingegangen, wäre das „Panorama“-Team ja ganz umsonst an Bord gegangen, müsste wochenlang untätig herumschippern und Carola Rackete filmen. Wer sich gerne verarschen lässt und an solche „Zufälle“ glaubt, für den ist diese angebliche „Reportage“ dann natürlich auch seriöser Journalismus. Und schon geht sie los, die „Rettung“: Energisch handelt die Crew. Bemerkenswert schnell ist die „Sea Watch 3“ bei den bereits wartenden Schlauchbootpeople. Professionell werden sie an Bord geholt. Wenig später schippert das Schiff bereits zurück gen Lampedusa. Doch, welch Überraschung und Wunder: Italien bleibt hart. Aber Rackete bleibt cool. Nervenstark und freundlich begegnet sie die an Bord gekommenen Beamten der italienischen Küstenwache. Sie unterschreibt irgendwelche Papiere, dann verschwinden die Polizisten wieder. Das tagelange Warten beginnt. Gezeigt wird, wie die Crew immer wieder an Deck beratschlagt, wohin sie fahren sollen, wenn Lampedusa dicht bleibt. „So viele Staaten haben sie angefragt. Von den meisten kamen Absagen oder gar keine Antwort.“, kommentiert die Stimme aus dem Off mit vorwurfsvollem Unterton.

Einer der Afrikaner wird gezeigt, wie er die Crew der "Sea-Watch 3" angeblich fragt: „Ich möchte wissen, ob ihr uns nicht verhaftet, weil wir schwarz sind“. Sichtlich betroffen beruhigt einer von Racketes Hiwis den Mann und versucht, ihm „die Angst zu nehmen“. Hallo? Wer soll solch einen Stuss bitte glauben? Ein Afrikaner zahlt etliche tausend Euros für seine Überfahrt nach Europa, wird dazu planmässig von Seenotrettern aufgegabelt... und hat dann Angst, ausgerechnet von den Europäern aufgrund seiner Hautfarbe eingelocht zu werden, die ihn aus dem Meer ziehen?!? Geht's überhaupt noch idiotischer?

An Bord darf dann ein anderer Aufgegabelter für „Panorama“ seine angebliche Geschichte erzählen: Von Folterungen mit Elektroschocks auf nassen Fußböden, von unmenschlichen Verhältnissen in den Lagern. Beweise für all das gibt es nicht. Sicherlich haben die Männer einiges Schlimmes erlebt. Doch es ist auch hier wieder eine Frage von Prioritäten und Verhältnissen. Auch ohne Satellitenfernsehen braucht man nicht allzu lange durch die TV-Kanäle zu zappen, um seriöse Afrika-Dokumentationen zu finden, die einem das Blut gefrieren lassen: Über Waisenkinder des ruandischen Völkermords. Über todgeweihte Hepatitiskranke, die in den Lagern des Tschad oder im Südsudan krepieren. Über kriegsverkrüppelte, unterernährte Kindersoldaten in Sierra Leone. Über junge HIV-positive sterbenskranke Mütter, die ihre von Fliegenlarven übersäte Neugeborene weinend in den Armen halten. Über Kriegsflüchtlinge in Darfur oder Hungeropfer. Das Elend dieses Kontinents ist grenzenlos. Niemand bestreitet dies ernsthaft.

Doch von diesen menschlichen Abgründen sieht man hier, unter der Sonne der Großen Syrte, rein gar nichts. Sie vollziehen sich weitab vom Gutmenschen-Radar all der Reschkes, Racketes, ihrer Zuschauer und Spendenhelfer. Die „Geretteten“, die hier von Carola Racketes Humanpiraten-Bande - zur verklärt-gefühlvollen Stimme der kommentierenden „Panorama“-Sprecherin - an Bord geholt und nun interviewt werden, sind allesamt und ausnahmslos junge, kräftige Männer, muskulös und offensichtlich gesund. Ihr Trauma muss folglich unsichtbar sein, und so haben sie Folter-Storys in petto, die so sonderbar unpräzise und untereinander so ähnlich bis gleichlautend anmuten, dass es wirkt, als hätten die Schlepperbarone sie diese auswendig lernen lassen. Gewiss; sie könnten wahr sein. Aber sie könnten ebenso vorgeschoben sein, um der „Flucht“ ein humanitäres Motiv zu geben. Solche Fragen freilich verbieten sich schon für eingefleischte „Panorama“-Fans. Es ist die mentale Hauruck- mit der Totschlagmethode kombiniert: Bei derartigen Opfergeschichten macht sich jeder schon zum Mittäter, der sie bloß kritisch hinterfragt.

Und Reschkes Abenteuerstory ist noch lange nicht zuende: Die Flüchtlinge liegen apathisch, scheinbar dehydriert an Deck, blicken auffallend synchron mit Leidensmiene ins Leere. Wie viele Takes es gebraucht hat, bis hier die richtigen Stimmungsbilder im Kasten waren? Wer weiß. Ein Dauerzustand kann die Situation jedenfalls nicht gewesen sein, denn wenig später sieht man sie schon wieder temperamentvoll und erregt mit der Besatzung diskutieren. Dann wird Carola Rackete eingeblendet, wie sie mit einem Mit-Aktivisten romantisch in der Abenddämmerung an der Reling hockt. Atmosphärische Bilder mit karibischem Flair fürs heimische Wohnzimmer der deutschen Betroffenheitsszene.

Die Reise neigt sich dem unweigerlichen Ende zu, und komischerweise wirken die Passagiere an „Tag 14 nach der Rettung“ (wie die „Dokumentation“ in kalendarischer Erzählweise einblendet) kein Deut geschwächter, mitgenommener oder körperlich irgendwie beeinträchtigter als bei ihrer Aufnahme. Von der medizinisch „kritischen Situation“, die Rackete angeblich „keine Minute“ mehr gelassen habe und die sie später als Grund für ihre verbotswidrige Rambo-Hafeneinfahrt auf Lampedusa anführen wird, ist hier - trotz aller dramaturgischen Bemühungen der TV-Teams - nicht das Geringste zu erkennen,
Am Ende dann sieht man rührselige Abschiedsszenen, ehe Rackete ihren perfekt in Szene gesetzten Kreuzgang antritt – entlang der Seitentreppe, direkt in die Arme der am Anlegesteg martialisch wartenden Carabinieri, die sie im Scheinwerferlicht in Empfang nehmen und ihr Handschellen anlegen. Subtext des Gezeigten: Ein himmelschreiendes Unrecht vollzieht sich da, die Schande Europas. Bis zum letzten Frame des Films muss sich Carola Rackete nicht eine einzige kritische Frage gefallen lassen; nichts darf ihren Heiligenschein trüben in „Panorama“, dieser Polit-Muppetshow.

Die hier am Werk sind – das Kamerateam auf der Sea-Watch bis in die Redaktionsstuben von „Panorama“ - sind keine Journalisten. Es sind als Reporter und Redaktionsleiter getarnte Aktivisten. Sie sind das, was man früher PR-Kader oder „Verbindungsoffiziere“ genannt hätte. Sie sind unverhohlene Vorklatscher der Seenotrettungs-NGO's, im Resultat nichts anderes als Nützlinge des Schleppergeschäfts im Kampf für eigene Reichweite und die passenden Bilder. Interessant wäre zu erfahren, wie im Vorfeld der Kontakt zwischen Sea-Watch und der ARD konkret zustande kam, von wem hier die Initiative ausging. Wie auch immer, hier trafen jedenfalls Gleichgesinnte aufeinander: Öffentlich-rechtliche Reporter als Handlanger von Schleppern, die deren schädliche Sogwirkung multiplizieren helfen. Nichts ist in diesem Deutschland mehr unmöglich. Dazu passt auch hervorragend, dass die Dokumentation just zu einem Zeitpunkt ausgestrahlt wurde, da Carola Rackete ihre neugewonnene fragwürdige Popularität nutzt, um einen juristischen Feldzug gegen Italiens Innenminister Matteo Salvini zu führen – ein Schelm, wer Arges dabei denkt.

Es muss nun dringend aufgeklärt werden, wie diese „Reportage“ zustande kam. Was wusste „Panorama“ vorab? Wurden die „zu rettenden“ Flüchtlinge womöglich extra für die Reportage aufs Meer gebracht? Wieso kam erst jetzt ans Licht, dass ein deutsches Fernsehteam – sogar des deutschen Staatsfernsehens – mit an Bord war? Wieso berichtet „Panorama“ mit keinem Wort darüber, dass sehr wohl mehrere sichere Häfen in Tunesien und Libyen hätten angelaufen werden können, dies jedoch vorsätzlich abgelehnt wurde? Und inwieweit war die Brüskierung Salvinis von vornherein einkalkuliert? All diese Fragen harren einer sofortigen Untersuchung. Nicht nur der Rundfunkrat, auch der deutsche Presserat muss hier augenblicklich tätig werden.

Was sagte „Panorama“-Reschke vorgestern über ihren Film: „Man sollte sich das ansehen, wenn man mitreden will!“ Wohl wahr. Vor allem, wenn man mitreden will darüber, was diese Form von Indoktrination noch mit dem angeblichen „Informationsauftrag“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu tun hat."

Es handelt sich quasi um eine Kritik einer TV-Sendung, bei der es für sehr wahrscheinlich gehalten wird, dass sie nicht ganz zufällig entstanden ist.

Bei Facebook beginnt daraufhin eine lebhafte Diskussion mit allen guten und schlechten Auswüchsen solcher Facebook-Diskussionen.

Kurze Zeit später findet sich unter dem Beitrag ein Hinweis der selbsternannten "Faktenprüfer" von Correctiv.



Klickt man drauf, öffnet sich diese Seite:


Man erfährt dann, dass es keine Belege dafür gibt, dass die Panorama-Doku über die Sea Watch 3 inszeniert war.

Interessant der Eingangstext:

"Die Webseite „Journalistenwatch“ spekuliert, die Rettungsaktion der „Sea-Watch 3“ sei inszeniert gewesen. Geteilt wurde der Artikel unter anderem vom ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten – obwohl es keine Belege dafür gibt. Stattdessen sprechen zahlreiche Indizien für die Darstellungen von Sea-Watch und Panorama."

Da werden die Aussagen von Journalistenwatch als Spekulation bezeichnet und es wird kritisiert, dass der Beitrag geteilt wurde, obwohl es keine Belege gibt.

Dass es sich um Spekulation handelt, ist so klar wie nur möglich, denn Matissek war auf dem Boot nicht dabei. Er hat die Sendung im TV gesehen. Also was soll es sonst gewesen sein als Spekulation? Für diese Erkenntnis brauche ich keine "Faktenprüfer".

Und wie soll es für Spekulationen Beweise geben? Spekulationen sind Vermutungen, wie sich etwas zugetragen haben könnte.

Und dann kommt es: "stattdessen sprechen zahlreiche Indizien..."

Moment mal, was sind Indizien? Sind Indizien Belege? Nein. Indizien sind Anhaltspunkte, Anscheinsvermutungen, die darauf hindeuten können, dass etwas sich so oder so abgespielt haben könnte. Indizien sind keine Belege. Genaugenommen gibt es weder Belege für die Darstellung von Herrn Matissek noch für die Darstellung von Panorama. Es gibt auf beiden Seiten nur Indizien.

Nirgends behauptet Matissek, dass das Ganze tatsächlich eine inszenierte Angelegenheit war, sondern er vermutet es, hält es für möglich, eben anhand von Indizien.

Was genau unterscheidet nun diese Indizien von den Indizien, die Correctiv gefunden hat?

Matisseks Indizien sind also Falschbehauptungen, während die Indizien, die Correctiv findet, als Beleg zu gelten haben.

Ich weiß nicht, ob die selbsternannten "Faktenprüfer" von Correctiv der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, dass sie nicht zwischen Beleg und Indiz unterscheiden können oder ob sie politisch eingestellt sind, dass Indizien als Beleg gelten, solange sie ihnen ins Weltbild passen und andere Indizien sind Falschmeldungen, wenn sie nicht ins Weltbild passen.

In jedem Fall darf man von einem solchen "Faktenprüfer"-Kollektiv mehr Objektivität, sprachliche Präzision und vor allem gesunden Menschenverstand erwarten.

Denn wenn jetzt schon Spekulationen, für die es niemals Beweise geben kann - sonst wären es ja keine Spekulationen -, als Falschmeldung bezeichnet werden, dann ist die Zensur und Behinderung der Meinungsfreiheit bereits weiter fortgeschritten, als viele befürchten.

Spekulationen sind immer Meinung. Spekulationen waren schon immer der Anfang jeder Enthüllungsgeschichte. Watergate wäre ohne Spekulationen nicht passiert, genauso wenig der Fall Relotius. Am Anfang standen immer Spekulationen, dass die Dinge doch anders gelaufen sein könnten als bis dahin vermutet.

Und wenn sich am Ende rausstellt, dass die Spekulationen grundlos waren, dann kann man das berichten und klarstellen. 

Aber eine Spekulation als Falschmeldung zu bezeichnen, nur weil noch kein Beleg vorliegt, bedeutet im Endeffekt, alles glauben zu sollen, was Politik und Medien uns vorsetzen. Es wird ein Gottvertrauen in Informationskanäle verlangt, was jedoch nur einseitig gelten soll.

Und wenn dann als Gegenbeleg nur Indizien ausreichen, dann hat das mit objektivem Journalismus nichts zu tun und mit "unabhängiger Faktenprüfung" schon gar nicht.

Wieso aber soll dieser Hinweis von Correctiv nun die Meinungsfreiheit einschränken? An sich ist so ein Hinweis, wenn er objektiv ist, keine schlechte Sache. Jeder kann das lesen und sich dann selbst eine Meinung bilden. Also wenn es mit diesem Hinweis getan wäre, wäre ja alles nicht so schlimm.

Nur es ist eben damit nicht getan.

Überall, wo Correctiv seine subjektiv ausgewählten Hinweise setzt, werden die Administratoren der entsprechenden Facebook-Seiten informiert, dass man bei weiteren "Verstößen" gegen das (nicht existierende) Verbot der Verbreitung von Falschmeldungen gegen die Seite vorgehen wird. Einschränkung der Reichweite, Blockierung von Werbeanzeigen, Einschränkung der Mitteilungen an die Mitglieder der Facebook-Gruppe und am Ende sogar Schließung der Gruppe.

