Sonntag, 18. Oktober 2020

Fake News mit Christian Drosten

Die "Faktenchecker" von Mimikama haben einen kurzen Twitter-Wortwechsel zwischen Jan Böhmermann und Christian Drosten veröffentlicht.




Drosten will also mit seiner Antwort den Eindruck erwecken, als wäre die diesjährige Grippesaison völlig unerwartet im März beendet gewesen und aus dem Gesamtkontext ergibt sich, daß diese Grippesaison so völlig anders verlief als in den vorherigen Jahren.

Schauen wir doch mal beim Robert-Koch-Institut vorbei. Die haben seit vielen Jahren diese tolle "Arbeitsgruppe Influenza", welche die jährlichen Grippewellen beobachtet und auswertet und unter anderem eine Sentinelstudie mit etwa 400 Arztpraxen in ganz Deutschland durchführt. Während der üblichen Grippesaison werden wöchentliche Situationsberichte mit einer Fülle von Informationen und Grafiken veröffentlicht.

Da die Grippesaison in diesem Jahr offiziell mit Ende der KW 12 für beendet erklärt wurde (das Infektionsgeschehen danach liegt auf dem Level des üblichen "Grundrauschens") schauen wir uns doch mal den Wochenbericht der KW 13 an.

Dort wird auf Seite 2 eine Grafik aus dem "bevölkerungsbasierten Überwachungsinstrument Grippe-Web" gezeigt. Man sieht den Verlauf der letzten 4 Grippesaisons, also 2016/17 bis 2019/20.



Und sehr schön sieht man dort den typischen Verlauf der Grippewellen. Was ist nun anders oder ungewöhnlich im Jahr 2020? Nichts, vom zeitlichen Versatz abgesehen, der aber jedes Jahr auftritt. mal ne Woche früher, mal später...

Im Jahr 2017 fiel die Grippesaison so etwa nach der KW 5 abrupt ab. In 2018 war es etwa so ab KW 10, in 2019 so etwa in KW 8 und in diesem Jahr ebenfalls. Also bis auf den zeitlichen und völlig normalen Versatz haben die Kurven in all den Jahren das gleiche Muster und nichts, wirklich nichts ist ungewöhnlich in diesem Jahr.

Also wenn Herr Drosten sagt, daß die Grippewelle im März "abrupt beendet" war, dann ist das zwar nicht falsch, aber das ist eben jedes Jahr so, daß die Grippewelle abrupt beendet ist. 

Und wenn ich mich richtig erinnere, gab es in den Vorjahren und davor auch noch niemals eine solche Hysterie und einen Hype um Hygiene und Masken und Abstände und Lockdowns usw...

Und mal ganz davon abgesehen: der Höhepunkt der diesjährigen Grippesaison lag etwa in KW 8. Da war der Februar noch nicht vorbei und in Deutschland redete die Politik noch davon, daß wir alles im Griff haben und unser Gesundheitssystem das aushält. Es gab keine Abstandsregeln oder gar Maskenpflichten. Die Leute gingen wie immer zur Arbeit und einkaufen, fuhren Bus und Bahn und auch Großveranstaltungen fanden noch statt.

Desinfektionsmittel waren noch Ladenhüter in den Supermärkten und das Leben lief eigentlich ganz normal wie immer.

Also nichts, wirklich gar nichts hat in Gestalt irgendwelcher Maßnahmen oder verstärkter Hygiene zum Rückgang der Grippewelle im März beigetragen. Sie ging vorbei wie die anderen Grippewellen in den Vorjahren auch.

Lustig ist, daß dieser Wortwechsel ausgerechnet von den "Faktencheckern" von Mimikama gepostet wurde. Da haben sie wohl kurz mal Pause gemacht beim Faktenchecken.

Vom öffentlich.rechtlichen Berufsclown Böhmermann kann man nicht erwarten, daß er Drosten Widerworte gibt und Droste selbst weiß entweder, daß er Unsinn erzählt (um nicht das große Wort "Lüge" zu verwenden) oder er ist so dermaßen in seinem virologischen Elfenbeinturm gefangen, daß ihm jede klinische Realität in Deutschland völlig verborgen bleibt.

Und erstaunlich ist daran auch, daß Herr Drosten ja indirekt behauptet, die Maßnahmen und verstärkte Hygiene hätten die Grippewelle beendet (was nicht stimmt), aber ganz offensichtlich haben sie die Corona-Epidemie nicht stoppen können, denn nach Ansicht von Herrn Drosten und der Politik leben wir ja seit März im Ausnahmezustand einer "epidemischen Lage nationaler Tragweite".

Wieso zwingt man also der Bevölkerung weiterhin Maßnahmen auf, die bisher gar nicht geholfen haben?

Okay, sie haben immer noch ihren Joker, daß durch die Maßnahmen Schlimmeres verhindert wurde... ein Argument, das niemand nachprüfen und deswegen einfach weiter als Behauptung genutzt werden kann.

Daß andere Erkältungsviren ebenfalls fast verschwunden seien, behauptet er auch noch.

Nun, auch das ist nicht falsch, aber auch das ist jedes Jahr im Frühjahr so. Also auch nichts Besonderes in 2020.

Wie die Situation auf der Südhalbkugel abgelaufen ist, kann ich jetzt auf die Schnelle nicht beurteilen, aber der Blick nach Deutschland zeigt, daß es nicht ungewöhnlich ist, wenn in verschiedenen Jahren die Grippewellen unterschiedlich stark ausfallen.

Jedenfalls: Mimikama bringt Fake News und merkt es nicht...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen