Es gibt so Meldungen, da liest man die Überschrift und denkt sich so: "Ja, und?"
Zum Beispiel diese hier:
Und dann liest man die Meldung noch bei anderen Nachrichtenseiten und dann stößt man auf Reaktionen von Zuschauern, wo man denkt, daß man zwar auf dem gleichen Planeten, aber irgendwie doch in verschiedenen Welten lebt.
Ich hab nicht mal gewusst, daß die Tagesthemen einen separaten Nachrichtenblock haben, bzw., daß sie da konzeptionell so unterscheiden zwischen den längeren Beiträgen der Tagesthemen und dem Nachrichtenblock, der immer von einem "Tagesschau"-Sprecher vorgelesen wird. Also klar, "Tagesthemen" und "Tagesschau" sind zwei verschiedene Sendungen, aber daß da extra jemand aus der "Tagesschau-Redaktion" antanzt, nur um ein paar Meldungen vorzulesen, ist schon irgendwie komisch.
Jedenfalls das soll jetzt an den Wochenenden vorbei sein. Also da gibt es nur noch die längeren Beiträge.
Wie gesagt: Ja, und?
Egal, ich hab diese Einordnungs-Show aus der Anstalt für betreutes Denken eh seit Jahrzehnten nicht mehr geschaut.
Aber es scheint tatsächlich Menschen auf diesem Planeten zu geben, die nicht nur regelmäßig diese Sendung schauen, sondern auch künftig die paar vorgelesenen Meldungen vermissen werden. Also das sind Leute, die Samstag oder Sonntagabend nach dem Rosamunde Pilcher-Film oder dem "Tatort" (noch so ein elendes Stück deutscher TV-Geschichte, das ich noch nie vollständig freiwillig gesehen habe) Wert darauf legen, daß ihnen jemand ein paar selektierte Meldungen ins Wohnzimmer säuselt.
"So, das war der Film, jetzt noch Tagesthemen und die letzten Meldungen und dann ab ins Bett, Kinder...", oder wie?
Im Internet findet man Leserkommentare. Der Bergdoktor-Darsteller Hans Sigl (wer?) wird gleich existentiell:
„Why oh why? Quo vadis Information?“
Natürlich auf Englisch und Latein. Das unterstreicht auch die internationale Bedeutung dieser Veränderung. Offenbar halten sich nicht nur in Deutschland TV-Zuschauer wach bis zum Nachrichtenblock.
Hält der Seriendarsteller diese paar Minuten Nachrichten für so wichtig, daß das Thema "Information" bei der ARD damit in Frage steht?
Und soweit ich weiß, nimmt man sich bei den "Tagesthemen" ja auch die wichtigsten Nachrichten des Tages und "ordnet" sie für die Zielgruppe "ein".
Also ich schaue zwar kaum noch Fernsehen, aber ich weiß, daß immer noch um 20 Uhr die "Tagesschau" mit Nachrichten gesendet wird. 15 Minuten inklusive Wetter. Das reicht dem "Bergdoktor" nicht?
Ein anderer stellt gleich das gesamte Zwangsgebühren-System in Frage:
„Was für eine Frechheit! Gut, wozu bezahlen wir denn noch GEZ?“
Ernsthaft? Also wer bisher immer diesen Nachrichtenblock konsumiert hat, also ein treuer ARD-Zuschauer zu sein scheint und die Zwangsgebühr wohl nicht kritisiert hat, stellt sie jetzt in Frage? Wegen ein paar Minuten am Sonnabend- und Sonntagabend? Und der ganze Rest an überflüssigem, überteuerten Programm spielt keine Rolle? Die GEZ zahlt er also für die paar Minuten am Wochenende?
Oh Mann... 😜
Ein anderer flüchtet sich in Sarkasmus:
„Die Welt achtet ja bekanntlich darauf, an Wochenenden mit wichtigen Ereignissen Pause zu machen.“
Ja, lustig, Kollege. Aber schon mal was vom "Brennpunkt" gehört? Sowas schiebt die ARD doch immer ein, wenn aktuell ganz kurzfristig irgendwas Wichtiges passiert ist.
Jens Riewa, der ab und zu am Wochenende spät ran musste, nimmt es mit Humor:
„Ich habe somit also gleich nach der tagesschau um 20 Uhr Feierabend“
Kriegt er jetzt eigentlich weniger Geld? Oder ist das Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich?
Und was sagt eigentlich Brandmauer-Fritze dazu? Wir sollen doch mehr arbeiten, hat er letztens gesagt. Nimmt denn niemand mehr unseren Kanzler ernst? Wie steht der denn jetzt da?
Die ARD erklärt natürlich auch diese Entscheidung:
»Bei bestimmten Nachrichtenereignissen hat die Redaktion bereits in der Vergangenheit in der 20-minütigen Ausgabe am Wochenende auf den Nachrichtenblock verzichtet – zugunsten von vertiefenden Interviews oder erklärenden Elementen. Das soll nun vermehrt geschehen und dient der konsequenten Weiterentwicklung der Sendung.«
Na da können sich doch alle auf noch mehr "vertiefende Interviews" und "erklärende Elemente" freuen. Das ist ja wichtig in diesen Zeiten, wo Fake News und Desinformation das Wahlvolk verunsichern. Da braucht es die Einordnungen des Zwangsfernsehens unbedingt.
Ich wäre ja dafür, die Nachrichten am Wochenende komplett abzuschaffen und nur zu berichten, wenn wirklich was Wichtiges passiert ist. Eigentlich reicht auch am Ende des Tages ein einziger Nachrichtenblock. Jeden Tag!
Der kann dann auch 15 Minuten dauern. Die meisten aus der Zielgruppe schaffen es eh nicht länger als bis 23 Uhr, sich wachzuhalten. Oder man lässt es im Stil von n-tv als Ticker im Laufband unten durchlaufen.
Und im Internet steht doch eh alles. Selbst bei der ARD. Okay, also fast alles. Aber was da nicht steht, schafft es auch nicht in die TV-Nachrichten.
Und eigentlich bin ich für die komplette Abschaffung des gesamten Zwangsfernsehens. Aber das ist noch ein ganz anderes Thema.
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