Also alles, was Correctiv irgendwie bewertet, ob nun zurecht oder nicht, gilt als Falschmeldung und wird künftig unterdrückt. Was machen also die Administratoren der Facebook-Seiten in diesem Fall? Bevor ihre Gruppe gelöscht wird oder es Einschränkungen in der Reichweite gibt, werden eben die Mitglieder rausgeworfen, die die angeblichen Falschmeldungen verbreitet haben.

Was ist eigentlich, wenn sich später doch Belege dafür finden, dass die Spekulationen doch richtig waren? Wenn sich herausstellen sollte, dass die Fahrt der Sea Watch 3 doch inszeniert war?

Tja, Pech gehabt, zu spät. Die Meinungsfreiheit wurde dann bereits wirksam eingeschränkt!

So funktioniert Zensur und Verletzung von Grundrechten im besten Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.

Wir schaffen das!




Dienstag, 16. Juli 2019

Auweia!

Da gibt man sich Mühe, irgendwas Lustiges über Ursula von der Leyen zu schreiben und dann formuliert sie die lustigsten Sachen doch selbst:






Habemus Ursula

Die obersten Bundesbehörden Deutschlands sind erleichtert. Die Gefahr, dass Ursula von der Leyen irgendwann ihre neue Ressort-Chefin wird, ist gebannt. Das Zittern und Bangen hat ein Ende: Ursula von der Leyen, alias "Flinten-Uschi", wurde in einem historischen und beispiellosen Akt der Demokratie zur neuen EU-Kommissionspräsidentin gewählt. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 383 JA-Stimmen gegenüber 327 NEIN-Stimmen und 22 Enthaltungen wurde sie die erste Frau an der Spitze der EU-Kommission. Sie ist damit die mächtigste europäische Politikerin unter Kanzlerin Merkel.

Ein Zurück in die deutsche Politik geht danach nur noch als Kanzlerkandidatin. Die Ministerien werden verschont bleiben.




Jetzt wird alles gut!

Sie ist damit endlich und völlig zu Recht dort angekommen, wo sie aufgrund ihrer Multi-Begabung hingehört: an der Spitze!

Wer Familienministerin, Arbeitsministerin und Verteidigungsministerin war, dazu Ärztin und Trägerin des Mutterkreuzes am regenbogenfarbenen Band der Bundesrepublik Deutschland, der hat unzweifelhaft die notwendigen Voraussetzungen: 

  • von allem keine Ahnung, aber überall mitgeredet
  • Zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen.
  • Die Frisur sitzt immer
  • tolle Zähne
  • Sie ist eine Frau
Während sich heute die EU-Bürger vor Freude über ihre Wahl noch in Autokorsos durch europäische Innenstädte feiern, warf ich einen Blick in meine Glaskugel und habe die Schlagzeilen der Zukunft gelesen. 


01.11.2019: "Neue EU-Kommissionspräsidentin tritt ihr Amt an"

02.11.2019: "Von der Leyen beruft ständigen Beraterausschuss für die EU-Kommission"

10.11.2019: "EU-Rechnungshof kritisiert hohe Kosten für ständigen Beraterausschuss"

10.11.2019: "Kanzlerin Merkel kritisiert EU-Rechnungshof"

31.12.2019: "EU-Kommissionspräsidentin in Neujahrsansprache an EU-Bürger: Die Beraterkosten sind doch für Sie, liebe Bürger! Ich liebe Sie doch alle!"

02.01.2020: "Von der Leyen schafft Ressorts für Klima-, Gender- und Militär-Kommissare und übernimmt selbst"

10.01.2020: "10 cm Neuschnee in Brüssel: EU-Kommissionspräsidentin ruft Klimanotstand für Europa aus"

12.01.2020: "Von der Leyen kritisiert zu niedrigen Frauenanteil bei Brüsseler Winterdiensten und fordert eine Frauen-Quote"

20.02.2020: "EU-Kommissionspräsidentin besucht Juncker in Betty-Ford-Klinik. Sie bringt ihm eine Flasche seines Lieblings-Bordeaux mit"

21.02.2020: "Von der Leyen empört über Rauswurf aus Betty-Ford-Klinik. Merkel kritisiert Betty-Ford-Klinik"

25.02.2020: "Von der Leyen zieht positive Bilanz der ersten 100 Tage im Amt: es war nie besser"

12.04.2020: "Ständiger Beraterausschuss der EU-Kommission legt Gutachten zur Gendergerechtigkeit vor und fordert männlichen Co-Präsidenten der EU-Kommission. Ralf Stegner bringt sich ins Gespräch."

26.05.2020: "EU-Kommissionspräsidentin empfängt europäische Staats- und Regierungschefs und stützt Merkel bei Zitteranfall"

16.07.2020: "Ursula von der Leyen begeht Jahrestag ihrer Wahl zur EU-Kommissionspräsidentin mit Party im EU-Parlament"

30.07.2020: "EU-Rechnungshof kritisiert hohe Beraterkosten für Party der EU-Kommissionspräsidentin"

31.07.2020: "Kanzlerin Merkel kritisiert EU-Rechnungshof"

06.08.2020: "33 Grad in Brüssel: Von der Leyen erneuert Klimanotstand für Europa"

02.09.2020: "Ursula von der Leyen kehrt aus Urlaub zurück nach Brüssel und trifft die EU-Kommissare"

12.09.2020: "EU-Rechnungshof kritisiert hohe Catering-Gebühren bei ihrem Treffen mit den EU-Kommissaren"

04.11.2020: "EU-Kommissionspräsidentin fordert Neuwahlen in den USA nach erneutem Sieg von Trump"

10.01.2021: "Von der Leyen bei Antrittsbesuch in Washington: EU-Beitritt der USA denkbar"

11.01.2021: "Schneefall in Washington: Von der Leyen ruft Klimanotstand für die USA aus"

12.01.2021: "Von der Leyen empört über vorzeitige Beendigung ihres US-Besuches durch Trump"

31.01.2021: "EU-Rechnungshof kritisiert gestiegene Ausgaben der EU-Kommission in 2020"

01.02.2021: "Kanzlerin Merkel kritisiert EU-Rechnungshof"

18.04.2021: "EU-Kommissionspräsidentin erleidet Ischias-Attacke auf EU-Gipfel. Juncker: ich fühle ihren Schmerz"

19.04.2021: "EU-Kommissionspräsidentin: Klimawandel Schuld an Ischias-Attacke. Europaweite CO2-Steuer gefordert"

16.07.2021: "Von der Leyen feiert zweiten Jahrestag ihrer Wahl zur Kommissionspräsidentin. Parlament fast leer."

12.09.2021: "EU-Kommissionspräsidentin tritt überraschend zurück und wird Spitzenkandidatin der CDU für die Bundestagswahl. Greta Thunberg als Nachfolgerin präsentiert"

26.09.2021: "Ursula von der Leyen führt die CDU zu historischer Wahlniederlage bei Bundestagswahl"

27.09.2021: "Ursula von der Leyen übernimmt Verantwortung für Wahlniederlage der CDU und bringt sich als Ministerin im Kabinett Habeck ins Gespräch. Verhaltene Reaktionen aus Berlin und Bonn"

30.09.2021: "Ursula von der Leyen erklärt Rücktritt aus der Politik und übernimmt Vorsitz der Antonio-Amadeu-Stiftung"




Sonntag, 14. Juli 2019

Variante zu: Houston, wir haben ein Problem





Letztens im Klimakontrollzentrum in Potsdam. Herr Rahmstorf hat Spätschicht und schaut auf seine Monitore, bedient ein paar Regler und Ventile und zieht sich noch einen veganen Kaffee aus dem fair gehandelten Automaten. Alles läuft nach Plan. Rahmstorf kontrolliert das Klima.

Plötzlich Alarmmeldungen auf allen Monitoren. Die Sirenen gehen los und alle Mitarbeiter werden per SMS in den Krisenraum gerufen. Rahmstorf twittert in den Äther: "Erde, wir haben ein Problem! Wir haben die Kontrolle über das Klima verloren!"





Der Endsieg ist nahe!



Aber nach dieser CO2-Steuer ist dann wirklich Schluss! Echt jetzt! Der Staat braucht nur noch diese eine Steuer und dann wird alles gut. Und es wird auch aufkommensneutral! Niemand wird mehr belastet als vorher!

Versprochen! 

Dickes Politiker-Ehrenwort!




Löschtrupp vorrücken! Frauen und Migranten zuerst!


Was stimmt an diesem Foto nicht?





Ist das Löschfahrzeug kaputt? Wegen dem Knick in der Mitte?

Nein.

Sitzt die Ausrüstung nicht richtig oder ist veraltet?

Nein. Wahrscheinlich auch nicht.

Ist es seitenverkehrt?

Nein, auch nicht. Also was stimmt nicht?

Na ist doch klar, das sieht man doch sofort: da sind zuwenig Frauen und Migranten dabei. Die Feuerwehrleute sind zu weiß und zu männlich.

Jedenfalls sieht das Ilona Horwath von der Universität Paderborn sofort. 

Sie ist Juniorprofessorin für Technik und Diversity an der Fakultät für Maschinenbau, Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil (LiA). 


Und sie ist dort Leiterin eines sog. "Forschungsprojektes" über die Vorteile von ethnischer und geschlechtlicher Vielfalt für Feuerwehren. Denn Frauen und Migranten seien in deutschen Feuerwehren nicht nur unterrepräsentiert, was natürlich ein Skandal ist, an den man unbedingt ran muss, nein, sie sind auch unerwünscht, was natürlich noch ein größerer Skandal ist, an den man ran muss. 

Am besten mit Fördermitteln vom Bundeswirtschaftsministerium, also mit Steuern.

zu wenig Vielfalt bei der Feuerwehr

Okay, kurz mal innehalten.

Ist das schon so etwas wie spätrömische Dekadenz? Bei den deutschen Feuerwehren sind zu viele weiße, heterosexuelle Männer? Und zu wenig Frauen und Migranten?

Ist das jetzt wirklich das Niveau von Forschung an deutschen Universitäten?

Frau Horwath ist das typische Beispiel für das Ergebnis des linken Dogmas: alle müssen studieren. 

Wenn alle studieren oder ein immer größerer Teil, dann sinkt nicht nur automatisch der qualitative Output der Universitäten (denn es sind nun mal nicht alle plötzlich schlau, nur weil sie eine Uni besuchen), sondern es steigt auch die Notwendigkeit, sich auf völlig nebensächlichen Gebieten zu betätigen und dort zu forschen, denn die großen Fragen der Menschheit sind weitgehend geklärt und die wirklich wichtigen Fortschritte finden in den Naturwissenschaften, den Ingenieurswissenschaften und der Medizin statt. Und dort in immer kleineren Schritten. Die Anzahl an Professuren oder Stellen für wissenschaftliche Assistentin in diesen exklusiven Bereichen ist begrenzt. 

So müssen sich die in der Zahl steigenden Uni-Absolventen, die in die Forschung wollen, eben neue Bereiche aussuchen. Und dann kommt sowas bei raus, dass die deutschen Feuerwehren unter einem Mangel an Migranten und Frauen leiden. Wow!

Und dass das schlecht ist, steht für Frau Horwath schon von vorn herein fest, denn sie weiß:

"„Diversitätsförderung geht mit einem hohen Innovationspotenzial einher, das sich in einer sichereren und effektiveren Einsatztechnologie manifestiert. Mit ‘Fortesy’ wollen wir genau das herausarbeiten und zur allgemeinen Umsetzung beitragen.“


Es steht also schon von vornherein fest, dass Diversitätsförderung immer mit hohem Innovationspotenzial einhergeht. Daraus folgen zwangsläufig sicherere und effektivere Einsatztechnologien. Und das will sie mit der Studie beweisen.

Wow, das ist die neue Wissenschaft! Ich mag mich ja irren, aber ist es in der Forschung nicht eher so, dass man eine These aufstellt und dann anhand der Realität überprüfen will, ob diese These richtig ist?

Hier steht das Ergebnis schon vorher fest und diese Studie soll das nur noch belegen. Wozu braucht man dann noch diese Studie?

Ach ja, Frau Horwath will ja auch essen und sich kleiden.

Das klingt sehr nach dem Auftrag des IPCC, Beweise zu präsentieren, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird. Da steht das Ergebnis auch schon vorher fest.

Wenn Wissenschaft von Ideologie korrumpiert wird...

Was genau soll eigentlich Diversität hinsichtlich Sicherheit und Effektivität bei der Feuerwehr bringen? Wissen Frauen und Migranten mehr, als all jene, die seit Jahrhunderten an der Weiterentwicklung der Feuerwehrtechnik arbeiten?

Ich meine, im Mittelalter wurde Feuer gelöscht, in dem man eine Menschenkette bildete und Wassereimer von Hand zu Hand weiterreichte. Die Verwendung von Ziegeln, Beton und Stahl als Baumaterial anstelle von Holz sowie der technische Fortschritt haben im Lauf der Zeit das Risiko für Feuer verringert sowie die bestmögliche Technologie zur Brandbkämpfung geschaffen. Heute rollen innerhalb von Minuten hunderttausende Euro teure Hightech-Löschzüge vor.

Was genau soll da der Input von Frauen und Migranten sein?

Soll die Ansprache der zu rettenden Brandopfer sensibler werden, soll die Kleidung der Feuerwehrleute modisch taillierter sein, sollen Feuerwehrleute darauf aufmerksam gemacht werden, die Schuhe auszuziehen, bevor sie das Haus eines muslimischen Bürgers löschen, dürfen weiße, männliche, heterosexuelle Feuerwehrleute keine Muslimas aus dem brennenden Haus tragen oder nur in Gegenwart und mit Zustimmung des muslimischen Ehemannes oder des Imams, dürfen homosexuelle Feuerwehrmänner keine muslimischen Häuser betreten, muss der Feuerwehrmann das Brandopfer vorher fragen, ob er es mit Herr oder Frau oder sonstwie anders anreden soll, muss es Dolmetscher geben, damit die Brandopfer auch wirklich alles verstehen, was die Feuerwehr sagt, müssen Sozialpädagogen zugegen sein, die auf die unterschiedlichen Gefühlslagen der migrantischen, weiblichen oder transsexuellen Brandopfer eingehen? Müssen wir Feuerwehrschläuche ersetzen, weil sie evtl. bei sensiblen Gemütern Assoziationen an männliche primäre Geschlechtsorgane wecken und dann damit das gesellschaftliche Konstrukt, dass es starke Männer braucht, um Probleme zu lösen, verstärkt wird?

Ganz im Ernst? Was soll ein Migrant aus Afrika über's Feuerlöschen können und wissen, was deutsche Feuerwehren nicht können und wissen? Suaheli? Oder wie man eine Vuvuzela benutzt? 

