Freitag, 25. Juni 2021

Neues aus der Welt der Elektromobilität

Hört man der Politik und dem Großteil der Medien zu, so sind Elektroautos gerade der neue heiße Scheiß auf dem Automarkt und die Probleme sind im Prinzip mehr oder weniger im Griff.

Ab und an bekommt man aber auch andere Berichte aus der Realität, die zum Staunen und Schmunzeln sind. Die Auto-BILD ist da noch eine der Zeitschriften, die neben den Jubelmeldungen auch kritische Berichte bringt... die Redaktion scheint ein wenig zerstritten.


"170.000 Euro für 250 km Reichweite."

"418 km versprochene Reichweite. Realität: weniger als 270."

"Reichweiten-Angaben völlig realitätsfremd."

"Immer mehr E-Autos und kein Platz zum Laden."

"Kostenlos Tesla fahren... die Regierung macht's möglich!"


"170.000 Euro für 250 km Reichweite."



Im Dauertest bei Auto-BILD ein himmelblauer Porsche Taycan 4S. Aus dem Testbericht:

"Trotz der riesigen 93,8 kWh-Performance-Batterie ist meist schon nach 250 Kilometern Schluss. Bei Tacho 150 wohlgemerkt. Wer dem 4S auf den Pinsel tritt und die Spitze von 260 ausreizt, steht alle 100 Kilometer an der Ladesäule. Bei so einem Stopp rede ich mit dem Fahrer eines Model 3. Er bewundert den Porsche, versteht aber nicht, warum der mehr als viermal so viel kostet wie sein Tesla. Früher hätte man das mit hohem Reisetempo begründet, heute rollen wir beide nur knapp über Richtgeschwindigkeit, um Kilometer zu machen."


418 Kilometer versprochene Reichweite. Realität: weniger als 270."




In einer Reportage der Auto-BILD werden zwei Unternehmer gegenüber gestellt. Der eine ist zufrieden mit seinem Elektro-Firmenwagen, der andere nicht.

Der Unzufriedene hat einen EQV, also die V-Klasse von Mercedes als Elektroauto und berichtet:

"Unsere Firma ist deutschlandweit unterwegs und so wäre die Wahl eigentlich auf einen Diesel gefallen. Beim Verkaufsgespräch wurde uns der EQV angeboten, mit einer Reichweite laut Hersteller von bis zu 418 Kilometern. Dass es mit eingeschalteter Heizung oder Klimaanlage nicht so weit gehen würde, war schon klar. Aber mit etwa 340 Kilometern im Realbetrieb hätte man doch rechnen dürfen. Wir müssen Strecken bis zu 600 km bewältigen. Dies sein kein Problem, hieß es bei Mercedes, dank Schnellladefunktion sei der Akku nach 25 Minuten zu 80 Prozent voll. Dass es bis 100 Prozent fast doppelt so lange dauert, wurde uns nicht erklärt... Wir nutzen den EQV viel im Stadtverkehr, auf der Autobahn fahren wir kaum schneller als 110 km/h. Trotzdem zeigt uns das Auto bei voll aufgeladenem Akku in der Regel nur 320 bis 360 Kilometer Reichweite an; bei sehr niedriger Temperatur gar nur 270 Kilometer. Wohlgemerkt: die reale Reichweite liegt dann deutlich niedriger und mit eingeschalteter Heizung geht's nochmal drastisch runter."

Naja, aber dem Mann ist wohl kaum zu helfen, denn am Ende des Beitrags sagt er: "Ich glaube fest an die Zukunft der Elektromobilität. Aber nicht so."

Glauben kann er in der Kirche.

Achso, der zufriedene Elektroauto-Fahrer hat einen Tesla Model 3 und fährt meist gemächlich und nutzt die Leistung des Autos kaum aus. Zitat: "Elektro bedeutet Entschleunigung."

Da fehlt natürlich zwischen "bedeutet" und "Entschleunigung" das Wort "unfreiwillig".


"Reichweiten-Angaben völlig realitätsfremd."




Und woran liegen denn nun die Abweichungen zwischen Herstellerangaben und Realität?

Ich glaube, man kann es im Text im Bild selbst gut lesen.

