Freitag, 15. April 2016

Bruder Jakob, schläfst du noch...?

Bruder Jakob hatte offensichtlich mal wieder Langeweile. Vielleicht hat er sich auch beim Geldzählen verzählt und keine Lust gehabt, nochmal von vorn anzufangen. Vielleicht hat er sich auch im Weinkeller seiner Villa verlaufen und sich erschöpft auf einen Mauervorsprung gesetzt, um durchzuschnaufen. Jedenfalls hat er irgendwie Zeit gehabt, über das Parlament, das Volk und die Demokratie nachzudenken.




Also ich hab gleich nochmal im Grundgesetz nachgesehen. In den Artikeln 38 bis 48 steht alles über die Aufgaben des Parlaments, welches in Deutschland der Deutsche Bundestag ist.

Die Demokratie vor dem Volk und das Volk vor sich selbst zu schützen ist keine Aufgabe des Bundestages. Jedenfalls nicht nach dem Grundgesetz.

In Artikel 38 Absatz 1 Satz 2 steht sogar:

"Sie (also die Abgeordneten, also die Mitglieder des Parlaments) sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen,"

Da steht nicht Beschützer der Demokratie vor dem Volk und des Volkes vor sich selbst, da steht Vertreter des Volkes. Dass die Herren und Damen Abgeordneten heutzutage auch mal zu Verrätern des Volkes mutieren, ist natürlich bekannt. Aber auch dadurch werden sie nicht zu Beschützern der Demokratie vor dem Volk oder des Volkes vor sich selbst. Ganz im Gegenteil!

Man muss es mal durchdenken, was er gesagt hat. Einer muss es ja tun. Er hat offensichtlich nicht durchdacht, was er da von sich gibt.

Das Parlament muss also die Demokratie vor dem Volk beschützen. Also hat Demokratie mit dem Volk eigentlich gar nichts zu tun. Sie wird sogar durch das Volk bedroht. Und um das zu verhindern, sitzen im Parlament die Vertreter des Volkes. Also die Vertreter des Volkes beschützen im Parlament die Demokratie vor dem Volk, also vor sich selbst. Oder wie jetzt?

Und dann raunt uns Bruder Jakob noch zu, dass die Vertreter des Volkes das Volk vor sich selbst beschützen sollen. Muss man dabei jetzt wieder irgendeinen versteckten Kontext beachten, wie es neuerdings so üblich ist bei pseudointellektuellen Pöblern (siehe Böhmermann?)

Ganz ohne Kontext ist das einfach nur dummes Geschwätz eines Wichtigtuers.

Höhepunkt des Wortmülls: die Demokratie ist beim Volk nicht gut aufgehoben.

??? Es fühlt sich schon seltsam an, darauf überhaupt einzugehen. Um nicht auszurasten bei soviel Blödheit oder Arroganz hilft die nüchterne Sprachwissenschaft:

"demos" - altgriechisch für Volk
"kratia" - altgriechisch für Herrschaft

Also wenn der kleine Jakob sich schon eine Autokratie der Besserwisser und Dummschwätzer wünscht, dann soll er das bitte nicht Demokratie nennen.

Und völlig absurd wird es am Ende (wahrscheinlich hat Bruder Jakob sich dann im Weinkeller eine Pulle Rotwein gegönnt): Volkes Stimme und Fortschritt - das geht nicht gut zusammen.

Fortschritt kommt immer durch Volkes Stimme! 

Auf technischem Gebiet durch die Erfindungen Einzelner (oder wurde die Spülmaschine vom Parlament beschlossen und entwickelt) und auf gesellschaftlichem Gebiet sowieso! 1989 hat ja schließlich nicht die Volkskammer der DDR deren Ende herbeigeführt. Es war Volkes Stimme!!!

Und auch bei so ziemlich jeder anderen positiven gesellschaftlichen Änderung ist es zuerst das Volk, welches eine Änderung vorlebt. Meist entscheiden dann Gerichte, dass bisherige Regelungen nicht mehr zeitgemäß sind und das Parlament muss es dann am Ende in neuer Gesetzesform umsetzen. Das war so bei Alkoholismus als Krankheit, bei Abtreibungen, bei der Gleichstellung von Frauen, beim Asylrecht... immer geht Änderungsdruck vom Volk aus.

Nur wenn das Parlament eigenmächtig handelt, ohne Druck aus dem Volk, kommt Unsinn bei raus. Dosenpfand, EEG, europäische Normen für Bananen und Verkaufsschilder aus Pappe am Straßenrand... um nur einige zu nennen.

Ich kann festhalten, dass im Prinzip jedes der vier Kernargumente von Bruder Jakob entweder widersprüchliches dummes Zeug oder genau das Gegenteil der Realität ist.

Das ist eben das Blöde an der Meinungsfreiheit. Es darf eben tatsächlich jeder sagen, was er will. Und wenn es sich dann noch um einen Millionenerben mit Hausrecht in einem ehemals großen deutschen Politmagazin handelt, dann müssen wir den Unsinn eben regelmäßig in aller Öffentlichkeit lesen. 

Aber dafür kriegt die Hamburger Postille ja auch gerade die Quittung. Millionenverluste, Stellenabbau... nur einer der Verursacher will einfach nicht abhauen!


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