Sonntag, 7. Januar 2018

ACH. DU. SCHEISSE.




Was Besseres als "ACH. DU. SCHEISSE." fällt mir beim besten Willen nicht zu dem ein, was ich bei Facebook in einem Video-Ausschnitt aus Bettina Böttingers Talkshow gesehen habe. 

Zu Gast war unter anderem Harald Lesch. Der selbstgefällige öffentlich-rechtliche Erklärbär, der schon mit seinen Belehrungen zum Klimawandel unangenehm aufgefallen ist, breitete hier in knapp 2 Minuten ein Weltbild aus, natürlich sein eigenes, in dem er mit einem Herzen voller Wut und einem Kopf voller Ahnungslosigkeit einmal zum Rundumschlag gegen das Böse der Welt, das Kapital ausholte.


Der Videoschnipsel endet nach seiner Belehrung, aber ich bin mir sicher, dass kein einziger im Studio diesem unfassbaren Unsinn widersprochen hat. Das beginnende Klatschen im Studio kann man schon hören.

Natürlich tingelt Harald Lesch mit seiner Botschaft nicht zufällig durch die Talkshows. Er promotet sein Buch "Die Menschheit schafft sich ab" (oder so ähnlich). Nun bin ich der Letzte, der es anrüchig findet, wenn jemand Werbung für seine Produkte macht, aber in seinem Falle hat es doch schon was Spezielles, wirft er doch z.B. gern mal Kritikern des "menschgemachten Klimawandels" vor, aus finanziellen Gründen zu handeln. Sie würden mit fossilen Brennstoffen ja nur Geld verdienen wollen.

Der Videoausschnitt beginnt mit einem Zitat aus dem Buch, dass 0,1% der Menschen soviel Vermögen hätten wie 90% vom Rest der Menschheit. Böttinger stellt selbst fest, dass das nun nichts Neues ist, aber alle tun so, als hätten sie hier gerade die Offenbarung erhalten. Wahrscheinlich besteht das ganze Buch aus einer Aneinanderreihung von bereits bekannten Fakten, die nur - wie alle Jahre wieder - sozialistisch aufgeladen werden, um ein neues Buch zu schreiben. Dann folgt noch die atemberaubende Feststellung, dass unter den 20 reichsten Menschen der Welt 15 Amerikaner sind. Das wusste Böttinger noch nicht.

JA UND???

Was soll das denn bedeuten? Ist das schlimm oder ist das gut? Wo sollen denn sonst die meisten reichen Menschen herkommen? Aus Simbabwe? Aus Venezuela? In den USA leben etwa 350 Mio Menschen. Es ist die größte Volkswirtschaft der Erde und Heimat der größten Unternehmen dieser Welt. Wieso sollen da nicht auch die meisten Reichen aus diesem Land kommen?

So weit, so banal.

Aber dann geht es los. Dann dreht Harald auf!

Es gäbe zwei Dinge: zum einen holen wir mit fossilen Brennstoffen die Vergangenheit in die Gegenwart. Und zwar "sehr alte Vergangenheit". Wir holen damit "wie bei Jurassic Park alte Monster raus und setzen die in der Atmosphäre frei".

"Die andere Seite ist, dass wir die Zukunft in die Gegenwart holen, indem wir Investoren gestatten, ihren return-on-investment ... so nah wie möglich an die Gegenwart schieben."

Au Backe! Was für eine gequirlte Scheiße! Esoterik meets Dummheit!

Erst einmal: Was hat das eine mit dem anderen zu tun? 
Und was haben fossile Brennstoffe mit kurzem ROI zu tun?

Kohle- und Gaskraftwerke sind für 30, 40 oder 50 Jahre konzipiert, in denen sie ihre Investitionen wieder einspielen. Das ist nicht sehr nah an der Gegenwart. Für Harald Lesch vielleicht, der das Ganze ja aus einer gewissen Metaebene zu betrachten scheint. In der realen Industriewelt gibt es allerdings kaum Branchen, in denen der ROI so lang ist wie in der Stromerzeugungsbranche.

Ausnahme bilden da die von Herrn Lesch so gepriesenen Windmühlen und Solaranlagen, die per Gesetz dazu befähigt werden, ihre Investitionen innerhalb weniger Jahre wieder einzuspielen. Ohne Marktrisiko und auf Kosten aller Stromverbraucher im Land.

