Donnerstag, 8. Oktober 2020

261 "Corona-Tote" in Spanien... wirklich?

Am 07. Oktober waren die Medien voll mit dramatischen Nachrichten über einen neuen Anstieg der Todeszahlen wegen Corona in Spanien. 

261 an einem Tag, soviel wie zuletzt im April sollen es am 06. Oktober gewesen sein. Die "zweite Welle" ist also voll am Anrollen...

Wirklich?

Schaut man sich die täglichen Zahlen aus Spanien an, dann ergibt sich folgendes Bild:



Und tatsächlich: am 06. Oktober steht dort die Zahl von 261.

Nur was war an den anderen Tagen? Man kann diese Grafik im Internet interaktiv verändern und ich schränke die Datumsskala mal ein auf die Zeit zwischen dem 01. August und dem 06. Oktober, um die einzelnen Tage etwas zu entzerren:



Man erkennt hier deutlich, daß die täglichen Zahlen immer zwischen 0 und einem Peak schwanken.

Da stellt sich die Frage: wie kann das sein?

Ist es wahrscheinlich, daß an einem Tag in Spanien niemand an oder mit Corona stirbt und am nächsten dann 100 oder 200 oder mehr? Macht das Sinn?

Oder ist es evtl. wahrscheinlicher, daß die täglichen Schwankungen schlicht auf verzögerte Datenübermittlung zurückzuführen ist?

Also macht es Sinn, mal einen Durchschnitt zu bilden. Ich habe mal einen 7-Tages-Schnitt gebildet und als Zeitraum ebenfalls den 01. August bis 06. Oktober gewählt. Das Startdatum habe ich ausgewählt, weil ab Anfang August tatsächlich ein steigender Trend zu beobachten ist.



Die Daten sind die täglichen Todeszahlen von ourworldindata.org für Spanien.

Die rote Linie zeigt die täglichen Zahlen mit ihrem eher zufälligen Auf und Ab, die grüne gestrichelte Linie zeigt den 7-Tages-Schnitt.

Und was erkennt man da? Ja, wir haben einen leichten Anstieg der Todeszahlen im Zeitablauf. Seit etwa Mitte September schwanken die durchschnittlichen täglichen Todeszahlen um die 100.

Und es gab auch im September schon mal zwei Tage, an denen die "Todeszahlen" über 200 lagen. Was ist danach passiert? Nicht viel. Der Trend liegt weiterhin bei etwa 100.

Schauen wir nochmal auf die erste Grafik, die den Zeitraum vom 01. Januar an zeigt, dann sehen wir, daß wir uns damit etwa auf dem Niveau von Mitte März und Mitte Mai bewegen, also kurz vor dem rasanten Anstieg im Rahmen der Epidemie und nach dem rasanten Rückgang zum Ende der Epidemie.

Die drei Peaks unmittelbar danach, also Ende Mai und Mitte Juni sind wieder statistische Ausreißer, die wohl auf verzögerter Datenübermittlung beruhen. Seitdem gab es in Spanien bis Anfang August kaum mehr "Corona-Tote". Wir erinnern uns übrigens aber sicher noch an die Panik, die auch im Sommer verbreitet wurde, weil Spanien angeblich immer noch unter Corona litt. Die bösen Urlauber und so... wir erinnern uns. 

Und seit August steigen die Zahlen eben wieder an. Nun ist es eigentlich Aufgabe von Journalisten, einzelne Zahlen in Zusammenhänge und Verhältnisse zu setzen, Zeiträume statt Zeitpunkte zu betrachten, aber daran scheitert es ganz offensichtlich bei fast allen Vertretern der Medienzunft.

Und wenn am 06. Oktober über 261 neue Tote am Tag berichtet wird, warum wird dann nicht über 0 Tote an vielen Tagen zuvor berichtet, oder über 50 oder 23 oder 72? Mit diesen niedrigen Zahlen könnte man dann in derselben Logik sagen, daß die Epidemie in Spanien vorbei ist.

Und die Nachrichtenlage wäre dann etwa so: heute ist die Epidemie vorbei, morgen ist sie wieder da, übermorgen wieder vorbei usw... DAS wäre der Irrsinn, wenn man die Form der Berichterstattung der Medien konsequent durchziehen würde. Nur vollführen die Medien diesen Wahnsinn immer nur dann, wenn es etwas "Schlimmes" zu berichten gibt, wie z.B. 261 Tote am Tag in Spanien.

Bleibt noch die Frage, warum die Zahlen jetzt in Spanien wieder leicht ansteigen? Sind das wirklich alles "Corona-Tote"? Sieht es eventuell jedes Jahr um diese Jahreszeit in Spanien so aus? Sehen wir nicht einfach nur den Beginn der üblichen jährlichen Infektionslage am Beginn des Herbstes?

Um diese Fragen zu beantworten, fehlen mir die Daten. Ich habe keinen Zugang zu medizinischen Unterlagen in Spanien oder zu Ärzten. Und die jährlichen Verläufe des Infektionsgeschehens in Spanien hab ich mir nicht rausgesucht. Vielleicht gibt es sowas, wer weiß.

Aber Journalisten sollten diese Fragen stellen und ihre Recherchekapazitäten nutzen, um diese Fragen zu beantworten. Denn das sind keine absurden Fragen, um irgendetwas zu relativieren. Das sind genau die Fragen, die man stellen muss, wenn die Medien allesamt und wie gleichgeschaltet an einem Tag berichten, daß am Vortag 261 Menschen in Spanien an Corona gestorben sind.

Denn daß das offensichtlich nicht der Fall ist, sollte jedem klar sein.






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