Montag, 3. Mai 2021

Erfolge der Impfungen - eine Übersicht

Immer wieder wird uns derzeit erzählt, daß die Impfungen gegen Corona erste Erfolge bringen.

Israel muss dabei immer wieder als leuchtendes Beispiel herhalten. Manchmal wird auch Großbritannien erwähnt und auch in Deutschland fängt man gerade an, niedrigere "Inzidenzen" für Ende Mai anzukündigen, weil die Impfungen Wirkung zeigen.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, ein paar Länder hinsichtlich der Impfquoten und der Zahlen zu "Neuinfektionen" und "Todesfällen" zu analysieren. Ich habe also die Impfquoten (und zwar der Anteil der vollständig Geimpften an der Bevölkerung) in verschiedenen Ländern mit den Zahlen zu täglichen "Neuinfektionen" und täglichen Todesfällen über die Zeitachse verglichen. Für die "Neuinfektionen" und "Todesfälle" habe ich den 7-Tages-Schnitt als gestrichelte Linie eingefügt, da er die täglichen Schwankungen der Zahlen aufgrund von unterschiedlichen Meldezeitpunkten etwas glättet und somit ein besseres Bild des Verlaufes gibt.

Die Daten dazu habe ich von der Webseite "ourworldindata". 

https://ourworldindata.org

Ich habe mir die Daten mit Stand 01.05.21 als csv-Datei heruntergeladen, in Tabellenformat umgewandelt und dann Filter für die Länder und das Datum gesetzt. 

Als Startpunkt habe ich den 01.12. 20 gewählt, weil zu diesem Zeitpunkt noch keine Impfungen verfügbar waren und man zudem das Geschehen im Wintermonat Dezember mit verfolgen kann.

Ich beginne mal mit Israel, denn Israel scheint auf den ersten Blick tatsächlich ein Beispiel für einen vermeintlichen Erfolg der Impfungen zu sein und wird auch so in den großen Medien gefeiert. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Zunächst die Impfquote im Verhältnis zu den täglichen "Neuinfektionen":



Man erkennt tatsächlich einen scheinbaren Gleichlauf zwischen Anstieg der Impfquote und einem Rückgang der täglichen "Neuinfektionen".

Allerdings setzt der Rückgang Mitte Januar 2021 bereits ein, als die Impfquote gerade mal irgendwo zwischen 5 und 10% beträgt. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß eine solch geringe Impfquote bereits einen spürbaren Effekt auf den Verlauf der täglichen "Neuinfektionen" hat. Denn dafür wären ja bestimmte Voraussetzungen erforderlich. Entweder müssten die Geimpften getestet worden sein, um bei ihnen nachzuweisen, daß keine Neuinfektion stattgefunden hat oder es müssten Kontaktpersonen der Geimpften getestet worden sein, um nachzuweisen, daß die Geimpften nicht mehr infektiös sind. Dazu wiederum müssten die Geimpften ja überhaupt erstmal wieder nachweislich Kontakt mit dem Virus gehabt haben. Also so einfach ist die ganze Geschichte dann doch nicht, daß man einfach eine Korrelation erkennt und daraus eine Kausalität bastelt.

Schauen wir auf die Todesfälle:




Bei den "Corona-Toten" gilt das Gleiche wie bei den "Neuinfektionen": man muss die Zeitschiene beachten!

Die Zahl der "Corona-Toten" ging etwa ab dem 26.01.21 zurück, aber: ein sogenannter "Corona-Kranker" verstirbt ja nicht direkt an Tag 1 seiner Erkrankung. Es dauert ein paar Tage oder Wochen je nach Verlauf (die Studien schwanken zwischen 2 und 3 Wochen im Schnitt), bis die Erkrankung zum Tod führt. Schaut man also 2 bis 3 Wochen zurück, dann müssten wir dort die "Neuinfektionen" sehen, die später zum Tod führen. Aber auch das ist nicht so einfach, denn es führen ja bei Weitem nicht alle "Neuinfektionen" zum Tod. Also wer jetzt genau von den "Neuinfizierten" 2-3 Wochen später verstorben ist und wer nicht, weiß man nicht. Außerdem haben wir oben schon festgestellt, daß die Impfquote Anfang Januar noch viel zu niedrig war, um irgendeinen statistischen Effekt zu bewirken.

Im Vergleich mit den anderen Ländern, die ich mir erstmal angesehen habe, erscheint Israel als zufälliger Ausrutscher, bei dem auf den ersten Blick eine Korrelation zwischen Impfungen und "Neuinfektionen"/Todesfällen besteht, bei genauerem Hinsehen aber erhebliche Zweifel bestehen.

Plausibler ist dagegen, daß die Phase der Impfungen mit dem natürlichen Verlauf und Rückgang der Virenaktivität in der Region zusammenfällt.


Schauen wir mal nach Deutschland:



Ich denke, man sieht hier auf den ersten Blick, daß kein Zusammenhang besteht zwischen der Impfquote und dem Verlauf der "Neuinfektionen".

