Montag, 7. Juli 2025

Große Not!

Bei VW läuft es aktuell entweder ganz gut oder ganz schlecht. Je nach Blickwinkel.




In Wolfsburg werden Sonderschichten gefahren, der Umsatz liegt gut über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres und man ist Marktführer in Europa.

Allerdings: die Sonderschichten in Wolfsburg betreffen ausschließlich Autos mit Verbrennungsmotor! Dort werden Golf und Tiguan produziert.

Die Gewinne erreichen aktuell auch nicht das Niveau der Vergleichsperioden und obwohl man sowohl in Deutschland als auch in Europa Marktführer bei E-Autos ist, läuft dieser Bereich nicht so, wie man es sich wünscht. Der Einäugige ist zwar auch König unter den Blinden, aber er hat eben nur ein Auge.

Daß es bei einem Produkt nicht so läuft, sieht man vor allem daran, daß versucht wird, es mit Sonderaktionen und Rabatten in den Markt zu drücken.

So verlängert VW gerade zum zweiten Mal seine Rabatt-Aktion für die E-Modelle, also die ID-Serie.

Ursprünglich nur bis März 2025 geplant, wurde die Aktion bis Juni verlängert und nun noch einmal bis September 2025.

Wären die Autos ein Verkaufsschlager, müsste man sie nicht mit viel Geld promoten. Immerhin bis zu 6.000 Euro bekommt man als Nachlass.

Die Medien versuchen immer noch, die wahren Ursachen für den schleppenden Absatz nicht zu erwähnen. Es läge an den fehlenden staatlichen Förderungen und der Konkurrenz aus China.

Jein!

Die staatlichen Förderungen haben zwar natürlich den Absatz in den letzten Jahren befeuert, aber erstens zahlt VW ja weiterhin satte Nachlässe und zweitens verkaufen sich Autos mit Verbrennermotor ja auch nach wie vor sehr gut. Ganz ohne Subventionen.

Und die Konkurrenz aus China ist bestenfalls in China selbst ein Grund! In Europa nicht, wie ich hier schon mal gezeigt habe. Chinesische E-Autos spielen hier keine Rolle. Das sind zwar die Zahlen von 2024, aber auch in diesem Jahr hat sich daran nicht viel geändert.

VW hat sogar seinen Anteil am E-Automarkt noch vergrößern können im ersten Halbjahr 2025. Inklusive der Konzernmarken Skoda und Seat haben sie einen Marktanteil von 46% in Deutschland!!!

Das Problem: all diese Erfolge finden auf einem relativ geringen Niveau statt und VW verdient kaum Geld mit diesen Modellen.

Das bedeutet also eigentlich nur, daß VW nicht ganz so schlecht abschneidet beim E-Autoabsatz wie die Konkurrenz.

Also die Gründe liegen nicht in fehlenden staatlichen Förderungen (jedenfalls nicht wesentlich) oder der chinesischen Konkurrenz, sondern es sind die alten Probleme, die ich schon so oft hier genannt habe: zu geringe Reichweite, fehlende Ladeinfrastruktur, zu teuer im Vergleich mit den jeweiligen Verbrennermodellen, bereits fast vollständig gesättigter Markt und auch Kritik an den "Tablets auf Rädern". Viele Autofahrer wollen keinen rollenden Computer mit dem Sound einer Nähmaschine.

Übrigens, kleine Anekdote aus der Nachbarschaft: selbst mit einer Wallbox in der heimischen Garage, wo man also quasi jede Nacht das Auto vollladen kann, ist das E-Auto nicht zwangsläufig erste Wahl.

Unser Nachbar hatte eine Weile einen ID.4 von VW vor der Tür stehen. Letztens stand da ein anderes Auto und ich habe ihn gefragt, ob der E-Wagen in der Werkstatt ist.

Nein. Er hat ihn nach Ende des 2-Jahres-Leasingvertrages zurückgegeben. Warum? Er fährt regelmäßig Richtung Kiel aus familiären Gründen und ihn hat genervt, daß er entweder langsam fahren muss, um Reichweite zu bekommen oder er aber oft nachladen muss auf dem Weg hin und zurück.

Jetzt steht ein kleiner VW SUV mit Dieselmotor vor der Tür.

So geht's.

Zwar bemüht sich die Politik, mit viel Druck, der Bevölkerung die E-Autos irgendwie schmackhaft zu machen, aber das hat bisher nicht funktioniert.

