Sonntag, 6. Januar 2019

Fakten zur Stickoxid-Debatte

Die Debatte um die Stickoxidbelastungen durch den Autoverkehr hat in Deutschland absurde Ausmaße erreicht. Politiker und auch Bürger faseln von gesundheitsbedrohichen Situationen auf unseren Straßen. Fahrverbote drohen, ganzen Baureihen von Autos droht die faktische Stilllegung und die Industrie, welche die besten und effektivsten Dieselmotoren der Welt baut, wird systematisch zerstört.





Man kann sich die Fakten zum Thema im Netz zusammensuchen. Um mal alle wesentlichen Dinge zusammen auf einen Blick zu haben, habe ich hier mal zwei Interviews und ein Video veröffentlicht.

 Ein Interview mit dem Hauptgeschäftsführer des "Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall" Volker Schmidt in der NOZ.

Dazu ein Interview mit dem Lungenfacharzt und ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Lungenheilkunde und sein Auftritt bei Stern TV.

Volker Schmidt in der NOZ

Professor Dieter Köhler

Prof. Köhler bei Stern TV

Da die Webseiten eventuell irgendwann nicht mehr verfügbar sind, habe ich die Interviews hier zum Nachlesen reinkopiert.

Interview mit Volker Schmidt in der NOZ:


Hannover. Der deutsche Streit um Dieselgrenzwerte von Autos ist von "Hysterien und Angstpsychosen" geprägt, findet Niedersachsenmetall-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt. Im Interview warnt der Vertreter des Arbeitgeberverbands vor fatalen Folgen des Umstiegs auf E-Mobilität.

Herr Schmidt, die EU hat sich auf eine deutliche Senkung der CO2-Grenzwerte für Autos bis 2030 geeinigt…


...und es ist heute völlig fraglich, wie wir das erreichen sollen. Die EU versucht, Elektromobilität mit der Brechstange einzuführen und zwar unabhängig davon, ob E-Fahrzeuge überhaupt vom Verbraucher angenommen werden. Vor allem aber ist es ein gigantischer EU-amtlicher Selbstbetrug in Sachen CO2, denn E-Mobilität ist derzeit die klimaschädlichste Antriebsart. Doch wie sagt man so schön: Wenn alle dran glauben, ist das die schönste Form von Selbstbetrug.

Wie meinen Sie das?

Die Produktion von Elektromobilen ist äußerst CO2-intensiv. Allein die Herstellung des Akkus setzt bei Mittelklassefahrzeugen um die 17 Tonnen CO2 in die Luft. Dafür muss ein Diesel oder ein Benziner erst einmal 200.000 km fahren, um auf diese Menge CO2 zu kommen. Und auch das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn beim heutigen Strommix mit rund 55 Prozent aus fossilen Energieträgern tankt das E-Auto überwiegend Kohle. Dann können es sogar über 500 000 Kilometer sein, die der Verbrenner klimafreundlicher ist als der reine Elektroantrieb.

Das sind ja nur aktuelle Werte. Mit mehr und besseren E-Fahrzeugen dürfte sich die Bilanz ja bessern.


Diesen Optimismus teile ich nicht. Wenn wirklich im prognostizierten Umfang E-Autos gekauft werden, steigt der Stromverbrauch bei uns exorbitant an. Diese Rechnung macht interessanterweise derzeit niemand auf. Dann kann es passieren, dass wir unser Ziel von 50 Prozent erneuerbarer Energien bis 2030 gar nicht erst erreichen und stattdessen mehr Kohle- oder importierten Atomstrom benötigen. Diese Einführung der E-Mobilität mit der Brechstange ist vorne und hinten nicht zu Ende gedacht.

Jetzt malen Sie aber schwarz.

Wenn diese CO2-Grenzwerte 2030 in Kraft treten, bedeutet das je nach Hersteller einen E-Auto-Anteil von bis zu 70 Prozent. Und das, obwohl die Elektromobilität unter CO2-Gesichtspunkten alles andere als eine akzeptable Zukunftstechnologie ist. Das gilt sowohl für die Herstellung der Akkus als auch für den Strommix.

Aber der CO2-Ausstoß der Autoflotte ist ein Problem…

… weil viele Kunden wegen des Dieselbashings auf Benziner umsteigen und so die CO2-Bilanz verschlechtern. Unter Klimagesichtspunkten ist der Feldzug der so genannten Deutschen Umwelthilfe gegen den Diesel geradezu verwerflich und im höchsten Maße widersprüchlich.

Moment, die Stickstoffdioxidwerte sind nun mal wirklich dank der Diesel vielerorts zu hoch.

Eine Scheindebatte. Es gibt bis heute kein einziges Beispiel dafür, dass durch Stickstoffdioxid im Straßenverkehr ein Mensch zu Tode gekommen ist. Selbst das Bundesumweltamt räumt ein, dass es sich nur um politisch gesetzte Grenzwerte handelt. Sie sind toxikologisch nicht zu begründen.

Das heißt?

