Sonntag, 24. April 2016

Deutschland-Tagebuch

Sonntag, 24. April

Österreich hat einen neuen Bundespräsidenten gewählt, jedenfalls ist der erste Wahlgang vorbei. Gewonnen hat Norbert Hofer von der FPÖ.

Und der Seewolf der deutschen Politik, Ralf Stegner, plärrte bei Twitter und Facebook, dass es eine Schande, wäre, wie die Österreicher gewählt hätten. Es ist schon genug zum Demokratieverständnis unserer beleidigten Kinder aus der Politbranche geschrieben worden, da spare ich mir das jetzt.

Lieber ein Foto eines Seewolfs, der immer so müürisch und stinkig und unsympathisch aussieht wie Herr Stegner von der SPD.




Dazu muss man natürlich sagen, dass der arme Seewolf weder weiß, dass er so aussieht, noch, dass er es mit Absicht macht und er kennt auch niemandem, der ihn auf seine negative Ausstrahlung aufmerksam machen könnte. All das trifft auf Ralf Stegner nicht zu. Und trotzdem ist er so ein unsympathischer Kotzbrocken!


Samstag, 23. April

Freispringen der 3- bis 5-jährigen. Das ist kein Wettbewerb von Kleinkindern zum Erwerb des Goldenen Seepferdchens, sondern eine Veranstaltung zur Präsentation und zum Verkauf junger Pferde. Die jungen Gäule springen dabei ohne Reiter über ein paar kleine bis mittelschwere Hindernisse.

Als ich davon erstmals gehört habe, dachte ich mir: wieso sollte ein Pferd ohne Reiter über irgendwas drüber springen? Es könnte ja einfach außen rum gehen. Und vor allem, wie bekommt man das Pferd dazu, überhaupt auf das Hindernis los zu galoppieren? Es braucht ja zum Springen eine gewisse Geschwindigkeit. Überhaupt würden viele Pferde wahrscheinlich viele Dinge nicht tun, die Menschen von ihnen so verlangen, wenn sie sich ihrer Stärke bewusst wären. Das gilt auch schon für die 3- bis 5-jährigen. Auch die bringen schon ein paar Hundert Kilo auf die Waage, die sie bei Bedarf auf der Stelle wenden können und aus dem Stand eine Geschwindigkeit erreichen, bei der man als Mensch besser aus dem Weg geht. Andererseits haben Pferde auch Freude an Bewegung und sind auch leistungswillige Tiere. Man muss es eben richtig anstellen. Das ist die Kunst.

Keine große Kunst ist es, das Pferd dazu zu bringen, ohne Reiter über Hindernisse zu springen. Es braucht nur einen abgesteckten Parcours, also eine nicht sehr breite Bahn die links und rechts mit stabilen Zäunen eingegrenzt ist und durch die Pferd gut durchpasst. In diesen Parcours baut man die Sprunghindernisse. Dann braucht man noch ein paar mutige Männer, die sich dem Pferd mit ausgestreckten Armen und drohender Peitsche (die aber nicht benutzt wird) entgegenstellen und dem Pferd bestimmte Wege versperren. Dann macht man sich den Fluchttrieb der Pferde zu Nutze und wenn sie einmal den Eingang der "Rennstrecke" als einzig offenen "Fluchtweg" erkannt haben, sprinten sie eben los. Und wenn da was im Wege steht, springt der Gaul eben drüber. So einfach ist das. So einfach und so schön. Denn gerade bei den jungen Pferden sieht man noch die ungebändigte Kraft, wenn sie noch nicht vom Reiter ausgebildet und gezähmt wurden, was natürlich auch schön anzusehen ist. Aber so ein junges Pferd pur in seinen Reaktionen zu sehen, ist schon beeindruckend. Interessant auch die unterschiedliche Ausbildung der Charaktere der Pferde. Manche noch ziemlich scheu und ungelenk, andere schon sehr cool und gelassen. Einige haben auch beim vierten oder fünften Durchlauf noch nicht begriffen, wo der Eingang zum vermeintlichen "Fluchtweg" ist, während andere scheinbar sogar Spaß an der kleinen Hindernisrunde zu haben scheinen.