Die Zahl der "Neuinfektionen" ging bereits um Weihnachten herum zurück, als es noch keine Impfungen in Deutschland gab und stieg dann sogar wieder leicht an, als die Impfquote über 3% hinausging. Und seit dem weiteren deutlichen Anstieg auf etwa 8% hat sich die Zahl der "Neuinfektionen" nicht nach unten bewegt.

Hier noch ein Blick auf die Todesfälle:




Auch hier ist keine Korrelation in irgendeiner Weise zu erkennen. Die Zahl der Todesfälle ging zurück, bevor die Impfungen einsetzten und wenn die Todesfälle das Infektionsgeschehen von vor 2-3 Wochen widerspiegeln, dann ergibt das ebenfalls keinen Sinn.

Nun wurde mir bei Facebook entgegengehalten, daß die Impfquote in Deutschland noch viel zu niedrig sei, um Aussagen über den Erfolg treffen zu können. Allerdings wurde im Fall von Großbritannien bei ähnlich niedrigen Impfquoten bereits der Impferfolg gefeiert.

Schauen wir also mal auf Großbritannien:



Auch hier das gleiche Bild: der Rückgang der Fälle setzte bereits ein, als die Impfungen gerade begannen. Wir sehen hier deutlich, daß die Impfquote in Großbritannien am Anfang über Wochen bei 1-2% herumdümpelte, während die Zahl der "Neuinfektionen" massiv nach unten ging. Es ist praktisch ausgeschlossen, daß dies ein "Erfolg" der Impfungen ist. Und mit dem später erfolgenden starken Anstieg der Impfquote hat sich die Zahl der "Neuinfektionen" nicht annähernd in gleicher Weise verringert.

Wer hier einen Impferfolg feiern will, sollte entweder bei Fielmann vorbeischauen oder sein Weltbild überprüfen.

Ein Blick auf die Todeszahlen:




Auch hier erübrigt sich jede Diskussion um einen vermeintlichen Impferfolg. Der starke Rückgang erfolgte ab Ende Januar und als ab Mitte/Ende März die Impfquote spürbar anstieg, flachte sich der Rückgang eher ab.

Es folgen weitere Länder mit kurzen Kommentaren, die eigentlich alle belegen, daß Israel eher ein zufälliger Ausreißer in der Korrelation ist.


Bulgarien:




Die Fälle steigen zunächst sogar mit den ansteigenden Impfungen an, allerdings bewegt sich die Impfquote dabei in einem Bereich zwischen 0 und 1,5%. Also wenn für Deutschland gelten soll, daß die niedrige Impfquote keine Wirkung zeigen kann, dann gilt das für Bulgarien auch. Dennoch sinken die Zahlen ab Ende März drastisch, trotz nachwievor extrem niedriger Impfquote von unter 2%.

Also auch hier: die "Neuinfektionen" gehen auch ohne hohe Impfquoten zurück.

Für die Todesfälle gilt das eben Gesagte ähnlich.



Tschechien:




Auch hier sinken die "Neuinfektionen" trotz sehr niedriger Impfquoten. Und auch wenn dann ab Anfang April die Impfquote stark steigt und die "Neuinfektionen" scheinbar gleichlaufend zurückgehen, kann man einfach mal einen Blick nach links werfen und fragen, was denn den gleichen Rückgang im Dezember 2020 verursacht hat. Die Impfungen können es jedenfalls nicht gewesen sein. Wieso sollen die es dann im Frühjahr 2021 sein, zumal auf diesem niedrigen Niveau?

Und ich erinnere auch gern noch einmal an das, was ich bei Israel bereits gesagt habe: um einen Effekt der Impfungen messen zu können, müssen entweder die Geimpften selbst nach der Impfung getestet worden sein oder die Kontaktpersonen von Geimpften. Und das alles in einem Zeitraum, der lang genug ist, daß die Geimpften überhaupt die Chance haben, mit dem Virus erneut in Kontakt zu kommen. Denn es ist ja nun nicht so, daß dieses Virus quasi die ganze Luft um uns herum ausfüllt und jeder Gang auf der Straße oder jeder Blick aus dem Fenster oder jeder Aufenthalt in einem Raum zu einer Infektion führt.

Hier noch die Todesfälle in Tschechien in Relation zur Impfquote:



Auch hier kein Effekt sichtbar, allein schon wegen der geringen Impfquote.


Nachfolgend weitere Länder:

Polen:




Die auffälligen Schwankungen bei der roten Linie der Impfquote deuten auf einen Verzug bei der Datenübermittlung hin, denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß an manchen Tagen kein einziger Menschen in Polen geimpft worden ist. Die reale Impfquote liegt also irgendwo in der Mitte dieses Auf und Abs als Durchschnitt und wir reden da wohl über 3 bis 4%. Dem steht ein drastischer Rückgang der "Neuinfektionen" von 35.000 auf 5.000 gegenüber. Völlig ausgeschlossen, daß dies durch diese geringe Impfquote zu erreichen ist.



Auch hier: keine deutliche Korrelation zwischen Impfquote und Todesfällen.