Hah, das wäre etwas. Man könnte das altbekannte Martinshorn und seinen Klang durch den Klang von Vuvuzelas ersetzen oder man könnte einen Muezzin durch die Lautsprecher rufen lassen. Oder eine Integrationsbeauftragte könnte während der Fahrt zur Brandstelle die mehrheitlich weiße und männliche Autofahrerschaft über Lautsprecher auffordern, über ihre Privilegien nachzudenken und die Spur zu räumen.

Sorry, aber das ist alles komplett geisteskrank!

Dieter Nuhr hat das schon mal vor einer Weile auf den Punkt gebracht und ich zitiere sinngemäß: wir kennen doch alle dieses Gefühl, während wir der Feuerwehr zusehen, wie sie einen Brand bekämpft, diese Frage, die sich erst subtil und dann ganz offen in unsere Gedanken drängt: warum löscht hier kein Migrant?

Mal Spaß beiseite: genaugenommen handelt es sich bei der Forderung nach mehr Diversität um puren Rassismus! Denn woran erkennt man denn am sichersten, ob da ein Migrant mitlöscht oder nicht? Am Äußeren. An der Hautfarbe.

Ich bin sicher, dass es z.B. im Ruhrgebiet eine Menge polnischstämmiger Migranten gibt, die bei der Feuerwehr mitmachen. Oder italienisch- oder griechischstämmige Migranten. Und nicht in jedem Fall sieht man ihnen ihre Herkunft an. Es sind halt auch überwiegend weiße Menschen. Um also Diversität nach außen sichtbar zu machen, bedarf es Menschen mit dunkler Hautfarbe. Und das ist purer Rassismus. Nach Definition der geistesgestörten Linken jedenfalls. Denn die weiße Mehrheit bei der Feuerwehr wird aufgrund rassischer Merkmale wie Hautfarbe und Aussehen kritisiert. Das ist Rassismus! Verunglimpfung einer Personengruppe aufgrund äußerlicher oder geschlechtlicher Merkmale! 

Diese "Forscher" verstecken das ja auch gar nicht mehr. Sie sagen es ganz offensichtlich:

"„Weiße, heterosexuelle Männer aus der Arbeiterschicht stellen dort die Mehrheit dar und prägen das Bild des typischen Feuerwehrmannes.“

Ja und? Wo ist das Problem? Was soll eine Feuerwehr tun? Soll sie ein Bild der Gesellschaft widerspiegeln oder soll sie Feuer löschen? Richtig, sie soll Feuer löschen. Schnell und stark.

Wie erreicht man, dass ein Team das tut, was es soll? Man wählt nach Qualifikation und Leistungsbereitschaft aus. In eine Feuerwehr wird man ja nicht demokratisch gewählt oder als Delegierter abgesandt, sondern meist machen das die Leute freiwillig. Sie melden sich, weil sie sich engagieren wollen und helfen, wenn Hilfe nötig ist. Sie wollen in einem sozialen Umfeld zusammen etwas Gutes tun. Keinem Migrant und keiner Frau ist es verboten, sich freiwillig bei einer Feuerwehr zu melden und mitzuhelfen. Und dass die generell unerwünscht sind, halte ich für eine ziemlich dreiste und freche Behauptung. Dass Frauen für bestimmte Tätigkeiten bei der Feuerwehr eher ungeeignet sind, ist dagegen eine Tatsache.

Wenn ich mir so ein paar Vertreter der bei Twitter und Facebook aktiven Gender-Aktivisten ansehe, dann frage ich mich, wie so eine fette, unsportliche und mental nicht belastbare Heulsuse einen 80 kg schweren Mann aus einem Haus tragen soll? Und auch für normal gebaute heterosexuelle Frauen kann das durchaus ein Problem darstellen. Auch die Feuerwehrschläuche erfordern eine starke Hand, wenn da das Wasser mit großem Druck rauskommt.

Also was soll das zusätzlich bringen? Wo ist da Innovationspotential? Okay, mir fällt das noch was ein. Hoffentlich verrate ich jetzt hier keine Millionen-Dollar-Geschäftsidee und jemand anderes erntet die Früchte.

Man könnte zum Beispiel eine App entwickeln, in der alle Feuerwehren bundesweit gelistet sind und zwar mit ihrem jeweiligen Anteil an Migranten und Frauen.

Und dann stellen wir uns vor, Frau Horwath steht vor ihrem brennenden Haus in Paderborn, öffnet die App und lässt sich alle Feuerwehren im Umkreis von, sagen wir 10 km, anzeigen. Den Umkreis kann jeder für sich selbst festlegen, abhängig davon, welcher Parameter für ihn oder sie einen höheren Wert hat: Zeitdauer bis zum Erscheinen der Feuerwehr oder Diversitätsfaktor.

Und dann sieht Frau Horwath zum Beispiel, dass die Feuerwehr Paderborn zwar nur 3 Minuten braucht, um bei ihr zu sein, aber dafür kein Migrant und nur eine Frau im Team ist. Und die arbeitet auch noch in der Verwaltung. Also müsste sie ihr Haus von ein paar weißen, vermutlich heterosexuellen Männern löschen lassen. Gleichzeitig sieht sie, dass im etwa 30 km entfernten Bielefeld ein homosexueller Syrer bei der Feuerwehr arbeitet.

Nun liebe Frau Horwath, für wen entscheiden sie sich? Für Kandidat 1, der in drei Minuten bei ihnen vor Ort sein kann oder für den schwulen Syrer, der aber etwas länger braucht?

Hier ist ihr Herzblatt...

Und was, wenn sich Frau Horwath für die Feuerwehr Bielefeld mit dem schwulen Syrer entschieden hat, der aber ausgerechnet an dem Tag auf Heimaturlaub oder krank ist. Oder dienstfrei hat?

Gibt es da einen Klageanspruch gegen die Feuerwehr Bielefeld wegen culpa in contrahendo? 

Oder muss die App einfach auch die derzeitige tatsächliche Besetzung der Feuerwache angeben?

Wir sehen, da ist tatsächlich Spielraum für Innovation. Ob der allerdings das Feuerlöschwesen weiterbringt, darf bezweifelt werden.








Montag, 8. Juli 2019

Seid bereit, immer bereit

Pünktlich zu den abgeschlossenen Feierlichkeiten für die Kapitänin der Herzen stehen auch wieder sogenannte "Forscher" bereit, die die Heldentat der jungen, reichen, westlichen Frau mit "wissenschaftlichen Fakten" untermauern und erklären, dass das ja alles gar nicht so schlimm ist mit der Migration nach Europa und dass Armutsmigration nach Europa nur ein Mythos ist.

Spalier für solcher Art Forschungsergebnisse stand wieder mal der Spiegel, der die Fragen entsprechend stellte und die Antworten einfach durchwinkte. Zum Teil jedenfalls.

Lesen kann man die als Interview getarnte Verkündung von offiziellen Wahrheiten hier:

Armutsmigration ist ein Mythos





Los geht's.

Im Eingangstext, der erfreulich neutral und sachlich beginnt, geht es dann aber doch bald zur Sache. Zunächst wird festgestellt, dass die Debatte von Emotionen beherrscht wird, wo es doch Fakten und Zahlen bedürfe.

Na sowas. Als ob das etwas Schlechtes wäre. Und sind es nicht immer die Guten, die den Kritikern der unkontrollierten Massenmigration Emotionslosigkeit vorwerfen? Fehlende Empathie, Unmenschlichkeit, Herzlosigkeit, soziale Kälte, gar Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und im Gegenzug das gesamte Arsenal an entgegengesetzten, positiv besetzten Emotionen für sich in die Waagschale werfen? Mir klingen noch gut die Antworten links-grüner Moralexperten im Ohr, dass es doch bei Migration um Menschen gehe und nicht um nackte Zahlen.

Na egal, nun soll es also doch um Zahlen und Fakten gehen. Dass sich ein Großteil der derzeitigen Diskussion schon jetzt relativ nüchtern mit den juristischen Grundlagen beschäftigt, auch in den so viel gescholtenen Orten der Hetze und des Hasses, also in den sozialen Netzwerken... geschenkt.

Die wirklich wichtigen und entscheidenden Zahlen und Fakten liefert diesmal ein Forscherteam um Rainer Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.

Und am Ende des Eingangstext wird auch sofort Entwarnung gegeben, dass das ja alles gar nicht so dramatisch ist, was da im Mittelmeer und später in Europa geschieht, denn, so wissen die SPIEGEL-Redakteurs-Darsteller: die meisten Migranten kommen gar nicht nach Europa.

Ach was. Wer auf der Welt hat je behauptet, dass die meisten Migranten weltweit nach Europa kommen? Wer?

Ich kenne keinen, der so einen Unsinn behauptet hat. Es wird also etwas widerlegt, was gar nicht zu widerlegen war.

Die Intention ist klar: man verbindet die globale Perspektive mit dem singulären Ereignis mit der "Sea Watch 3" und der Kapitänin der Herzen und zack... alles nur noch halb so wild. Die meisten wollen ja woanders hin als nach Europa.

Dass es den Kritikern der unkontrollierten Einwanderung nach Europa und der Unterstützung der Schlepperei im Mittelmeer um die Zuwanderung nach Europa geht und nicht darum, wo die meisten Menschen weltweit hin wollen, wird einfach unter den Tisch intellektualisiert. Und dass das eben trotzdem immer noch Millionen sind, von denen wir hier reden, die nach Europa kommen. Und von noch mehr Millionen, die noch nach Europa wollen.

Und dann wird im weiteren Verlauf des sog. Interviews fröhlich Arbeitsmigration, also wenn ein deutscher Koch in der Schweiz arbeiten will oder ein deutscher Lehrer in Schweden oder ein deutscher Arzt in Norwegen und umgekehrt, mit der Armutsmigration von Afrika nach Europa vermischt. Dazu dann

Später stellt der SPIEGEL-Redakteurs-Darsteller dann auch explizit die Frage:

"Wer die Diskussion um private Seenotrettung der vergangenen Wochen verfolgt, kann den Eindruck gewinnen, dass Europa im Zentrum der Migrationsströme liegt."

Nein! Den Eindruck kann man nicht gewinnen. Italien und Deutschland und eventuell andere europäische Staaten diskutieren über die Sea Watch 3 und die Situation im Mittelmeer. Wahrscheinlich ist das in allen anderen Regionen der Erde nur eine Randnotiz in den Nachrichten wert. Und wer soll denn sonst über die Lage im Mittelmeer diskutieren, wenn nicht wir?


In Deutschland wird auch derzeit der Stellenabbau der Deutschen Bank diskutiert, ohne dass jemand den "Eindruck gewinnt", die Deutsche Bank wäre das größte Geldhaus der Welt.

In Deutschland wird auch über Stickoxide in Autoabgasen diskutiert und nur die Grünen tun dabei so, als wäre Deutschland der Nabel der Welt. Kein normaler Mensch hält diese Diskussion für weltweit interessant.

Und dann versucht der Forscher und Migrationsexperte doch tatsächlich, uns zu erklären, dass im Prinzip der afrikanische Mittelstand zu uns emigriert:

"Diese Menschen sind überwiegend zwischen 20 und 30 Jahre alt, meist männlich, vergleichsweise gut gebildet - und nicht arm. Die Leute in den meisten armen Ländern Afrikas, die gern auswandern würden, können sich das nämlich gar nicht leisten. Man muss erst mal zum Mittelstand gehören, um das Wissen anzuhäufen, die Netzwerke zu knüpfen und das nötige Geld zu beschaffen. Die vielbeschworene Armutsmigration nach Europa ist also ein Mythos."


Klar, da war er wieder, der Schub an Ärzten, Ingenieuren und Wissenschaftlern, die uns 2015 versprochen wurden.

Allerdings erzählten uns die Guten und Empathischen damals, auf den Hinweis, dass die Flüchtlinge nicht die Ärmsten seien, weil sie ja mehrere tausend Dollar für den Transport nach Europa gezahlt hätten, dass sie doch arm waren und das meist die ganze Familie oder gar das ganze Dorf gespart und zusammengelegt haben, damit der eine Auserwählte den Weg nach Europa antreten kann. Und jetzt kommt, wie gesagt, der afrikanische Mittelstand.

Dass die Wahrheit dazwischen liegt und viel differenzierter zu betrachten ist, fällt dem Forscher, der den ganzen Tag nichts anderes tut, als zum Thema zu forschen, nicht auf. Jedenfalls gibt es seine Antwort nicht her.

Dass dort kein "Mittelstand" kommt, sehen wir jedes Mal, wenn man die Bilder der meist jungen Männer auf dem Boot sieht.

Das Berliner Institut, dass sich laut eigener Homepage als "First Mover und entscheidender Anreger" im Diskurs um demografische Entwicklungen versteht, kommt dann mit seit Jahren bekannten und wirklich nicht neuen Erkenntnissen, wie der, dass Migration bei steigenden Durchschnittseinkommen in den entsprechenden Ländern zunächst nicht abnimmt, sondern zunimmt.

Sie nennen das den "Migrationsbuckel". Das bedeutet, dass Migration ein Mindestmaß an finanziellen Mitteln voraus setzt. Darunter fehlen die Ressourcen, um sich überhaupt "in Bewegung" setzen zu können. Und ab einem bestimmten Einkommen lohnt sich Migration dann nicht mehr, weil das Risiko im fremden Land die Chancen und Möglichkeiten und den erreichten Standard im eigenen Land übersteigt.

Nun, das hat der Entwicklungs-Ökonom Michael Clemens schon 2016 erkannt:


Dem liegt die wahrscheinlich richtige Annahme zugrunde, dass viele Menschen einen Schritt aus der absoluten Armut gemacht haben, evtl. einen Beruf gelernt haben oder ein Unternehmen gegründet und dann in ihrem Land keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für ihre erworbenen Fähigkeiten sehen. Die versuchen dann eben, ihr Potential in entwickelteren Ländern zu nutzen.

Nur davon ist die Masse derer, die derzeit illegal nach Europa kommt, weit entfernt. Die Zahlen über die gelungene Integration in den Arbeitsmarkt sprechen für sich. Es ist vielmehr eine nicht gelungene Integration. Und diese überwiegend jungen Männer, die zwar irgendwie das Geld für die Überfahrt nach Europa zusammenbekommen haben, waren für afrikanische Verhältnisse kurzzeitig vermögend, in Europa gehören sie zu den Ärmsten. Und jeden Tag sehen sie den Abstand zur angestammten Bevölkerung. Und angesichts der materiellen Verlockungen und der eigenen unzulänglichen Fähigkeiten und Kenntnisse bleibt vielen nur der Weg in die Kriminalität, um sich die Dinge zu leisten, die sie sonst vor Augen, aber niemals in Händen halten werden. Und wir hätten noch Glück, wenn es sich bei dieser Kriminalität "nur" um Schwarzarbeit handeln würde.

