Samstag, 14. April 2018

Warum hat Trump Syrien angegriffen?

Seit heute morgen dreht sich bei mir alles um die Frage: Warum hat Trump die Luftschläge auf Syrien angeordnet?




Okay, die offizielle Erklärung ist einfach: Assad hat Giftgas eingesetzt, "die zivilisierte Welt" muss darauf reagieren. Kennen wir, bla bla bla...

Wer sich nur ein wenig abseits der Mainstreammedien informiert, weiß, dass das nun wirklich nicht der Grund ist. Es ist nur ein Vorwand. Bis heute wurden keine Beweise vorgelegt, dass das Giftgas von der syrischen Regierung stammt, geschweige denn, dass es überhaupt einen solchen Giftgasangriff gegeben hat. 

Die einzigen "Beweise" sind Videos der sog. "Weißhelme", einer von den USA und GB massiv finanzierten "Hilfsorganisation", die oft exklusiv bei angeblichen Angriffen als Helfer dabei ist, sehr viel Wert auf feinstes Filmmaterial legt (gibt es solche Aufnahmen auch vom DRK, vom Roten Halbmond oder gar von Unfallsanitätern in der Aufnahmestelle der Krankenhäuser?), von syrischen Bürgern sehr kritisch gesehen wird und schon durch einige Foto- und Filmpannen aufgefallen ist.





Oder hier:

Weißhelme. Kamera? Läuft. Ton? Läuft. 

Sogar die deutschen "Qualitätsmedien" haben Zweifel an der offiziellen Version geäußert. Zurückhaltend zwar, aber immerhin. Das ZDF berichtete online darüber, dass UN-Mitarbeiter vor Ort keinerlei Beweise für einen Giftgasangriff gefunden haben.

ZDF: keine Beweise für Giftgas

Auch die ARD ließ in ihrem Mittagsmagazin kritische Stimmen über die "Weißhelme" und über die Hintergründe des vermeintlichen Giftgasangriffs zu Wort kommen.

Es ist für jeden offensichtlich, dass die Angriffe der "Westmächte" ohne Beweise und ohne völkerrechtliche Legitimation sind und nicht der wahre Grund sein können.

Warum also diese Angriffe?

Noch am 30.03.2018 hat Trump angekündigt, die US-Truppen aus Syrien abziehen zu wollen. Okay, er macht öfter mal Ankündigungen per Twitter, die dann später revidiert werden, aber schon eines seiner zentralen Wahlkampfmotive war, die USA weniger als Weltpolizisten einzusetzen und sich mehr um den inneren Zustand Amerikas zu kümmern. Und um Wirtschaft und Welthandel. 

Persönlich glaube ich immer noch, dass Trump keinerlei politisches Interesse an Syrien hat. Das passt nicht zu ihm. Er hat Kriege seit jeher verabscheut und war immer der "Dealmaker". Verhandlungen sind seine Sache. Und Dinge vorwärts bringen.

Weshalb jetzt diese Kehrtwende? So plötzlich, inklusive der drohenden Tweets gegenüber Russland und inklusive der heuchlerischen Begründungsrede nach dem Angriff auf Syrien.

Für mich kommen vor allem drei Gründe in Betracht.

Der erste Grund: Trump kämpft nach wie vor gegen seine inneren Feinde im "Deep State", gegen die Netzwerke aus Militär, Geheimdiensten, Finanzwirtschaft, Medien und Politik. Es ist nun mal nicht so, dass ein US-Präsident immer und ausschließlich dieselbe Meinung vertritt wie seine  Administration. In allen Ministerien, im Kongress, in den Geheimdiensten, im Militär, in der Wirtschaft, selbst im Weißen Haus gibt es für jeden US-Präsidenten Gegenspieler, die eigene Pläne verfolgen. Seien es Karrierepläne oder finanzielle Interessen.

Die Spielchen der CIA im Ausland zum Beispiel, oft ohne dass die jeweiligen Präsidenten darüber vollständig informiert waren, sind über die Jahrzehnte bekannt geworden. Alle Präsidenten stehen mitten in diesem Netz aus widerstrebenden Interessen. Und Donald Trump erst recht, da er dieses System eigentlich bekämpfen wollte.

Vielleicht wollte er mit dem Angriff auf Syrien Zeit gewinnen, seine Widersacher und die Kriegstreiber etwas beruhigen und vielleicht waren die Angriffe, trotz öffentlicher Bekundung, doch mit Russland abgesprochen. Denn was hat Trump denn angreifen lassen? Bzw. was hat er nicht angreifen lassen?