Argentinien:



Hier sehen wir einen drastischen Rückgang der "Neuinfektionen" zwischen Mitte Januar 2021 und Anfang März 2021 von etwa 12.000 Fällen auf etwa 6.000 bis 7.000 Fälle, also fast 50%, ohne daß eine irgendwie relevante Impfquote erreicht worden wäre.

Und mit dem Ansteigen der Impfquote im weiteren Verlauf steigen sogar die "Neuinfektionen" wieder drastisch an auf ein Niveau, daß fast doppelt so hoch liegt wie Mitte Januar, als der erste Rückgang begann. Ich will damit nicht sagen, daß die Impfung für den Anstieg verantwortlich ist, sondern daß diese niedrigen Impfquoten nachweislich keinen dämpfenden Effekt haben, der ihnen aber bei Israel und Großbritannien zugeschrieben wurde.



Auch bei den Todeszahlen kein Effekt durch die Impfungen.

Nun waren das jetzt Länder, mit Ausnahme von Israel, mit eher niedrigen Impfquoten. Ich wollte mit diesen Beispielen zeigen, daß auch Länder mit niedrigen Impfquoten Rückgänge bei den Zahlen der "Neuinfektionen" und Todesfälle zu verzeichnen haben, die offensichtlich nicht an der Impfung liegen können.

Aber gern werfe ich auch einen Blick auf ein Land mit höherer Impfquote.

Da fiel mir zunächst Gibraltar ein, allerdings sind für Gibraltar keine Daten zu "Neuinfektionen" und Todesfällen verfügbar. Die USA kämen evtl. auch infrage, allerdings gibt es beim Thema Corona nicht "DIE USA", wie bei vielen anderen Themen auch. Die einzelnen US-Staaten sind in ihrer "Corona-Politik" so unterschiedlich, daß man sich die Einzelstaaten separat betrachten müsste, was der Datensatz aber nicht hergibt.

Somit habe ich weiter gesucht nach Ländern mit hoher Impfquote und bin auf das Emirat Bahrain gestoßen.

Hier die Impfungen im Vergleich mit den "Neuinfektionen":




Und was für eine Überraschung: die Zahl der "Neuinfektionen" steigt seit Anfang Dezember leicht an und mit Beginn der Impfungen (die Daten sind leider erst ab Anfang März 2021 verfügbar, allerdings ab da schon mit einer Impfquote von 10%) steigen die "Neuinfektionen" weiter an. Und im Zeitverlauf führt dann der weitere Anstieg der Impfquote bestenfalls zu einer Dämpfung der "Neuinfektionen", aber in keinem Fall zu einem Rückgang, der mit den Impfungen korreliert.

Auch hier will ich nicht sagen, daß die Impfungen zu höheren "Neuinfektionen" führen, sondern daß sie eben nicht zu einem Sinken der "Neuinfektionen" führen.

Auch bei den Todesfällen zeigt sich dieses Muster:



Der Anstieg der Impfquote führt nicht zu einem Rückgang der Todesfälle, sondern eher zu einem leichten Anstieg, was man an der gestrichelten Durchschnittslinie sieht. Damit ist kein kausaler Zusammenhang gemeint, sondern nur ein zeitlicher. Jedenfalls ist kein Rückgang zu erkennen, obwohl die Impfquote sich mehr verdoppelt oder verdreifacht, je nach dem, von welchem Punkt man ausgeht.

Ich möchte es bei dieser Auswahl erst einmal belassen. Vielleicht füge ich noch weitere Länder hinzu, allerdings ist schon jetzt eines klar geworden: ein eindeutiges Muster für einen positiven Einfluss der Impfungen auf die Zahlen der "Neuinfektionen" und Todesfälle ist nicht erkennbar.

Israel erscheint als ein solches Beispiel, was aber nur auf den ersten Blick gilt und auch mehr ein zufälliger statistischer "Ausreißer" ist, bei dem die Impfungen mit der saisonalen Variabilität zusammenfallen.

Würden die Impfungen einen schnellen Effekt haben, müsste man dies in vielen Ländern sehen.

Und man darf auch nicht vergessen, daß die Zahl der "Neuinfektionen" eher von der Zahl der durchgeführten Tests und vom saisonalen Verlauf der Virenaktivität abhängt, als von Impfungen, denn wir haben ja gelernt, daß die Impfungen keine Infektionen verhindern, sondern nur den Verlauf der Krankheit abmildern.

Von daher könnten die vorstehenden Analysen fast überflüssig gewesen sein, allerdings wird in den Medien ja gerade mit den "Neuinfektionen" und den Todesfällen der Impferfolg gefeiert. Und andererseits taugen die "Neuinfektionen" ein wenig als Maß für den Erfolg der Impfungen, weil uns ja erzählt wird, daß die Geimpften eben weniger infektiös, also ansteckend sind und damit weniger Übertragungen auf andere Menschen stattfinden.

Nur wie man es auch erklärt und betrachtet, die Zahlen geben den Erfolg der Impfungen einfach nicht her.





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