Mittwoch, 16. Januar 2019

Gefangen in der Denkschleife

Der ehemalige Handball-Star Stefan Kretzschmar hat sich kürzlich in einem sehr interessanten Interview zur Situation der Meinungsfreiheit in Deutschland, speziell für Profisportler, geäußert. Seine Worte lassen sich aber auch auf jeden anderen Bereich ausdehnen, mit der Ausnahme, dass das, was in anderen Bereichen passiert, nicht so sehr in der Öffentlichkeit steht.





Kern seiner Aussage war, dass es heutzutage Meinungsfreiheit rein rechtlich zwar gibt (wobei auch die immer weiter begrenzt wird), allerdings besteht sie tatsächlich nur für Leute, die, soweit sie vom Meinungs-Mainstream abweichen, im Prinzip wirtschaftlich unabhängig sind. Alle anderen, insbesondere auch Profisportler müssen immer mit Konsequenzen rechnen (Disziplinarmaßnahmen der Vereine oder Sponsoren), sofern sie mal eine Meinung äußern, die dem Zeitgeist widerspricht.

Als Beispiele für Zeitgeist nennt er die "Willkommenskultur" oder der Buntheits-Wahn.

Und man musste natürlich nicht lange warten, bis die ersten Zurechtweisungen aus der Mainstream-Presse folgten, die genau das bestätigten, was Kretzschmar kritisierte.

Ein Redakteur des Berliner Tagesspiegels stufte Kretzschmars Aussagen gleichmal als falsch und gefährlich ein.

Louis Richter im Tagesspiegel zu Stefan Kretzschmar

Falsch, okay, darüber könnte man ja streiten. Dann hätte der Redakteur ja Beispiele liefern können, in denen sich Profisportler explizit entgegen dem Meinungs-Mainstream geäußert hätten und es keine Konsequenzen gegeben hat. 

Nichts davon kann er aber anführen. Denn es gibt diese Beispiele nicht. 

Eben weil Stefan Kretzschmar Recht hat und kein aktiver Profisportler seine Karriere riskiert. 

Das trifft ja nicht nur auf politische Statements zu, sondern generell alle Lebensbereiche. Wer als Profi mal "auf den Putz" haut, sich mit drastischen Worten äußert oder Dinge tut, die außerhalb der Erfahrungswelt von uns "Normalos" liegen, dann sind ihm Shitstorm und Konsequenzen sicher. Das war schon früher so ("Suppenkasper"- oder "Stinkefinger"-Affären beim DFB), hat sich heute jedoch mit der allzeit verfügbaren Information auf allen Kanälen verschärft. Man frage mal beim Dortmunder Urgestein Kevin Großkreutz oder bei Frank Ribéry nach.

Also dass Kretzschmars Meinung falsch ist, wird nur behauptet, nicht belegt. Absurderweise bringt der Meinungs-Journalist zwei Beispiele für Meinungsfreiheit, in denen die Sportler nun gerade dem Meinungs-Mainstream folgen:

"So vertritt zum Beispiel Christian Streich, der Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, immer wieder klare Positionen für Toleranz und gegen Rassismus. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft nahm im vergangenen Herbst ein Video zum Thema #wirsindmehr auf, indem sie sich für ein buntes Deutschland einsetzt."



Was soll das? Thema verfehlt! Setzen! Sechs!

Es geht Kretzschmar gerade NICHT um Sportler, die sich im Rahmen des Mainstreams äußern. Und #wirsindmehr ist nun mal Mainstream. 

Außerdem tadelt er Kretzschmars Meinung als "gefährlich"!

Nun ja, das ist der typische Haltungs-Journalismus, den Kretzschmar nun gerade kritisiert. Eine Meinung wird nicht diskutiert, sie wird als gefährlich eingestuft.

Natürlich kommt so ein Haltungs-Journalisten-Beitrag nicht aus, ohne den anderen irgendwie herabzuwürdigen.

Der Eingangssatz lautet: "Der Grat zwischen der gezielten Provokation und plumper Dummheit ist oftmals ein sehr schmaler. Das zeigen die jüngsten Aussagen der Handball-Ikone Stefan Kretzschmar zum Thema Meinungsfreiheit im Allgemeinen und Meinungsfreiheit im Sport im Speziellen."

Eine durchdachte, auf Empirie beruhende Meinung wird von vorn herein ausgeschlossen. Kretzschmar (und anderen) werden von vornherein nur zwei Möglichkeiten gelassen: die gezielte Provokation und plumpe Dummheit. Was anderes geht nicht. Und zack, hat man den anderen in eine Ecke gedrängt, ihm ein Label der Unseriösität angehängt und moralisch und inhaltlich herabgewertet.

Der Journalisten-Darsteller wünscht sich dann: "Was ein flammender Appell von Kretzschmar für mehr Mut hätte werden können, driftet dann aber in eine falsche Richtung ab: "Keiner steckt den Kopf mehr höher raus als er muss", sagt Kretzschmar. Und weiter: "Es sei denn, es ist die politische Mainstream-Meinung."

Schon da wird der Unterschied im Denken der beiden Protagonisten deutlich. Während Kretzschmar lediglich einen Zustand kritisiert, wünscht sich der "Journalist" eine Haltung, einen Aufruf an andere, sich irgendwie zu verhalten. Er gesteht Kretzschmar nicht einfach die Kommentierung einer gesellschaftlichen Entwicklung zu, nein, er will, dass er andere auffordert, also belehrt, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten.