Kann man noch mehr heucheln und die Realität verdrehen als dieser Kerl? Und keiner widerspricht!

Und dann: was ist eigentlich falsch daran, seinen ROI so kurz wie möglich zu planen? Das bedeutet doch nichts anderes, als dass das Kapital für neue Investitionen schneller zur Verfügung steht. Was soll daran schlecht sein?

Aber selbst wenn es schlecht wäre, sein Argument stimmt ja nicht einmal, wie ich vorher dargelegt habe.

Und dann dieses esoterische und ins Dramatische abwandernde Geschwafel von der Vergangenheit, die wir mit den fossilen Brennstoffen in die Gegenwart holen. Schließlich seien Kohle und Gas und Öl ja vor 250 Mio Jahren entstanden.

Na ein Glück, dass Kupfer und Silizium und Gold und Silber und alle anderen Bodenschätze, die wir so verbrauchen, täglich neu entstehen. Da muss man ja auch aufpassen, dass man sie schnell genug aus dem Boden holt, sonst ist deren Haltbarkeitsdatum bald vorbei.

Und kennt er nicht den Spruch: Diamonds are a girls best friend?

Wie alt sind doch gleich Diamanten? Sind jetzt die Frauen am Übel der Welt Schuld?

Leschs Einsteiger ist als nichts weiter als eine wirre Aneinanderreihung wichtig klingender Plattitüden, die zudem noch falsch sind.

Er setzt dann fort: "es werden keine langfristigen Investitionen mehr gemacht, sondern alles muss sich kurzfristig rentieren."

Nochmal: wovon redet der Kerl? Es gibt Investitionen, die sich kurzfristig rentieren, welche, die sich mittelfristig rentieren und welche, die sich langfristig rentieren. Alles passiert täglich in der Realität. Und niemand kann einer Investition "gestatten", sich schneller zu amortisieren als möglich. Das kann nur der Staat mit wettbewerbsverzerrenden Gesetzen und Subventionen.

Lesch pickt sich einfach einen Teil der Realität heraus und stellt kraft seiner nicht vorhandenen Ahnung fest, dass das für die ganze Wirtschaft gilt. 

Und da er ja mit der Energieerzeugung angefangen hat: es werden tatsächlich kaum noch langfristige Investitionen getätigt, also Kraftwerke gebaut, die sich über 30 oder 40 Jahre rentieren. Aber nicht, weil die Kraftwerksbetreiber plötzlich schneller Geld verdienen wollen, sondern weil sie gar kein Geld mehr verdienen können, wenn sie ihre Kraftwerke nicht genug auslasten können. Stattdessen sollen sie auf den schnellen und wenig nachhaltigen Gewinn aus staatlichen Subventionen für sog. "Erneuerbare Energien" setzen.

Merkt der Kerl eigentlich nicht die Widersprüchlichkeit und Falschheit seiner Argumentation? 

Oder weiß er das und ignoriert es, um sein Buch besser zu verkaufen? Angstmache verbunden mit moralischem Zeigefinger verkauft sich eben immer noch besser als nüchterne Analysen. Und das gute Gefühl, ein besserer Mensch zu sein, gibt es noch obendrauf.

Die Krone setzt er dann seinem ganzen wackligen Gedankengebäude auf, als er als Beispiel für die kurzfristige Gewinnmaximierung die EZB mi ihrem Anleihekaufprogramm bringt. 

Also ein staatlich organisiertes, korporatistisches System, welches sämtlichen Marktgesetzen zuwider handelt und den Markt noch selbst vom grünen Tisch aus beeinflusst, nimmt er als Beispiel für den bösen "Turbokapitalismus".

Und wenn er schon mal in Fahrt ist, dann macht sich eine Prise Populismus in Richtung der Studiogäste immer gut. "Jeden Tag werden 2 Mrd. auf den Markt geworfen. Ist bei Ihnen hier irgendwo das Geld angekommen?"

Wo das Geld ankommt, weiß er natürlich auch. "Es kommt auf die Börse!"

