Was haben sich "Journalisten" und Klugscheißer in Sozialen Medien in den letzten Wochen Mühe gegeben, die US-Wirtschaft an den Rand des totalen Abgrunds zu lügen...
Die Realität sieht dann wieder mal nicht ganz so dramatisch aus:
"Die US-Wirtschaft ist zu Jahresbeginn weniger stark geschrumpft als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,2 Prozent zurück, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag in einer zweiten Schätzung mitteilte. Zunächst war von minus 0,3 Prozent die Rede gewesen.
Im Schlussquartal 2024 hatte es noch zu einem Anstieg von 2,4 Prozent gereicht. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung sei hauptsächlich auf höhere Importe und weniger Ausgaben der Regierung zurückzuführen. Dem gegenüber stünden jedoch höhere Investitionen sowie Verbraucherausgaben und Exporte."
Und wenn man liest, daß Investitionen sowie Verbraucherausgaben und Exporte höher sind als in Q4 2024, dann bedeutet das, daß Importe und weniger Regierungsausgaben diesen Anstieg im Saldo kompensiert haben. Einen kleinen Teil machen die gesunkenen Staatsausgaben aus, wobei sich dabei vor allem die Einsparungen der US-Regierung bemerkbar machen, Die Ausgaben der US-Bundesstaaten sind nur sehr wenig zurückgegangen (Quelle: mehrfache Abfrage bei Perplexity).
Der große Brocken des statistischen Rückgangs des BIP fällt jedoch auf die massiv gestiegenen Importe!
Es gab erhebliche Vorzieheffekte der Unternehmen in Anbetracht der bevorstehenden Zollerhöhungen.
Die Importe sind gewaltig angestiegen!
Im 1. Quartal 2025 lagen sie bei etwa 1.890 Mrd. USD. Im 4. Quartal 2024 lagen sie bei etwa 838 Mrd. USD, also ein Anstieg von über 1 Bio. USD!
Im Gesamtjahr 2024 wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von etwa 3.350 Mrd. USD in die USA importiert.
Also allein im 1. Quartal 2025 haben die USA mehr als 56% des gesamten Jahreswertes 2024 importiert, also die Menge, die regulär in mehr als 2 Quartalen eingeführt wird.
Man sieht also sehr schnell, daß dieser "Rückgang" der US-Wirtschaft nur ein statistischer Wert ist, weil bei der Berechnung des BIP die Importe von den Exporten abgezogen werden.
Tatsächlich, im realen Leben, bedeutet das keinen wirtschaftlichen Rückgang! Der zeigt sich nur rechnerisch.
Im Übrigen führen höhere Importe auch zu Wachstum im Inland selbst. Importierte Waren müssen einfuhrtechnisch abgewickelt werden, die Waren müssen von Speditionen in Lager transportiert werden, die Häfen erzielen Wachstum, Bestandswaren müssen schnell abverkauft werden, um Platz für die neuen Importe zu schaffen, höhere Bestände können zu Preissenkungen führen, was wiederum den Absatz im Inland ankurbelt. Und so weiter...
Da inzwischen die Zölle wieder gesenkt wurden, ist in den kommenden Monaten mit einer Normalisierung zu rechnen. Und die Vorzieheffekte bei den Importen im 1.Quartal werden natürlich zu einem Rückgang der Importe in Q2 und Q3 führen. Man hat ja schon mehr Waren importiert, als man üblicherweise verkaufen kann. Die muss man erstmal wieder im Markt absetzen. Und hohe Importe im 1. Quartal sind auch eine Belastung der Liquidität der Unternehmen. Diese abgeflossenen Mittel müssen erst wieder eingespielt werden durch Verkäufe.
Es ist also anzunehmen, daß wir in Q2 2025 ein deutliches Wachstum der US-Wirtschaft gegenüber Q1 2025 sehen werden, was aber natürlich nur rechnerisch, statistisch stattfindet.
Wie immer gilt auch hier: Vorsicht bei Statistiken. Es kommt immer darauf an, wie eine Zahl berechnet wird, also welche Einflussfaktoren wirken und auch, welche Zeiträume man betrachtet. Und gerade das BIP ist durch die riesige Zahl an wirtschaftlichen Transaktionen, bei der einfach sehr viel geschätzt werden muss, nur ein sehr grober Indikator für die Lage der Wirtschaft. Zumal auch Staatsausgaben enthalten sind.
Viel interessanter ist da die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Ich zitiere da gern mal Perplexity:
"Im ersten Quartal 2025 entwickelte sich der US-Arbeitsmarkt wie folgt im Vergleich zu den Vormonaten:Arbeitslosenquote:
Die Arbeitslosenquote lag im Januar 2025 bei 4,0 %, stieg im Februar auf 4,1 % und erreichte im März sowie April 2025 4,2 %235678. Dies ist der höchste Stand seit November 2024, aber immer noch moderat im historischen Vergleich.
Neu entstandene Stellen:
Im Januar 2025 wurden 143.000 neue Stellen geschaffen4. Im Februar und März lag der Beschäftigungszuwachs jeweils niedriger als erwartet, zudem wurden die Zahlen für diese Monate nachträglich um insgesamt 58.000 Stellen nach unten korrigiert3. Im April 2025 wurden 177.000 neue Stellen geschaffen, was über den Erwartungen lag35.
Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung:
Die Zahl der Arbeitslosen stieg im April um 82.000 auf 7,165 Millionen, während die Beschäftigung um 436.000 auf 163,944 Millionen zunahm. Die Erwerbsbeteiligungsquote stieg von 62,5 % auf 62,6 %, und das Beschäftigungsverhältnis erhöhte sich von 59,9 % auf 60 %5.
Fazit:
Der US-Arbeitsmarkt zeigte im Q1 2025 trotz eines leichten Anstiegs der Arbeitslosenquote weiterhin robuste Beschäftigungszuwächse. Die Zahl der neu entstandenen Stellen lag im Bereich von 143.000 bis 177.000 pro Monat, wobei der Arbeitsmarkt angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und Zollmaßnahmen insgesamt widerstandsfähig blieb345."
Mein Fazit: Das ganze Geschrei über den Kollaps der US-Wirtschaft ist wieder mal nur Propaganda der Medien.
Natürlich haben Zollerhöhungen Auswirkungen. In den USA und im Ausland.
Man muss quasi bei jeder Meldung vorsichtig sein, insbesondere, wenn sie "politisch belastet" sind, wie im Falle von "Trumps Amerika".
Nichts in der US-Wirtschaft ist im historischen Vergleich dramatisch. Und jeder, der sowas erzählt, lügt!
Übrigens: auch die deutsche Wirtschaft schrumpft so um 0,2 bis 0,5%. Allerdings ist hier zu beachten, daß unsere Wirtschaft stark vom Export lebt. Die Hälfte unserer Industrieproduktion geht üblicherweise ins Ausland. Das ist aber Wertschöpfung im Land! Hier haben wir es also tatsächlich mit einem wirtschaftlichen Rückgang zu tun, der eigentlich noch höher ist als die saldierte Zahl, weil bei uns die Staatsausgaben steigen!