Sonntag, 5. April 2020

Corona und Ethik





Jetzt liest man viel, es würde zu unseren ethischen Grundsätzen gehören, dass wir Menschenleben schützen müssten. Deswegen sind die Maßnahmen zur Kontaktsperre und zum Verbot der Erwerbstätigkeit ganzer Bevölkerungsgruppen gerechtfertigt, um uns Zeit zu geben, uns in einen Zustand zu versetzen, mehr Leben zu retten.

Wessen ethische Grundsätze sind das? Ethik ist das Nachdenken über Moral, also über richtiges und falsches Verhalten.

Also wessen moralische Pflicht ist es, jetzt so viele Menschenleben zu retten wie möglich?

Meine Pflicht? Die Pflicht derer, die das behaupten? Oder die Pflicht von Jens Spahn? Oder von Angela Merkel?

Wenn überhaupt, dann könnte man eine solche Pflicht den Ärzten zurechnen. Aber die tun schon, was in ihrer Macht steht. Und das teilweise unter fahrlässiger Behandlung durch den ach so "treusorgenden" Staat, der aber behauptet, alles im Griff zu haben.

Und auch Ärzte und medizinisches Personal müssen eine Abwägung machen zwischen dem Einsatz von Ressourcen und der Rettung von Leben. Denn Ressourcen sind begrenzt. Jede Ressource ist begrenzt.

Wäre es tatsächlich unser aller moralische Pflicht, alle möglichen Leben zu retten, dann müsste die Regierung sofort Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge, diverse Sportarten, Alkohol, Rauchen und auch die Hausarbeit verbieten. Denn nur so könnten all die tragischen Todesfälle auf diesen Gebieten verhindert werden.

Die Regierung müsste sämtliche Ressourcen in den Kampf gegen Krebs, Herzinfarkte, Hepatitis, AIDS und andere tödlich verlaufender Krankheiten stecken. Alte Menschen müssten alle permanent untersucht werden und bei dem geringsten Anschein einer Erkrankung, die tödlich enden könnte, an sämtliche verfügbare medizinische Apparate angeschlossen werden.

Bei solchen Überlegungen wird sich jeder sofort an den Kopf fassen und mehr oder weniger begabt irgendwas in Richtung Risikobewertung äußern. Denn schließlich haben Auto fahren und Flugzeug fliegen und Hausarbeit ja einen Zweck. Die meisten Menschen tun das ja nicht nur einfach so aus Langeweile.

Und man würde über Aufwand und Nutzen reden, so komisch das bei Menschenleben auch klingt.

Aber da wir keine begrenzten Ressourcen haben, MÜSSEN wir über Aufwand und Nutzen reden. Denn jede Maßnahme kostet Geld und Zeit und Energie.

Wir sehen leicht, dass es keine moralische Pflicht gibt, so viel Menschenleben wie möglich zu retten. Denn das würde bedeuten, alle verfügbaren Ressourcen dorthin zu allokieren und sämtliche gefahrgeneigten Tätigkeiten zu verbieten.

Es kann eigentlich nur darum gehen, die Risikogruppen so gut wie möglich zu schützen, soweit sie es nicht selbst tun können. Und dafür muss man nicht Millionen Menschen verbieten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Politiker und Staatsbedienstete haben da leicht reden. Ihr Einkommen ist sicher. Auch viele Angestellte in größeren Firmen können noch eine Weile über die Runden kommen.

Aber es gibt Millionen von Menschen, die auf jeden Euro angewiesen sind. Die sich und ihre Kinder weiter ernähren müssen, die weiter ihre Miete und ihre Versicherungen und ihren Autokredit zahlen müssen. 

Was ist jetzt mehr wert? Die Sorge von Millionen um ihr eigenes Leben oder die Sorge um einen 105-jährigen, der mit schweren Erkrankungen in einem Pflegeheim stirbt und bei dem dann auch noch zufällig Corona entdeckt wurde?

Und es klingt hart und unempathisch, aber: Menschen sterben! Jeden Tag! In jeder Altersgruppe! An allen möglichen Ursachen!

Das Durchschnittsalter der sog. "Corona-Toten" in Deutschland liegt bei 81 Jahren!