Diese Form der Migration hilft niemandem. Nicht den Ländern, aus denen die Migranten kommen, nicht der Mehrheit der Migranten und auch nicht den Menschen, die schon länger in den Zielländern leben und die nun wirklich auch nichts für die Zustände im Riesenkontinent Afrika und in anderen armen Gegenden der Welt können.

Noch ein paar Worte zur Kapitänin der Herzen, Frau Rackete. Sie lag 14 Tage lang mit ihrem Schiff im Mittelmeer vor Anker. Der EuGH hatte zwischenzeitlich entschieden, dass sie Lampedusa nicht anlaufen darf, Libyen soll Hilfe, Schutz und Unterkunft für die Flüchtlinge angeboten haben und es gab andere Länder in Reichweite, die sie hätte ansteuern können. Innerhalb weniger Stunden oder einem Tag. Aber nein, sie wollte nach Europa! Nichts anderes. Dafür wartete sie 14 Tage auf dem Mittelmeer mit "ihren Flüchtlingen" an Bord, bis sich die Lage an Bord zugespitzt hatte und sie einfach nach Italien einfuhr. Dieses Einfahren in einen Hafen hätte sie auch woanders machen können. Das Einfahrverbot hätte sie auch in Tunesien oder Marokko oder Ägypten missachten können, in einem Bruchteil der Zeit. Nein, sie wollte nach Europa. Nichts anderes. Und nur darum geht es den Fluchthelfern. Und da sie erfolgreich sind, wird es wieder Nachahmer geben.

Armutsmigration nach Europa ist jedenfalls kein Mythos, sondern Realität. Zugelassene Realität. Von der Politik akzeptierte Realität. Entgegen aller moralischen Sonntagsreden.





Samstag, 6. Juli 2019

Schottland 2019 - ein Urlaubs- (und Whisky-)tagebuch.






Nach unserem phantastischen Schottland-Urlaub im letzten Jahr, sind wir auch dieses Jahr wieder zur etwa selben Zeit nach Nordwesteuropa gereist, um die atemberaubende Schönheit Schottlands zu erleben. Distillerie-Besuche sollten dieses Jahr aber nicht im Mittelpunkt stehen. Letztes Jahr waren es 6 Brennereien, die wir uns angesehen hatten, dieses Jahr waren es am Ende Talisker und die neue Macallan-Brennerei.

Hier der Link zum Vorjahres-Reisebericht: Schottland Reise 2018


21. Mai 2019

Auch dieses Jahr starteten wir wieder in Aberdeen, holten allerdings sofort unseren Mietwagen am Airport ab und fuhren nach Süden Richtung Edinburgh. Ziel war die kleine Stadt Kirkcaldy, nördlich von Edinburgh. Wir hatten dort 2 Nächte im Hotel "The Strathearn".




Von dort aus kann man Edinburgh sehr schnell erreichen und ist trotzdem etwas weg vom Stress der großen Stadt. 

Kirkcaldy selbst ist eine kleine nette Industriestadt direkt an der Küste. Nicht zu groß und nicht zu klein. Und es hat sehr ruhige Ecken und unbebaute Küstenabschnitte mit phantastischer Aussicht auf's Meer. Wir haben dort den unglaublichsten und kräftigsten Regenbogen unseres Lebens gesehen. Leider kann die Handykamera die Realität nicht so wiedergeben.

Und dann fährt auch noch ein weißes Schiff mitten hindurch...











In der Realität sah es so aus, als hätte sich jemand mit Pinsel und Farbeimern ins Meer gestellt und direkt dort einen Regenbogen in die Luft gemalt.

Wir fuhren danach noch ein bisschen mit dem Auto durch die Gegend und beendeten den Tag an der Bar des Hotels mit ein paar Drinks und Drams.






22. Mai

Morgens nach dem "full-scottish"-Frühstück im schönen und sonnendurchfluteten Frühstücksraum fuhren wir nach Edinburgh. Auf dem Programm standen der Holyrood-Palace, das Edinburgh Castle und die Royal Mile vom Castle bis zur St. Giles-Cathedral.

Vorher, auf dem Weg nach Edinburgh, bzw. etwa 15 km westlich von Edinburgh schauten wir noch im "The Helix"-Freizeitpark vorbei, weil es dort die weltgrößten Pferdestatuen "The Kelpies" gibt. Da musste meine Frau natürlich hin. Wenn es irgendwo irgendwas mit Pferden zu sehen gibt, ist das ein Pflichttermin.






Danach dann ging es nach Edinburgh. Und wie es so spielt im Leben, ausgerechnet in der Woche, wo wir in Edinburgh sind, hält sich auch der Schottland-Repräsentant der Queen dort auf und natürlich wohnt er im Holyrood-Palace, dem Hauptsitz der Queen in Schottland. Und natürlich bewohnt er nicht nur einen Teil des Palastes, sondern benötigt gleich das ganze Haus. Und es ist ein großes Haus! Daher war der Palast für die Öffentlichkeit in der Woche geschlossen und wir konnten nicht rein. Ein Blick durch den Zaun wurde uns gewährt...





Also wieder ins Auto und Richtung Innenstadt. Dort parkten wir den Wagen und machten uns den Weg hinauf zum Edinburgh Castle. Allein der Blick von unten ist schon beeindruckend.





Von oben hat man dann aber noch einen phantastischen Blick über Edinburgh. Uns reichte der Ausblick und wir verzichteten auf die Führung durch's Castle.

Wir gingen dann die Royal Mile hinunter, die vom Castle zur St. Gilles-Cathedral führt und alle 50 Meter rechts und links einen Whisky-Laden mit unüberschaubarem Angebot hat. 






Zum Glück sind die Preise deutlich über deutschem Niveau, so dass man kaum in Versuchung kommt, das Gepäck für die Rückreise zusätzlich zu belasten.

Die St. Gilles-Cathedral hat historische Bedeutung. Nachdem es etwa 400 Jahre eine katholische Kirche war, wurde sie vom Reformator John Knox im 16. Jhdt. in eine protestantische Kirche umgewandelt. Einfach durch Besetzung und Abhaltung von protestantischen Predigten, im damals noch katholischen Schottland. Dies ist bis heute so geblieben.





Wir spazierten dann noch eine Weile durch Edinburgh, aßen noch zu Abend und fuhren dann zurück nach Kirkcaldy. Nach ein paar Drinks an der Hotelbar ging es ins Bett.


23. Mai

Nach dem Frühstück und dem Checkout ging es weiter mit dem Auto Richtung Westen. Ziel war am Abend Glasgow, allerdings mit einem Zwischenstop in Stirling. Dort befindet sich das Wallace National Monument, ein schottisches Nationaldenkmal zu Ehren des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace. Dieser widersetzte sich der englischen Eroberung und Besatzung durch Edward I. von England.

In der historischen Schlacht bei Stirling im Jahr 1297 schlug er das englische Heer trotz Unterzahl vernichtend und zwang die englische Krone zum Rückzug aus Schottland. Da der damalige schottische König in englischer Gefangenschaft war, wurde William Wallace, zusammen mit seinem Verbündeten in der Schlacht, Andrew de Moray, vom schottischen Adel zum Guardian of the Realm ernannt, quasi zum Vertreter des schottischen Königs und zum Bewahrer und Beschützer Schottlands.

Sein Leben und sein Kampf gegen die englische Besatzung und Unterdrückung waren Thema des Films "Braveheart" mit Mel Gibson.

Die Schlacht von Stirling gewann Wallace vor allem durch seine gute Kenntnis der natürlichen Gegebenheiten. Wer damals von Süden nach Norden in die schottischen Highlands wollte, musste eine Brücke über den Fluss Forth bei Stirling überqueren. Einen anderen Weg durch die sumpfigen Moore gab es nicht und auch keine Durchquerungen des schnell fleißenden und recht tiefen Flusses. Am nördlichen Ende der Brücke schloss sich ein erhöhter Damm an, der in den Norden führte. 

Vor der Brücke vollführt der Fluss eine kleine Schleife und bildet an Land so etwas wie ein Bucht. Durch den engen Zugang in diese Bucht und die anschließende kleine Brücke, konnten die Engländer ihre zahlenmäßie Überlegenheit nicht ausspielen. Nördlich der Brücke warteten Wallace und de Moray mit ihrer Armee. Als die ersten Engländer die Brücke überquert hatten, stürmten die Schotten in Überzahl auf sie los und schlugen sie zurück. Ein großer Teil der englischen Soldaten wurde getötet, ein anderer Teil versank im Fluß oder der sumpfigen Umgebung. Der Rest floh zurück nach Süden. Die Engländer gaben daraufhin ihren Angriff auf und zogen sich zurück.




Das Wallace National Monument ist ein etwa 100 Meter hoher Turm mit drei Zwischengeschossen und einem sehr, sehr, sehr, sehr windigen Aussichtsplateau. Hinauf führt eine sehr, sehr, sehr enge Wendeltreppe aus Stein, auf der nur schlank gewachsene Menschen seitlich aneinander vorbeipassen. Bei gesteigerter Leibesfülle muss man in den Zwischengeschossen oder den Ausbuchtungen der Schießscharten im Turm warten, bis der Weg frei ist.





In den drei Zwischengeschossen befinden sich jeweils kleine Ausstellungen zu bestimmten Themen der Geschichte Schottlands. Auf der ersten geht es allgemein um das recht karge Leben früher in den schottischen Highlands, auf der zweiten werden berühmte schottische Persönlichkeiten gewürdigt (und davon gibt es einige) und auf der dritten geht es natürlich um William Wallace und die Schlacht von Stirling.

Aber gerade die zweite Etage ist hochinteressant. Wenn man all die bekannten Persönlichkeiten dort sieht, denkt man gar nicht, dass die alle aus Schottland kommen. Es ist wirklich beeindruckend, aber es war im 18. und 19. Jhdt tatsächlich so, dass Schottland das gebildetste und belesenste und wissenschaftlich produktivste Land Europas war. Dies hatte einen Grund in der sehr frühen Durchsetzung der Reformation, was zu einer Entmachtung der katholischen Kirche und zu einer gewissen Befreiung der Bevölkerung, vor allem aber des Adels und des gehobenen Bürgertums führte. Wissen und wirtschaftliche Entwicklungen waren nicht länger der Kirche und den Königen vorbehalten. Und das schlug sich sich in Wissenschaft und Technik nieder. Und natürlich darf auch der Gottvater der Nationalökonomie Adam Smith nicht fehlen.






In der dritten Etage gibt es dann einen Überblick über William Wallace, sein Leben und seinen Kampf für die Freiheit und Unabhängigkeit Schottlands. Zu sehen ist tatsächlich auch das teilrestaurierte Original-Schwert von Wallace. Ich meine, wir reden da über das 13. Jahrhundert! 1297. Das sind mehr als 900 Jahre, die dieses Stück Metall überlebt hat... Beeindruckend!






Während man da so durch die Ausstellung geht und sieht, wie der Freiheitskämpfer und Nationalheld (zu Recht) gefeiert wird, denkt man auch darüber nach, wie heutzutage über Menschen gedacht wird, die nationale Identität und das Streben nach Unabhängigkeit von überregionalen Institutionen zum politischen Ziel erklären. Aber das ist ein anderes Thema...

Von ganz oben, von der offenen Aussichtsplattform auf dem Dach hat man noch einen tollen Blick kilometerweit in alle Richtungen.







Danach ging es dann in Richtung Glasgow. Dort angekommen, checkten wir im Motel One direkt an der sehenswerten Grand Central Station im Stadtzentrum ein und erfüllten uns dann einen Wunsch, den wir schon seit letztem Jahr hatten. Pizza im "Paesano"... die beste Pizza der Welt. Also jedenfalls für uns.





Letztes Jahr nur zufällig entdeckt, waren wir so begeistert, dass wir uns vorgenommen hatten, dieses Jahr dort wieder einzukehren. Und wieder wurden wir nicht enttäuscht. Die Betreiber kommen aus Kalabrien und sämtliche Waren, also die Zutaten für den Pizzateig, die Tomaten, Salami, Käse, Olivenöl und der Wein werden aus Italien importiert. Die Öfen wurden von neapolitanischen Ofenbauern gebaut.

Also wer mal in Glasgow ist, unbedingt ins "Paesano" gehen! Am besten vor 19 Uhr, weil ab dann wird es richtig voll und man muss durchaus mal auf einen freien Platz warten. Das Ambiente ist entspannt und sehr locker, das Restaurant gleicht mehr einer Studentenmensa und die Preise sind absolut verträglich.

Nach dem Essen spazierten wir noch ein bisschen durch die Glasgower Altstadt und gingen auf ein paar Drinks noch in die Whisky-Bar "The Piper", die wir auch schon aus dem Vorjahr kannten.

So sehr ich neue Eindrücke mag, so sehr gefallen mir auch die Momente mit Wiedererkennungseffekt, wenn man in einem anderen Land ist. Die Mischung aus beidem macht es für mich zu einem schönen Aufenthalt.

Recht spät am Abend liefen wir dann zum Hotel und gingen auch bald ins Bett.


24. Mai

Am nächsten Morgen gönnten wir uns etwas länger Schlaf und aßen dann Frühstück in einer der zahllosen Bistro-Ketten, die es natürlich auch in Glasgow und anderen Städten Schottlands gibt. Costa, Starbucks, Pret-a-manger oder Tim Horton's... alles da. Und ganz sicher frischer und günstiger als ein Hotelfrühstück. Wobei ich das Frühstück in Motel One-Hotels aus Deutschland kenne und das absolut in Ordnung finde.

Nach dem Frühstück gaben wir uns dann so richtig das Touri-Programm. Fahrt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus durch Glasgow. Ganz ehrlich, besser kannst Du eine Stadt nicht entdecken, es sei denn, man kennt jemanden, der einem die Stadt zeigt.

An die zwei Stunden fuhren wir durch so ziemlich alle Teile Glasgows und waren von der Vielfältigkeit der Stadt überrascht. An der Glasgow Cathedral stiegen wir aus (das ist ja auch das Schöne an diesen Hop-On-Hop-Off-Bussen, dass du jederzeit irgendwo aus- und in den nächsten Bus wieder einsteigen kannst). 

