Sonntag, 3. Februar 2019

Schwarz-weiß-TV




Bisher war die (B)lindenstraße das Flagschiff der ARD, wenn es um politisch-korrekte Erziehung des Gebühren-Zwangszahlers ging.

Blindenstraße

Der Tatort, die sonntägliche Feinadjustierung von Bürgers Hirn kurz vor dem Start der neuen Woche, lag immer dicht auf. Stets bemüht, die gesellschaftlichen Realitäten so aktuell wie möglich abzubilden, ging es regelmäßig auf Verbrecherjagd im "rechten Milieu". Oder wenn mal ein paar Milliönchen auf dem Gebührenkonto übrig blieben, kaufte man schnell einen nuschelnden "Hollywoodstar" ein und hübschte die urdeutsche Krimi-Serie ein wenig mit internationalem James Bond- oder Jason Bourne-Flair auf. Der Erfolg ist bekannt.

Doch immer war die (B)lindenstraße einen Schritt voraus. Das war wohl sowas wie Stallorder in der ARD.

Nun ist die (B)lindenstraße bald Geschichte (oder ist sie schon abgesetzt?) und jetzt muss der Tatort zwangsläufig zeitgemäß und zukunftsweisend aufrüsten. Die moderne, bunte und weltoffene Gesellschaft will medial begleitet werden.

Anais Schmitz! 

Meine Tastatur kann die beiden Punkte über dem Buchstaben i nicht wiedergeben, daher entschuldige ich hier schon mal vorsorglich für den weiteren Textverlauf die falsche Schreibweise. Ich hoffe, es fühlt sich niemand diskriminiert.

Anais Schmitz heißt also die neue Tatort-Kommissarin. Auf dem Bild oben ist sie links zu sehen. Nur falls einer so modern und bunt und weltoffen ist, dass er die weiße Frau (ja, ich habe ihr Geschlecht geraten) rechts im Bild für eine exotische Neuerung hält. Wer weiß, in 50 Jahren ist es vielleicht tatsächlich eine Neuerung, wenn der Tatort eine/n/* weiße/n/* Kommissierenden vorstellt. Aber ich will der Zeit nicht vorgreifen.

Natürlich ist Anais Schmitz von der Kategorie schwarzes Supermodel. Alles andere hätte in einem formidablen Shitstorm für die Tatort-Redaktion geendet. Die politisch korrekte Medien-Meute wäre durchgedreht, wenn Anais Schmitz eine dickarschige Mama gewesen wäre. "Typisch, die attraktive deutsche Furtwängler und daneben das schwarze hässliche Entlein".

Außerdem musste man ja auch dem verbliebenen Rest der alten weißen Männer unter den ARD-Zuschauern etwas bieten. So ein wenig rassige Exotik am Sonntagabend lässt den Alltag und die vierteljährliche Abbuchung von 51 Euro irgendwas viel besser vergessen.

Anais Schmitz - was für ein Name.

Dieser Name lässt Raum für Spekulationen. Da Anais ganz offensichtlich nicht die Tochter von Eberhard und Ilse Schmitz ist und Schmitz auch kein sehr geläufiger Name in der Region der Welt ist, aus der die Schauspielerin offensichtlich abstammt (egal ob nun selbst oder durch ihre Eltern), wäre es dramaturgisch durchaus interessant, wie sie zu dem Namen kommt.

Variante 1: sie ist irgendwo in Afrika geboren, hat es irgendwie nach Deutschland geschafft und dann hier geheiratet. So weit, so vorstellbar. 

Wie ist sie dann nach Deutschland gekommen? Mit dem Boot? Über Familiennachzug? Mit einem regulären Visum? 

Wen hat sie geheiratet? Einen Herrn Schmitz? Und warum?  Liebesheirat? Scheinehe? Wer ist Herr Schmitz? Oder ist es gar eine Frau Schmitz? Durchaus möglich, schließlich droht dem Tatort ja auch strafender Tadel aus der LGBT-Szene? Außerdem birgt eine Lesbe im Programm auch Potential für eine knisternde Zukunft. Ich meine Maria Furtwängler und sie... ach lassen wir das.

Sollte sie als "Geflüchtete" mit dem Boot nach Deutschland gekommen sein, könnte man das dramaturgisch sehr gut durch Erinnerungs-Rückblenden umsetzen. An jeder geeigneten Stelle (Gedränge, Stimmengewirr, Tote) könnte man verschwommene Bilder zeigen, die ihre Erlebnisse auf der Flucht darstellen. Und natürlich hat sie die Traumatisierung überwunden und sich zu einer deutschen Kommissarin hochgekämpft.

Variante 2: sie ist die Tochter eines afrikanischen Diplomaten oder Arbeiters und hier in Deutschland geboren. Da ein afrikanischer Diplomat oder Arbeiter wohl kaum bei Heirat den Namen Schmitz (also den Namen der Frau) annimmt, muss sie ihn also doch durch Heirat erworben haben. Es sei denn, ihre Mutter ist afrikanischer Abstammung und hat hier Egon Schmitz geheiratet und dessen Namen angenommen. Dann wäre sie eine geborene Schmitz. Dann könnte man sie auch als ledige Kommissierende (darf man noch Kommissarin sagen?) einsetzen, was wiederum für zusätzliches Spannungspotenzial unter ihren kollegial Seienden (also Kollegen) sorgen würde. 

Variante 3: Sie ist tatsächlich die Tochter von Eberhard und Ilse Schmitz aus dem Schwarzwald (Schwarzwald - was für ein Wortspiel) und ist durch eine genetische Veränderung einfach schwarz auf die Welt gekommen. Ich meine, nachdem uns "Experten" der neuen bunten Welt schon versucht haben zu erklären, dass Geschlechter willkürlich gewählt sind oder auch Männer Kinder bekommen oder zwei Frauen ganz ohne Zutun eines Mannes, wird es im Tatort sicher auch einen Experten geben, der uns diese Laune der Natur als durchaus "normal" verkaufen wird.

Wie auch immer, in jedem Fall haben die Tatort-Drehbuchschreiber ganze Arbeit geleistet. Schmitz - viel deutscher geht es nicht. Wir haben es hier also mit einer perfekt integrierten Deutsch-Afrikanerin zu tun. Sicher eine der vielen Fachkräfte, auf die wir drögen Deutschen so dringend angewiesen sind. Und es ist natürlich auch ein Zeichen an all die anderen Migranten oder Deutsche mit Migrationshintergrund: seht her, ihr könnt es schaffen. Wir brauchen Euch bei der Aufklärung der zunehmenden rechtsradikalen und rassistischen Straftaten in Deutschland.

Die Berliner Polizei senkt ja dafür extra schon seine Aufnahmekriterien, damit es auch die notorisch benachteiligten Migrantenkinder in die "Truppe" schaffen können. Allerdings wette ich, dass es Anais Schmitz in der Tatort-Realität mit Prädikatsexamen zur Kripo geschafft hat. Als Quoten-Kommissarin, die gerade so heruntergesetzte Anforderungen geschafft hat, wird sie ganz sicher nicht eingeführt werden.

Man darf gespannt sein.

Aber vielleicht werden ihre Herkunft und ihr Name auch überhaupt nicht thematisiert werden. Denn eine schwarze Kommissarin ist ja so eine selbstverständliche Normalität in Deutschland, dass man das gar nicht weiter erklären muss.





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