Ah ja, die Börse darf natürlich nicht fehlen. Und man beachte mal die völlig laienhafte Ausdrucksweise ("es kommt auf die Börse") von einem, der sich anmaßt, die Welt zu erklären. 

Dass das EZB-Geld aus dem Anleihekaufprogramm natürlich nicht "auf die Börse" kommt, weiß natürlich eh keiner der im Studio Anwesenden, deswegen kann man es einfach mal so behaupten. Klingt ja auch gut. Die böse Börse, ja ja...

Und man könnte ja mit diesem vielen Geld so viel machen, in Bildung investieren, in Klimaschutz, in Energiewende usw... aber stattdessen haben diese wenigen Reichen so viel Geld, "dass es einem das Hirn raus schießt". 

Ja. Den Eindruck hab ich bei Herrn Lesch allerdings auch, dass es ihm irgendwann mal das Hirn rausgeschossen hat.

Mit diesem Sprüchlein begibt er sich rhetorisch übrigens wieder zurück auf die Ebene der ahnungslosen Studiogäste, nach dem Motto: ich verstehe das doch auch nicht. Ich bin einer von euch.

Schon blöd aber, wenn einer, der uns die Welt erklären will, zugibt, dass auch sein geistiges Vermögen nicht ausreicht, sie zu verstehen.

Und war es bisher noch halbwegs amüsant, wird es dann gruselig!!! 

Es folgt eine knappe 1 Minute übelster kollektivistischer Staatsgläubigkeit, dass einem schlecht werden kann.

Anstatt das viele Geld der Gesellschaft zurückzugeben, und zwar nicht so gewollt, wie die Stiftungen das gerne hätten, wo eine Person entscheidet, was mit dem Geld geschehen soll, sollen die Reichen einfach ihr Geld an den Staat geben. "Hier habt ihr das Geld, ihr macht das Richtige."

Genau, wo kommen wir denn dahin, wenn jemand noch entscheidet, was mit seinem Geld passieren soll? Woher will denn der einzelne wissen, was gut ist und was schlecht ist? Das kann doch so ein Reicher gar nicht beurteilen. Das kann doch nur ein anonymer Beamter und eine treusorgende Regierung, die noch immer nur das Beste für alle im Auge hat.

UNFASSBAR! 

Völlige Unterordnung unter ein oberes Ziel, welches von einer anonymen Regierung erkärt wird. 

Regierungen in der jüngeren deutschen Vergangenheit hätten sicher einen guten Job an geeigneter Stelle im Propaganda-Apparat für Harald Lesch bereit gehalten. Und er hätte den Job angenommen. Da bin ich sicher!

"Hier nehmt das Geld, ihr macht das Richtige." Noch mehr Selbstaufgabe geht nicht. 

Übrigens, wie das dann aussehen kann, wenn eine Behörde weiß, wie man das richtige macht, kann man hier sehen.


Ich weiß nicht, wie lange das in der Mediathek des MDR zur Verfügung stehen wird, deshalb kurz eine Erläuterung: seit 40 Jahren betreibt eine Frau auf eigene Kosten einen Gnadenhof für alte Tiere. Pferde, Hühner usw.
Nun schickt ihr die Berufsgenossenschaft Beitragsbescheide, bei der ihre ehrenamtliche Tätigkeit, finanziert durch Spenden Privater (die ja nach Harald Leschs Meinung nicht wissen, wie man das Richtige tut), als Gewerbe eingestuft wird, auf der Ebene von Zuchtanlagen und Reitschulen.

Die Behörde radiert gnadenlos das Lebenswerk einer ehrenamtlich tätigen Frau aus, weil sie ihr unterstellt, mit der Pflege altersschwacher Pferde eine Zuchtstation zu betreiben. Wenn es nicht so traurig wäre...

Ob Harald Lesch da was spenden würde oder sich auf die verlassen würde, "die schon das Richtige tun"?

Dann faselt er weiter und bringt noch den Zinseszins-Effekt ins Spiel, wegen dem die Reichen gar nicht mehr ärmer werden könnten und formuliert dann einen Satz, der schon heute, am 07.01.2018 ganz sicherlich einen Spitzenplatz in meiner Jahreshitliste der dümmsten Sprüche sicher hat:

"Und dieses Geld drückt durch seine Renditeerwartungen auf die normale Welt". 