Die Glasgow Cathedral ist ein weiteres Beispiel für beeindruckende Kirchenbauten der Geschichte. Erbaut über einige Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte von verschiedenen Königen, sind sie interessante Zeitzeugen und Zeugnisse der Baukunst der Menschen. Ich meine, heutzutage reichen Wolkenkratzer 1 Kilometer in den Himmel, okay, aber wir haben Kräne und Hubschrauber. Irgendwann im 13. Jahrhundert gab es bestenfalls einen Flaschenzug. Aber keine 40-Tonner-LKWs, die die schweren Granit- und Marmor- und Holzbausteine für die riesigen Gebäude hätten heranschaffen können.

Allein die Vorstellung, zu wissen, dass man einen Bau plant, der in der eigenen Lebenszeit womöglich nicht mehr fertig wird, würde heute jeden Architekten verzweifeln lassen. Und damals?

Bauherr zum Architekten: "Bau mir mal eine Kathedrale. So etwa 100 Meter hoch und 50 Meter land und 30 bis 40 Meter breit. Aus Granit und Marmor und so..."

Und der Architekt so: "Okay, kein Problem. Mach ich."

Und der Bauherr so: "Achso, und bau mir noch ein Kellergeschoss ein, für Grabstätten und so."

Und der Architekt so: "Kein Problem".

Und dann entsteht so etwas:










In der Glasgow-Cathedral befindet sich ebenfalls eine über 400 Jahre alte gedruckte Bibel-Übersetzung.




Nach diesem beeindruckenden Aufenthalt in der Glasgow-Cathedrale liefen wir zurück Richtung Stadtzentrum und Hotel, kehrten zwischendurch noch in einem Restaurant ein und fuhren dann am späten Nachmittag Richtung Westen, zu unserem nächsten Hotel. Ziel war die Umgebung von Oban, dem Whiskykenner bestens bekannt durch die gleichnamige Brennerei.

Der Weg dorthin führte durch den beeindruckenden Loch Lomond-Nationalpark. Die A82 führt westlich des gesamten Loch Lomond entlang nach Norden und bietet ebenfalls eine phantastische Landschaft mit atemberaubenden Aussichten.

Loch Ness mag größer und bekannter sein als Loch Lomond und wenn man, so wie wir letztes Jahr Loch Ness als erstes besucht, also vor den anderen Lochs, dann ist es ziemlich beeindruckend. Sieht man vorher aber Loch Lomond, oder auch Loch Etive oder Loch Linnhe auf dem Weg nach Skye, dann verblasst Loch Ness ein wenig. Es ist trotzdem sehenswert und man sollte sich eh so viel wie möglich von diesem tollen Land ansehen.

Unsere Übernachtung hatten wir diesmal in einem kleinen Bed-and-Breakfast, also einer Privatunterkunft mit Frühstück. Das Haus lag etwas nördlich von Oban im kleinen Örtchen Conell. Die Gastgeber waren bezaubernd und die Zimmer waren wie bei Oma. Im Prinzip wohnten wir im Haus der Gastgeber. Über die Jahre haben sie immer weiter angebaut und mehr Zimmer zur Vermietung angeboten. Das Haus lag direkt an der Straße (auf der abends aber kaum noch Autos fahren) und am Ufer der Bucht, die zum Loch Etive wird, aus dem später weiter nordöstlich der Fluss Etive ins Tal Glen Etive führt, einem sehr abgelegenen Hochland-Tal, in dem eine berühmte Szene aus James Bond-Skyfall gedreht wurde. Dazu später mehr. Erstmal kamen wir abends in dem gemütlichen Haus an und hatten eine phantastische Sicht auf's Wasser mit Abendsonne.







Gleich nebenan gab es ein Seafood-Restaurant, in dem man allerdings nur mit Vorbestellung einen Tisch bekam. Pech für uns. Wir hatten keine Vorbestellung. Also fuhren wir ins nahe Oban, weil es dort am Hafen auch genügend Restaurants geben sollte. Abendbrot bot die nette Gastgeberin leider nicht an. Okay, war ja auch ein Bed-and-Breakfast.

In Oban am Hafen fanden wir tatsächlich auch ein weiteres Seafood-Restaurant und Überraschung... ohne Reservierung ging da nix. Zum Glück war ebenfalls gleich nebenan ein Italiener, der etwas größer war und tatsächlich noch drei freie Tische hatte.

Das Essen war dem Besucherandrang entsprechend sehr gut. Zu wirklich akzeptablen Preisen. Ich hatte frischen Krebs, serviert in einer Krebshalbschale für 12,95 Pfund. Da kann man nicht meckern.

Auch am Hafen von Oban gab es einen schönen Sonnenuntergang zu sehen.








25. Mai


Am Morgen gab es Frühstück, quasi im Wohnzimmer der Gastfamilie. Am Abend vorher wurde auf einem Zettel angekreuzt, was man gern zum Frühstück essen würde und das wurde dann zubereitet. Natürlich wieder "full scottish", also Schinken, Eier, Bohnen, Toast, Tomaten und Würstchen.

Vor uns lag ein langer Tag, daher brauchten wir ein starkes Frühstück. Auf dem Plan standen zwei Highlights. Zunächst in Richtung Nordosten Glen Etive und dann Richtung Westen unsere erste Annäherung an die Insel Skye. Das waren insgesamt so etwa 190 Meilen, also etwas mehr als 300 Kilometer. Fahrzeit so etwa 5 Stunden. Und dann am Abend nochmal etwa 130 Meilen (etwas mehr als 200 Kilometer) und 3 Stunden Fahrzeit zurück bis in die westlichen Highlands. 

Ziel dort war unser Hotel im Ort Kingussie, der ziemlich direkt am Fluss Spey und in der Nähe der eher weniger bekannten Speyside-Brennerei liegt, die den recht guten "Spey"-Whisky produziert.

Der Ort war nicht wirklich freiwillig gewählt. Eigentlich wollten wir zwei Tage auf der Insel Skye verbringen, aber ich war wohl mit dem Buchen von Hotels etwas naiv, was den zeitlichen Horizont anging. Ich hatte erst Ende März/Anfang April begonnen, die Hotels zu suchen und das war für die Insel Skye ganz offensichtlich zu spät. 

Da meine Mutter uns ebenfalls im Urlaub begleitete, brauchten wir immer 2 Zimmer, allerdings gab es in dem Zeitraum, in dem wir dort waren, keine Zimmer mehr auf Skye. Alles ausgebucht. Mal hier und dort 1 Zimmer für 1 Nacht oder eine Woche später auch mal 2 Nächte, aber eben nichts, was uns half.

Auf Skye gibt es entweder große Golf-Resorts, die entsprechend teuer sind oder kleine Bed-and-breakfast-Cottages mit so 3 bis 6 Zimmern. Die klassischen Stadthotels wie Motel One, Holiday Inn oder nh-Hotel mit mehreren hundert Zimmern gibt es dort nicht. Ich habe booking.com durchforstet, HRS und trivago, habe über Google Maps und Streetview weitere Hotels rausgesucht, die nicht auf den großen Seiten zu finden waren und mich dort direkt auf deren Website nach freien Plätzen umgeschaut... nix zu machen. Youth Hostel mit 3 Betten im Schlafsaal hätten wir noch hier und dort haben können, aber aus dem Alter sind wir raus.

Und selbst in den größeren Orten nahe Skye wie Fort William oder Fort Augustus war nichts mehr zu bekommen. Und so blieb uns eben nur die Variante, weiter in die Highlands zu fahren und dann eben eine lange Anreise nach Skye auf uns zu nehmen. Das ist allerdings wegen der atemberaubenden Landschaft nur ein kleiner Nachteil. Da werden dann auch 2,5 bis 3 Stunden Autofahrt zur Erholung.

Aber zunächst ging es nach Glen Etive, das Tal des Flusses Etive, in dem eine berühmte Szene aus "James Bond - Skyfall" gedreht wurde.





Diese Stelle wollten wir finden. Sie ist inzwischen so berühmt, dass es online genaue Wegbeschreibungen gibt, wie man die Stelle findet. Sie liegt in einem recht entlegenen Tal, durch das nur eine einspurige, leidlich asphaltierte "Straße" führt. Alle 50 bis 100 Meter gibt es "Passing Places", also Ausbuchtungen, um Gegenverkehr durchzulassen. Jedoch hält sich der Gegenverkehr sehr in Grenzen, obwohl das Tal ein bekannter Touristenmagnet ist. Allerdings muss man wohl James Bond-Fan oder Naturfreund sein, um diesen Weg auf sich zu nehmen. Tatsächlich gab es einige Zelter und Camper auf dem Weg, aber insgesamt trifft man doch wenig Leute auf dem Weg.

Ich bin nicht sicher, ob wir die richtige Stelle gefunden haben. Wir haben jedenfalls an einer Stelle gehalten, die wir für die richtige hielten und dann unser Foto gemacht. Im Nachhinein beim Vergleich mit dem Original war es dann wohl doch ein paar Meter entfernt, aber egal. Die Stelle passiert haben wir in jedem Fall. Und zwischendurch noch weitere Bilder und Videos dieser unglaublichen Landschaft in den westlichen Highlands gemacht.


















Leider kann blogspot meine Videos nicht verarbeiten. Die geben einen noch besseren Eindruck von der Weite und relativen Unberührtheit der Landschaft.

Bei Google Streetview habe ich die Stelle aus James Bond dann nochmal gesucht und auch gefunden.




Also steht der Plan für's nächste Jahr schon. Wir wollen nochmal dorthin zurück. James Bond hin oder her, allein die Natur ist einfach zu atemberaubend, als dass man sie sich nicht auch mehrmals ansehen könnte. 

Ziemlich beeindruckt und begeistert fuhren wir den Weg durch's Glen Etive wieder zurück und dann weiter nach Richtung Westen zur Insel Skye.

Vor uns lagen etwa 3 Stunden Fahrzeit durch teilweise atemberaubende Landschaften. Zunächst die A86 westlich und dann nördlich die A82 entlang des Loch Lochy bis nach Invergary. Dort geht es dann westlich die A87 entlang, vorbei an Loch Garry, Loch Loyne, Cluanie, Loch Duich und Loch Alsh bis man dann endlich die Skye-Bridge sieht.

Man möge sich Bilder im Internet ansehen, denn unsere Handykameras konnten all die tollen Aussichten während der Fahrt nicht wirklich einfangen.

Im Loch Alsh, ein paar Meilen vor der Skye-Bridge befindet sich noch eine weitere recht berühmte Location aus einem James Bond-Film (irgendeiner mit Pierce Brosnan). Eilean Donan Castle, in jenem Bond-Film die schottische Zentrale des britischen Geheimdienstes MI6.

Das Castle liegt noch im von Ebbe und Flut beeinflussten Loch Alsh, mündet dieses doch an zwei Seiten in den Nordatlantik. Bei Ebbe kann man zu Fuß zum Castle gehen, bei Flut nur mit dem Boot.



Auf Skye war unser Ziel der Ort Sligachan und das gleichnamige Hotel. Denn dort fand an diesem Samstag die Abschlussveranstaltung des ersten "Hebridean Whisky Festivals" statt. Das Festival lief schon seit Dienstag und an jedem Tag der Woche stellte eine Brennerei vor Ort bei sich ihre Produkte vor. Genaugenommen war es nicht nur ein Whisky-Festival, denn zwei der 4 Brennereien stellten auch ihren Gin vor.

Ich weiß natürlich, dass Gin, ebenso wie Rum genauso eine "Wissenschaft" sein kann wie Whisky, aber bevor ich nicht der Meinung bin, mich richtig gut mit Whisky auszukennen, werde ich mich Gin oder Rum nicht nähern. So many Whiskys, so little time...

Die beteiligten Brennereien waren Talisker und die neue Torabaigh-Brennerei von Skye, die Rassay-Brennerei von der gleichnamigen, benachbarten Insel und eine Brennerei von der Insel Harris.

Talisker war enttäuschenderweise nur mit dem Talisker 10 zm Probieren vertreten, aber was da künftig aus der Rassay-Brennerei kommen soll, das verspricht einiges. Sie boten einen leicht rauchigen Whisky an, der natürlich noch kein eigener Whisky war, da auch die Brennerei auf Rassay erst seit kurzem produziert, aber angeblich haben sie schon bei einer befreundeten Brennerei Whisky nach ihren Vorgaben mit ihrer Gerste und Hefe und ähnlichen Brennblasen produzieren lassen. Leider haben sie nicht verraten, wo der Whisky gebrannt wurde. Wenn aber in ein paar Jahren das Ergebnis ähnlich ist wie das, was auf diesem Festival präsentiert wurde, darf man sich freuen.

Was die anderen beiden Brennereien angeboten hatten, weiß ich nicht mehr genau. Darunter waren aber auch zwei Blends (ich glaube die waren von der Harris-Brennerei, oder war es Torabhaig?), jedenfalls sollte man die genauso schnell vergessen wie den Namen der Brennerei.

Wir waren natürlich aufgrund unseres Tagesprogramms erst am Nachmittag so gegen halb fünf da und da war das Festival schon fast zu Ende und ich bin mir sicher, dass sich die Brennereien vorher an ihren separaten Tagen viel Mühe gegeben haben, aber für eine Abschlussveranstaltung fand ich das Angebot dann doch etwas dürftig. Gerade vom Platzhirschen Talisker hatte ich mehr erwartet. Na egal, es war ein Anfang für ein neues Whisky-Festival in Schottland und nächstes Jahr wird es bestimmt besser.

Die Location für das Abschluss-Event war jedenfalls ganz nett. Es war ein recht großes Restaurant, also im Prinzip ein großer Saal wie ein Oktoberfest-Zelt und wir mussten dennoch auf einen Tisch warten, um etwas zu essen. Also der Besucherandrang war ordentlich. Das Warten hatte sich dann auch gelohnt, denn wir bekamen wunderbaren Beef-Pie und Schellfisch.

Gegen 18 Uhr machten wir uns dann auf die gut 3 Stunden Fahrt zurück in die westlichen Highlands nach Kingussie.

Unser Hotel (McInnes House) war ein altehrwürdiges Haus, das drei junge Freunde im Januar 2018 gekauft und dort ein Hotel eröffnet haben. Vorher war es auch schon ein Hotel, stand allerdings eine Weile leer.

