Montag, 18. Januar 2016

Allgemeine Gleichbehandlung next level...

Willkommen in Deutsch-Absurdistan!

Meine Firma hat, wie viele andere Firmen auch, Handy-Rückläufer, also relativ neue Smartphones, deren Leasing-Verträge ausgelaufen sind oder wo der Mitarbeiter gekündigt hat. Viele Firmen verkaufen diese Smartphones dann an ihre Mitarbeiter zu guten Konditionen.
Da es sich oft nur um eine geringe Anzahl von Smartphones handelt, werden diese durch die entsprechenden Kollegen natürlich zuerst den Mitarbeitern angeboten, die man so kennt. Normal.

Aber halt! So einfach geht es ja nun nicht! Wo kämen wir hin, wenn Smartphones zu günstigen Konditionen nur durch Seilschaften, Cliquenwirtschaft und persönliche Kontakte den Besitzer wechseln können. Was ist mit all den Kollegen, die keinen direkten Draht zum "Smartphone-Dealer" ihrer Firma haben? Die müssen sich doch tatsächlich in einem normalen Secondhand-Laden ein gebrauchtes Smartphone besorgen! Diskriminierung! Skandal!

Wenn die das mitbekommen, ist der betriebliche Frieden für immer gestört! Ich höre schon die Tuscheleien in den Büros, Fluren und in der Mensa. 

"Ah, da kommen die von der Smartphone-Mafia."

"Komm weg, Schulze, mit denen wollen wir nichts zu tun haben."

"Wahrscheinlich bereichert sich der Kollege noch bei den Verkäufen."

"Ach guck mal, wie voll der sich seinen Salatteller macht. Kann nie genug kriegen. Erst billig ein Handy abschießen und nun noch extra Salat! Schlimm, diese Gier, aber mir kam der Typ schon immer seltsam vor."

"Wieso hat der ausgerechnet DEM da Bescheid gesagt, aber nicht mir."

Usw... von eventuellen traumatischen Störungen wegen vermeintlich mangelhafter Integration in der Firma (man kennt eben nicht die entscheidenden Leute) abgesehen.

Um dieser Belastung des deutschen Arbeitsalltags Einhalt zu gebieten, gibt es das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Findige Firmen-Juristen oder Compliance-Beauftragte wittern sofort einen Verfall der Sitten und machen mit rauschenden Ärmeln auf die Rechtslage aufmerksam.

Ergebnis: Um allen Mitarbeitern gleichen Zugang zu günstigen Rückläufer-Smartphones zu ermöglichen, müsste eine Verlosung organisiert werden. Denn einfach eine Rundmail an alle mit Bekanntgabe eines Termins, an dem sich alle Interessenten an einer zentralen Stelle einfinden und dann ein Smartphone erwerben können, wäre ja auch diskriminierend. Die Leute aus weiter entfernten Etagen hätten einen Wettbewerbsnachteil! Wer aus verschiedenen Gründen erst später ins Büro kommt oder an dem Tag krank ist oder Urlaub hat, fällt auch raus!
Also "schnell" eine Verlosung organisiert. Also alle Mitarbeiter anschreiben, Interessen sollen sich zurückmelden, natürlich mit einer angemessenen Frist, dann Namenszettel basteln und dann natürlich unter Aufsicht des Compliance-Beauftragten den oder die Glückliche/n aus der Lostrommel ziehen.

Okay, so wird es sicher nicht ablaufen, es sein denn, manche haben zuviel Zeit. Ergebnis: die Firma verkauft die Smartphones an Rebuy oder so... und die Mitarbeiter haben Pech!


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