Das ist so ziemlich punktgenau die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland. Also all diese Menschen wären so oder so jetzt gestorben, denn es ist ja völlig absurd zu glauben, dass ohne Corona die Lebenserwartung in diesem Frühjahr erheblich angestiegen wäre. Wenn man diese Menschen jetzt zu "Corona-Toten" erklärt, dann impliziert das, dass es sonst keine normalen Todesfälle entsprechend der Lebenserwartung gegeben hätte. Oder es impliziert, dass diese Toten alle dazu kommen zur Normalsterblichkeit. Nur lässt sich nirgendwo eine dramatische Erhöhung der gesamten Sterblichkeit feststellen. Mit ein, zwei Ausnahmen, nämlich zB in Italien in der Altersgruppe >65 Jahre in der letzten Woche (laut Statistik der inzwischen bekannten Seite euro MOMO). Aber auch dieser leichte Anstieg gegenüber dem Durchschnitt liegt noch erheblich unter früheren Anstiegen.

Und solange die Gesamtmortalität in den Ländern nicht signifikant und über das Übliche hinaus ansteigt, kann man nicht von einer tödlichen Pandemie reden, von der wir uns alle aussperren müssen. Denn die "normale Sterblichkeit", die jeden Tag in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Privatwohnungen vorkommt, fällt ja jetzt nicht weg, nur weil ein neuer Virus bekannt wurde.

Und was machen wir eigentlich nächstes Jahr, wenn ein neuer, bisher unbekannter Influenza-Virus entdeckt wird, der sich pandemisch über die ganze Welt ausbreitet, so wie es jedes Jahr geschieht. Denn Viren müssen neu sein, um sich ausbreiten zu können. Dass ein Virus neu ist, ist eine völlig normale Sache.

Was machen wir dann?

Nehmen wir dann die bisherigen Statistiken von Influenza aus der Vergangenheit zur Hand und verhängen wieder Kontaktsperren und Arbeitsverbote?

Wir haben ein Gesundheitssystem, welches über Jahrzehnte in einen gewissen "eingeschwungenen Zustand" gekommen ist. Man ist in der Lage, die üblichen Schwankungen zu ertragen und hat noch einen kleinen Puffer für besondere Ereignisse.

Aber wenn nun die Natur mit einer neuen "Idee" um die Ecke kommt und uns etwas vor die Nase setzt, für das wir keine Vorsorge haben, sollen wir dann alle Menschen des Landes oder der Welt davon abhalten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sie alle zu Anhängigen der Versorgungseinrichtungen des Staates zu machen, die zudem noch auf Geld basieren, das der Staat nicht hat?

Oder sollen wir nun für den Fall der Fälle, der alle paar Jahre auftreten kann, eine gigantische Vorsorge treffen, damit wir auf jeden Fall auf alle möglichen Entwicklungen vorbereitet sind? Wollen wir dafür bezahlen?

Nein, wir sind Teil der Natur und zur Natur gehört auch das Sterben. Wir können uns nicht auf alles vorbereiten und gegen alles absichern. Und wir wollen das auch nicht. Das beweisen unsere alltäglichen Tätigkeiten, die das Risiko des Todes innehaben.

Wir machen eine Risikoabschätzung, eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Wir sind nicht bereit, all unsere Ressourcen in die Verhinderung des Todes zu stecken, denn dann würden wir nicht mehr fliegen und Rad fahren und Auto fahren und Sport treiben und Haushaltsarbeit durchführen. Wir würden uns ins Bett legen und in Ermangelung eines Einkommens auf Hilfe anderer angewiesen sein, deren angebliche moralische Pflicht es ist, unser Leben zu retten.


Und dieses moralische Verhalten wird auch noch ausgerechnet dem Staat auferlegt, der nicht mal in der Lage ist, ausreichend Schutzmasken und Arztkittel vorrätig zu halten. Dieses moralische Verhalten wird von Staaten verlangt, die ansonsten Menschen in Kriege schicken und deren Leben riskieren, die ansonsten Kürzungen im Gesundheitswesen beschließen, die ansonsten Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Alkohol und Zigaretten einnehmen usw...

Nein! Es gibt diese allgemeine moralische Pflicht des Erhalts von Leben nicht.  Denn die Konsequenz davon ist der Stillstand! Es ist das Ende vom Leben. 

Die absolute moralische Pflicht, alle Leben zu erhalten, muss zwangsläufig in einer Beendigung jeglicher menschlicher Tätigkeit enden, denn jede Tätigkeit kann direkt oder indirekt zum Tod führen. Denn selbst der Versuch, Menschenleben zu retten, kann zum Tod führen, durch Ansteckung oder Überlastung oder Depressionen angesichts des täglichen Leids, das die Natur mit sich bringt.

Und wenn bei alledem nirgends auf der Welt erhöhte Gesamtsterblichkeitswerte zu erkennen sind, die dramatisch wären, dann sind die Kontaktsperren und das Arbeitsverbot für Menschen unverantwortlich und führen zu weitaus größeren Schäden als der Virus. In jeder Hinsicht! Denn auch die anderen Menschen haben ein Recht auf Leben!


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