Er hat angeblich drei Forschungseinrichtungen oder chemische Fabriken bombardieren lassen. Die syrische Armee oder Regierungseinrichtungen wurden nicht angegriffen und auch russische Stellungen wurden explizit vermieden. Und Todesopfer gab es, nach unterschiedlichen Angaben keine oder nur sehr wenige.

Ein "Vergeltungsschlag" gegen das abscheuliche Regime Assad, wie es Trump danach in seiner Begründung im TV in martialischen Worten ausdrückte, war das nicht. Das hätte anders ausgesehen. Und es war auch kein Schlag gegen Russland, welches er in seiner Ansprache auch ziemlich direkt angegriffen hatte.

Es könnte sich um einen symbolischen Schlag gehandelt haben, um Zeit zu gewinnen und die inneren Feinde zu besänftigen.


Der zweite Grund ist etwas komplizierter gelagert, hat innenpolitische Ursachen und hängt direkt mit Trumps Persönlichkeit zusammen.

Machen wir uns nichts vor: obwohl Trump mir sehr sympathisch in seinem Kampf gegen die heuchlerische und verbrecherische Verbindung aus Medien, Politik, Militär und Wirtschaft ist, ist er natürlich ein kleiner (oder großer) Psychopath. 

Jeder Führer in einer solchen Position, egal in welchem Land, selbst Chefs von großen Unternehmen und auch Anführer in kleineren sozialen oder wirtschaftlichen Einheiten haben fast immer und auch notwendigerweise psychopathische Züge. Kein Mensch, der nicht über Charaktereigenschaften von Psychopathen verfügt, schafft es in solche Positionen. Die Ausprägung ist von Fall zu Fall sicher unterschiedlich, aber die Grundzüge sind immer da. Oft verstärkt auch das jahrelange Innehaben von Spitzenpositionen diese Charaktereigenschaften oder bilden sie erst heraus.

Man schaue sich nur Angela Merkel vor 15 Jahren am Beginn ihrer Macht an und heute. Sie hatte damals noch die Aura einer zurückhaltenden, etwas naiven und immer freundlich lächelnden Frau, während sie heute nur noch die Kälte der Macht und das roboterhafte Funktionieren im System ausstrahlt.

Und wenn man sich die Sache mal ganz banal betrachtet, vom Leitbild eines körperlich und psychisch gesunden Menschen aus, dann benötigt es dafür regelmäßige Phasen von Anspannung und Entspannung. Ohne die Phasen der Entspannung werden wir seltsam, aggressiv, schlecht gelaunt und evtl. auch krank. Schon kleine atmosphärische Störungen unter Kollegen oder im Freundeskreis lassen uns normale Menschen manchmal tagelang grübeln und schlecht schlafen und uns unwohl fühlen.

Politiker wie Trump oder Merkel haben diesen Stress täglich fast rund um die Uhr. Sie stehen im Zentrum einer Informationsflut, bei der sie Entscheidungen auf Basis der Informationen treffen müssen, sie sind umgeben von politischen Gegnern und müssen jeden Schritt genau abwägen, ohne eigentlich genügend Zeit dafür zu haben, sie haben Terminkalender voll von früh bis abends, reisen durch die Welt und auch die Entspannungsphasen können nicht wirklich entspannend sein.

Wenn sich Trump hinlegt, dann steht Putin am anderen Ende der Welt gerade auf und wie ruhig wird ein Präsident da wohl einschlafen und durchschlafen können, wenn er sich Gedanken macht, wie die Welt wohl morgen aussieht, wenn er wieder aufwacht. Was hat Putin gemacht, was die Chinesen, was Assad? Und es gibt ja noch mehr Dinge und Orte auf der Welt, um die sich ein US-Präsident ständig Gedanken machen muss. 

Und aus vielen amerikanischen Politkrimis kennen wir alle diesen einen Satz des Stabschefs des Weißen Hauses: "Wecken sie den Präsidenten."

Diese Leute arbeiten also ständig  an der psychischen und körperlichen Belastungsgrenze. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Diese Leute müssen zu Psychopathen werden oder ihre Psychosen müssen sich noch verstärken.

Zu Trumps Psyche gehört auch zweifellos sein grenzenloses Ego. Er ist der Macher. Er verliert nie. Was er sagt, wird gemacht. Und keiner kann etwas besser als er. So seine Selbstsicht, dank derer er es auch zum US-Präsidenten geschafft hat.

