Mittwoch, 4. Juli 2018

Mein Lieblings-Linker

Ich habe ja so meine Probleme mit Linken. Ich mag sie nicht. 

Das reicht von simpler Ablehnung bis hin zum Hass. 

In den harmloseren Fällen nervt mich ihre Naivität und Weltfremdheit, ihr Hang zum Samaritertum bis zur Selbstaufgabe und ihre Weinerlichkeit in Diskussionen. 

In den schlimmsten Fällen hasse ich ihre moralischen Empörungsorgien und ihre ideologischen Dogmen, die sie bereit sind, um jeden Preis durchzusetzen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Auch nicht auf Menschenleben. Der Zweck heiligt ihre Mittel.

Aber es gibt einen Linken, den ich mag. Ja, ich gestehe es. Es gibt einen Linken, den ich wirklich schätze. Wenn doch alle Linken so wären, man könnte wirklich eine gute Zeit mit ihnen haben.




Ich rede von Jonathan Pie. Genaugenommen heißt er Tom Walker und ist britischer Schauspieler und Comedian. Jonathan Pie ist eine Rolle, die er sich selbst erdacht hat, als er vor Jahren keine Aufträge als Schauspieler bekam. Er spielt einen Journalisten, der aktuelle Nachrichten kommentiert. Entweder in einem imaginären Studio oder auf der Straße irgendwo in London. Die Videos sind auf Youtube und Facebook zu sehen und er ist inzwischen ein Youtube-Star.

Er selbst ordnet sich links ein, also als "liberal", was im angelsächsichen Raum links bedeutet. 

Ich halte ihn ja für einen Konservativen mit gutem Herzen, der sich einfach an der Ungerechtigkeit des Lebens stört. 

Aber während er sich über reale Ungerechtigkeiten und Probleme ärgert und diese anspricht, hält er gleichzeitig der Mainstream-Linken von heute den Spiegel vor und entlarvt gnadenlos ihre Heuchelei und Doppelmoral und Überheblichkeit. Und zwar in drastischen Worten. "Fuck" oder "Damn" kommt wohl fast in jedem seiner Sätze vor und er nimmt niemals ein Blatt vor den Mund.

Zum ersten Mal hab ich ihn gesehen in einem Video, nachdem Donald Trump gewählt wurde. In diesem Video klagt er die Linke in Amerika an, dass sie die Wahl deswegen verloren haben, weil sie pauschal Trump und seine Wähler als rassistisch, sexistisch und dumm abgestempelt haben und damit nicht nur jeden Diskurs verhindert, sondern die Wähler auch noch herausgefordert haben. Nach dem Motto: jetzt erst recht. Wenn uns alle Medien und Politiker und Schauspieler erzählen, dass wir dumm sind und keine Chance haben, dann zeigen wir es ihnen.

Jetzt hat er wieder ein Video veröffentlicht, in dem er sich über die "Identity Politics" aufregt und diese entlarvt. Also diese (inzwischen nicht mehr ganz so) neue Form von Politaktivismus, die überall dort Rassismus oder eine Unterdrückung einer Minderheit feststellt, wo eine Meinung auftaucht, die vom linken Mainstream abweicht.

Und um es mal in seinem Stil zu sagen: it is so fucking brilliant, I had to translate it!

Also dieses Video ist so brilliant, dass ich mir vorgenommen habe, es zu übersetzen. Denn nicht jeder versteht englisch, aber jeder sollte das verstehen. 

Nun hat mein Blog nicht die große Reichweite, aber wer auch immer das liest... umso besser.

Wer gut englisch versteht, kann sich das Video hier selbst ansehen.

Jonathan Pie über Identity Politics

Wer kein englisch kann, für den habe ich es hier übersetzt und zwischendurch meinen eigenen Senf dazugegeben.

Ich empfehle aber auch den nicht englisch Sprechenden, sich das Video mal anzusehen, damit man die Stimmung erahnt, in der man den Text dann lesen sollte.

Los geht's:

"Okay, es ist ein wunderschöner Tag und wir sind auf dem Dach des Studios. Heute wollen wir über Laura Ingalls Wilder reden, Autorin des Buches "Das kleine Haus in der Prärie".

Ihr Name wurde von einer Liste für einen Schriftsteller-Wettbewerb gestrichen, da ihre Bücher stereotypische Einstellungen offenbaren und rassistische Sprache beinhalten... 

... ähm, was? Natürlich tun sie das.

Sorry, okay, wir fangen von vorn an.

Okay, es ist ein wunderschöner Tag und wir sind auf dem Dach des Studios. Heute wollen wir über Laura Ingalls Wilder reden, Autorin des Buches "Das kleine Haus in der Prärie".