Am Ende gibt es Punkte für das Sprungvermögen und die optische Erscheinung. Die Besitzer hoffen auf eine hohe Benotung und damit einen möglichst hohen Preis.

Schöne Veranstaltung, wie ich finde. Kann man sich öfter mal ansehen.

15:30! Klar. Anstoß Bundesliga. Und tatsächlich gibt es in Ludwigslust auch eine Fußballkneipe. Der Inhaber und die meisten Gäste sind HSV-Fans. Das zeugt nicht gerade von Fußballsachverstand, aber als Fußballfan weiß ich natürlich selbst, dass das Fan-Sein nur selten mit dem sportlichen Erfolg des Vereins zu tun hat. Das wäre mal eine eigene Betrachtung wert: wie wird man Fan eines Fußballvereins?

Die Kneipe ist echt gemütlich, der Wirt ganz sympathisch und das Bier perfekt gekühlt. Sicht ist von allen Plätzen bestens. Zu essen gibt es nur Bockwurst oder Wiener, aber man hält schon mal 90 Minuten ohne Essen aus.

Wenn der Laden aber mal geschlossen haben sollte, wird es schon schwierig in der Gegend. Es gibt noch ein Hotel, das Sky anbietet, aber es auch nur zeigt, wenn man keinen der anderen Gäste stört und dann ist da noch der Trucker-Rasthof an der Autobahn.

Es hat auch Vorteile, in einer großen Stadt zu leben.


Freitag, 22. April

Ludwigslust. Schloss und Kirche. Auch sehr schön. Wenn man direkt vor der Stadtkirche Ludwigslust steht, fragt man sich, wieso man eigentlich noch den Petersdom oder das Weiße Haus oder das Capitol sehen muss, wenn man die Stadtkirche von Ludwigslust gesehen hat.




Das ist schon ein ganz schöner Klotz, diese Kirche. Erwartet man nicht unbedingt in einer Kleinstadt wie Ludwigslust. Und innen dann ein fast noch atemberaubenderes Wandgemälde hinter dem Altar.



Wow! Einfach nur Wow!

Ebenfalls sehr beeindruckend und direkt gegenüber, nur durch die Landstraße L5 und den ungewöhnlich großen Schlossvorplatz getrennt, ist das Schloss Ludwigslust, welches sich ein Herzog namens Ludwig irgendwann im 18. Jahrhundert mal als Jagdschloss in die mecklenburgische Landschaft gestellt hat. Also wer sich heutzutage über die Schere zwischen Arm und Reich ärgert, muss sich einfach nur mal ein paar dieser Schlösser ansehen, die sich die obersten Steuereinnehmer von damals ja nur so zum Spaß hingestellt haben. Die Schere ging damals wohl bis auf 359 Grad auf und der eine Arm war sehr kurz und der andere extrem lang. Also im Prinzip der denkbar spitzeste Winkel mit völlig unterschiedlich langen Seiten. Wie gut, dass unsereins als "Normalo" heute lebt und nicht damals.

Auf dem Weg zum Schloss liegen links und rechts ein paar kleine, niedrige Häuser aneinandergereiht. Eines davon beherbergt das Restaurant "Schlossblick". Wieso diese gastronomische Einrichtung Restaurant heißt, weiß kein Mensch, denn ein Blick auf ein Schild neben dem Eingang macht unmissverständlich klar: Keine Speisen! Raucherlokal!
Auch die Öffnungszeiten, oder sollte man eher von Schließzeiten reden, machen stutzig. Donnerstag ist Ruhetag, okay, ansonsten ist von 18 bis 22 Uhr geöffnet. Man kennt das ja von extrem teuren und abgefahrenen Spitzenrestaurants oder von Privat-"Restaurants" in Wohnzimmern, dass die nur begrenzte Öffnungszeiten haben. Aber da es im "Schlossblick" keine Speisen gibt, fragt man sich, welche edlen Tröpfchen oder kostbaren Tabakprodukte dort in der Zeit von 18 bis 22 Uhr serviert werden, damit man dann von 22 bis 18 Uhr wegen Reichtums schließen kann. Ich weiß es nicht, da wir zu dieser Zeit nicht mehr da waren.

