Montag, 30. Mai 2016

Öffentlich-rechtliches Gruselkabinett

Es gibt Dinge, von denen ist es besser, wenn man nichts von ihnen weiß. 

Wer gerade Dschungelkönig geworden ist und warum oder wieso der Hund eines Promis zum Arzt musste oder ein Statement von Stegner, Gabriel oder Roth oder ein Tatort mit Til Schweiger, ein Interview mit Til Schweiger, eine Reportage über Til Schweiger oder aber alles, was Jakob Augstein so macht.

An seiner Spiegel-Online-Kolumne kommt man ja nicht vorbei. Zu viele Leute machen sich einen Spaß daraus, seine verwirrten Gedanken zu sortieren.

Aber was er sonst so tut, erfährt man manchmal zufällig. Ich höre seit einiger Zeit mal wieder absichtlich einen öffentlich-rechtlichen Radiosender. Die Musik ist ganz gut, die Moderatoren nicht die schlechtesten und obwohl es doch überwiegend politisch-korrekt menschelt, hat der Sender noch etwas von ursprünglichem Radio, wie ich es auch Kindertagen kenne. Also nicht nur einer von zahllosen austauschbaren Dudelsendern, sondern ein Radio mit Programm. Vor allem höre ich den Sender aber, weil es mich interessiert, ob es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk erste Anzeichen einer Neutralität gibt, was die Berichterstattung in tagespolitischen Angelegenheiten betrifft.

Soweit, so erträglich. Ich halte den Sender noch aus.

Allerdings musste ich heute in einem Werbespot in eigener Sache, also in Sachen des Radiosenders hören, dass dieser Sender eine Gesprächsrunde mit Jakob Augstein aus dem Berliner Maxim-Gorki-Theater überträgt. Gast ist diesmal die Grünen-Chefin Simone Peter. Vorab: ich werde mir diese Sendung nicht antun!

Mir wird schon bei dem Gedanken schlecht, wie sich Augstein und Peter gegenseitig für ihre Humanität und Weltoffenheit beglückwünschen, wie sie mit hohlen Phrasen und verstecktem Zynismus ihren Hass auf das normale deutsche Volk zum Ausdruck bringen werden und wie am Ende der politisch korrekte Schleim aus dem Lautsprecher tropfen wird. Arrrghhhh!

Das Schlimme an dieser Sendung wird aber nicht das Stakkato von Phrasen aus Besserdeutschland sein, sondern dass es Leute geben wird, die freiwillig dort hingehen, sich das freiwillig anhören und dafür auch noch Geld bezahlen. Es kostet zwar nur 8 Euro, aber das sind schon 8 Euro zuviel. Genaugenommen sind es 8 Euro plus 17,50 Euro zuviel, denn der Mist wird ja auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen.
Das schlimmste aber ist, dass dort Meinung gemacht wird. Und zwar auf übelste Art. Man kennt es ja aus Augsteins Kolumne. Dort wird die nächste Generation von naiven, prinzipienlosen, weichgespülten, nach allen Seiten total toleranten und austauschbaren und bestens steuerbaren Ja-Sagern der herrschenden Klasse geformt. Dort beweihräuchern sich gegenseitig Leute, die vor lauter Über-den-Tellerrand schauen vergessen haben, was vor ihnen auf ihrem eigenen Teller passiert. Leute, die sich für was Besseres halten, weil sie einen Barrolo von einem Bordeaux unterscheiden können und das dann für interkulturelle Toleranz und Weltoffenheit halten. Leute, die anderen gern sagen, was die zu tun haben und dabei keinen moralischen Superlativ auslassen, der ihre eigene, eingebildete Überlegenheit zum Ausdruck bringt.

Okay, ich habe mir frühere Übertragungen dieser Veranstaltung noch nie angehört und werde es aus Gründen der Selbsthygiene auch künftig nicht tun. Aber allein aus Augsteins Kolumne und den Worten der Grünen-Chefin im Teaser zu dieser Sendung weiß ich, was dort passieren wird.

Ich habe mir allerdings tatsächlich die Mühe gemacht, mal ein paar Mitschnitte aus früheren Sendungen bei Youtube zu suchen. Bis auf einen Beitrag des Deutschlandfunks aus dem Jahre 2014, der einige Passagen aus einem Gespräch Augsteins mit Hamed Abdel-Sammad zusammenfasst, hab ich auf die Schnelle nichts gefunden.
Dafür bin ich aber auf eine weitere mediale Aktivität Augsteins gestoßen, die mir bis dahin nicht bekannt war. Bei irgendeinem Sender veranstaltet er mit Nikolaus Blome eine Streitsendung, wo nur die beiden sich gegenüber stehen und "diskutieren". Ich habe diskutieren extra in Anführungszeichen gesetzt, weil das mit Diskussion von Seiten Augsteins nun wirklich nichts mehr zu tun hat,

Ein eitler, überheblicher Salonsozialist beschimpft mit verächtlich zur Seite gezogenen Mundwinkeln das deutsche Volk. Er zieht sich einen schicken Anzug an, deutet aber mit geöffneten Manschetten eine gespielte Verachtung des Establishments an, dem er selber jedoch angehört. Motto: "ich bin reich, kann mir einen teuren Anzug leisten, zieh den aber nur an, weil ich es hier im TV muss. Eigentlich bin ich ganz locker und einer aus dem Volk, wie man an meinen nicht zugeknöpften Ärmeln sehen kann."

In anderen Sendungen, in denen er hin und wieder zu Gast ist, unterstreicht er diese "Normalo"-Heuchelei auch mal gern mit zu weit gelockerten Krawattenknoten.
Dazu versucht er, mit großen, völlig überzogenen Gesten seinen leeren Worthülsen wenigstens optisch etwas Bedeutung zu verschaffen.

Augstein und Blome

Erinnerungen an den unsäglichen Herrn Friedman werden wach. Es reicht übrigens, nur die ersten paar Minuten anzusehen. Mehr habe ich mir auch nicht zugemutet.

Aber wie gesagt, das ist nicht das Schlimme an Augstein. Man kann ja abschalten, wenn man diesen selbstverliebten Gockel nicht sehen will. Das Schlimme ist, dass so viele Menschen ihn sehen wollen.

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