Samstag, 28. Juni 2025

Wenn der Staat eine Idee hat...

Staatliche Vorgaben für die Wirtschaft waren noch nie sinnvoll und werden es nie sein.

Ausbauziele für Windanlagen oder Ladeinfrastruktur? Weit verfehlt!

Ziele zur Reduzierung von CO2-Emissionen? Weit verfehlt!

Ziele für die Zahl von E-Autos auf dt. Straßen? Weit verfehlt!

Ankurbelung des Absatzes von E-Autos? Strohfeuer mit negativen finanziellen Auswirkungen, die korrigiert werden mussten.

Das mit den negativen finanziellen Auswirkungen gilt natürlich auch für die anderen Ziele.

Hinzu kommt, daß die politischen Ziele oft an den technologischen und marktwirtschaftlichen Realitäten vorbeigehen.

Ein weiteres, aktuelles Beispiel sind die Ziele für den Einbau von sog. "Smart Metern".




Die Politik wirbt ja für diese "intelligenten Stromzähler" damit, daß man flexibel auf Netz- und Marktsignale reagieren und damit viele Mrd. an Euro einsparen kann.

Die Zielmarken: 20 Prozent bis Ende 2025, 50 Prozent bis 2028, 95 Prozent bis 2030.

Die Realität: "Nur 2,18 Prozent aller Messstellen in Deutschland sind mit Smart Metern ausgestattet. Bei den Pflichtfällen liegt die Quote bei 13,91 Prozent."

Und woran hakt es? Am technischen Sachverstand der Politiker, die die Ziele formulieren. Die Umsetzung würde einen technologischen und vor allem finanziellen Aufwand bedeuten, den viele Anbieter und Betreiber einfach nicht leisten können. Zudem gehen die Ziele mal wieder an der Nachfrage vorbei.

Ich zitiere mal aus dem Beitrag oben:

"„Der Smart-Meter-Einbau ist für Messstellenbetreiber nicht kostendeckend.“ Hinzu kommt eine hohe regulatorische Komplexität. Die Bundesnetzagentur meldet, dass mehr als die Hälfte der Betreiber bislang keine Geräte eingebaut hat. Die Integration in bestehende IT-Strukturen verlangt erhebliche Investitionen. Die Behörde empfiehlt Kooperationen oder die Nutzung externer Dienstleister. Sanktionen bei Verstößen sind vorgesehen."

Lustig sind die letzten beiden Sätze. "Die Behörde empfiehlt...". Ja toll. Das ist ja eine ganz revolutionäre Idee! Kooperationen und externe Dienstleister! 

Als ob Unternehmen nicht selbst auf solche Ideen kommen und sie nutzen würden, wenn es technisch und finanziell sinnvoll wäre. Als ob es solche Sachen nicht schon längst in allen Bereichen der Wirtschaft geben würde, wo es sich lohnt.

Und dann die Sanktionen: das scheint mir ein wichtiger Grund bei allen gesetzlichen Vorgaben zu sein. Sanktionen bedeuten Einnahmen! Für den Staat. Und je unrealistischer die Ziele sind, desto höher die Sanktionen. Aber natürlich funktioniert das auch nur kurzzeitig, denn wenn sich etwas wirtschaftlich nicht rechnet, dann führen Sanktionen nicht dazu, daß es sich plötzlich doch rechnet, sondern zum Verschwinden von Anbietern. Am Ende gibt es dann einen großen Anbieter, der genug langen Atem hatte und die Anteile der verschwundenen Anbieter eingesammelt hat und dann die Preise bestimmen kann. Und dann wird es wieder teuer und dann kommt der Staat wieder und ergreift Maßnahmen gegen die Teuerung.

Ein ewiger Kreislauf. :D 

Apropos teuer: die Werbung für Smart Meter verspricht ja, daß man seinen Stromverbrauch an Zeiten anpassen kann, wo der Strom günstig ist. Nachtstrom zum Beispiel ist in der Regel billiger als Tagstrom.

Warum? Weil nachts die Nachfrage geringer ist. Was passiert wohl, wenn hunderttausende oder Mio. Haushalte alle auf einmal so "schlau" sind und ihren Verbrauch in die Nachtstunden verlegen? Die Nachfrage steigt! Was wird wohl mit den Preisen passieren?

Aber so weit denken Politiker nicht.

Echo aus der realen Welt der Fachleute:

"Die Kritik an der technischen Überregulierung wächst. Digitale Stromanbieter wie Ostrom, Tibber, Rabot Energy und Octopus Energy fordern in einem offenen Brief ein schlankeres Modell. „Smart Meter müssen an erster Stelle Stromflüsse messen und Messwerte übermitteln (TAF 7) – mehr nicht.“ Die teure Steuerfunktion gemäß § 14a EnWG sehen sie als überflüssig. Stattdessen schlagen sie ein „Smart Meter Light“ mit Cloudlösungen vor, um den Rollout zu beschleunigen und die Einstiegshürden zu senken.

Prof. Lion Hirth von der Hertie School unterstützt die Forderung nach einem reduzierten System. „Nach meiner Auffassung ist der deutsche Sonderweg bei Smart Metern einfach falsch. Zusätzliche Funktionen […] sollten aber nicht zum gesetzlich definierten Funktionsumfang gehören.“ Der Rollout gerät so durch technische Komplexität ins Stocken, obwohl die Geräte längst marktreif und einsatzbereit sind."

Ja, wenn der Staat mal eine Idee hat.

Da bietet sich übrigens der Hinweis auf eine Serie von Beiträgen an, die früher schon mal hier gepostet habe. "Great Moments in unintended consequences". Also große Momente unbeabsichtigter Konsequenzen. Da geht es um die Folgen von staatlichen Eingriffen, die natürlich vom Staat nicht vorhergesehen wurden.

Sehr amüsant und lehrreich!




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