Glücklicherweise liegt direkt neben dem Schloss noch ein anderes kleines Restaurant, welches mit dem bisher besten Spargel aufwarten konnte, den wir je in einem Restaurant gegessen haben. Nicht, dass wir besondere Kenner der Spitzengastronomie wären oder gar Gourmets, aber einen guten Spargel erkennen wir schon. Dazu die Terrasse mit praller Südseite, die uns dann den ersten Sonnenbrand des noch jungen Sommers einbrachte.

Ansonsten ist Ludwigslust doch sehr schön anzusehen. Man merkt, dass hier einmal ein Blaublüter Hausherr war.


Donnerstag, 21. April

Unterwegs auf der Autobahn Richtung Mecklenburg, Landkreis Ludwigslust. Die Wettermänner in Funk und Fernsehen würden das Wetter als heiter bis wolkig bezeichnen. Wetterfrauen natürlich auch. Leichter Wind. Rechts und links der Autobahn wechseln sich in unregelmäßigen, aber wiederkehrenden Abständen sogenannte "Solar- und Windparks" ab. Beim Wort "Park" denkt der unbedarfte Bürger natürlich an ein entspanntes Naherholungsgebiet. Eine kleine Radtour zu einem der mehr als 100 Meter hohen Ungetüme mit sich drehenden (meistens aber stillstehenden) Rotorflügeln würde die Erkenntnis bringen, dass es sich bei den Geräuschen der mit weit über 200 km/h rotierenden Flügel und unter zuckendem Schattenschlag kaum nah erholen lässt. Es wertet ja auch niemand einen einen Zugfahrplan aus und stellt sich dann an eine ICE-Strecke, um sich mal etwas frische Luft um die Nase wehen zu lassen. Okay, steht das Windrad mal still, geht's natürlich. Aber auch dann wäre die Landschaft ohne Windmühle schöner. Wir sind ja hier schließlich nicht in Holland.

An die Solarparks kommt man zwar ran, aber dann schirmt ein Sicherheitszaun das "Naherholungsgebiet" gegen erholungsuchende Ausflügler ab. Tiere aus Wald und Flur sehen sich auch plötzlich vielen neuen Hindernissen gegenüber.

Naja, letztlich sind es eben alles Industrieanlagen von enormen Ausmaßen, da muss man sich nichts vormachen. Ob das Gelände nun "Park" genannt wird oder nicht.

Kennt man sich ein wenig mit der Materie aus, denkt man an die Beschäftigten bei den Netzbetreibern, die dieses permanente Auf und Ab der Stromproduktion irgendwie regeltechnisch beherrschen müssen. Und wenn die Windmühle und die Solarzelle mal abgeschaltet werden muss, weil sie sich anders nicht regeln lässt, kriegt der Betreiber trotzdem sein Geld. Für die theoretisch mögliche, aber nicht erbrachte Stromproduktion. Sonne und Wind schicken zwar keine Rechnung, dafür aber der Netzbetreiber. Und der Staat auf indirektem Wege über die EEG-Umlage. Die Betreiber dieser Anlagen heißen im modernen Öko-Deutsch übrigens Windmüller oder Solarbauer. Haha. Das klingt so schön nach Bio.

Willkommen im Energiewendewahnsinn in Deutschland.

Weiter durch die unspektakuläre, aber schöne mecklenburgische Landschaft im Westen des Bundeslandes. Der Raps beginnt zu blühen, der Spargel wandert scheinbar direkt vom Acker auf die Teller der Restaurantgäste und vor den Häusern wechseln sich zartgrüne Baumknopsen mit prächtigen Magnolien ab. Herrlich! Und zwischendurch immer wieder die Hinweisschilder auf Naturschutzgebiete oder Biosphärenreservate. Und da sage noch einer, der Mensch zerstört die Natur! Wer das behauptet, war wohl lange nicht mehr in der Natur! Aus dem Fenster des grünen Parteibüros in der Innenstadt mag das so aussehen. In der wirklichen Natur draußen ist es anders!