Ihr Name wurde von einer Liste für einen Schriftsteller-Wettbewerb gestrichen, da ihre Bücher stereotypische Einstellungen offenbaren und rassistische Sprache beinhalten... 

Ernsthaft? Ich meine, um Himmels Willen, ich wäre verdammt nochmal überrascht, wenn sie es nicht tun würden, ganz ehrlich.

Diese Bücher basieren auf den Kindheitserfahrungen der Autorin aus den Jahren 1870 bis 1894. Das war gerade mal 5 Jahre, nachdem die Sklaverei abgeschafft wurde. Die Bücher wurden geschrieben während der "Jim Crow"- Rassentrennungs-Gesetze.

Es ist nun mal so, dass kulturelle Normen nicht fix sind und sich im Laufe der Zeit verändern.

Wem hilft sowas?

Niemandem!

Niemand braucht Schutz vor "Das kleine Haus in der verdammten Prärie", oder, in diesem Zusammenhang, vor der als rassistisch bezeichneten Sprache von "Huckleberry Finn" oder vor "To kill a mockingbird" (Wer die Nachtigall stört).

Was soll damit erricht werden? Wem soll das helfen?

Hört endlich auf, die Vergangenheit zu reinigen und zu verleugnen, nur um euch selbst gut aussehen zu lassen!

Ich bin es, verdammt nochmal, leid! 

Das ist alles Bullshit! 

Und es ist überall! 

Wo man hinschaut!

Wir leben in der integrativsten, fortschrittlichsten, diversifiziertesten, wohlhabendsten Gesellschaft der gesamten Menschheitsgeschichte und wir benehmen uns, als hätten wir es so schlimm wie nie zuvor!

Uns wird gesagt, dass da Vorurteile und Diskriminierung herrschen, egal wo man auch hinschaut, und zwar weil es nicht ausreichend weibliche Biografien bei Wikipedia gibt oder nicht genug diversifizierte Radfahrer."

Hintergrund (den ich auch nicht kannte): London hat jetzt tatsächlich einen Radfahrer-Beauftragten, der sich darüber Sorgen macht, dass die Londoner Radfahrer nicht diversifiziert genug sind, denn nur etwa 15% der Radfahrten in London werden von ethnischen Minderheiten vorgenommen.

Glauben Sie nicht?

Londons Radfahrer sind zu weiß und zu männlich und zu hetero 

Okay, weiter im Text von Jonathan Pie:

"Anscheinend ist die größte Herausforderung für Londons Radfahrer nicht die Verkehrssicherheit,  nein, es ist Diversität!

Früher haben wir auf Vorurteile reagiert. Heute suchen wir sie vehement, oftmals dort, wo sie gar nicht existieren.

Das verdammte Google hat das Ei aus seinem Salat-Emoji entfernt, um es etwas inklusiver für Veganer zu machen!

Gibt es einen einzigen Veganer auf der Welt, der sich belästigt, oder unterdrückt oder ausgeschlossen fühlt von einem Ei in einem Salat-Emoji?

Was erreicht man dadurch? Wem soll das helfen?

Meine Generation, okay, wir mussten nie wirklich für irgendwas kämpfen, okay, Schwulenrechte waren in meinem Leben mal ein Thema, aber, ich meine, wir mussten nie kämpfen für ein Wahlrecht oder in einem verdammten Krieg.

Meine Großmutter sah die Schlacht um Großbritannien direkt über ihrem Haus, Nazis in Flugzeugen über ihrem Haus, die versuchten, unser Land zu erobern. Und ich rede von echten Nazis, nicht von Trump-Wählern oder so, die immer als Nazis bezeichnet werden, nein, echte Nazis!

Kürzlich kam das "Vogue"-Magazin mit dem Statement, dass die Ansprache von Frauenthemen heutzutage schwieriger ist als der Kampf der Frauen ums Wahlrecht!

Ihr in Pampers gewickelten, auf Privatschulen gebildeten Fotzen!

Die Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht sind im Hungerstreik gewesen, Emily Davison hat verdammt nochmal ihr Leben geopfert!  Und ihr?

Ein schwarze Louis Vitton-Kleid auf einem roten Teppich zu tragen ist nicht dasselbe wie vor ein Rennpferd zu springen!

Hört verdammt nochmal auf, zu zeigen, wie verdammt gut ihr seid!

Und es ist nicht nur das... es ist, es ist überall... sieh dir das hier an... (hält einen Pappbecher Kaffee hoch, auf den die Regenbogenfahnen der schwul-lesbischen Gemeinschaft aufgedruckt sind)... Wem hilft das?"

(Stellt einen imaginären Dialog an der Kasse eines Kaffeeladens nach)

"Ich hätte gern einen "Skinny Latte" mit einem Schuß zuckerfreien Haselnuss-Sirup bitte.