Und damit bin ich bei dem zweiten möglichen Grund für Trumps Entscheidung, Syrien anzugreifen.

Es kann sein, dass innenpolitische Gegner dieses Ego ausnutzen und ihn in diesen Krieg zwingen wollen, weil er allen zeigen will, dass er der Mächtige im Staat ist.

Wie komme ich darauf? 

Es gibt Berichte, dass Trump nach den Angriffen auf Syrien sauer auf seinen Verteidigungsminister Mattis war, weil der angeblich mehr Zurückhaltung bei den amerikanischen Angriffen gefordert hat. Aus Angst vor Russland.

Was, wenn bestimmte Kreise/Personen intern einen künstlichen Wettstreit darüber ausgelöst haben, wer sich mehr traut und wer da Sagen hat in den USA? 

So etwas kann man durch Gerüchte, Fehlinformationen, inszenierte Streitereien recht einfach anfangen und gehört wahrscheinlich zum Rüstzeug eines jeden amerikanischen Spitzenpolitikers. Und wenn man dann noch um das grenzenlose Ego eines Donald Trump weiß...

Mag sein, dass intern über ihn als Feigling und Weichei gespottet wurde. Dass er Angst vor Putin hätte oder außenpolitisch eh nur ein Leichtgewicht sei. Und mag sein, dass man das ihn zu Ohren hat kommen lassen.

Und wir wissen: niemand sagt Donald Trump, dass er ein Feigling wäre.

Mag also sein, dass seine Reaktion provoziert wurde, weil man weiß, dass er sein Ego über alles stellt.

Was erreicht man damit?

Man schwächt einerseits seine Wählerbasis in den USA, denn Kern seines Wahlkampfes war, dass sich die USA nicht mehr in äußere Konflikte einmischt sondern dass er sich um die Situation im Land kümmert. Viele seiner Wähler wären jetzt enttäuscht von diesem Militärschlag gegen Syrien ohne wirkliche Beweise.

Zweitens steht er jetzt als jemand da, dessen Anordnungen doch nicht befolgt werden, denn wie es hieß, hatte er umfangreichere Angriffe angeordnet und Mattis hat diese wohl etwas abgeschwächt. Auch das beschädigt seine Aura bei seinen Wählern. 

Und man könnte erreichen, dass er weitere, schlimmere Militärschläge anordnet, wobei ihm Syrien und Russland dabei völlig egal sind, sondern es ihm nur um sein Ego geht.

Ich hoffe, dass der erste Grund zutrifft. Der zweite Grund wäre verheerender. 

In jedem Fall sind das für mich die beiden plausibelsten Begründungen für den Militärschlag, den man eigentlich von Trump so nicht erwartet hätte. Jedenfalls noch vor einer Woche nicht.

Was ich ausschließe ist, dass Trump tatsächlich glaubt, Assad würde Giftgas einsetzen, Assad wäre eine Bedrohung für den Weltfrieden und um Assad wegzubekommen, würde er sich auch mit Russland anlegen. 

Ich schließe auch aus, dass Trump vom System "Deep State" bereits korrumpiert wurde. Eher wird er intern bedroht. Oder nahestehende Personen. Das wäre dann der dritte Grund.

Wahrscheinlich ist es auch eine Mischung aus allen drei Gründen, jeder mit unterschiedlicher Gewichtung.

Am plausibelsten halte ich den ersten Grund. Dafür spricht für mich die relative Harmlosigkeit des Angriffes, die zurückhaltende Reaktion Putins und dass weitere Schläge vorerst nicht angekündigt werden.

Hoffen wir, dass es dabei bleibt. Denn ein Krieg ist das Schlimmste, was Menschen, egal wo auf der Welt, passieren kann.

Jetzt am Ende fällt mir noch ein vierter Grund ein. Die Angriffe erfolgten kurz bevor unabhängige Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) den Vorfall vor Ort in Duma untersuchen wollten. Vielleicht sollten Spuren verwischt werden oder die Arbeit der OPCW behindert oder verhindert. Und Trump wusste um die wahre Herkunft des Giftgases oder dass es evtl. gar keinen Giftgasangriff gegeben hat und konnte es aus verschiedenen Gründen nicht zulassen, dass das herauskommt.

Darüber müsste man aber erst mal neu nachdenken.



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