Zeit zum Abendessen. Leider bietet die gewählte Unterkunft nur Übernachtung und Frühstück, hat aber andere Vorteile, die hier nicht wichtig sind.

Wer öfter mit dem Auto auf dem Lande in Deutschland unterwegs ist, weiß, dass sich in vielen kleinen Dörfern kulinarische Kleinode verbergen. Also keine Haute Cuisine, aber gute deutsche Küche aus übersichtlichen Speisekarten zu moderaten Preisen. Das Essen wird dabei oft in Mengen gereicht, die einen anschließend zu einem Abendspaziergang motivieren.

Also rasch nochmal auf die Landstraße und Ausschau gehalten nach Schildern mit Hinweisen auf Gasthäuser und Landhotels. Schnell wird man fündig. Gasthaus Picher steht da. Keine 3 km weg. Na mal schauen. Picher ist der Name des Ortes, in dem sich das Gasthaus befindet. Obwohl der Ort nicht groß ist und nach Passieren des Ortseingangsschildes nur die Möglichkeit bietet, ihn nach rechts oder nach links zu durchqueren, biegen wir natürlich falsch ab. Zum Glück hat man nach 2 oder 3 Minuten Fahrt schon wieder das Ortsausgangsschild erreicht. Einen Gasthof hätte man da sehen müssen. Also kurz gewendet und einen Einwohner des Ortes befragt, der entspannt die frisch gemähte Wiese vor seinem Haus harkt. Auf dem Land haben die Menschen eben noch sinnvolle Freizeitgestaltung. Wie überall in dieser Gegend ist auch dieser Einheimische äußerst freundlich und auskunftswillig. Von wegen schweigsame und mürrische Mecklenburger. Die andere Richtung wäre es also gewesen und vom netten Picher wird eine gute Küche (vom heißen Stein!) und kühles Bier angekündigt. Das Gasthaus finden wir dann tatsächlich völlig problemlos auf den anderen paar Hundert Metern, die sich der Ort in die andere Richtung langzieht. Und das Gasthaus heißt dann auch nicht mehr Gasthaus Picher, sondern "Zum dicken Fritz" und ist ein Steakhouse. Hinterher denken wir uns, dass es marketingtechnisch geschickt ist, auf das Hinweisschild an der Landstraße "Gasthaus" statt "Steakhouse" zu schreiben. Man hat eben eine andere Erwartung, wenn man Gasthaus liest. Allerdings werden wir von dem Steakhouse nicht enttäuscht. Ein kurzer Blick in die Karte und man entdeckt, mitten in der mecklenburgischen Provinz: Springbock und Zebra!!!

Krokodil, okay. Strauß, klar. Känguruh, sicher. Kennt man alles aus vielen australischen Restaurants. Aber Zebra? Und Springbock? Ich frage vorsichtig nach, wie das wohl schmeckt. Und kriege natürlich die irgendwie zu erwartende Antwort: "Kann man nicht so sagen. Es ist eigen. Zebra eben." Na gut. Also probieren. Da Springbock gerade nicht vorrätig ist, nehm' ich das Zebra und staune! Wow! Man kann es echt kaum beschreiben oder mit was anderem vergleichen. Das Fleisch kommt roh auf einem Teller und man "brät" es sich dann selbst kurz auf dem heißen Lava-Stein, der direkt vor einem steht. Soll etwa 40 Minuten heiß bleiben so ein Stein. Feine Sache. Gefällt mir. Das Fleisch sieht roh etwas wie Thunfisch aus, also der, der auch bei Sushi verwendet wird. Rot und fest und gut. Kurz nach dem Auflegen auf den heißen Stein  ist das Fleisch dann auch durch und ich koste. Toll! Sehr schönes Fleisch! Sehr schöner Geschmack. Von der Konsistenz erinnert es an Rind, aber es ist zarter und weniger würzig, dennoch mit schönem Eigengeschmack. So ein Mittelding aus Filet und Rumpsteak. Also sehr zu empfehlen!

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