   Möchten Sie Ihren Kaffee in einem Becher, der öffentlich für alle sichtbar zum Ausruck bringt, dass Sie damit einverstanden sind, dass gleichgeschlechtliche Paare...?

halt die Schnauze! Ich möchte einen verdammten Kaffee haben, Junge! Es ist 6:30 am Morgen und in 20 Minuten muss ich Amber Rudd (eine britische Politikerin) interviewen und ich brauche das Coffein, also gib mir den verdammten "Skinny Latte".

   Oh, wir nennen es nicht mehr "Skinny Latte", da dieser Ausdruck eine Herabwürdigung übergewichtiger Menschen impliziert.

Okay, ich hab genug, fickt Euch doch alle!

In Russland werden Leute verhaftet, weil sie für Schwulenrechte kämpfen!

Einen Kaffeebecher von "Wagamamas" (eine Restaurantkette) in Regenbogenfarben zu hüllen, ... für wen soll das sein? Wem nützt das?

Oder geht es nur um die zynische Ausnutzung einer sozialen Bewegung um eine Restaurantkette zu promoten, indem man die Produkte in Regenbogenfarben hüllt, um Kaffee und Nudeln zu verkaufen? Hört auf, meine Nudeln zu politisieren!

Das ist nichts weiter als die unternehmerische Ausweitung des modernen Phänomens, dass man jedem zeigen muss, wie verdammt offen und tolerant man doch ist.

Da gibt es Menschen, die sich auf ihren Twitter-Profilen darüber definieren, Antifaschisten zu sein. Ich meine, wer ist das nicht? Entschuldigt, aber das ist die Grundeinstellung fast jedes Menschen! Es ist nicht besonders beeindruckend, ein Antifaschist zu sein!

Stell Dir jemanden vor, der sich vorstellt mit "Ich bin kein Faschist". 

Toll, sehr schön, was willst Du? Eine Medaille dafür?

Faschismus nicht gut zu finden ist so gewöhnlich wie, es nicht gut zu finden, Kinder zu missbrauchen!

Können wir nicht davon ausgehen, dass fast alle Menschen, auch die, die wir nicht mögen, keine Faschisten sind? Mann!

Das "Vice-Magazin" brachte kürzlich eine Rezension des Trailers zum neuen "Dumbo, der Elefant"-Film und schrieb... Zitat: Der Film ist süß und herzerwärmend und anscheinend weder rassistisch noch beängstigend!

Was für eine Nachricht! Der neue "Dumbo"-Film ist nicht rassistisch! 

Was soll das? Was zur Hölle könnte überhaupt jemanden dazu bringen zu denken, dass der Film rassistisch sein könnte?

Das ist, was Identitäts-Politik mit Dir macht: es macht aus deinem Hirn Pudding! Du kannst die Welt nicht mehr sehen, wie sie ist, sondern du siehst Rassismus und Unterdrückung überall, wo es gar nicht da ist!

Ein weißes Mädchen, das ein Lied von Kendrick Lamar mitsingt, wird dadurch nicht zum Rassisten. Bitte lasst uns nicht so tun, als würde es das!"

Hintergrund: der schwarze Rapper Kendrick Lamar holte bei einem Konzert ein weißes Mädchen auf die Bühne, um einen seiner Songs mitzurappen. Natürlich enthielt der Song, wie fast alle Rap-Songs mehrmals das Wort "Nigger", welches Schwarze in unterschiedlichen Sinnzusammenhängen benutzen. Sie benutzen es sowohl mit negativer als auch positiver Intention.

"You fucking nigger" kann sowohl eine Beschimpfung sein, als auch ein Ausdruck von Begeisterung, im Sinne von "Du krasser Typ!".

Und als nun das weiße Mädchen auf der Bühne das Wort "Nigger" auch benutzte, weil es nun mal im Text so enthalten war, bat der Rap-Star sie darum, dass Wort nicht zu benutzen. Vor dem weißen Mädchen waren schon andere Konzertbesucher auf der Bühne, um mit Kendrick Lamar seine Songs mitzusingen bzw. zu rappen. Und alle benutzten natürlich das Wort "Nigger", weil es zum Song gehört. Nur eine Weiße darf das nicht.

Hinterher gab es dann bei Twitter und anderen sozialen Medien eine heiße Diskussion darüber, ob man das Wort Nigger überhaupt benutzen darf, wenn man keinen schwarzen Background hat.

Oh mein Gott! What the fuck! Das ist purer Rassismus im Namen des Kampfes gegen Rassismus. 