Wie es so ist mit altehrwürdigen Häusern, haben die so ihre Eigenarten. Und offensichtlich ist das Budget der jungen Hoteliers begrenzt, so dass Renovierungen nur Stück für Stück vorankommen. Also die Zimmer waren renoviert, die Bäder neu gefliest, aber Armaturen, Lichtschalter, Fenster, Türen und so weiter waren teilweise noch erheblich nachbesserungsfähig.

Insgesamt war es okay, aber im Detail gab es dann doch nicht den Standard, den man für den Preis erwarten darf.

Wer drei junge, aufstrebende Hoteliers unterstützen will, für den ist das Hotel völlig okay, zumal die Jungs sehr nett und bemüht sind und auch um die Schwächen ihres Hauses wissen.

Wer entsprechenden Gegenwert für sein Geld erwartet, sollte eine andere Wahl treffen.

Für uns war es am Ende okay, zumal es im Erdgeschoß eine gemütliche Lounge gab und die Bar mit guten Malt-Whisky-Standards bestückt war.

Verpflegungstipp am Rande: im Nachbarort Newtonmore gibt es den Newtonmore-Grill, ein Trucker-Rastplatz mit guter, schottischer Standard-Küche zu guten Preisen. Klassische Gerichte, bei denen man im Prinzip nichts falsch machen kann. Innen sieht es aus wie ein amerikanisches Diner und hintendran gibt es noch eine gemütliche Bar mit diversen Whiskys.

Da wir aber schon auf Skye ordentlich gegessen hatten, verbrachten wir dann den Abend in der gemütlichen Lounge des Hotels mit ein paar Drinks und Drams und Lektüre und Plauderei.


26. Mai

Eigentlich war der Plan für diesen Tag, nochmal nach Skye zu fahren und die Talisker-Brennerei zu besuchen. Der Blick aus dem Fenster an diesem Morgen brachte aber nur eines: die Überzeugung, im Bett zu bleiben und zu warten, bis das Wetter besser wurde.

Nun ist Schottland eh nicht bekannt für gutes Wetter, aber meist regnet es nur leicht und am Tag wechseln sich Sonne und Wolken/Regen mehrmals ab. Oft sind es aber nur leichte Nieselregen. Nicht aber an diesem Morgen. Schon der kurze Weg zum Auto auf dem Hotelparkplatz hätte uns völlig durchnässt und dazu war es noch sehr windig. Also nochmal umgedreht und weitergeschlafen. Für Talisker war auch noch morgen Zeit. 

Am späten Vormittag bis zum Mittag saßen wir dann gemütlich im warmen Zimmer und tranken Tee und jeder las für sich, was er so Interessantes im Internet finden konnte.

Tatsächlich besserte sich das Wetter dann doch und die Sonne kam hervor. Der Wind blieb zwar ziemlich heftig, aber der Regen hörte fast auf. Nur ab und zu ein paar Tropfen fanden noch ihren Weg von oben herab auf die Erde.

Bestes Wetter, um einfach mit dem Auto durch die Gegend zu fahren und mal zu schauen, was es so links und rechts der Wege zu sehen gibt. In der Nähe liegt, wie schon gesagt die Speyside-Brennerei, die allerdings geschlossen war. Es war Sonntag.

Ein Stück weiter liegen die "Ruthven Baracks", die Ruinen einer alten Kaserne der englischen Armee, die dort einen Kontroll- und Wachposten eingerichtet hatte. Es waren immer so 50 bis 100 Soldaten vor Ort, die die Ansprüche der englischen Krone notfalls mit Gewalt durchsetzen, aber auch für die Sicherheit vor Ort sorgen sollten.

Wirklich interessante Schautafeln im Inneren der Ruinen geben eine Vorstellung vom damaligen Leben als Soldat in solchen Kasernen. Obwohl es keine Heizungen und fließendes Wasser gab, muss es doch weniger ungemütlich gewesen sein, als man denken könnte.







Wir fuhren dann noch ein wenig in der Gegend rum und dann fiel uns plötzlich ein, wie gut es uns letztes Jahr ein Stück weiter südlich, in der Gegend um Pitlochry gefallen hatte. Dort liegen auch die Brennereien Edradour und Blair Athol und auf dem Weg dahin Dalwhinnie. 

Und da das alles nur eine gute Stunde Autofahrt entfernt war, fuhren wir also dorthin. Einfach so, ganz entspannt und die Landschaft ringsherum genießend.

Jede Gegend auf dem nordöstlichen Festlandteil Schottlands ist irgendwie anders. Hier mehr schroffe Felsen und Heidelandschaft, dort mehr Wald und sanftere Hügel und an anderen Stellen saftige Wiesen und Weiden und kleine, lebendige Flüsse. Wunderschön.

Am Abend aßen wir dann einen Happen in dem schon vorher erwähnten Newtonmore-Grill im Nachbarort und gingen dann irgendwann schlafen.


27. Mai

Am nächsten Morgen standen wir relativ früh auf und hatten unser "full scottish breakfast" wieder im bekannten Grill im Nachbarort. Mit dieser Stärkung machten wir uns dann auf den Weg nach Westen, Richtung Insel Skye. Denn heute wollten wir dann doch den Brennerei-Besuch bei Talisker in Cabost nachholen. Wir hatten zwar keine Anmeldung und fuhren auf gut Glück hin, aber ich hatte mich vorher im Internet informiert und da hieß es, dass es eigentlich kein Problem sei, einfach so bei Talisker vorbeizuschauen und in die nächste Führung reinzurutschen. Und so war es dann auch.

Aber selbst, wenn wir keinen freien Termin mehr bekommen hätten, die Fahrt nach Skye bei gutem Wetter hätte sich in jedem Fall gelohnt und außerdem gab es noch mehrere andere sehenswerte Orte auf der Insel.

Aber, wie von mir erwartet, war es tatsächlich kein Problem mit den Führungen. Knappe 1,5 Stunden nach unserer Ankunft waren noch Plätze frei. Also schnell gebucht und dann die Wartezeit gut genutzt. Denn in Cabost gibt es nicht nur die Talisker-Brennerei, sondern auch eine phantastische Sicht auf Loch Harport (der Zugang zum Nordatlantik) und das "Old Inn", ein uriges Pub/Restaurant direkt neben der Brennerei, das eine Goldgrube sein muss. 

Wahrscheinlich alle, die noch auf ihre Tour bei Talisker warten müssen, kehren dort ein. Wir hatten Glück und kamen keine Sekunde zu früh, denn wir bekamen noch einen Tisch für 3 und kurz nach uns kamen weitere Gäste durch die Tür und die mussten dann warten.

Im "Old Inn" probierte ich dann auch mein erstes echtes Haggis, die schottische Nationalspeise, von der man eigentlich nicht wissen will, was da so drin ist. Ich sage mal: Allerlei vom Lamm. Aber ohne Lammfleisch. Also Magen und Innereien. Aber was soll ich sagen? Saulecker! Im Prinzip wie unsere deutsche Blutwurst ("tote Oma"), nur heller und etwas körniger von der Konsistenz. Und würziger. Dazu Mash und dunkle Sauce... toll. Dazu zwei kühle Bier... und schon war die Zeit rum und wir machten die Tour mit.














Nun ja, was soll ich sagen? Ich hab ja letztes Jahr schon einige Touren in verschiedenen Brennereien mitgemacht, aber ganz ehrlich: Talisker gehört nicht zu denen, die man buchen muss.

Der Tour-Guide war ein netter und bemühter, aber doch überforderter Student oder Schüler, der das Standardprogramm runterratterte (Whisky ist aus Wasser, Gerste und Hefe, wir kriegen die Gerste von da und dort, die Hefe von da und dort, dann maischen wir, dann brennen wir zweimal und dann ab ins Fass usw... ). Bei speziellen Nachfragen musste er dann mit den Schulten zucken oder sich rausreden. Und wenn am Anfang schon das "Single" in Single Malt Whisky damit erklärt wird, dass der Whisky nur aus einer Gerstensorte gemacht wird... also selbst beim touristischen Massen-Durchschleusen bei Glenfiddich war die Tour besser.

Egal. Die Brennerei ist dennoch eine Reise wert. Der Shop ist ganz gut bestückt (mit allem, was Diageo so herausbringt), man kann vieles an der Bar probieren und allein die Anreise durch die überwältigende Landschaft von Skye und die Sicht rund um die Brennerei lohnen sich. Und dann war ja da noch das "Old Inn". :-)

Und so ging es mit neuen Eindrücken und der Gewissheit, dass das nicht unser letzter Besuch auf Skye war, zurück durch die wundervolle Landschaft auf's Festland und dann weiter nach Norden, unserem nächsten Ziel.

Noch ein touristischer Tipp:

Wer von Skye nach Nordosten mit dem Auto will, kann die gut ausgebaute A87 und dann die A82 am Loch Ness entlang nach Norden bis nach Inverness nehmen (rote gestrichelte Linie), oder aber man biegt etwa 10 Kilometer hinter der Skye-Bridge nach Norden auf die A890 ab (grün gestrichelte Linie) und dann weiter nördlich auf die A835 Richtung Inverness.




Die Fahrt dauert zwar etwas länger (vielleicht so 15 bis 30 Minuten), aber die Landschaft entschädigt dafür mehr als genug. Wieder bieten sich atemberaubende Aussichten, tolle Landschaften, kleine Orte und man fährt abseits der üblichen Pisten, weitgehend für sich allein. Traumhaft!

Und zufällig kamen wir dann kurz vor Inverness auch noch an einem der besten Thrakener-Züchter Schottlands vorbei. 

Wir sahen die Pferde auf ihrer Koppel von der Straße aus, aber meine Frau erkannte sofort die gute Blutlinie. Es waren ein paar Fohlen und ein paar ältere Stuten. Dabei stand noch ein alter Esel, der durch seine Ruhe und Gelassenheit die jungen, temperamentvollen Fohlen ein wenig runter "beamte".

Wir hielten an der Koppel an und näherten uns den Pferden, die natürlich, neugierig wie Pferde nun mal sind, sofort an den Zaun kamen. Zum einen ist Abwechslung immer gut und zum anderen kann es ja auch sein, dass es irgendwas Leckeres zu fressen gibt.












Wir standen da ein paar Minuten, als ein junger Mann in einem LKW ankam. Wir hatten mit dem Auto den Feldweg neben der Koppel blockiert und er kam nicht durch. Ich fuhr an die Seite und machte Platz, aber er stieg aus und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass seiner Mutter die Pferde gehörten. Sie hatten ihr Haus ein paar hundert Meter weiter. Wir plauderten noch eine Weile über dies und das und dann fuhr er weiter. Wir blieben noch etwas bei den Pferden und machten uns dann auch wieder auf den Weg.

Für die folgenden zwei Nächte hatten wir uns eine Ferienwohnung in Forres, einer kleinen Stadt im Nordwesten der Highlands genommen. Wir kamen abends gegen 20:45 Uhr an und unser Vermieter erwartete uns schon. Er war sehr nett und wir plauderten über dies und das und natürlich auch über meine Whiskyleidenschaft und dann erzählte er mir, wie gut ihm die Besichtigung bei Macallan gefallen hatte und er mir die unbedingt empfehlen würde. Also buchte ich mir für den folgenden Tag eine Tour. Leider gab es tatsächlich in allen Touren am nächsten Tag nur noch 1 einzigen freien Platz, aber meine Frau und meine Mutter sagten mir, dass das kein Problem wäre. Ich bin schließlich der Whiskyfan und da ich den Urlaub so toll organisiert hätte, würden sie solange auf mich warten. 

Wir kauften dann im 24h-Tesco im benachbarten Elgin noch ein paar Sachen zum Frühstück am nächsten Morgen und gingen dann schlafen.


28. Mai

Nach dem Ausschlafen und einem gemeinsamen selbstbereiteten Frühstück fuhren wir los, Richtung Easter Elchies im Herzen der Speyside, dem Sitz von Macallan.

In unserem Urlaub letztes Jahr waren wir schon einmal dort, standen allerdings noch vor verschlossenen Türen, da der Umbau der Brennerei noch im Gange war. 

Danach hab ich natürlich einiges gelesen und Bilder im Netz gesehen über den Neubau der Brennerei, aber wenn man dann persönlich vor Ort ist, ist das nochmal etwas ganz anderes.

Um es kurz zu machen: Ich war schwer beeindruckt.

Beeindruckend ist schon die Einfahrt mir einem schweren Metalltor. Aber die gab es auch schon letztes Jahr.




Man fährt dann über einen kleinen Weg, der sich durch Grünanlagen schlängelt, weiter auf das Gelände rauf, vorbei an der neuen Brennerei, von der man aber nur das begrünte, wellenförmige Dach sieht, das über Hecken und Bäume ragt, bis zum Besucherparkplatz. Neben dem Parkplatz eine satt-grüne saftige Wiese, auf der ein paar Highland-Rinder gemütlich vor sich hin dösen. Man hatte nicht das Gefühl, auf einem Industriegelände zu sein, was eine Brennerei ja letztlich ist.

Macallan hat hier 143 Mio britische Pfund investiert und ich muss sagen: viel besser kann man so eine industrielle Anlage nicht in die Natur einbauen. Es sieht so aus, als wäre es schon immer dagewesen. Toll.

Man geht dann vom Parkplatz ein wenig über das Gelände und sieht zunächst das Easter Elchies House, den Verwaltungssitz von Macallan und daneben die Büros der Edrington Group, dem größten Anteilseigner von Macallan.











Alles ist sehr schön angelegt und wunderbar gepflegt.

Die anderen Eigentümer von Macallan sind übrigens ein Finanzinvestor und die Familie Grant, der auch Glenfiddich gehört. Zum Teil ist also Macallan noch ein Familienbetrieb.😉

Auch wenn Macallan natürlich inzwischen ein Produktionsriese ist. Während z.B. Glenfarclas, Tomintoul oder Talisker so um die 3 bis 4 Mio Liter Alkohol pro Jahr brennen, sind es bei Macallan 15 Mio Liter.

Asien fragt eben immer mehr nach. Vor dem Neubau hatte man auch nur eine Kapazität von 5 Mio Litern.

Und dann biegt man auf einen Weg ein, der mit schwarzen länglichen Steinen quer gepflastert ist. Die Steine sind aber unregelmäßig lang, es ist also alles etwas aufgelockert und dazwischen viel Platz für Grün. Dieser Weg führt dann in das neue Brennereigebäude.





Am Ende dieses Weges befindet sich dieser dunkle Eingang mit einer großen, schweren automatischen Glastür. Und dann geht man dadurch, noch ein paar Meter durch eine Art kleiner Tunnel und dann ist man drin...