Es ist eine große Selbsttäuschung, der wir unterliegen. Vielleicht gehört es zum Merkmal saturierter Gesellschaften wie der bundesdeutschen, dass wir besonders für Hysterien und Angstpsychosen anfällig sind. Viele machen sich offenbar überhaupt keine Gedanken darüber, wie viele Arbeitsplätze durch diesen Feldzug gegen das Automobil auf der Kippe stehen.

Hysterie?

Es handelt sich um eine hysterisch aufgeladene Debatte, die ausschließlich in Deutschland geführt wird, nirgendwo sonst. Offenkundig steht die Hälfte der 500 europäischen Messstellen hier in Deutschland, die andere Hälfte teilen sich die übrigen 27 EU-Staaten. Und die Werte verändern sich fundamental, wenn man die Messstellen nur einige, wenige Meter versetzt.

Sie wollen den Diesel erhalten?

Wir leisten uns als einziges Land der Welt den Luxus, eine Spitzentechnologie wie den Diesel nach allen Regeln der Kunst kurz und klein zu schlagen. Wir ignorieren zudem, dass gerade die deutsche Zulieferindustrie in hohem Maße abhängig ist vom anspruchsvollen Dieselaggregat. Ein Dieselmotor beispielsweise hat ungefähr 2200 Teile. Ein Elektromotor hat 150. Alleine das wird unsere Zulieferindustrie vor große Herausforderungen stellen.

Was denn noch?

Nehmen Sie allein den neuen WLTP-Standard bei der Abgasmessung. Der wird in 14 Monaten in der EU durchgepeitscht, und gilt nicht nur für neue Modelle, sondern auch für bestehende Baureihen. So einen Eingriff in eine laufende Produktion hat es noch nie zuvor gegeben. Als Folge der Einführung von WLTP und Dieselbashing haben wir verunsicherte Käufer, entwertete Fahrzeugbestände und eine grassierende Unsicherheit über die gesamte Produktionskette. Die Zulieferer befinden sich in einer Sandwichposition zwischen steigenden staatlichen Regulierungen,immer neuen Anforderungen, die auf die Automobilkonzerne einprasseln und extremer Planungsunsicherheit. Und ganz nebenbei sollen sie in Digitalisierung und Elektromobilität investieren. Nicht nur ich frage mich: Wie soll das gehen bei weg brechenden Umsätzen?

Ihr Verband wirft Deutschland vor, in einem Dornröschenschlaf zu dämmern.

Deutschland muss aufpassen, dass es nicht dem Mantra saturierter Gesellschaften verfällt, das da lautet: Es geht uns gut. Wir müssen uns nicht anstrengen Der Wohlstand ist in Stein gemeißelt. Das ist er eben nicht. Das Verständnis dafür, was Wirtschaft und Industrie brauchen, ist in unserer Gesellschaft deutlich geschwunden. Das hat bestimmt auch mit einer mehrjährigen moderaten Aufwärtsbewegung zu tun…

… die man auch Aufschwung nennen kann…

Wir haben seit acht Jahren ein Wachstum, dass sich um ein Prozent bewegt und das sich vor allem aus privatem Konsum und höheren Staatsausgaben speist. Aber leider kaum aus Investitionen, die wir aber bräuchten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Gegenteil: Seit Jahren bauen wir Kapazitäten ab. Die Abschreibungen in den Unternehmen sind seit 2008 durchweg höher als die Nettoinvestitionen. Wir dümpeln bei den Investitionen um die Nulllinie, obwohl wir eigentlich massiv in die Digitalisierung investieren müssten.

So schlimm kann es doch nicht sein: 2017 verzeichnete allein Niedersachsen ein sattes Wachstum von 2,5 Prozent!


Wenn wir die Ausgaben des Staates für die Flüchtlingsintegration abziehen, liegen wir seit 2015 streckenweise bei etwas mehr als einem Prozent Wachtum pro Jahr. Das ist entschieden zu wenig. Wir bräuchten Anreize für mehr Investitionen wie degressive Abschreibungen oder Steuervorteile bei Forschungsausgaben. Aber in Berlin tut sich kaum etwas. Ich befürchte, das wird uns noch kräftig auf die Füße fallen.

Begrüßen Sie die Ankündigung von Niedersachsens Wirtschaftsminister Althusmann, 5G-Internet an jede Milchkanne bringen zu wollen?

Das tut dringend not. Mich erinnert es an die Zeit von 2003 bis 2008, wo wir uns in Niedersachsen das Ziel gesetzt hatten, im Standortwettbewerb der Bundesländer aufzuholen. Wir holen heute übrigens nur das auf, was anderswo schon längst gang und gäbe ist. In China gibt es flächendeckendes 5G. Aber immerhin, es tut sich was, das Problem ist erkannt.

Die Bundesminister Altmaier und Karliczek finden nicht, dass wir 5G bis in jeden Winkel brauchen.

Zwei Drittel aller Niedersachsen leben jenseits der Ballungsräume. Wenn wir eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung in der Fläche wollen, müssen wir zwingend 5G an der letzten Milchkanne installieren.