Das geht schon die Richtung von "cultural appropriation", noch so einem geisteskranken Konstrukt aus den Köpfen völlig verwirrter "Kämpfer für gesellschaftliche Gerechtigkeit" (SJW - Social Justice Warriors). 

Nach diesem Konstrukt der "kulturellen Aneignung" ist es Rassismus, wenn man die Kulturen, die ihren Ursprung in anderen Ethnien haben, übernimmt und damit "ausbeutet". Eine isländische Yoga-Lehrerin wäre also rassistisch, weil Yoga ursprünglich aus Indien kommt und nicht aus Island. Ein peruanischer Jodelkünstler wäre rassistisch, weil Jodeln eben aus dem Alpenraum kommt und nicht aus Peru. Ein Weißer mit Dreadlocks ist rassistisch, weil Dreadlocks ein typisches kulturelles Stilmittel der Jamaikaner sind.

Da wird die ganze "Multi-Kulti"- Idee ja genau auf den Kopf gestellt, von den Leuten, die "Multi-Kulti" propagieren. 

Was ist daran "Multi Kulti", wenn nur Inder Yoga machen dürfen und nur Bayern jodeln? 

Dann leben alle nebeneinander her, streng abgetrennt und man geht bestenfalls mal zum Nachbarn, um sich über dessen kulturelle Besonderheiten zu informieren.

Das ist wie Menschenzoo! 

Darf ich mir dann eigentlich noch selbst eine Pizza zubereiten oder asiatischen Kampfsport betreiben?

Zurück zu Jonathan Pie:

"Netflix hat letztens einen leitenden Mitarbeiter gefeuert, weil er in einem Meeting ein beleidigendes Wort verwendete. Das Meeting war anberaumt worden, um die Verwendung von beleidigenden Worten zu diskutieren.

Willkommen im Jahr 2018, wo Zusammenhang und Absicht von Worten nicht mehr wichtig sind. Es reicht, dem Mitbürger ein Label "verdammter Rassist" anzuhängen.

Es ist Wahnsinn!

Und es ist inzwischen Mainstream! Es ist normal geworden!

Der neue "Starwars"-Film wurde kritisiert, weil er nicht angemessen das Thema Sklaverei behandelt!

Oh Mann, haltet die Fresse, ich schaue nur "Starwars"!

Der Film "Dünkirchen" wurde kritisiert, weil nicht genügend Männer und Frauen mit nichtweißer Hautfarbe darin vorkommen!

Meine Fresse, der Film spielt in England am Ärmelkanal im 2. Weltkrieg! 

Das ist die Politisierung von Kunst, was bedeutet, es ist das Ende von Kunst! Und es passiert überall!

J.K. Rowling wurde von LGBT-Aktivisten kritisiert, weil "Lord Dumbledore" im zweiten Teil von "Fantastische Tierwesen" nicht offen homosexuell auftritt. 

Ernsthaft? Ist das wirklich die Spitze der Unterdrückung der homosexuellen Gemeinschaft? Ich mag nicht für eine Sekunde glauben, dass es das ist, aber wenn, dann ist die Schlacht für Schwulenrechte doch längst gewonnen!

Okay, ja? Wenn das Schlimmste, dass passieren kann, ist, dass ein Zauberer in einem Fantasiefilm nicht offen gezeigt wird, wie er einen Arm bis zum Ellbogen usw... dann ist doch schon alles erreicht. Entspannt Euch! Alles ist doch schon gut!

Denkt ihr wirklich, dass irgendeine normale Person, und wenn ich sage normal, dann meine ich weiß, schwarz, Junge, Mädchen, homo oder hetero und alles dazwischen, also verdammt normal, denkt ihr wirklich, dass sich wirklich irgendeine normale Person für so einen Scheiß interessiert?

Jeder normale Mensch will einfach nur seine verdammten Nudeln essen, einfach seinen "Skinny Latte" trinken, einfach nur den verdammten Kinderfilm ansehen, einfach nur alte Bücher wertschätzen, geschrieben von Menschen mit anderen kulturellen Werten als unseren und natürlich wollen sie auch gegen Rassismus, Unterdrückung und Ungerechtigkeit aufstehen... aber dort, wo es tatsächlich passiert. 

Und es ist noch eine Menge davon vorhanden. Es gibt davon noch eine Menge in diesem Land, aber du wirst das nicht finden in einer Erzählung, die vor 100 Jahren geschrieben wurde, oder in einem Bild von einem Hühnerei oder in einem Film über einen verdammten fliegenden Elefanten!"

... und dann läuft das Video aus!

Brilliant! Wunderbar! So brilliant, dass ich es übersetzen musste!

Und wenn ich mir nochwas wünschen kann, dann ist es ein Streitgespräch zwischen Jonathan Pie/Tom Walker und Jordan Peterson.






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