Helene Fischer musste das auch schon ertragen, dass sie öffentlich aufgefordert wurde, sich bei ihren Konzerten politisch zu äußern. Natürlich im Sinne der sog. "Willkommenskultur".

Das ist typischer Haltungs-Journalismus, wie er leider in den meisten unserer großen Medien derzeit die Richtung vorgibt.

Und dann kommt wieder so ein "journalistischer" Kunstgriff, der die Realität komplett auf den Kopf stellt.

Der Tagesspiegel-Redakteur meint: "Denn es ist wichtig, dass Sportler und Trainer klar Stellung beziehen zu Themen, die für Kretzschmar "Mainstream" sind - und sich einem öffentlichen Gegenwind aussetzen."

Der Schreiberling tut tatsächlich so, als würde man sich einem öffentlichen Gegenwind aussetzen, wenn man Stellung bezieht für "Willkommenskultur für Geflüchtete" und für eine "bunte, vielfältige Gesellschaft". Und als wäre das mutig!

Er suggeriert damit, dass in Deutschland eine kritische Meinung zur unkontrollierten Masseneinwanderung vorherrschen würde und dass Bürger, die sich für sog. "Geflüchtete" und für "Vielfalt" einsetzen, eine schützenswerte und bedrohte Minderheit sind.

Nichts könnte mehr von der Realität entfernt sein als diese Unterstellung. 

Niemand, wirklich niemand hat heute in der Medienöffentlichkeit irgendwas zu befürchten, wenn er die sog. "Willkommenskultur" unterstützt. 

Dass Flüchtlinge, oder "Geflüchtete", wie man sie inzwischen politisch korrekt zu bezeichnen hat, durchweg ein Gewinn für unser Land sind, ist der Glaubenssatz der großen Medien. Genauso wie, dass es uns eine moralische Pflicht wäre, jeden, wirklich jeden aufzunehmen. Egal, wo er herkommt, was er vorher getan hat, was er hier tut oder was er hier noch in der Lage ist zu tun. Sich dafür auszusprechen, ist nicht mutig!

Der Tagesspiegel-Schreiberling weiter: "Kretzschmar aber entwertet die Bedeutung von Toleranz in diesen Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen offen trauen, rechte Positionen einzunehmen. So ließ es sich die AfD Heidelberg zum Beispiel nicht nehmen, Kretzschmars Aussagen für ihre Zwecke zu missbrauchen."

Klar. Wenn die AfD ein Thema aufgreift, dann "mißbraucht sie es für ihre Zwecke". Der ehrenwerte "Journalist" tut das natürlich nicht. Niemals würde er irgendwas für irgendwelche Zwecke instrumentalisieren. Er berichtet und kommentiert nur. Neutral und weise und gerecht. Wissen wir ja. Spätesten seit Claas Relotius.

Hier sieht man übrigens den "Mißbrauch" durch die AfD auf Twitter:

AfD Heidelberg zu Stefan Kretzschmar


Also die bloße Wiedergabe der Äußerungen Kretzschmars sind schon Mißbrauch. Für welche Zwecke dieser Mißbrauch vorgenommen wurde, wird gar nicht ersichtlich. Aber die linke Journaille kennt natürlich die "geheimen Zwecke" der AfD.

Was aber unter dem Tweet lustigerweise ersichtlich ist, ist, dass schon jemand versucht hat, den Twitter-Account der AfD Heidelberg zu melden und den Tweet löschen zu lassen. 

Realer kann Realsatire gar nicht mehr werden.

Aber nicht nur beim Thema Flüchtlinge ist das so. Hält man das Bürokratiemonster EU für reformbedürftig, ist man rechts. Ebenso, wenn man die Zwangsabgaben für's öffentliche-rechtliche Belehrungsfernsehen kritisiert oder für Kernkraft eintritt. Oder gegen den Gender-Wahn und den Umweltterror links-grüner "Aktivisten".

Am Ende kommt dann wieder das übliche Geschwafel, dieses Gemisch aus Fakten und Verzerrung der Realität, absichtliches Missverstehen bzw. Umdeuten der Aussagen von Kretzschmar und das Nichteingehen auf die genannten Probleme:

"Außerdem verkennt Kretzschmar, dass Sportler gerade in Deutschland sehr wohl kritische und vielleicht auch nicht unbedingt konsensfähige Meinungen vertreten dürfen. Dazu haben sie jedes Recht. Sie müssen dann aber auch mit einem entsprechenden Echo rechnen. Denn die Meinungsfreiheit hört nicht bei einer einzelnen Aussage auf, jeder darf sich vielmehr auch zu einer Meinung eine Meinung bilden und sie kundtun. So läuft das "in diesem Land". Zum Glück."
Nein! Kretzschmar verkennt überhaupt nichts. Er sagt genau dasselbe. Rein formal haben Sportler natürlich das Recht auf ihre freie Meinung. Das Problem ist eben, dass sie mit juristischen oder sozialen Konsequenzen rechnen müssen. Und das ist eben etwas anderes als eine Gegenmeinung zu Stefan Kretzschmar zu äußern. Mit keinem Wort sagt Kretzschmar, dass sich andere nicht zu kontroversen Meinungen abseits des Mainstreams äußern dürfen. Es wäre schön, wenn es dabei bliebe. Tut es aber leider nicht. 


So läuft das derzeit in diesem Land. Leider!



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