Sonntag, 6. August 2023

Zeitenwende oder Kreide für den Wolf?

Das IPCC hat einen neuen Chef. Im April 2023 wurde der Schotte Jim Skea von Großbritannien nominiert, im Juli wurde er dann gewählt.

In zwei Interviews mit dem "Spiegel" und DPA sagte er nun, daß man die Gefahr einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad (gegenüber einem imaginären vorindustriellen Niveau) nicht überbewerten solle.

Darüber berichtet die Deutsche Welle in ihrer englischen Ausgabe.



Hier bei Twitter.

Dies steht im Gegensatz zu vielen Äußerungen führender Politiker und "Klimawissenschaftler" in den letzten Jahren, allen voran UNO-Generalsekretär Guterres (hier oder hier).

Ist das nun eine Zeitenwende in der internationalen Klimapolitik? Setzt sich langsam die Erkenntnis durch, daß die Panik übertrieben war und daß es mit dem Klimawandel am Ende gar nicht so schlimm ist?

Vielleicht.

Ich befürchte aber eher, daß es sich vielmehr lediglich um eine Änderung der Kommunikation handelt. Der Wolf hat ein wenig Kreide gefressen.

Ich bin sicher, daß alle Verantwortlichen wissen, daß die Angst vor einer Klimakatastrophe unbegründet ist. Dennoch hängt zu viel Geld, Macht und Prestige an diesem Instrument der Politik (Angst ist schon immer ein Mittel der Politik), als daß man das jetzt einfach beenden oder herunterfahren würde.

Nein, man ändert eventuell einfach nur die Kommunikationsstrategie, so wie es schon bei den Aktionen der Umwelt-Terroristen von "Letzte Generation" oder "Extinction Rebellion" zu beobachten war.

Auf einmal kamen Promis und "zufällige Passanten" zu Wort, die in Talkshows und Fernsehsendungen darauf aufmerksam machten, daß die Ziele und Absichten der "Klimaschützer" ja ehrenwert und richtig seien, aber man könne das nicht gegen die Bevölkerung tun. Man müsse andere Mittel einsetzen als Straßenblockaden und Nötigung. Politische Mittel.

Und zack, schon hat man das Ganze etwas beruhigt.

Man geht auf die Verärgerung der Leute ein, nimmt ihre scheinbar Sorgen ernst, zeigt Verständnis für ihre Wut über die Behinderung auf dem Weg zur Arbeit oder zum Arzt oder einfach nur zu Freunden und spielt den starken Staat! Aber nicht, ohne darauf hinzuweisen, daß die sog. "Klimaaktivisten" dennoch Recht hätten!

Die Politik muss jetzt halt Maßnahmen ergreifen. Und wie immer, wenn die Politik Maßnahmen ergreift, spürt es der Bürger weniger direkt als bei einer Straßensperre! Neue Steuern und Abgaben können auf viele Schultern verteilt werden. Neue Gesetze und Einschränkungen der Freiheit der Menschen können Stück für Stück eingeführt werden, so daß die Leute jedes Mal denken, daß es ja nicht so schlimm ist, was da jetzt wieder beschlossen wurde. Die Leute vergessen eben schnell, welche Grad der Freiheit sie vor vielen Jahren einmal hatten. Alle paar Jahre kommen neue Jugendliche hinzu, die nun ins Erwachsenenalter eintreten, sich für Politik interessieren und gar nichts anderes kennen als die bisherigen Freiheitsbeschränkungen. Das ist für sie der Normalzustand! Eine kleine weitere Einschränkung ist doch da nicht so schlimm!

Und da die Politik weiß, daß das ganze Theater um die drohende Klimakatastrophe nur ein großes Schauspiel ist, haben sie auch alle Zeit der Welt! Sie müssen nicht mehr auf Panik machen und sich in Katastrophen-Rhetorik überbieten.

Im Gegenteil: diese Dramatisierung der Lage wendet sich auf Dauer sogar gegen sie. Schließlich gibt es eine Menge von leicht beeinflussbaren Jugendlichen und Erwachsenen, die das alles ernst genommen haben. Die radikalisieren sich nun. Und deren Wut ist ja echt, denn sie glauben, daß die Welt dem Untergang geweiht ist. Und sie wenden sich erst gegen die normalen Menschen mit Straßensperren, später würden sie sich gegen die Politiker wenden, wenn sie mitkriegen, daß die Politik es mit weiteren Maßnahmen gar nicht so eilig hat.