Dass er selbst nicht so genau weiß, was das bedeuten soll, merkt man ihm an, als sein Redefluss ganz kurz ins Stocken kommt, weil er nach einem halbwegs gut klingenden Ende für seinen Unsinn suchen muss. "..drückt auf die normale Welt."

Und so einer kann sich in ein Fernsehstudio setzen und ungestraft seinen Unsinn verbreiten!

Und selbst Harald Lesch müsste bewusst sein, dass das Vermögen der Superreichen eben nicht allein aus Geld besteht, sondern aus Geld, aus Grundstücken, aus Firmenanteilen, Fabriken usw. und man deshalb den Zinseszins gar nicht auf das gesamt Vermögen ansetzen kann und die EZB mit ihrer von Lesch so kritisierten Politik ja derzeit alles tut, dass gar keine Zinsen verdient werden können. Aber solche Details stören da nur.

"Und dieser Shareholder-Value, der dahinter steckt, der macht momentan die Welt kaputt."

Noch so ein Satz für Hitliste 2018. Zunächst mal ist der Shareholder-Value nichts anderes, als das Bestreben, den Wert eines Unternehmens zu steigern. 

Wie viele einfache Menschen in der Welt sind Aktionäre? Die Steigerung ihres Vermögens macht also die Welt kaputt? Hallo? Hunderte Millionen Menschen sind durch Steigerung des Vermögens in den letzten 50 Jahren weltweit der Armut entkommen!

Man kann ja am Prinzip des Shareholder Value durchaus kritische Punkte finden, aber dann bitte mit Substanz!

Und in Bezug auf sein Lieblingsthema Energieerzeugung: die von ihm geforderte Politik sorgt dafür, dass das Vermögen von Aktionären (auch viele einfache Arbeiter, die damit ihre Altersvorsorge geplant hatten), von Kommunen, von Mitarbeitern durch die Schornsteine der Kraftwerke pulverisiert wird, weil der Staat, der ja "das Richtige macht", die ganze Branche durch wettbewerbsverzerrenden Eingriff nachhaltig gestört hat.

Dann sagt er noch "wir müssen irgendwie an das Geld rankommen, es hilft alles nichts." Diebstahl ist also für ihn ein probates Mittel. Sozialistische Umverteilungsphantasien, 25 Jahre nachdem der Sozialismus an seiner eigenen Unzulänglichkeit gescheitert ist und auf seinem Weg mehr als 100 Mio Menschen das Leben gekostet hat.

Am Ende macht er sich dann vollends lächerlich, als er noch einen Satz raushaut, der sein ganzes Weltbild völlig ad absurdum führt.

Er sagt sinngemäß: wenn wir an das Geld nicht rankommen, wird es eines Tage so sein, dass die einen vor Hunger krepieren und die anderen an ihrem Geld ersaufen. 

Und jetzt Zitat (es bereitet mir übrigens tatsächlich Schmerzen, mir das Video zwecks Zitatnennung immer wieder ansehen zu müssen):

"Dann werden einige wenige in ihrem Geld ersaufen, was interessant sein wird, weil es ja fast nur virtuelles Geld ist...... wenn das alles nur noch irgendwelche Bits und Bites sind, dann kann man noch nicht mal das."

Also an welches Geld will er eigentlich ran, wenn es nur virtuell ist? Will er mit "virtuellem Geld" die Welt retten, wo doch vorher "virtuelles Geld" die Welt kaputt gemacht hat? Mit Geld, das eigentlich gar nicht existiert? Also sind die Reichen eigentlich gar nicht reich, weil sie ja gar kein richtiges Geld haben?

Oh Mann...

Egal, die Reichen ruinieren die Welt. Basta!

Und ich muss es wiederholen: genauso schlimm wie der Unsinn, den er verbreitet, ist, dass es niemanden gibt, der ihm widerspricht. Ach könnte ich doch nur ein einziges Mal in so einer Talkshow sitzen. Seine Selbstgefälligkeit würde schnell einem immensen Unwohlsein und danach ganz sicher aggressiver ad hominem-Polemik weichen.

Gibt übrigens noch eine schöne Analyse des Lesch'schen Hirnschisses:

Lesch - Analyse

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