Neueste Idee aus Brüssel ist, das geplante Verkaufsverbot für Verbrennerautos in der EU ab 2035, welches ja mehr und mehr infrage gestellt wird, durch einen Trick schon früher zu erreichen. Man will einfach zusätzlich zu dem Verkaufsverbot E-Auto-Quoten für die großen Firmenflotten einführen.

Die Unternehmen befürchten, daß diese Quotenvorgabe schon vor 2025 100% erreichen könnte. Firmenflotten sind für 60% der Neuzulassungen von Autos in der EU verantwortlich.

Zwingt man diese zu bestimmten Quoten, muss man gar nicht mehr das Verkaufsverbot 2035 abwarten. Das erledigt sich dann von selbst.

Allerdings wird sich eher etwas anderes erledigen: die Vielfalt an Autoherstellern und Modellen! Denn wie immer haben diese EU-Bürokraten mit ihren sozialistischen Planspielen wenig bis keine Ahnung vom Marktgeschehen und damit auch nicht von Ökonomie.

Es gibt ja nicht nur den Neuwagenmarkt! Sollen auch weiterhin Neufahrzeuge verkauft werden, müssen die ehemaligen Neuwagen ja nach ein paar Jahren als Gebrauchtwagen verkauft werden. Allerdings stehen sich gebrauchte E-Autos jetzt schon die Reifen platt. Viele Händler nehmen keine gebrauchten E-Autos an, weil sie sie nicht weiterverkaufen können. Es gibt eben nicht genug Käufer, für die ein E-Auto zum Fahralltag passt.

Leasingfirmen müssen die Wagen aber nach Ende der Laufzeit zurücknehmen und stehen nun vor einem Haufen relativ neuem Schrott. Die Restwerte versauen die Bilanzen und auch mit viel Nachlässen finden sich kaum Käufer.

Es bestehen eben immer noch die anderen oben genannten Probleme. Bei Gebrauchtwagen kommt ja noch das wirtschaftliche Risiko eines wirtschaftlichen Totalschadens für den Käufer hinzu, falls die Batterie mal kaputt geht. Bei einem Neuwagen mit Garantie kein Problem, bei einem 5jährigen Gebrauchten ohne Garantie schon. Und wenn es dafür Garantien geben wird, werden sie entsprechend teuer sein.

Also man zerstört nicht nur aktuell die Autoindustrie, die noch halbwegs profitabel von den Verbrennerautos lebt, sondern man zerstört auch den Handel. Erst den mit Neuwagen, dann den mit Gebrauchtwagen.

Und wenn der Handel und die Firmenflotten nicht die geforderten Quoten erreichen, werden ganz sicher Strafzahlungen fällig. Ein EU-Gesetz soll ja schließlich umgesetzt werden. Das hilft den angeschlagenen Unternehmen sicher sehr.

Viele werden einfach ihre Geschäftstätigkeit beenden. Freiwillig oder wegen Insolvenz.

Ich jedenfalls werde meine Dieselwagen noch so lange pflegen und fahren, wie sie durchhalten.

Übrigens, was die Konkurrenz aus China angeht, habe ich diese Meldung gefunden.

Danach werden von den aktuell 129 (!!!) verschiedenen Marken bis 2030 nur noch etwa 15 übrig bleiben.

Kein Wunder, wenn man sich das subventionsgefütterte E-Auto-Wunder in China ansieht. So etwas geht nie lange gut. Und da in China alles etwas schneller und größer durchgezogen wird, kommt auch die Bereinigung schneller und stärker. Nachhaltige Wirtschaftspolitik, also daß Unternehmen langfristig am Markt bleiben wollen, ist dort kein Wert. Dort wird schnell Geld verdient und der Wohlstand der Massen muss auf Teufel komm raus gehalten bzw. noch erhöht werden. Man hat das mit E-Fahrrädern gesehen, dann mit E-Scootern und jetzt mit E-Autos. Regionale Parteifürsten geben Subventionen ohne Ende raus und verdienen zusammen mit den Unternehmern viel Geld. Und nach ein paar Jahren ist die Sause vorbei und man konzentriert sich auf ein neues Geschäftsfeld.

Die chinesische Konkurrenz steht vor denselben Problemen wie damals die Japaner und dann die Südkoreaner. Europäische Kunden haben einen anderen Qualitätsanspruch und sind auch zu einem großen Teil "Auto-Patrioten".

Japaner und Südkoreaner bauen inzwischen auch  gute Autos, aber sie können den deutschen Herstellern immer noch nicht das Wasser abgraben. Mal sehen, ob die Chinesen es schaffen. Mit ihren aktuellen E-Autos jedenfalls nicht.





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