Sonntag, 2. Mai 2021

Die "Zeichensetzer" wieder...

Die Künstler-Aktion "#allesdichtmachen" hat für einiges Aufsehen gesorgt.

Sofort startete die Meute aus Medien, Politik und "Promis" ihren moralischen Gegenangriff und überschlug sich mit absurden Vorwürfen wie "Verhöhnung der Opfer" und "zynische Aktion" und "keine konstruktive Kritik" und weitere Bausteine aus dem Wort-Baukasten für spontane Empörung, den jeder dieser Schwätzer wohl auswendig kennt.



Eine zum Halbpromi aufgestiegene Vertreterin der "Corona-Paniker" ist Carola Holzner. Sie ist Notfallmedizinerin aus Essen und betreibt auch einen Blog, auf dem sie sich Doc Caro nennt. Sie erlangte gewisse Bekanntheit durch halbwegs sachliche Diskussionen mit Hendrik Streeck und durch ihre diversen Auftritte in Talkshows.

Sie hat jetzt unter dem Hashtag "#allemalneschichtmachen" die Künstler und alle anderen Kritiker der Maßnahmen der Regierung aufgerufen, mal eine Schicht auf einer Intensivstation mitzumachen und dann nochmal über die Kritik nachzudenken.

Naja, diese Aktion ist so sinnlos wie durchschaubar.

Seit einigen Monaten hören wir aus den Kreisen der Medizin, daß das Problem auf den Intensivstationen nicht die verfügbaren Betten sind, sondern das verfügbare Personal, ohne natürlich darauf hinzuweisen, daß das schon seit Jahren der Fall ist und das Personal in Krankenhäusern seit Jahren hoch belastet ist.

Man hat uns, wahrscheinlich sogar zu Recht, erklärt, daß man nicht einfach medizinisches Personal von irgendeiner Station auf die Intensivstation verlegen kann. Man benötigt eine besondere Ausbildung.

Okay, und dann verkündet eine, die das eigentlich so gut weiß wie kein anderer, daß doch "alle mal ne Schicht machen" sollen. Klar, macht Sinn. 😏

Man sieht schnell, daß das wieder nur so eine typische "virtue signaling"-Aktion war, mit der man Aufmerksamkeit erlangen und öffentlich seine Gutartigkeit präsentieren kann. Das ist weder mutig noch konstruktiv oder sonst irgendwas positives.

Demgegenüber war die Aktion "#allesdichtmachen" tatsächlich mutig und hat eine Diskussion ausgelöst.

Einer der beschimpften Künstler war Jan Josef Liefers, der dann auch spontan anbot, bei dieser Aktion mitzumachen und sich mal ein Bild von der Situation zu machen.


Liefers erklärt Bereitschaft für eine Schicht im Krankenhaus


Genauso spontan reagierte der Leiter der Klinik Essen, Professor Jochen A. Werner.

"Wer bis heute nicht begriffen hat, was in Krankenhäusern geleistet wird, der begreift es auch in einer Schicht nicht", so der Klinikchef. Er halte eine Inszenierung wie "Bergdoktor im Ruhrgebiet" für "undenkbar".

Rumms, das hat gesessen. Und so schnell, wie die Aktion wohl "erdacht" war, war sie auch wieder zu Ende.

Der Klinikchef zeigt mit seiner Äußerung aber eh nur, daß er von der Kritik an den Maßnahmen der Regierung nichts begriffen hat, denn bis heute konnte mir noch keiner sagen, welcher Künstler in welchem Video die harte Arbeit in Krankenhäusern angezweifelt hätte.

Zudem ist der Hinweis auf den Bergdoktor recht albern, denn es wäre sehr einfach, die Schicht von Liefers ohne Kameras durchzuführen. Daß demgegenüber die Kameras im letzten Jahr Dauergast auf den Intensivstationen dieses Landes waren und eine wahre Horroshow abgezogen haben, interessiert ihn da eher nicht.

Also kurzum, die Aktion "#allemalneschichtmachen" wird wohl über den Status eines Hashtags in den sozialen Medien nicht hinauskommen. Was ja auch nicht wirklich überraschend ist.

Und auf die Einladung von Doc Caro, mal auf einer Intensivstation zu arbeiten, kann ich nur antworten: Deutschland ist keine Intensivstation!

In Deutschland leben 83 Mio. Menschen und die wenigsten werden im Laufe ihres Lebens eine Intensivstation von innen sehen. Intensivstationen sind nicht der Nabel der Welt und nicht der Mittelpunkt des Lebens. Das Leben der Menschen spielt sich zuhause ab und auf Arbeit und im Freien und in Vereinen und in Restaurants und sogar auf der ganzen Welt, wenn man in den Urlaub fährt. All das war bis 2019 problemlos möglich, ohne daß die Situation auf den Intensivstationen sehr viel anders war als 2020 oder 2021. Die verfügbaren Zahlen, die zudem noch übertrieben sind, belegen es.

Derzeit sind etwa 5.000 Menschen auf den deutschen Intensivstationen "wegen Corona" in Behandlung. Das sind 0,006% der Bevölkerung.

Tatsächlich sind es noch viel weniger, denn da liegen ja auch Patienten, die andere Krankheiten haben und dazu einen positiven PCR-Test. Und dazu sind in den Zahlen des DIVI auch noch Mehrfachzählungen enthalten. Immer wenn ein Patient von einer Intensivstation auf eine andere verlegt wird, zählt das als neuer Fall. Ein Patient - zwei Fälle.




Soviel zu den Daten, auf deren Basis die Bundesregierung unser Leben zerstört.

Außerdem kann sich Doc Caro mal gern eine Stunde an die Hotline des Wirtschaftsministeriums für Steuerberater und Anwälte setzen, bei der jene anrufen können, wenn sie um die großzügig versprochenen "Hilfen" des Staates für ihre Mandanten kämpfen. Da kann sie sich mal anhören, was die desaströse Politik angerichtet hat.

Und sie kann auch gern mal eine Schicht im Straßenbau oder in einem Supermarkt mitmachen, um zu sehen, daß Intensivstationen nicht die einzigen Orte in Deutschland sind, an denen hart gearbeitet wird. Bauarbeiter haben auch kein einfaches Leben und dieses Leben endet in der Mehrzahl früher als das von Ärzten oder medizinischem Personal.



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