Samstag, 16. März 2024

Was Überschriften sagen und was nicht...

Der AUTOHAUS-Newsletter legte mir einen Artikel mit folgender Überschrift in den Posteingang:

"Produktionskosten: E-Autos schlagen Verbrenner"




https://www.autohaus.de

Was? Was ist denn da passiert?

Liest man das, so erwartet man, daß ab jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, wo die Produktionskosten von E-Autos tatsächlich niedriger sind als die von Autos mit Verbrennungsmotoren. 

Ein Blick auf die Preise von E-Autos lässt daran sofort Zweifel aufkommen.

Also entweder sind E-Autos immer noch teurer oder die Hersteller lassen sich das "grüne Gewissen" der Käufer sehr gut bezahlen. 

Oder haben wir vielleicht einen top-aktuellen Artikel, der uns über eine völlig neue Herstellungsform von E-Autos oder ihrer Batterien informiert, durch die quasi ab nächste Woche oder nächsten Monat E-Autos massiv billiger werden?

Lesen wir doch mal, was im Artikel steht:

"Ein Hemmschuh für den Hochlauf der E-Mobilität sind die vergleichsweise hohen Kosten für die Fahrzeuge. Doch schon 2027 könnten Stromer günstiger hergestellt werden als Verbrenner. Das ist einer der Kernaussagen einer kürzlich veröffentlichten Prognose des amerikanischen Marktanalysten Gartner. "

Aha.

Das klingt ja nun ganz anders. Da ist die Rede vom Jahr 2027 und dann findet sich natürlich der "Konjunktiv", die in Energie- und Klimafragen am meisten verwendete Verbform!

Aber immerhin, vielleicht ein Lichtblick für die gebeutelten E-Auto-Hersteller. Wie soll nun dieser Vorteil gegenüber Verbrenner-Autos zustande kommen?

"Als Hauptgründe für sinkende Kosten werden darin zentralisierte Fahrzeugarchitekturen sowie vereinfachte Produktionsverfahren wie das von Tesla etablierte "Gigacasting" genannt. Gigacasting ist eine Technologie, mit der große Bauteile wie ein Chassis in einem Arbeitsgang effizienter und schneller hergestellt werden können."

Hm. Okay, fein. Von mir aus. Nur frage ich mich dabei: wieso sollen zentralisierte Fahrzeugarchitekturen und Verfahren wie "Gigacasting" nicht auch bei Verbrenner-Autos anwendbar sein?

Gerade der erste Teil ist doch inzwischen fast Standard bei allen Autoherstellern. Modulare Baukästen für die verschiedenen Modelle einer Fahrzeugklasse sind bei VW, Audi, Mercedes schon längst Realität. Stellantis baut verschiedene Automarken auf denselben Fahrzeugarchitekturen. Und die Entwicklung hört doch bei den Verbrennern nicht auf. Die bleiben doch nicht auf ihrem heutigen Stand stehen. Selbst eine einzelne Fahrzeugarchitektur, die nach Größe der unterschiedlichen Modellreihen skalierbar ist, ist denkbar.

Ebenso, die vereinfachte Fertigung einer Fahrgastzelle oder sogar der gesamten Karosserie in einem Stück.

Und was ist mit dem bisher teuersten Teil der Produktion eines E-Autos? Der Batterie? Wie sieht es da aus mit Kostensenkungen?

"Geringere Produktionskosten durch sinkende Batteriepreise werden dagegen erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet."

Zu einem späteren Zeitpunkt, also nach 2027. Das ist dann also in 5 oder 6 oder 10 Jahren?

Und es kommt noch besser:

"Die durch neue Produktionsverfahren erzielten Kostenvorteile dürften aus Verbrauchersicht allerdings auch Nachteile mit sich bringen. Gartner erwartet im Gegenzug nämlich teurere Reparaturen. Unfälle, bei denen Chassis oder Batterie beschädigt werden, könnten bis zu 30 Prozent höhere Reparaturkosten verursachen. Gutachter dürften daher verunfallte Elektroautos häufiger als Totalschaden einstufen. Das wiederum könnte die Kosten für die Kfz-Versicherung in die Höhe treiben, prognostiziert die Unternehmensberatung."

Also ich hab nicht in BWL promoviert, aber immerhin studiert und mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich und selbst ohne Studium wird es einem einleuchten, daß geringere Produktionskosten nur dann ein Vorteil sind, wenn dadurch das Produkt günstiger wird. Denn weshalb sollte sich der Kunde für ein Auto entscheiden, das nicht günstiger ist. Und selbst wenn der Preis sinkt, dafür aber andere Kosten steigen, wird die Masse der Käufer eben nicht kaufen. Gerade Unterhalt und Versicherungskosten sind für viele ein Kriterium beim Autokauf.

Und mehr Marge für den Hersteller durch geringere Produktionskosten stehen halt auch nur auf dem Papier, wenn die Autos gar nicht oder nur wenig verkauft werden.

Es bleibt spannend!

Und am Ende entscheidet der Markt, also der Verbraucher. Und das ist gut so!




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