Gleichzeitig wenden sich immer mehr normale Menschen gegen die Politik, weil sie einerseits genervt sind von den Aktionen der sog. "Klima-Aktivisten" und andererseits selbst immer mehr begreifen, daß die Panikmache völlig übertrieben ist, bis hin zu einer großen modernen Lüge!

Nimmt man jetzt rhetorisch ein wenig den Fuß vom Gas, werden künftige Jahrgänge von jungen Erwachsenen weniger radikalisiert und die Menschen gewinnen den Eindruck, als wenn Sinn und Verstand und Sachlichkeit Einzug gehalten hätten in die Klimapolitik. Sie fühlen sich wieder ernst genommen und sind einverstanden mit stückweiser Einschränkung ihrer Freiheiten. Schließlich reden die Politiker ja jetzt ganz sachlich und ruhig über das Thema und wollen nicht von heute auf morgen das Leben der Menschen einschränken.

Der neue IPCC-Chef drückt es ja so aus:

"If you constantly communicate the message that we are all doomed to extinction, then that paralyzes people and prevents them from taking the necessary steps to get a grip on climate change,"

"The world won't end if it warms by more than 1.5 degrees,"

"It will however be a more dangerous world."

"Wenn du permanent die Botschaft sendest, daß wir mit Ausrottung bestraft werden, paralysiert das die Menschen und hält sie davon ab, die notwendigen Schritte zu tun, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen."

"Die Welt wird nicht enden, wenn sie sich mehr als 1,5 Grad erwärmt."

"Es wird aber auf jeden Fall eine gefährlichere Welt werden."

Er erklärt weiter, daß jede Maßnahme, die ergriffen wird, im Kampf gegen den Klimawandel helfen würde. Kurzfristig ist das der weitere Ausbau der sog. Erneuerbaren Energien, um die CO2-Emissionen von fossilen Brennstoffen zu verringern.

Auf längere Sicht würden dann neue Technologien wie CO2-Verpressung in den Boden dazukommen.

Er sagte, daß es schwierig ist, die Gewohnheiten und den Lebensstil der Menschen zu ändern. Kein Wissenschaftler sollte einem Menschen sagen, wie er leben oder was er essen soll.

Klingt vernünftig, oder? Da denkt sich doch der normale Mensch: endlich mal einer, der es gut mit mir und dem Planeten meint.

Aber der Trick ist durchschaubar. Man erhöht einfach in kleinen Stücken die Temperatur im Wassertopf, in dem der Frosch sitzt.

Skea denkt da auch schon im größeren Rahmen. Anstatt den Menschen direkte Vorschriften zu machen, will man quasi durch Veränderung der Rahmenbedingungen die Menschen zum Ändern ihrer Lebensgewohnheiten bringen.

Deswegen will er Städteplaner, Landbesitzer und Geschäftsleute und Unternehmen einbinden. Sie sollen in den Kampf gegen den Klimawandel eingebunden werden. Anstatt den Menschen das Auto zu verbieten, werden eben einfach Städte verändert, Straßen verkleinert oder rückgebaut, Auflagen bei der Herstellung "schädlicher Produkte" erhoben, so daß es schlicht zu unbequem und teuer wird, so zu leben wie bisher. 

Die Politik will sich einfach in immer mehr Bereiche des Lebens einmischen und dort ihre Pläne indirekt umsetzen, anstatt die Menschen mit direkten Verboten zu ärgern. Denn das Mantra des Klimawandels bleibt erst einmal bestehen.

An eine Art "Gorbatschow des IPCC", also eine Veränderung des Systems von innen heraus (schließlich ist Skea seit Gründung des IPCC dort aktiv), möchte ich nicht glauben. Es sei denn, es haben jetzt genug Leute genug Geld mit dem Mantra des Klimawandels verdient und die Mächtigen der Welt erkennen, daß all die "New Green Deals" und "Great Resets" die Wirtschaft und damit den Geldfluss nur abwürgen. Und so lassen sie dieses Thema langsam auslaufen, nehmen noch so viel Geld mit wie es geht und füttern eventuell in der Zwischenzeit eine neue Sau ein, die sie dann in ein paar Jahren durch's globale Dorf jagen können.

Aber ich tendiere eher zur ersten Version. Denn jemand, der quasi sein gesamtes Leben im staatsnahen Bereich und in Internationalen Organisationen verbracht hat, die sich mit der Regulierung der Freiheit des Individuums beschäftigen, wird nicht von heute auf morgen zum Diener der Freiheit.



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