Geradezu trifft man auf eine Art Rezeption, an der einen freundliche und gut angezogene Hostessen begrüßen und man denkt sich: Mist, wo sind meine Krawatte und mein Jacket?

Natürlich schaut einen niemand schräg an, wenn man da als Touri in Alltagskleidung reinkommt, es ist nur das Ambiente aus Material, Größe und Farben des Gebäudes, das einem schon ein wenig Respekt abverlangt.

Und dann schaut man nach links und dann sieht man es. DAS MACALLAN ARCHIV!















Wow!

Alles, was Macallan selbst besaß und alles, was sie irgendwo auf der Welt an seltenen Flaschen aufkaufen konnten, steht hier. Und das Archiv erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür ist es schon mal mit knapp 15 Mio Pfund versichert.

Eine mehr als 10 Meter hohe Glaswand türmt sich vor einem auf, darin ein Durchgang und hinter dem Durchgang noch mehr Regale, gefüllt mit allen Schätzen, die Macallan berühmt und auch teuer gemacht haben.




















Wer da nicht staunt, ist schon tot.

Nebenan gibt es noch ein kleines Bistro und auf der anderen Seite einen weitläufigen,  offenen Shopbereich. 

Alles ist großzügig angelegt und auf einem großen Bildschirm laufen permanent Bilder, die im Prinzip den Inhalt der Tour wiedergeben. Also auch wenn man keine Tour bucht, bekommt man einen guten Eindruck über das, was Macallan ausmacht und was im Inneren der Brennerei vor sich geht. Die Tour kostet entspannte 15 Pfund pro Person und beinhaltet die Verkostung von drei Whiskys. 

Ein New Make, der Triple Cask 12 yo und der Edition Nr. 4.

Man lässt sich also nicht lumpen bei der Verkostung.

Dann ging die Tour los. Die Teilnehmer kamen aus aller Welt, so wie die Kunden von Macallan. Paar Asiaten, Amerikaner, Europäer. 

Der Tourguide war ein entspannter, freundlicher junger Mann, der ziemlich gut Bescheid wusste. Also keine studentische Hilfskraft, die sich das 1x1 der Whisky-Herstellung mal eben angelesen hatte. Die Stimmung war sehr angenehm, man hatte auch nie das Gefühl, dass der Tourguide möglichst schnell die Tour hinter sich bringen wollte. Sie dauerte insgesamt so knapp 1,5 Stunden.

Natürlich wurde auch hier, wie in allen Brennereien der Prozess der Herstellung von Whisky ausführlich erklärt.

Interessant fand ich aber vor allem, dass Macallan etwa 99% seiner Fässer selbst herstellt. bzw. exklusiv herstellen lässt. Macallan-Mitarbeiter wählen bei Waldbesitzern in Nordamerika und Europa bestimmte Bäume aus, aus denen dann später exklusiv die Fässer für Macallan werden. Es dauert etwa 6 bis 7 Jahre von der Auswahl eines Baumes bis zum Erhalt des fertigen Fasses.

Zunächst werden wie gesagt die Bäume ausgesucht und entsprechend markiert. Dann werden die Stämme in kleinere Stücke geschnitten und an der Luft getrocknet. Das dauert so knapp 2 Jahre. Dann werden aus den getrockneten Stücken die Fassdauben hergestellt und nochmals getrocknet. Dabei können wieder 1 bis 2 Jahre vergehen. Dann werden die Fässer hergestellt und entweder in den USA mit Bourbon befüllt oder in Europa mit Sherry. Im Fall von Bourbon-Fässern dauert es dann noch einmal 3 Jahre, bis die Fässer bei Macallan ankommen. Im Fall von Sherry-Fässern hängt es davon ab, wie lange der Sherry gelagert wurde. In jedem Fall sind 99% der Fässer von Macallan sog. "First Fill Fässer", das heißt, dass noch kein schottischer Single Malt in die Fässer gefüllt wurde. Und diese Fässer werden bei Macallan auch nur einmal verwendet und dann an andere Whisky-Hersteller verkauft.

Solch ein Aufwand kostet natürlich extra. Verständlich. Der Preis eines Macallan lässt sich allerdings damit nicht wirklich rechtfertigen. Da sind noch andere Dinge im Spiel. Aber wer es sich erlauben kann, der nimmt eben höhere Preise als andere. Und das funktioniert ja auch nur solange, wie es eben funktioniert. Macallan hat in der Vergangenheit hart daran gearbeitet, ein Image aufzubauen, dass höhere Preise erzielt. Dieses Image muss dann aber auch gehalten werden. Durch Qualität. Man wird sehen.

Der Tourguide erzählte uns noch, dass wenn man in Asien die Leute nach den Top 10-Luxusmarken befragt, ist Macallan immer dabei. In Deutschland und Europa wahrscheinlich undenkbar.

Woher der Name Macallan eigentlich kommt, weiß man selbst bei Macallan nicht genau. Denn weder einer der Gründer noch ein bedeutender Malt Master oder Warehouse Manager hieß so. Es gibt nur Vermutungen. Die plausibelste berichtet von einer Ableitung gälischer Worte für Personen und Gebäude in der Umgebung der Brennerei.

Genaugenommen heißt Macallan ja "The Macallan". Wie der Tourguide mit einem Augenzwinkern erzählte, hat man sich das "The" selbst verliehen. The Macallan klingt besser als nur einfach Macallan. Den Anstoß dafür gab ausgerechnet ein Konkurrent in der Speyside: Glenlivet.

Glenlivet war die erste Brennerei mit offizieller Lizenz und damals wohl auch der qualitativ hochwertigste Whisky. Da es damals so etwas wie Namensrechte nicht gab und Glenlivet auch eine Bezeichnung für die Region ist (Glenlivet heißt "Das Tal des (Flusses) Livet)", versuchten viele Brennereien, sich an den Erfolg und das Image von Glenlivet dranzuhängen und fügten ihrem Brennerei-Namen einfach die Regionalbezeichnung Glenlivet hinzu. So auch Macallan.

Allerdings waren eben nicht alle Whiskys von der Qualität, wie sie Glenlivet damals bot und so litt der Markenname ein wenig unter der schlechteren Qualität der Konkurrenten.

Da Glenlivet aber diese zusätzliche Ortsbezeichnung bei anderen Whiskys nicht verhindern konnte, entschied man sich für den Markennamen "The Glenlivet".

Dieses "The" im Namen wiederum gefiel den Chefs bei Macallan so gut, dass sie sich das "The" ebenfalls selbst zuerkannten und seitdem heißt Macallan eben "The Macallan". Klingt gleich etwas edler.

Die neue Produktionshalle von Macallan, in der jetzt 15 statt vorher 5 Mio Liter Alkohol pro Jahr produziert werden können, sieht übrigens so aus:














Zwischendurch gibt es kleine nette "Zwischenstopps", an denen bestimmte Dinge erklärt oder erzählt werden. Und diese Zwischenstopps sind so mit viel Liebe zum Detail gemacht, dass man das Big Business um Macallan vergisst. Man merkt, dass die Ingenieure und Designer und Marketing-Leute sich wirklich viel Mühe gegeben haben, um nicht noch eine Standard-Tour irgendeiner Brennerei abzuliefern.

Diese Zwischenstopps sind kleine runde Tische mit einem Metallring außen dran. Kommt man an den Tisch, ist er leer und man wundert sich erst. Dann dreht der Tourguide an dem Metallring und aus der Mitte des Tisches dreht sich ein Objekt nach oben, an dem dann irgendwas erklärt wird. Die Farben und Aromen des Whiskys zum Beispiel:




Oder das alte Stammhaus der Macallan-Brennerei:



Ein weiterer Dreh und man bekommt einen Querschnitt durch das Haus.



Und auch hier wieder viel Liebe zu Detail und nette Ideen: in einem der Zimmer steht ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen und auf dem Tisch steht eine kleine Miniatur-Flasche Whisky. Wie in einer Puppenstube. Und angeblich enthält diese Mini-Spielzeugflasche tatsächlich Whisky von Macallan. 

Ob das nun stimmt oder nicht, egal, aber die Idee ist nett und außergewöhnlich und davon gibt es eben bei der Macallan-Tour einige.

Dann gibt es noch einen schönen Film vor einem großen Bildschirm über die Herstellung des Whiskys und der Fässer.














Und am Ende des Films erhebt sich aus der Mitte eines Tisches im Raum eine Flasche Macallan-Whisky.




Dazu gibt es einen kleinen Raum, in dem man die unterschiedlichen Aromen verschiedener Fässer "erriechen" kann.




Das Tasting findet dann in einem am Boden und an der Decke verspiegelten Raum statt, der an den Wänden mit halben Whiskyfässern verkleidet ist und bei dem man den Eindruck bekommt, als würden die Fässer nach oben und unten ewig weitergehen. Ohne Ende. 







Zusammengefasst muss man sagen: Macallan ist die beeindruckendste Brennerei, die ich bisher gesehen habe (und es waren inzwischen 8 an der Zahl) und die Tour ist mit ihren Details und ihrer technischen Perfektion sehr besonders.

Für einen Whisky-Fan ein absolutes Muss. Egal, was man vom Marketing-Zauber und der Preispolitik von Macallan hält.

Nach der Tour hatten wir noch ein wenig Zeit und fuhren einfach so durch die Speyside und abends zurück nach Forres.


29. Mai

Am Morgen gab es wieder ein selbstgemachtes Frühstück und danach räumten wir die Ferienwohnung, da wir für die folgenden zwei Nächte ein Hotel in Tomintoul, mitten in den Highlands gebucht hatten.

Wir machten uns dann auf den Weg, um endlich nach Loch Ness zu kommen, dass wir meiner Mutter unbedingt zeigen wollten. Wie schon erwähnt, macht Loch Ness, wenn man es als eine der ersten Schottland-Erfahrungen erlebt, einen gewaltigen Eindruck. Hat man allerdings auch schon die Landschaften um Loch Lomond oder Glen Etive oder auf Skye gesehen, fällt Loch Ness beim zweiten Besuch ein wenig ab. Eine Reise ist es trotzdem immer wert und man muss es eben einfach mal gesehen haben.

Bei Abfahrt von unserer Ferienwohnung wurde dann der Wunsch geäußert, doch noch einmal kurz bei den Pferden vom Vortag vorbeizuschauen. Naja, kein Problem, wir mussten ja eh nach Inverness und von dort waren es nur ein paar Minuten. Kein allzu langer Umweg.

Die Pferde standen auch wieder auf ihrer Koppel und meine Frau war glücklich und zufrieden. Plötzlich kam aus der Richtung, aus der gestern der LKW kam, ein dunkler Range Rover mit einer Frau am Steuer. Sei sah uns, stieg aus und wir fingen an zu plaudern und es stellte sich heraus, dass es die Mutter des jungen Mannes von gestern war. 

Zufälle gibt's. 

Sie bemerkte schnell unser tatsächliches Interesse für die Pferde und sie erzählte dann so einige Sachen über Herkunft, Abstammung der Pferde und Zukunftspläne.

Nach einer Weile lud sie uns dann zu sich nach Hause ein. Die Familie hatte ihren Hof paar hundert Meter weiter und dort waren noch weitere Pferde, die wir uns ansehen konnten.

Man kann sich kaum einen schöneren Ort zum Wohnen vorstellen. Nicht weit von einer Stadt, aber weit genug, um dem Lärm zu entfliehen, abgeschirmt hinter Hecken und Büschen und Bäumen etwas abseits der Hauptstraße und dann ein großes Grundstück, umgeben von saftigen Wiesen und Hügeln. Fehlt nur noch ein nahes Meer. Also so eines mit Sandstrand und Palmen, aber es waren ja die schottischen Highlands und da kann man sich kaum was Schöneres vorstellen.

Die Frau war sehr nett und freute sich auch, dass sich Touristen mal für ihre Pferde interessierten und auch allgemein über die Abwechslung, denn wer kommt schon da vorbei und hält an. Auch ihr Ehemann kam dann dazu. Der eigentliche Pferdeliebhaber und -züchter war er, obwohl man ihm das nie zugetraut hätte. Er war so mehr der Typ verschwiegener Brummbär, er hätte auch Bauarbeiter sein können. Wenn er dich grüßt und "Guten Tag" sagt, dann ist sein Soll an Worten für den Tag erreicht. Typischer wortkarger Landbauer.

Tatsächlich war die Pferdezucht nur ein Hobby und die Familie verdiente ihr Geld mit dem Errichten und Warten von Mobilfunkmasten.

Zunächst war der Mann eher wortkarg, aber auch er bemerkte schnell das Interesse und auch das Wissen meiner Frau, was Pferde angeht und er wurde immer gesprächiger. Schließlich baten uns beide in ihr Haus auf eine Tasse Tee und Gebäck und wir plauderten dann noch ein gutes Stündchen über Gott und die Welt.

Sehr angenehm.

Schließlich verabschiedeten wir uns und versprachen, beim nächsten Schottland-Besuch wieder vorbeizuschauen.

So wurde aus dem kurzen Abstecher zu den Pferden dann doch noch ein schöner Zwei-Stunden-Aufenthalt, aber es war noch immer genug Zeit für Loch Ness. Vorher noch schnell einen Imbiss bei McDonalds in Inverness und dann los. Am Westufer die A82 Richtung Süden. 

Wie schon gesagt, war es für uns nun nicht mehr der große "Oh- und Ah"-Effekt, aber da wir nichts anderes vor hatten an dem Tag und es leicht nieselte, war eine entspannte Fahrt entlang von Loch Ness ein schöner Zeitvertreib.

Zurück nach Forres fuhren wir wieder durch die westlichen Highlands. Wir hätten dabei entspannt auf der Autobahn fahren können. Die Strecke führte um ein paar Highland-Berge herum nach Norden, um dann am Ende nach Süden auf der anderen Seite der Berge abzuknicken, Richtung Tomintoul. Ich dachte mir, es müsste doch einen Weg durch die Highlands geben, also einfach quer durch, anstatt erst nach Norden und dann wieder nach Süden zurück. Und so war es auch. Wir fanden auf dem Navi einen Weg, Straße wäre wirklich zu viel gesagt, quer durch von West nach Ost. Mir war natürlich klar, dass dieser Weg nur rein kilometertechnisch eine Abkürzung war, zeitlich war es ein "Umweg". Aber der wurde belohnt. Wir fuhren auf einem kleinen, schmalen gepflasterten Weg auf Kammhöhe dieses Teils der schottischen Highlands und waren im Prinzip völlig allein dort oben. Naja, nicht ganz... ein Radfahrer hatte dieselbe Idee und fuhr dann tatsächlich eine Weile vor uns. Platz zum Überholen war nicht. Rechts ging es bergab, links war der Kamm des Berges und die ansonsten auf kleinen Highland-Straßen üblichen Passing Places gab es nicht.