Ich erinnere mich noch gut an die Klagen von Fahrern von Autos mit Verbrennungsmotor vor ein paar Jahren, weil ihre Verbrauchswerte nicht mit den Herstellerangaben übereinstimmten. Viele Autofahrer bekamen vor Gericht Recht und das führte am Ende zur Einführung der WLTP- und WLTC-Prüfstandrads, welche die alte Prüfnorm NEFZ ersetzten. Grund war, daß das alte standardisierte Prüfprogramm wenig mit der Realität zu tun hatte.

Nun sollte eigentlich jedem Autofahrer halbwegs klar sein, daß ein standardisiertes Prüfprogramm niemals den realen Verbrauch eines jeden Autofahrers abbilden kann und daß die Herstellerangaben eigentlich nur als Vergleichswert zu sehen waren, welches Auto bei gleicher Fahrweise mehr oder weniger verbraucht. 

Naja, gesunder Menschenverstand ist Mangelware in geworden in den letzten Jahren.

Jedenfalls bin ich mal gespannt, ob auch die Differenzen zwischen Theorie und Praxis bei den E-Autos irgendwann mal Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzung werden und ob Autofahrer bei diesem "politisch brisanten" Thema auch Recht bekommen.


"Immer mehr E-Autos und kein Platz zum Laden."



Hat man sich dennoch für ein E-Auto entschieden und sich auch mit den geringen Reichweiten abgefunden, bleibt die Frage: wo lade ich mein Auto auf?

Nicht jeder Einwohner Deutschlands wohnt in einem Einfamilienhaus, wo er in der Garage oder an der Hauswand eine Wall-Box anbringen kann. Und es arbeitet auch nicht jeder bei einer Firma, die großzügig ein oder zwei Ladestationen auf dem Firmenparkplatz anbietet.

In Köln gab es Anfang des Jahres ganze 236 Ladestationen. In anderen Städten sieht die Situation zwar besser aus, aber an eine ausreichende Versorgung entsprechend dem prognostizierten und gewünschten Bedarf ist nicht zu denken. Von der Erzeugung des benötigten Stroms nach Abschaltung der Kernkraftwerke ganz zu schweigen.


"Kostenlos Tesla fahren... die Regierung macht's möglich!"

Am Ende noch ein amüsantes Schmankerl darüber, was passiert, wenn der Staat Geld verschenkt. Also das Geld der Bürger, denn der Staat hat kein Geld.




Ja, der Staat ermöglicht es uns, quasi kostenlos Tesla zu fahren. Wie das geht? Durch die Umweltprämie und Preisunterschiede zwischen verschiedenen europäischen Ländern.

Wer in Deutschland ein Elektroauto kauft, bekommt maximal 9.570 Euro "Umweltprämie" erstattet. 6.000 Euro "vom Staat", also von uns und nochmal 3.000 Euro vom Hersteller zzgl. Umsatzsteuer (also auch von uns). Voraussetzung: man muss sein Auto mindestens ein halbes Jahr fahren.

Nach diesem halben Jahr verkauft man den Wagen dann nach Dänemark oder ein anderes Land in Skandinavien, weil dort E-Autos wegen der hohen Steuern teuer sind. Gebrauchte aus Deutschland sind dort billiger und ein ein halbes Jahr altes Auto ist ja quasi wie neu.

Beispiel: ein Tesla Model 3, Erstzulassung im Jahr 2020, 6.000 km gefahren kann man in Dänemark für etwa 57.750 Euro kaufen. In Deutschland kostet ein Tesla Model 3 als Neuwagen nach Abzug der Förderprämien 54.670 Euro. Also mehr als 3.000 Euro weniger.

Also den Wagen ein halbes Jahr fahren und dann mit Gewinn verkaufen. Es gibt bereits Autohäuser, die sich auf diesen Handel spezialisiert haben.

Es ist quasi ein Naturgesetz, daß wenn immer der Staat meint, Gutes zu tun und das Geld seiner Bürger für gewollte Anschaffungen verschenkt, gibt es Mitnahmeeffekte, die nicht gewollt waren. Und so spielt der Staat am Ende immer die einen gegen die anderen aus, ob absichtlich oder aus Blödheit... egal. Es passiert. 

Und deswegen wird der Staat auch immer Befürworter für seine Subventionen finden, denn irgendwer profitiert immer. 

Auf Kosten vieler anderer!




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