Warum braucht denn jemand im tiefsten Harz 5G?

Wir müssen heute schon aufpassen, dass der Harz nicht das Mezzogiorno Deutschlands wird. Wir haben im Harz auch Industrie, die im globalen Standortwettbewerb steht. Wenn bei einem bedeutenden Autozulieferer zwei volle Tage das Netz lahmgelegt ist, weil er eine Produktkonfiguration von VW herunterladen muss, wird das zur Standortfrage.



Allein die Fragen des Interviewers zeigen das ganze Dilemma in dieser Diskussion. Journalisten, die eigentlich sämtliche Möglichkeiten haben, sich in alle Richtungen zu informieren, zeigen sich naiv, ahnungslos und staatsgläubig.



Interview mit Prof. Köhler im SWR:



Immer mehr deutsche Großstädte müssen Diesel-Fahrzeuge aussperren, um die Luft sauberer zu machen. Ein Lungenspezialist bestreitet, dass Stickoxid ab dem Grenzwert gefährlich ist.

Professor Dieter Köhler ist Lungenspezialist und der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Lungenheilkunde. Er sagt, dass Studien zu Stickstoffdioxid (NO2 oder Stickoxid) falsch interpretiert worden seien.

Welche Effekte stellen sich ein, wenn nur ein paar Straßen für Diesel-Fahrzeuge gesperrt werden?


Im Prinzip ist es völlig egal, was man mit diesen NO2-Werten in diesem Grenzbereich macht. Es ist nun mal ein Verwaltungsgerichtsurteil da, weswegen die einzelnen Regionen reagieren müssen. Und die sagen, wenn dieser Grenzwert überschritten ist, müssen wir Fahrverbote verhängen. Das hat natürlich zur Folge, dass die Autos längere Umwege fahren und mehr CO2 produzieren.

Das eigentliche Problem ist aber ein ganz anderes: Stickoxide in diesen Grenzwerten sind überhaupt nicht gefährlich. Wir reden von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, das ist der Grenzwert. Ein Raucher beispielsweise erreicht über 200.000 Mikrogramm pro Kubikmeter, wenn er eine Zigarette raucht - und er fällt ja nicht tot um.

Das Problem ist, dass die Studien, die zu diesen Grenzwerten geführt haben, miserabel interpretiert worden sind. Diese Daten kann man daraus nicht ableiten und das kann man durch die Raucher widerlegen. Würde man das hochrechnen, mit diesen so genannten 6.000 Toten beim NO2, da müssten die Raucher alle nach wenigen Monaten tot umfallen, was ja nicht passiert.


Auf den Straßenverkehr übertragen bräuchten wir also überhaupt keine Fahrverbote für alte Dieselfahrzeuge, die zu viel Stickoxid ausstoßen?

So ist es. Diese Grenzwerte in diesem Bereich sind völlig ungefährlich. Das macht gar nichts. Bedenken Sie: Der Arbeitsplatzgrenzwert in Deutschland liegt bei 950 Mikrogramm, in der Schweiz sogar bei 6.000 Mikrogramm. Und wie gesagt, die Raucher liegen über 100.000. Also, das ist alles Unsinn.


Das Umweltbundesamt spricht von 800.000 Neuerkrankungen als Folge des NO2-Ausstoßes.
 


Irren sich die Beamten?

Ja. Das Umweltbundesamt hat eine Studie durchgeführt und Stadt mit dem Land verglichen. Man hat gesehen, dass die Leute auf dem Land etwas länger leben und hat das mit Stickoxid in Verbindung gesetzt. Es gibt aber tausend Gründe, warum die Leute auf dem Land länger leben. Die machen mehr Sport, rauchen weniger etc. In diesen Fragebögen kann man die zusätzlichen Einflussfaktoren in dieser Form gar nicht erfassen, und diese Studien haben schwere methodische Fehler. Das wird auch wiederholt gesagt und ich habe das auch selbst wiederholt geschrieben.


Ich möchte trotzdem noch mal auf die Raucher zurückkommen. Das heißt aber dann doch im Umkehrschluss nicht, dass der Verkehr von Dieselfahrzeugen, also der Ausstoß von Stickstoffdioxid total ungefährlich ist, oder?


In diesen Konzentrationen ist es total ungefährlich. Es fängt bei Dosen von 800.000 bis 900.000 Mikrogramm an, ab denen unbehandelte Asthmatiker vielleicht etwas reagieren. Aber Todesfälle gibt es dadurch in keinem Falle.

Wenn Sie zu Hause einen Adventskranz anzünden, liegen Sie schon über 200.000 Mikrogramm Stickoxide. Das Stickoxid verursacht im Bronchialschleim eine leichte Ansäuerung - und die hat man bei tausend anderen Sachen auch. Wenn Sie Kochsalzlösung inhalieren, haben sie eine solche Ansäuerung durch gelöste Kohlensäure und Ähnliches.

Es gibt auch keine experimentelle Datenlage, die darauf hinweist, dass das überhaupt gefährlich sein kann. In diesen Konzentrationen definitiv nicht.












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