Es war schon etwas skurril. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mit deinem Auto diesen einsamen Weg durch die Highlands nimmst und dann ausgerechnet auf einen Radfahrer triffst?

Naja, ich fuhr dann gemütlich hinter ihm her, denn irgendwo musste ja mal eine natürliche Wegverbreiterung kommen und zudem war der Radfahrer sportlich unterwegs, erfuhr also in seinem Rhythmus und da wollte ich ihn nicht stören. Nach etwa 10 Minuten kam dann auch eine solche natürliche Verbreiterung des Weges und er verlangsamte seine Fahrt, so dass wir überholen konnten.

Im weiteren Verlauf der Strecke stiegen wir noch ein paar Mal aus und genossen die Weite und absolute Stille der Highlands, nur leicht unterbrochen vom entfernten Rauschen der Flüsse Avon und Spey.




Irgendwann gegen 20:30 kamen wir in Tomintoul im Five Arms-Hotel an und verbrachten dann noch einen gemütlichen Abend in der Hotelbar bei Sausage and Mash und ein paar schönen Drinks.




Die Bar ist übrigens sehr gut bestückt. Jedenfalls, wenn man in die Karte schaut. Meine ersten 4 Whisys, die in der Karte standen und die ich haben wollte, gab es leider nicht. Ich weiß nicht mehr, welche es waren. So kam dann zufällig ein Gespräch mit dem Barkeeper (und Hoteleigentümer) zustande, welche Whiskys er denn empfehlen würde oder welche ihm gefallen würden. Und irgendwann erwähnte ich dann auch, dass ich an dem Tag die Macallan-Brennerei besichtigt habe und schon sehr beeindruckt gewesen war.

Daraufhin meinte er, Macallan wäre für ihn wie Spülwasser oder ein alter Spülschwamm, so genau konnte ich sein Englisch-Slang nicht verstehen. Aber irgendwas in der Art. Ich fragte dann natürlich wieso und dann kamen so die Argumente, die eigentlich eher mit der Preispolitik und dem Marketing von Macallan zu tun hatten, als mit der Qualität der Whiskys. Er meinte dann so etwa, dass sie die knapp 150 Mio. Pfund weniger in den Empfangsbereich und das Drumherum hätten stecken sollen, sondern eher in mehr Arbeitsplätze für die regionale Bevölkerung. Ich merkte schnell, dass die Frage, weshalb ein Unternehmen mehr Personal beschäftigen sollte als notwendig, hier nicht weiterführen würde.

Letztlich erinnerte mich die Unterhaltung dann an Gespräche mit Musikliebhabern, die grundsätzlich elektronische Musik ablehnen, weil ja da die Musik aus dem Computer kommt und nicht aus einem Instrument. Dass die Musik aber niemals allein aus dem Computer kommt, sondern erst durch menschliche Kreativität entsteht und dann lediglich vom Computer umgesetzt wird, verstehen solche Leute nicht. Bands wie Tangerine Dream, Kraftwerk oder auch Depeche Mode wären sehr verstört, wenn man ihre Musik als reines Produkt eines Computers bezeichnen würde.

Und so ist es auch mit Whisky. Es gäbe ja so viele kleine Brennereien, die mit viel Liebe und Leidenschaft und viel gutem Handwerk arbeiten würden und Macallan macht alles industriell.

Also mal abgesehen davon, dass bei Macallan in jedem Produktionsschritt ebenso viele Leidenschaft drinsteckt (und erst recht bei der Fassauswahl und der Reifung) wie bei kleineren Brennereien, gibt es viele Whisky-Trinker, die zum Beispiel Glenfarclas als "Ferkel" bezeichnen und die Qualität dieser Whiskys anzweifeln. Da nützt auch alle Handwerkskunst und Familientradition bei Glenfarclas nichts.

Ich mag übrigens Glenfarclas. Hab die Brennerei auch 2018 besucht. Ist empfehlenswert.

Naja, ich lenkte dann die Diskussion eher auf die persönlichen Vorlieben und dann war es doch noch ein angenehmer Austausch. Und ich fand auch noch Whiskys, die sowohl in der Karte als auch an der Bar verfügbar waren.

Funfact: das Hotel war in Tomintoul und alle Whiskys von Tomintoul waren in der Bar ausverkauft. Denn knapp zwei Wochen vorher war das Speyside Festival und da war auch eine Gruppe deutscher Touristen, die die gesamten Tomintoul-Bestände der Bar weggesoffen hatten.


30. Mai

Am nächsten Morgen nahmen wir wieder ein Full-Scottish-Breakfast im Hotel zu uns und überlegten uns dann, was wir mit diesem letzten kompletten Tag in Schottland anfangen würden. Das Wetter schränkte uns bei der Entscheidungsfindung erheblich ein. Es war ein ziemlich ungemütlicher, regnerischer Tag. Spezielle Ziele hatten wir eh nicht mehr in unserem Urlaub, also ging ich zum benachbarten Whisky-Laden "The Whisky Castle" und schaute mich dort ein wenig um. Meine Frau und meine Mutter vertrieben sich die Zeit irgendwie anders.




Ich war letztes Jahr schon mal in Tomintoul und auch im "The Whisky Castle", einem Laden mit mehr als 500 Malt Whiskys im ständigen Angebot. Etwa 50 davon waren immer zum Probieren offen. Letztes Jahr war ich schlicht von der Menge überfordert und nach ein paar Minuten wieder draußen.

Dieses Jahr war ich darauf vorbereitet, was mich erwartet und hielt es länger aus.

Der Inhaber war ein Whisky-Nerd im besten Sinne und hatte gute Kontakte zu den Brennereien, logischerweise zu Tomintoul, aber auch zu unabhängigen Abfüllern. Vorneweg Carn Mor.

Ich hatte vorher von diesem Abfüller noch nichts gehört und probierte einen Fettercairn und einen Craigellachie. Wunderbar!

Carn Mor hat sich auf zwei Dinge spezialisiert. Junge Whiskys, also so 6 bis 9 Jahre, die aufgrund der Qualität der Fässer schon reif zum Abfüllen sind und sehr alte Whiskys. Die beiden, die ich probiert hatte, gehörten zur ersten Kategorie. Preislich lagen die so etwa bei 45 Pfund, also etwa 50 Euro. Was ich nicht unangemessen viel empfinde.

Hab mich dann ne Weile mit dem Shop-Inhaber unterhalten und er erzählte mir, dass er von Carn Mor auch exklusive Samples bekommt, bei denen er sich dann entscheiden kann, ob er Abfüllungen haben möchte oder nicht. Man bekommt diese dann nur in seinem Laden.

Schade, dass man die Abfüllungen nicht alle in Deutschland kaufen kann. Ich glaube, ich bringe mir nächstes Jahr vielleicht zwei oder drei Flaschen mit.

Amüsiert war der Inhaber, als ich ihm sagte, dass im Hotel nebenan die Tomintoul-Whiskys ausgegangen waren. Er ist mit dem Hotelinhaber befreundet (in dem kleinen Ort Tomintoul ist wahrscheinlich jeder mit jedem befreundet) und meinte, ich solle ihm einen schönen Gruß ausrichten und ihn daran erinnern, dass gleich neben seinem Hotel ein Freund von ihm einen bekannten Whisky-Laden betreibt, der durchaus Nachschub liefern kann.

Irgendeinen anderen Whisky habe ich dann auch noch probiert und nach 3 Samples war ich der Meinung, dass das zunächst eine ausreichende Whisky-Menge für vormittags gegen 11 Uhr war.

Das Wetter war immer noch nicht wirklich vertrauenerweckend und so schauten wir uns den kleinen Ort mal etwas näher an. Das ist keine große Herausforderung, besteht der Ort doch nur aus einer Hauptstraße, ein paar Nebenstraßen und 3 Hotels, zwei Restaurants, ein paar Shops, vielleicht 50 Häusern und einem Heimatkunde-Museum, dem "Tomintoul and Glenlivet Discovery Centre". 




Und tatsächlich haben wir uns dieses kleine Museum angesehen und tatsächlich, wenn man sich einmal drauf einlässt, ist es auch wirklich interessant. Normalerweise vermutet man ja immer langweiligen Touristenkram in solchen Heimatmuseen, aber dieses war wirklich mit viel Liebe und Detailfreude gemacht. Finanziert aus der staatlichen Lotterie und eröffnet im Jahr 2018, gibt es wirklich eine gute Vorstellung vom Leben in der Region durch die Jahrhunderte. Landwirtschaft, Whisky, Flora und Fauna der Gegend... alles wird mit vielen kleinen Details und Fundstücken dargestellt. Wenn man sich das so ansieht und sich vorstellt, wie hart das Leben für die Menschen früher in den Highlands war und sie dennoch das Beste draus gemacht haben, kommt man sich schon ein wenig komisch vor, wenn man daran denkt, über welche Sorgen und Probleme wir uns heutzutage in unserer komfortablen Welt aufregen. Solche "Reisen in die Vergangenheit" sind hin und wieder ganz nützlich, um seine Koordinaten wieder ein wenig zu sortieren.

Auch eine Königin war schon mal in Tomintoul, nämlich Queen Victoria, irgendwann im 19. Jhdt. und sie bezeichnete Tomintoul als den hässlichsten und einsamsten Ort der Welt, den sie je gesehen hatte. Die Häuser und die Bewohner würden sich sehr ähneln in ihrer Hässlichkeit und Armut, allein die tolle Landschaft drumherum ist ein Besuch wert.

Heute ist Tomintoul immer noch ein kleiner und recht einsamer Ort, auch wenn natürlich alle Annehmlichkeiten der Moderne vorhanden sind. Und die Leute mögen etwas schrullig sein, aber sie sind sehr nett und freundlich.

Es dauerte knapp zwei Stunden, bis wir durch das Museum durch waren und als wir wieder raus kamen, hatte sich das Wetter auch gebessert und wir entschlossen uns, mit dem Auto einfach so durch die Speyside zu fahren. Ich wollte noch einmal nach Craigellachie ins "Highlander Inn", nochmal nach Aberlour in die "Mash Tun", nochmal ans Ufer der Spey und so weiter...

So machten wir das dann auch und hatten noch einen schönen entspannten Tag in der Speyside.

Abends im Hotel gab es dann wieder Sausage mit Mash und ein paar Drinks/Drams und am Ende wurde sogar noch gesungen.

Eine englische Familie, von der die Großeltern in Tomintoul leben, trifft sich jedes Jahr ein paar Mal im Ort und verbringt dann Zeit zusammen. Abends gehen sie dann ins Richmond Arms - Hotel und essen und trinken zusammen und auf einmal stand der Großvater auf und kam mit einem Akkordeon zurück. Erst dachte ich spontan: nein, das meinen die jetzt nicht ernst, aber dann begann er zu spielen und die anderen aus der Familie sangen dazu und dann wurde es doch richtig schön. Wir setzten uns näher dran und sangen irgendwie mit (manche Lieder waren auch mit deutschen Texten bekannt) und irgendwann holte einer noch ein paar selbstgemachte Liederbücher, in denen die englischen Texte drin standen und wir sangen dann alle zusammen. Es kamen dann noch zwei Amerikaner dazu, mit denen ich dann noch bis in die Nacht die großen Fragen der Weltpolitik ausdiskutierte und so war es ein toller Abschlussabend für den Urlaub. Gegen 1:30 machte der Inhaber und Barkeeper darauf aufmerksam, dass die Bar eigentlich schon lange geschlossen wäre und er am nächsten Morgen das Frühstück vorbereiten müsste und dann verabschiedeten wir uns alle und gingen schlafen.


31. Mai

Letzter Tag in Schottland.

Morgens nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen, checkten aus und hatten dann noch ein paar Stunden Zeit, bis wir irgendwann nachmittags am Flughafen in Aberdeen sein mussten.

Also fuhren wir entspannt los und machten unterwegs nochmal Halt in der Speyside Cooperage, also der großen Fassmanufaktur in Dufftown, in der die Fässer für viele Whisky-Brennereien hergestellt/aufbereitet werden.

Wir waren letztes Jahr schon mal da, als wir am ersten Tag dort zufällig vorbeikamen und wir wollten einfach nochmal die wunderschöne Anlage sehen und im Café Carrot-Cake essen, der uns schon letztes Jahr so toll geschmeckt hatte. Außerdem brauchte ich einen neuen Tischkalender für mein Büro für das Jahr 2020. Letztes Jahr hatte ich mir einen für 2019 mitgebracht und da musste natürlich ein neuer her, der mir ein wenig hilft, die Zeit bis zum nächsten Urlaub zu überbrücken.

Man kann natürlich auch eine Tour durch die Küfnerei machen, aber weder im letzten noch in diesem Jahr hatten wir dafür Zeit. Es war schon gegen 15 Uhr und der große Besucheransturm war durch, so dass wir fast allein auf dem Gelände waren.

Wir saßen dann auf der gemütlichen Terrasse des Cafés auf Stühlen und an Tischen aus Whiskyfass-Dauben und genossen den Carrot Cake und die schöne Umgebung.

Wir beschlossen, unseren Schottland-Urlaub im nächsten Jahr direkt in der Cooperage zu beginnen, denn die wunderschöne Umgebung mit ihrer heimeligen, sanften Speyside-Landschaft beamt dich sofort runter auf ein Entspannungslevel, dass man für einen schönen Urlaub braucht. Wir steckten dann noch etwas mehr den Rahmen für den Urlaub im nächsten Jahr ab und fuhren dann los Richtung Flughafen Aberdeen.

Im Flughafen schlug ich im Duty Free noch einmal bei zwei Schnäppchen zu, einem Glengoyne Cuartillo und einem UK-exclusive Glen Grant "Rothes Chronicles" aus der Cask Haven-Serie. Letzteren hatte ich mir schon letztes Jahr dort gekauft und da er mir sehr gut gefallen hatte, besorgte ich mir diesmal Nachschub.

Dann ging irgendwann der Flieger und wir kamen entspannt wieder zuhause an und freuen uns schon auf das nächste Jahr im Mai in Schottland. Dann soll es noch weiter nördlich und westlich gehen und es werden mit Sicherheit auch wieder zwei, drei oder vier Brennereien auf meinem Plan stehen.

Bis dahin...